Junger Lebemann

Junger Lebemann

Playboy bedeutet im Englischen „junger Lebemann“. Playboy ist die heute nicht mehr so häufig benutzte Bezeichnung für einen reichen Mann (oft einen reichen Erben) der High Society, der sein Geld vorrangig für Freizeitvergnügen ausgibt, sich in Nachtclubs aufhält und viele wechselnde Frauen- oder Männerbekanntschaften hat – „eigentlich ein wunderbarer Nichtstuer“ (Gunter Sachs), für dessen exzentrische Vergnügungen sich vor allem die Boulevardpresse interessiert.

Er pflegte vor allem in den späten 1950er- und 1960er-Jahren an den Stränden der Riviera das Dolce Vita (süßes Leben) oder Dolce far' Niente (süßes Nichtstun) in Reinkultur und kokettierte damit, nicht arbeiten zu müssen und das auch demonstrativ zu zeigen. Im Film machte ihn Marcello Mastroianni in Fellinis gleichnamigem Film (La Dolce Vita) unsterblich.

Als Bonvivant ist er auch - neben dem Herzensbrecher der 1920er-Jahre - einer der klassischen Rollentypen der Schauspielkunst (Rollenfach). Als Beau ist er der Schönling, als Roué der Wüstling, als Filou der Nichtsnutz der Gesellschaft. Die französische Literatur kannte den Bel Ami (schöner Freund). Eine italienische Spezialvariante ist der vor allem an Badestränden ausländische Touristinnen umgarnende Papagallo.

Geschichte

Der Begriff Playboy taucht erstmals 1828 im Oxford English Dictionary auf. In der Definition dort heißt es: „ein Mensch, besonders ein wohlhabender, der darauf aus ist, sich zu erfreuen“; „ein selbstsüchtiger Genusssucher“. In den deutschen Sprachraum gelangt er erstmals Mitte der 1960er-Jahre im Zusammenhang mit Berichten in Klatschmagazinen wie Quick über prominente Exemplare dieser Sorte Mann wie Gunter Sachs.

Playboys erlebten Mitte des 20. Jahrhunderts ihre Blütezeit, als man nach den Entbehrungen der Kriegstage wieder begann, die schönen Seiten des Lebens zu genießen. Bekannte Playboys waren Arndt von Bohlen und Halbach, der Milliardär Prinz Alex Agafonov, Alfonso Prinz zu Hohenlohe, Lebemann Gunter Sachs, der sich selbst „Patrick Borck“ (einen spielenden Menschen) nennt und Frauen für das Schönste hält, was es auf der Welt gibt, oder der draufgängerische Australier Freddie McEvoy, der zusammen mit Hollywood-Star Errol Flynn den High Society-Treffpunkt Acapulco unsicher machte. Auf die Frage des Nachrichtenmagazins Newsweek, ob er jemals arbeite, entgegnete Playboy Porfirio Rubirosa, Diplomat aus der Dominikanischen Republik: „Arbeit? Ich habe keine Zeit für Arbeit.“ Seine Lebensphilosophie: „Die meisten Männer wünschen sich nichts sehnlicher, als Vermögen zu verdienen, ich will nur Vermögen ausgeben.“ Er kam am 5. Juli 1965 in seinem Ferrari bei einem Autounfall ums Leben. Die Zeitungen nannten ihn den „letzten echten Playboy“.

Schlagzeilen machte Gunter Sachs, als er – nach heftigem Werben in St. Tropez – am 14. Juli 1966 die französische Filmschauspielerin und Sexbombe Brigitte Bardot im Spielerparadies Las Vegas ehelichte. Bardots späterer Kommentar zu der kurzen Ehe:

„Ich hatte nicht einen Mann allein geheiratet, sondern eine Sippschaft herumscharwenzelnder Playboys, die durch Komplizenschaft enger zusammengeschmiedet waren, als es eine Ehe je vermochte. In ihrem Leben fungierten die Frauen gewiss nicht als ‚Frau‘ im positivsten Sinne. Sie suchten sich schöne, junge und vorzugsweise dumme Gefährtinnen. Pech für Gunter! Da ich die letztgenannte Qualifikation nicht besaß, fiel ich ihm zunehmend lästig. Er playboyte herum, und ich stand ihm dabei im Wege!“

1969 wurde die Ehe geschieden.

Materiell ausgesorgt zu haben reichte alleine nicht aus, um als Playboy zu gelten. Dazu gehörten auch umtriebige Vergnügungen jener Art, wie sie Alfonso Prinz zu Hohenlohe beschreibt: „Das Wochenende zum Segeln nach Long Island oder Newport; Polo bei den Vanderbilts in Connecticut, ein paar Tage mit anderen Junggesellen in Havanna auf Kuba.“ Ein „echter“ Playboy musste zwar nicht unbedingt schön sein, aber eine gewisse sexuelle Attraktivität ausstrahlen, stets auf der Suche nach einer neuen Affäre sein und verschwenderisch mit seinem zumeist geerbten Geld umgehen. Vor allem sollte er im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen. Rolf Eden, ehemaliger West-Berliner Disko- und Nachtclub-König und nach Selbsteinschätzung letzter deutscher Playboy, meint:

„Ich bin einfach nur wirklich potent, wenn ich eben verschiedene junge Damen habe, und das ist für mich immer wieder interessant, die kleinen süßen Geschichten, die sie mir so erzählen, und was sie so bedrückt, was sie für kleine Sorgen haben. Und den Riesenspaß, den wir immer haben: Wir verreisen zusammen, wir gehen sehr oft aus. Ich versuche auch wirklich, die Damen zufriedenzustellen, ich meine jetzt nicht sexuell nur, sondern vor allem auch kleine Schmuckstücke. Ich glaube Frauen muss man von oben bis unten jeden Tag verwöhnen und sie wirklich sehr happy machen.“

Im Zuge der Frauenemanzipation schlich sich der Playboy schrittweise vom Parkett des Boulevard, ist heute nahezu verschwunden und fast schon Kulturgeschichte. Wenn überhaupt, wird er heute als Wort einfach benutzt für einen Mann, der häufig wechselnden Geschlechtsverkehr hat.

Hugh Hefner, welcher 1953 das gleichnamige Erotikmagazin gründete, wird oft als Playboy bezeichnet.

Gunter Sachs, einst Inbegriff des Playboys, wurde bürgerlich, heiratete die Schwedin Mirja, mit der er seit nahezu dreißig Jahren skandalfrei verheiratet ist, und machte sich einen Namen als seriöser Fotograf. Manchmal erzählt er in Talkshows wehmütig von seinem anderen Leben als Playboy.

Playboys in der Literatur

Guy de Maupassant: Bel-Ami (1885)

Weblinks


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