- Juri Wlassow
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Juri Petrowitsch Wlassow (russisch Юрий Петрович Власов; * 5. Dezember 1935 in Makejewka in der Nähe von Donezk) ist ein ehemaliger sowjetrussischer Gewichtheber.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Juri Wlassow war von 1946 bis 1953 Kadett an der Suworow-Kriegsschule in Saratow und erhielt dort eine gute sportliche Allgemeinausbildung (Boxen, Schwimmer, Leichtathletik, Geländespiele). Anschließend studierte er bis 1959 an der Flugingenieur-Akademie in Moskau. Das Studium schloss er als Ingenieur-Oberstleutnant ab. 1954 erhielt er an der Akademie erste Kontakte zum Gewichtheben und fing damit an, selbst Gewichte zu stemmen. Sein erster Trainer war S. Bogdasarow. Seine Anfängerleistungen waren bei einem Körpergewicht von 90 kg, 80 kg im Drücken, 75 kg im Reißen und 95 kg im Stoßen. Im Dezember 1955 war er bereits bei 430 kg und im Sommer 1957 bei 462,5 kg im olympischen Dreikampf angelangt. Auf der nationalen Bühne machte er 1958 bei den UdSSR-Meisterschaften, bei denen er den 3. Platz im Schwergewicht belegte, auf sich aufmerksam. Von da an ging es rasch bergauf, denn bereits im nächsten Jahr wurde er erstmals Weltmeister und ein Jahr später, 1960, Olympiasieger.
Insgesamt dauerte seine erfolgreiche Laufbahn bis 1964. Seine beste Leistung erzielte er nach der Niederlage bei den Olympischen Spielen 1964 durch Leonid Schabotinski am 3. September 1964 in Podolsk mit 580 kg. 1965 und 1966 bestritt er keine Wettkämpfe.
1967 versuchte er ein Comeback, das aber nicht gelang. Er trat daraufhin endgültig zurück. Viele Jahre später nahm er zum Gewichtheben im speziellen und zum Sport im allgemeinen eine distanzierte Haltung ein. Er betätigte sich nunmehr mit Literatur, schrieb Skizzen, Novellen und Erzählungen.
In den 1990er-Jahren war Wlassow mehrere Jahre lang auch in der Politik tätig: Von 1989 bis 1991 war er Volksdeputierter der UdSSR und von 1993 bis 1995 Duma-Abgeordneter. Dabei trat er strikt gegen die Reformpolitik Jelzins auf. 1996 kandidierte er bei den Präsidentschaftswahlen, erhielt dabei jedoch nur 0,2% der Wählerstimmen.
Internationale Erfolge
(OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft)
- 1958, 1. Platz, Militär-Spartakiade der Warschauer-Pakt-Staaten, mit 480 kg, vor Cazan, Rumänien, 430 kg und Kurt Stemplinger, DDR, 375 kg;
- 1959, 1. Platz, WM in Warschau, mit 500 kg, vor James Bradford, USA, 492,5 kg und Ivan Vesselinov, Bulgarien, 455 gk;
- 1960, 1. Platz, EM in Mailand, mit 500 kg, vor Vesselinov, 460 kg und Alberto Pigaiani, Italien, 445 kg;
- 1960, Goldmedaille, OS in Rom, mit 537,5 kg, vor Bradford, 512,5 kg und Norbert Schemansky, USA, 500 kg;
- 1961, 1. Platz, WM in Wien, mit 525 kg, vor Ronald Zirk, USA, 475 kg und Eino Mäkinen, Finnland, 462,5 kg;
- 1962, 1. Platz, WM in Budapest, mit 540 kg, vor Schemansky, 537,5 kg und Gary Gubner, USA, 497,5 kg;
- 1963, 1. Platz, WM in Stockholm mit 552,5 kg, vor Schemansky und Leonid Schabotinski;
- 1964, 1. Platz, EM in Moskau, mit 562,5 kg, vor Karoly Ecser, Ungarn, 490 kg und Serge Reding, Belgien, 452,5 kg;
- 1964, Silbermedaille, OS in Tokio, mit 570 kg, hinter Shabodtinksky, 572,5 kg und vor Schemansky, 537,5 kg und Gubner, 512,5 kg
UdSSR-Meisterschaften
- 1958, 3. Platz, mit 470 kg, hinter Alexei Medwedew, 505 kg und Jewgeni Nowikow, 480 kg;
- 1959, 1. Platz, mit 495 kg, vor Nowikow, 457,5 kg und Romasenko, 455 kg;
- 1960, 1. Platz, mit 510 kg, vor Medwedew, 490 kg und Vilkovic, 462,5 kg;
- 1961, 1. Platz, mit 550 kg, vor Schabotinski, 500 kg und Vilkovic, 485 kg;
- 1962, 1. Platz, mit 522,5 kg, vor Schabotinski, 512,5 kg und Vilkovic, 475 kg
- 1963, 1. Platz, mit 542,5 kg, vor Schabotinski, 530 kg
Weltrekorde
(alle im Schwergewicht)
im beidarmigen Drücken:
- 186 kg, 1959 in Moskau,
- 188,5 kg, 1962 in Tiflis,
- 190,5 kg, 1963 in Wien,
- 192,5 kg, 1963 in Podolsk,
- 196 kg, 1964 in Podolsk,
- 197,5 kg, 1964 in Tokio,
- 199 kg, 1967 in Moskau
im beidarmigen Reißen:
- 151,5 kg, 1959 in Leningrad,
- 153 kg, 1959 in Warschau,
- 155,5 kg, 1960 in Leningrad,
- 163 kg, 1961 in Dnepropetrowsk,
- 169 kg, 1964 in Moskau,
- 170,5 kg, 1964 in Podolsk,
- 172,5 kg, 1964 in Tokio
im beidarmigen Stoßen:
- 197,5 kg, 1959 in Leningrad,
- 202 kg, 1960 in Rom,
- 205 kg, 1960 in Kislowodsk,
- 206 kg, 1961 in London,
- 208 kg, 1961 in Schwedt,
- 210,5 kg, 1961 in Dnepropetrowsk,
- 211 kg, 1962 in Oulu,
- 212,5 kg 1963 in Stockholm,
- 215,5 kg, 1964 in Podolsk
im olympischen Dreikampf:
- 537,5 kg, 1960 in Rom,
- 550 kg, 1961 in Dnepropetrowsk,
- 552,5 kg, 1963 in Stockholm,
- 557,5 kg, 1964 in Podolsk,
- 562,5 kg, 1964 in Moskau,
- 580 kg, 1964 in Podolsk
Weblinks
- Eintrag in der Hall of Fame (englisch)
- Kurzbio des Politikers (englisch)
Olympiasieger im Gewichtheben (Schwergewicht)1920–1948: +82.5 kg, 1952–1968: +90 kg, 1972–1976: 90–110 kg, 1980–1992: 90-100 kg, 1996: 91-99 kg, 2000–2008: 94–105 kg
1920: Filippo Bottino | 1924: Giuseppe Tosani | 1928: Josef Straßberger | 1932: Jaroslav Skobla | 1936: Josef Manger | 1948: John Davis | 1952: John Davis | 1956: Paul Anderson | 1960: Juri Wlassow | 1964: Leonid Schabotinski | 1968: Leonid Schabotinski | 1972: Jaan Talts | 1976: Juri Saizew | 1980: Ota Zaremba | 1984: Rolf Milser | 1988: Pawel Kusnezow | 1992: Wiktor Tregubow | 1996: Akakios Kachiasvilis | 2000: Hossein Tavakoli | 2004: Dmitri Berestow | 2008: Andrej AramnauPND: Datensatz zu Juri Petrowitsch Wlassow bei der DNB – keine Treffer im Katalog der DNB; 16. Januar 2009 Personendaten NAME Wlassow, Juri Petrowitsch ALTERNATIVNAMEN Власов, Юрий Петрович (russisch) KURZBESCHREIBUNG sowjetrussischer Gewichtheber GEBURTSDATUM 5. Dezember 1935 GEBURTSORT Makejewka bei Donezk
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