Julzeit

Julzeit

Das Julfest ist ein nordeuropäisches Fest der Wintersonnenwende. In den skandinavischen Sprachen heißt Weihnachten heute Jul, im Englischen besteht der Begriff Yule und im Nordfriesischen heißt es Jül.

Inhaltsverzeichnis

Das Wort und seine Verbreitung

Die älteste Erwähnung des Wortes Jul findet sich im gotischen Kalenderfragment Codex Ambrosianus A aus dem sechsten oder siebenten Jahrhundert nach Christus. Das Fragment beschreibt das Ende des Oktobers und den November. Der November ist mit Naubaimbair: fruma Jiuleis überschrieben. Das heißt „November: der erste Julmonat“, aber auch „November: Der Monat vor der Julzeit“ ist möglich. Das Wort „Prosabbaton“ im Markusevangelium (Mk 15,42 EU) wurde mit „fruma sabbato“ übersetzt. Auch die altenglische Bezeichnung „æftera Geola“ für Januar deutet darauf hin. Im Altnordischen sind „Júl“ und „Jól“ nachgewiesen, im Finnischen als Lehnwort „juhla“ und „joulu“, wobei „juhla“ ganz allgemein „Fest“ bedeutet, während das später übernommene „joulu“ von vornherein für das christliche Fest reserviert war. In der weiteren Bedeutung umfasst „jól“ ganz allgemein das Festmahl, z. B. in der Kenning „Hugins jól“ = „Trinkgelage des Raben“. In vorchristlicher Zeit wurde Jól zur Mittwinternacht durch Opfer gefeiert (zur Datierung siehe unten). Zu diesem Wort gehört auch „jóln“ (neutrum plural) = Götter und „Jólnir“, ein Name Oðinns. Das bedeutet „Herr der Götter“, möglicherweise auch „Herr des Jólfestes“, denn die Flateyjarbók berichtet, dass die Heiden das Julfest zu Ehren des bösen Oðinn feierten. Man kann dem nicht mehr entnehmen, als dass auch Oðinn im Julfest eine nicht näher bestimmbare Rolle gespielt hat. Gleichwohl ist die Etymologie zweifelhaft. Eine andere Herleitung stellt Jul zu „él“, was „Schneegestöber“ bedeutet.[1] [2]

Die Anfänge

Die frühe Geschichte des Julfestes ist sehr umstritten. Die Meinungen reichen von der Leugnung eines vorchristlichen Julfestes bis zu Rekonstruktionsversuchen aus späteren Bräuchen. Dabei spielt die unterschiedliche Bewertung der altwestnordischen Quellen hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit die entscheidende Rolle. Auch ist umstritten, wie weit man Berichte über Herbst- und Winteropfer mit dem Julfest in Verbindung bringen darf, um vorchristliche Riten zu beschreiben. Das zeigt sich an der unterschiedlichen Bewertung des „alfablót“ (= Elfenopfer) in den „Austrfaravísur“ des Skalden Sighvatr oder Snorris Schilderung des Opfers in Tröndelag, zu dessen Teilnahme König Håkon der Gute gezwungen wurde. Es ist aber unstrittig, dass das Wort selbst vorchristlich ist. Die Kirche hatte vergeblich versucht, das Wort durch andere Begriffe zu ersetzen (Norrøn: „Dróttins burðar tíð“, Altschwedisch: „gudz födzlo hötidh“). Die altenglischen, nordischen und gotischen Belege stammen alle aus christlicher Zeit und stehen fast durchweg in christlichem Kontext. Es ist daher schwierig, aus den knappen Quellen der altnordischen Literatur ein Bild der verschiedenen Feste zu gewinnen. Das gilt für das erwähnte „alfablót“ der Skandinavier und die „Nacht der Mütter“ bei den Angelsachsen. Der Rückschluss von späteren Bräuchen begegnet der starken Wandlungsfähigkeit solcher Bräuche und ihrer Fähigkeit, sich andere Elemente anzueignen. Generell ist zu beachten, dass Sitten und Bräuche, die an die römischen Kalendae-Feste gekoppelt waren, alsbald in volkstümliche christliche Feiern aufgenommen wurden und sich im Zuge der Christianisierung über ganz Europa bis in den Norden ausbreiteten. Dazu gehören Bräuche mit Vermummungen und die Sitte, sich zu Silvester zu beschenken, was später auf das Weihnachtsfest überging.

Der altisländische Kalender lebte neben dem kirchlichen Kalender nach der Christianisierung noch eine Weile fort. Er wurde allmählich dem julianischen Kalender angeglichen. Das geschah bis zum 12. Jahrhundert. In einer komputistischen Abhandlung aus dem 13. Jahrhundert findet man noch „ýlir“, eine Ableitung für „jól“, für den zweiten Wintermonat. In jener Zeit bezeichnete „ýlir“ die Zeit vom 14. November bis 12. Dezember.[3] Die gotischen und der altwestnordischen Monatsnamen „juleis“ und „ýlir“ sind bereits dem kirchlichen Kalender angepasst und besagen nur, dass das Julfest zwischen Mitte November und Mitte Januar lag. Die altenglische „giuli“-Zeit bezeichnete nach Beda Venerabilis Dezember und Januar („Bedae De Temporum Ratione“ Kap. 15). Bei der näheren Zeitbestimmung stützt man sich im wesentlichen auf Snorri Sturluson. Er nennt drei Jahresfeste der vorchristlichen Nordleute: Ein Fest zu Beginn der Winterperiode, ein zweites Fest zur Mittwinterzeit und ein drittes im Sommer, wahrscheinlich zu dessen Beginn („Heimskringla“, Olafssaga helga Kap. 109[4], 117; Ynglingasaga Kap. 8). Die Angaben der Olafssaga betreffen Trøndelag, die Angaben der Ynglingasaga betreffen nach dem Zusammenhang die Mälargegend in Schweden. In der Saga über Håkon I., den Guten, berichtet er, dass man früher das Julfest zur „Mittwinternacht“ 3 Tage lang gefeiert habe. Nach der altwestnordischen Zeitrechnung fiel die Mittwinternacht auf die Mitte des Winterhalbjahres. Das war der 14. Januar. Es ist aber nicht sicher, ob die Bezeichnung „Mittwinternacht“ in der vorchristlichen Periode wirklich die Mitte des Winterhalbjahres war, oder die längste Nacht der Winterperiode. Andere Forscher stützen sich auf den agrarischen Jahresverlauf und halten das germanische und skandinavische Julfest für mit den Festen identisch, die im Anschluss an die herbstliche Tierschlachtung und zum Ende der herbstlichen Drescharbeiten von Mitte November bis Mitte Dezember stattfanden.[5] Dem wird die Zuverlässigkeit von Snorris Angaben entgegengehalten. Also war das Julfest mit Snorri Mitte Januar oder zur Zeit des zunehmenden Mondes nach der Wintersonnenwende. Prokopios von Caesarea berichtet von einem großen Fest auf Thule für die Zeit, wenn die Sonne nach der langen Winter-Dunkelheit zum ersten Mal sichtbar wurde. Seine Angabe 40 Tage Winterdunkelheit und 40 Tage Mitternachtssonne bezieht sich sicherlich auf die Lofoten. Beda berichtet, dass im England seiner Zeit das Jahr am 25. Dezember begann und dass die Nacht wegen der zu beobachtenden Bräuche als die „Nacht der Mütter“ bezeichnet wurde. Thietmar von Merseburg berichtet von einer Kultfeier bei den Dänen, die im „Januar, am Tage, an dem wir des Herrn Ankunft feiern“ stattfand.

Das „Haraldskvædi“, das um 900 entstanden ist, ist die einzige Skaldendichtung vor 1100, in der das Julfest genannt wird. Dort stellt der Dichter die Julfeier auf dem Lande dem Jultrinken der Seekrieger gegenüber. Dort heißt es in der 6. Strophe: „Der König will das Jul draußen (auf dem Meer) trinken und das Spiel Freyrs beginnen“. Die Formulierung „Jultrinken“ deutet darauf hin, dass das Trinken ein wesentlicher Bestandteil des Julfestes war. Der Dichter erwähnt in diesem Zusammenhang „Freys leikr“, also Spiele des Freyr, ohne nähere Erläuterung. Man kann auf jeden Fall von Freyr-Riten zur Julzeit ausgehen, von denen auch spätere Quellen berichten. Auch in den Sagas über Familien ist hie und da von Jul die Rede. Aber hier sind die Zeitbestimmungen ziemlich sicher bereits vom christlichen Festkalender beeinflusst. Die von Snorri und anderen geschilderten Opferrituale werden nicht als authentische Darstellung angesehen. Die Schilderung der Opfer hält man heute für literarische Konstruktionen.[6] Allenfalls die Gelübde, die man mit der Hand auf einen Eber ablegte, der später dann Freyr geopfert wurde, scheinen ein vorchristliches Element zu sein, wenn auch die Überlieferung relativ spät ist. Lokal scheint sich das Julfest in Norwegen nach der Christianisierung als rein soziales Ereignis erhalten zu haben,[7] was dafür spricht, dass das Schwergewicht schon immer auf der sozialen Bedeutung der Zusammenkunft und der Stärkung der Gemeinsamkeit gelegen hatte.

Aus vorchristlicher Zeit soll neben dem beschriebenen Jultrinken auch der Julbock stammen, ein aus Stroh geflochtener Ziegenbock. Dieser lässt sich vielleicht auf die Ziegenböcke des Gottes Thor zurückführen, die seinen Wagen ziehen. Er bringt auf seinem Rücken noch heute in Skandinavien die Geschenke.

Die heute auch im Christentum bekannten zwölf Rauhnächte, die sich dem 25. Dezember anschließen, zwischen Jul und Epiphanias, sollen schon den Germanen bekannt gewesen sein. Zu dieser Zeit soll sich in der germanischen Vorstellung auch Wodans alljährliche Wilde Jagd abgespielt haben, in der die Geister der Verstorbenen mit Odin über das Land ziehen sollten. Der Glaube, dass zu dieser Zeit das Geisterreich offenstehe, zog Bräuche wie das Stehenlassen von Essen für die Geister (siehe unten) oder das Verbringen von Essen in die Megalithanlagen mit sich.[8] Auch für Odins Pferd Sleipnir stellte man Nahrung vor die Tür. Ebenfalls in den Rauhnächten spielt das Märchen um Frau Holle, die deutliche Bezüge zur germanischen Totengöttin Hel hat.

Auch eine byzantinische Quelle des 10. Jahrhundert berichtet von Zeremonien des Kaisers Konstantin Porphyrogennetos am neunten Tag einer Periode von 12 Tagen zwischen Jul und Epiphanias, in denen zwei Gruppen von Männern als „Goten“ verkleidet und mit Fellen behangen um den Tisch tanzten und unverständliche mit lateinischen Wörtern durchsetzte Texte sangen und mit Stäben auf die Schilde schlugen. Es wird vermutet, dass es sich um Soldaten der wikingischen Leibgarde handelte, die den byzantinischen Sieg über die Goten im 6. Jahrhundert besangen und dies mit heimischen Brauchtumsresten vermengten.[9]

Mittelalter

Die Königsmacht und die Kirche nahmen davon Abstand, in einer Übergangszeit zu schnell und zu radikal mit den Kulttraditionen zu brechen. Håkon der Gute verlegte das Fest auf den 25. Dezember,[10] indem er gesetzlich bestimmte, dass das „jólahald“ zur selben Zeit wie das christliche „mælisøl“ zu feiern sei. Das Wort „brandajól“ bezeichnete das Weihnachtsfest mit vier oder fünf aufeinanderfolgenden Feiertagen. Nach der Graugans, einer alten isländischen Gesetzesniederschrift, durfte während der Júlzeit niemand Feuer entzünden oder Holzscheite nach Haus tragen. Erst Olav Tryggvason konnte dank der gefestigten Stellung der Kirche die heidnischen Bräuche verbieten. Aber um dem Volk entgegenzukommen beließ er einige alte Feste, nämlich das zeremonielle Biertrinken zur Jul- und Osterzeit, zur Mittsommerzeit und zur Herbstzeit. Im „Älteren Gulathinggesetz“ wird über das „ølgerð“ zur Julnacht in § 7 bestimmt, dass der Bauer und seine Frau das Bier trinken und den Segen sprechen „zum Wohle von Christus und St. Marien für ein gutes Jahr und Frieden“ („signa til Krist þacca og Sancta Mariu til árs oc til friðar“). Mit „þacca“ bezeichneten die altskandinavischen Trinkformeln „in amorem“ oder „caritatem bibere“, was später in die nordischen Rituale übernommen wurde. Der Rausch hatte eine sakrale Bedeutung, stellte er doch eine Verbindung zu den Göttern her. „Til árs“ bezog sich auf die Nahrung und bezeichnete Kornwachstum und Fischfang. „Friðr“ bezog sich auf den Zusammenhalt in der Sippe, umschloss aber auch den gesamten Hausstand mit dem Vieh, hatte aber auch einen sexuellen Beiklang, indem auch Ernte und Vermehrung mitgedacht wurden.[11] Der Segenstext kann also als vorchristlich gelten. Im ältesten Geschichtstext, dem „Ágrip“ (siehe Geschichte Norwegens), wird über Jól wie folgt reflektiert: „Es gehört sich, hier die von den Christen gestellte Frage zu beantworten, was die Heiden im Hinblick darauf, dass unser Jól mit unseres Herrn Geburt entstand, mit Jól meinen. Heidnische Menschen machen ein Gelage zu Ehren Oðins, der viele Namen hat. Er heißt Viðrir, er heißt Hár, Þriðji und Jólnir. Von Jólnir hat Jól seinen Namen erhalten.“ Richtiger dürfte die „Flateyjarbók“ liegen, wo gesagt wird, dass die Heiden den Oðinsnamen „Jólnir“ aus Jól abgeleitet hätten.

Aus alledem ergibt sich, dass es eine sichere Kunde über das vorchristliche Julfest nicht zu gewinnen ist. Auf jeden Fall kann es als falsch bezeichnet werden, dass das christliche Weihnachtsfest auf das Julfest gelegt worden sei, was in populärwissenschaftlichen Schilderungen immer wieder behauptet wird. Eher ist der umgekehrte Vorgang plausibel, dass das Julfest auf den christlichen Weihnachtstag verschoben wurde. Auch das Brauchtum ist nicht vom heidnischen Julfest in das christliche Weihnachtsfest hineingetragen worden. Denn das heidnische Julfest war nach allem, was man den Quellen entnehmen kann, im wesentlichen ein Gelage.

Entwicklungen im Mittelalter und danach

Im Mittelalter und der Neuzeit entwickelten sich die Julbräuche in Skandinavien weiter. So gab es in Schweden, Norwegen und Finnland, aber auch auf dem Kontinent bis ins 20. Jahrhundert hinein das „Julstroh“. Das Stroh wurde in den Häusern und den Kirchen auf dem Boden ausgebreitet. Es sind „Trolldom“ (= Zauberei) und Orakel mit Strohhalmen beschrieben.[12] Es gab auch die Sitte, im Julstroh zu schlafen, bevor man das Bett unsichtbaren Gästen überließ.[13] Des Weiteren ist das Jultrinken für das Mittelalter gut belegt, sogar die Trinkgefäße sind beschrieben.[14] Dazu kam das Julbrot, das bei dem bäuerlichen Jól eine besondere Rolle spielte. Es wird dafür eine besondere Sorte Brot beschrieben, rund, dick und so lang, wie ein 5-jähriges Kind. Zu den Weihnachtstagen wurde es an völlig unbekannte Leute verteilt. Eine ähnliche Sitte ist für die Zeit um 1400 auch für Böhmen belegt. Eine Predigt von 1515 kritisierte die abergläubischen Riten um das Julbrot, was darauf hindeutet, dass man diesem Brot übernatürliche Kräfte beimaß. In der Christnacht oder sogar während der ganzen Julzeit wurde ein Tisch für unsichtbare Gäste gedeckt. Man ließ dazu ein großes Brot und ein Messer auf dem Tisch liegen, damit die Götter (nunmehr Dämonen) davon essen sollten. Auch waren die Toten oder die Engel oder in deutschen Gegenden Perchta und in Frankreich „les bonnes dames“, die im Mittelalter „dominae“ oder „bonae mulieres“ oder „Parcae“ hießen, so in neuerer Zeit bedacht. Möglicherweise handelte es sich um keltisch-germanische Einflüsse in Verbindung mit den „matronae“ oder „matres“, also Fruchtbarkeitsgöttinnen aus der römischen Zeit, und diese werden mit Bedas „Nacht der Mütter“ in England in Verbindung gebracht. Auf dem Jultisch sollte in der Nacht ein Jullicht und draußen ein großes Julfeuer brennen. Dieses Jullicht ist in einem Verbot aus Dänemark von 1562 belegt, in dem verboten wird, am Julabend, am Neujahrsabend oder am Abend des Dreikönigsfestes um Julfeuer zu bitten. Es gab noch viele Riten, die nicht unmittelbar christlichen Gehalt haben, sondern alle Elemente des damaligen Aberglaubens auf sich fokussierten.

siehe: Geschichte Weihnachtens

Das Julfest in der Neuzeit

Vor allem in Skandinavien sind viele der mittelalterlichen Bräuche erhalten geblieben und werden heute beim allgemeinen christlichen Weihnachten, was dort auch immer noch „Jul“ heißt, gepflegt. Man wünscht sich „God Jul“ („Frohe Weihnachten“). Auch ist dort der Julbock erhalten geblieben, der meist unter dem Weihnachtsbaum aufgestellt wird und die Geschenke trägt. Ein leichtes Wiederaufkommen dieses Gegenstands gab es in Deutschland, da das schwedische Möbelhaus Ikea den Strohbock zur Weihnachtszeit im Sortiment trägt, weil dieser in Schweden eben mit zum Weihnachtsfest gehört.

Der eigentliche Mittelpunkt am Weihnachtsabend ist das gemeinsame Essen. Nach dem Nachtisch werden die „Julklapp“-Päckchen aus den Verstecken geholt. Beim Brauch des Julklapp wird ein in vielen Hüllen gepacktes Geschenk in den Raum geworfen und dabei „Julklapp! Julklapp!“ gerufen. Bei diesen Geschenken ist weniger der materielle Wert von Bedeutung als die Kleinigkeit oder der Vers, der immer in positiver oder negativer Hinsicht auf die Person des Beschenkten ausgerichtet ist. Keiner darf auspacken, ohne das Verschen vorzulesen. Wenn sich das Gelächter über diese Reimchen gelegt hat, wenn die Geschenke begutachtet und bewundert worden sind, dann wird um den Weihnachtsbaum getanzt.

Am ersten Weihnachtstag geht es zur Kirche, dabei säumen brennende Kerzen in den Fenstern der Landgemeinden den Weg. Dieser Tag ist im Gegensatz zu den vorherigen eher ruhig und beschaulich. Die Nachbarn und Bekannten besuchen einander, die Kinder beschäftigen sich mit den neuen Spielsachen oder ziehen von Haus zu Haus und wünschen „God Jul“.

Das Julfest im Nationalsozialismus

Während ihrer Herrschaft gab es Versuche der Nationalsozialisten, die christlichen Feste zu germanisieren und damit auch das christliche Weihnachtsfest durch das altgermanische Julfest zu ersetzen. Begleitet von der Frage nach germanischen Wurzeln des Weihnachtsfestes wurde der Kirche vorgeworfen sich die germanischen Bräuche angeeignet zu haben und diese ausgenutzt zu haben.

Die Termine im Jahresfestkalender der Nationalsozialisten („Tag der Machtergreifung“ am 30. Januar, der 1. Mai, Sommersonnenwende, Reichsparteitag, Erntedankfest und Wintersonnenwende) sollten die christlichen Feiertage vollständig ablösen. Für die größeren Feiern sollte ein „arteigenes Brauchtum“ entwickelt werden, was durch verschiedene Ämter (z. B. dem „SS-Ahnenerbe“ unter Heinrich Himmler) verwirklicht werden sollte. Zum Fest verschenkte Himmler sogenannte Julleuchter aus der Porzellanmanufaktur Allach an SS-Mitglieder. So erschienen ab 1935 diverse Veröffentlichungen, z. B. als Dienstanweisung der Parteistellen, Schulungsunterlagen der HJ, des NS-Lehrerbundes, der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ mit anschaulichem Material für Weihnachtsfeiern in der Öffentlichkeit als Grundlage zur Umerziehung des Volkes.

Für die Familie wurden Weihnachtsbücher mit Vorschlägen zur Festgestaltung herausgegeben. Der Christbaum sollte in „Jultanne“ umbenannt werden und Frau Holle den Nikolaus und das Christkind als Gabenüberbringer ablösen. Christliche Symbolik wie das Kreuz beim Schmücken der Häuser sollten durch ein riesiges Hakenkreuz bzw. Sonnenrad ersetzt werden, so sollte dies zum Beispiel aus Goldpapier auf der Baumspitze stehen.

Das Julfest wurde 1935 erstmals im großen Rahmen im Freien mit der typischen Feuer- und Lichtsymboik der Nationalsozialisten gefeiert. In Parteinähe (z. B. Organisationen wie die HJ) wurde die Umwandlung der Weihnachtszeit großteils erreicht. [15]

Das Julfest im Neuheidentum

Brennendes Sonnenrad zum Julfest

Im nordisch-germanischen Neuheidentum (z. B. Asatru) ist das germanische Julfest das wichtigste Fest im Jahr und man bedient sich dessen, was Volkskundler für vorchristliche Bräuche halten (z. B. Wilde Jagd, bzw. Rauhnächte), um die Julzeit und das Mittwinterfest zu rekonstruieren. [16] Hier wird es als Wintersonnwendfest gefeiert, manchmal zum astronomischen Datum, dem 21. Dezember („Julmond“), aber auch zum zugeschriebenen 25. Dezember. Gefeiert wird die wiedergeborene Sonne und das Längerwerden der Tage, da dieser Wechsel seit Menschengedenken überlebenswichtig ist, vor allem für die Saat und Ernte. Man sieht das Julfest als eine zwölftägige Friedenszeit, in der die Häuser mit immergrünen Zweigen wie Buchsbaum, Eibe, Fichte, Tanne, Stechpalme, Kiefer, Efeu, Wacholder geschmückt werden, denen man schützende und heilende Kräfte zuschreibt. Das Haus wird geräuchert mit den Worten „Glück ins Haus – Unglück hinaus,“ und auch der oben beschriebene „Julbock“ findet seine Verwendung. Gastfreundschaft soll schon früher ein wichtiges Element der Julzeit gewesen sein, so soll das Haus den Gästen offengestanden haben, die ein und aus gingen und reich bewirtet wurden. Zudem ist es ein Brauch, einen großen Holzklotz – den „Julklotz“ – aus dem Wald zu holen, und ihn zwölf Tage und Nächte brennen zu lassen. Von Anhöhen oder Bergen werden brennende Sonnenräder, mit Stroh bespanntes Holz oder geflochten, ins Tal gerollt.

Auch in der Wicca-Hexenreligion ist das Julfest eines der 8 Feste des Jahreskreises, an dem mit der Wintersonnenwende die Wiedergeburt des geopferten Jahresgottes bzw. der Tod des Stechplamenkönigs (Gott des abnehmenden Jahres) und dessen Ablösung durch den Eichenkönig (Gott des zunehmenden Jahres) gefeiert wird.

Bezüge und Weiteres

Das Cover des Albums Sorrow Throughout The Nine Worlds der schwedischen Death-Metal-Band Amon Amarth ziert das brennende Sonnenrad, und auch in ihrem Video zum Lied The Pursuit Of Vikings werden ebendiese einen Berg heruntergerollt. [17]

Literatur

  • H. Celander:: Förkristen julenligt norrönakällor. 1955. 
  • Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. Marix Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-86539-143-8. 
  • Alexander Jóhannesson: Isländisches etymologisches Wörterbuch. Bern 1956. 
  • Arni Bjørnsson: High days and Holidays in Iceland. 1995. 
  • P. V. Glob: Danske oldtidsminder. Kopenhagen 1967. 
  • A. Hultgård: Jul. In: Heinrich Beck (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd. 16.. de Gruyter, Berlin 2000. 
  • Folke Ström: Nordisk hedendom. Göteborg 1961. 
  • A. Tille: Die Geschichte der deutschen Weihnacht. 1893. 
  • T. Troels-Lund: Dagligt Liv i Norden i det 16. Aarhundrede VII. 1903. 
  • Hermann Usener: Religionsgeschichtliche Untersuchungen II. Christlicher Festbrauch. In: Schriften des ausgehenden Mittelalters. Olms, Hildesheim, New York 1972 (Neuauflage), ISBN 3-487-04347-5. 
  • Lily Weiser-Aall: Jul. In: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelader, Bd. 8.. Kopenhagen 1963. 
  • Lily Weiser-Aall: Julehalmen i Norge. Småskrifter fra Norsk Etnologisk Gransking nr. 3. 1953. 

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Grimm 1984, Bd. 28, S. 710
  2. Vgl. Johannesson 1956
  3. H. Celander 1955, Weiser-All, 1963, S. 6
  4. „Það er yður satt að segja konungur ef eg skal segja sem er að inn um Þrándheim er nálega allt fólk alheiðið í átrúnaði þótt sumir menn séu þar skírðir. En það er siður þeirra að hafa blót á haust og fagna þá vetri, annað að miðjum vetri en hið þriðja að sumri, þá fagna þeir sumri.“ (Dies muss ich wahrheitsgemäß berichten, König, wenn ich erzählen soll, wie die Dinge liegen. In ganz Inner-Drontheim ist fast das ganze Volk heidnisch in seinem Glauben, wenn auch dort einige Männer getauft sind. Nun ist es ihr alter Brauch, im Herbst ein Opferfest zu begehen, um den Winter zu begrüßen, ein zweites im Mittwinter und ein drittes im Sommer, um den Sommer zu begrüßen.) Laut Kommentierung der Herausgeber der isländischen Ausgabe handelt es sich um den 14. Oktober, den 12. Januar und den 12. April.
  5. Bjørnsson, 1995, Celander 1955, Tille, 1893
  6. Hultgård S. 103.
  7. „Hann var því vanur meðan heiðni var að hafa þrjú blót hvern vetur, eitt að veturnóttum, annað að miðjum vetri, þriðja að sumri. En er hann tók við kristni þá hélt hann þó teknum hætti um veislur. Hafði hann þá um haustið vinaboð mikið og enn jólaboð um veturinn og bauð þá enn til sín mörgum mönnum, þriðju veislu hafði hann um páska og hafði þá og fjölmennt. Slíku hélt hann fram meðan hann lifði. Sigurður varð sóttdauður. Þá var Ásbjörn átján vetra. Tók hann þá arf eftir föður sinn. Hélt hann teknum hætti og hafði þrjár veislur á hverjum vetri sem faðir hans hafði haft.“ (Solange das Heidentum herrschte, war er gewohnt, jedes Jahr drei Opferfeste zu veranstalten: Eins zu Winteranfang, ein anders im Mittwinter, ein drittes gegen den Beginn des Sommers. Und als er Christ geworden war, behielt er dieselbe Gewohnheit in der Veranstaltung der Feste bei. Im Herbst lud er immer eine Menge Freunde ein, und im Winter bat er zum Julfest. Da lud er wieder Leute ein. Ein drittes Fest hielt er zu Ostern ab. Und auch da bat er wieder eine Menge Menschen zu sich. Und an dieser Gewohnheit hielt er ein ganzes Leben lang fest.) Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap 117; deutsch von Felix Niedner.
  8. Vgl. Glob 1967
  9. Hultgård, 2000, S. 100 ff.
  10. Jóhannesson 1956, S. 97
  11. Ström S. 45.
  12. Vgl. Usener 1889
  13. Vgl. Weiser-Aall 1953
  14. Troels-Lund 1903, S. 28 ff.
  15. Angela Brown: Vom „germanischen Julfest“ zum „Totenfest“. Weihnachten und Winterhiltswerk-Abzeichen im Nationalsozialismus., In: Deutsches Historisches Museum (Hrsg.): DHM, 5. Jg. 1995, Nr. 14, abgerufen am 30. März 2008
  16. Steinbock, Fritz "Das heilige Fest, Rituale des Traditionellen Germanischen Heidentums in Heutiger Zeit", Daniel Junker Verlag 2004, S.125
  17. siehe Discografie auf amonamarth.de

Weblinks


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