Justo Rufino Barrios

Justo Rufino Barrios
Justo Rufino Barrios Auyón

General Justo Rufino Barrios Auyón (* 19. Juli 1835 in San Lorenzo, San Marcos, Guatemala; † 2. April 1885 bei Chalchuapa, El Salvador) war ein guatemaltekischer Präsident.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Justo Rufino Barrios war der Sohn eines wohlhabenden Landbesitzers aus dem Departement San Marcos. Seine Schulausbildung absolvierte er in San Marcos, Quetzaltenango und zuletzt in Guatemala-Stadt. Anschließend studierte an der Universidad San Carlos de Guatemala Jura. Nach Abschluss des Studiums im Jahre 1862 war er einige Jahre als Notar in San Marcos tätig. Wegen seiner liberalen Gesinnung und einer Liebesaffäre mit der Tochter des Verwaltungschefs (corregidor) des Departements San Marcos geriet Barrios jedoch bald in Konflikt mit den lokalen Behörden und zog sich auf sein Landgut „Malacate“ zurück.

Die liberale Revolution

Ab 1867 sammelte Barrios eine Gruppe Gleichgesinnter um sich und begann einen Guerillakrieg gegen die konservative Regierung unter Präsident Vicente Cerna Sandoval. Nachdem er anfangs nur mäßig erfolgreich war, schloss er sich 1869 der Gruppe des liberalen Feldmarschalls Serapio Cruz an, der gleichfalls bereits seit mehreren Jahren gegen die konservative Regierung kämpfte. Als der Aufstand Anfang 1870 von Regierungstruppen niedergeschlagen und Cruz hingerichtet wurde, floh Barrios nach Mexiko. Dort traf er Miguel García Granados, mit dem zusammen er in Chiapas mit Unterstützung von Benito Juárez eine liberale Streitmacht aufstellte.

1871 marschierten Barrios und García Granados mit ihrer Truppe nach Guatemala ein. Sie errangen mehrere Siege gegen die Regierungstruppen unter dem persönlichen Befehl Cernas, in denen sich Barrios als mutiger und taktisch geschickter Heerführer erwies. Am 30. Juni 1871 nahmen sie Guatemala-Stadt ein und bewirkten den Sturz der Regierung Cerna. Unter der anschließenden provisorischen Regierung von Miguel García Granados war Barrios oberster Befehlshaber des Heeres und erster Stellvertreter des Präsidenten. Er entzweite sich politisch jedoch schon bald mit García Granados, da ihm dessen Reformen nicht weit genug gingen.

Die Präsidentschaft

1873 gewann Barrios für die Liberale Partei die Präsidentschaftswahlen. Als Präsident führte er radikale liberale Reformen durch. Diese wandten sich in erster Linie gegen den Einfluss der katholischen Kirche. So verwies er beispielsweise sämtliche kirchlichen Ordensgemeinschaften des Landes und verstaatlichte ihren Besitz. Viele der ehemaligen Klöster wurden zu öffentlichen Gebäuden, so zum Beispiel das Franziskanerkloster zur Postdirektion und das Kapuzinerkloster zum Polizeipräsidium. Außerdem schaffte er die kirchliche Gerichtsbarkeit ab und minderte den Einfluss der Kirche auf die Bildung durch Einführung öffentlicher Schulen.

Barrios gründete 1874 die Nationalbank (Banco Nacional de Guatemala) und 1879 die Nationalbibliothek. Er führte eine allgemeine Wehrpflicht, eine landesweite Heeresstruktur und ein zentrales Grundbuchamt ein. Im Jahre 1879 wurde die erste Verfassung Guatemalas verabschiedet. Diese trat ein Jahr später in Kraft. Trotz seiner liberalen und modernen Einstellung war sein Regierungsstil sehr autoritär. Zahlreiche politische Gegner mussten unter seiner Regierung das Land verlassen und ins Exil gehen.

1879 wurde Barrios für weitere sechs Jahre wiedergewählt. In dieser zweiten Amtszeit wurde unter anderem zwischen 1880 und 1884 die erste Eisenbahnlinie des Landes zwischen Puerto San José an der Pazifikküste und Guatemala-Stadt gebaut. Außerdem wurde durch Erlass aus dem Jahre 1883 die Grundlage für den Bau der Eisenbahnlinie an die Atlantikküste nach Puerto Barrios gelegt (die allerdings erst im Jahre 1908 fertiggestellt wurde).

1882 wurde auf Betreiben Barrios’ der Herrera-Mariscal-Vertrag zwischen Guatemala und Mexiko abgeschlossen. Durch diesen Vertrag verzichtete Guatemala (entschädigungslos) auf das seit 1823 zwischen den beiden Ländern umstrittene Gebiet des Soconusco sowie auf die Rückzahlung gewährter Kredite.

Die Konföderation

Wie die meisten Liberalen Mittelamerikas trat Barrios für die Wiederherstellung der Zentralamerikanischen Konföderation ein. Dies war eines der zentralen Themen seiner zweiten Amtszeit. Nachdem zahlreiche Verhandlungen nicht zu einem Ergebnis führten, entschloss sich Barrios, Fakten zu schaffen. Im Einverständnis mit den Präsidenten von El Salvador und Honduras, Rafael Zaldívar und Luis Bográn Barahona, erklärte er mit Erlass vom 6. März 1885 die Zentralamerikanische Konföderation für wiederhergestellt und ernannte sich selbst zum Oberbefehlshaber des konföderierten Heeres. Wenige Tage später änderte der salvadorianische Präsident Zaldívar jedoch seine Meinung und sprach sich gegen die Konföderation aus. Daraufhin kam es am 30. März zu ersten bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Guatemala und El Salvador. Drei Tage später fand bei Chalchuapa eine Schlacht statt, in der Barrios, der die guatemaltekischen Truppen selbst anführte, fiel. Mit ihm starb auch der Plan zur Wiederherstellung der Zentralamerikanischen Konföderation.

Weblinks

Literatur

  • Hector Gaitán A., Los Presidentes de Guatemala, Artemis & Edinter, Guatemala 1992, ISBN 84-89452-25-3
  • Jorge Mario García Laguardia, La reforma liberal en Guatemala, 2. Aufl., UNAM, Mexiko 1980, ISBN 968-58-2789-3

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Justo Rufino Barrios — (July 19, 1835 ndash; April 2, 1885) was a President of Guatemala known for his liberal reforms and his attempts to reunite Central America. Barrios was born in the village of San Lorenzo, in the department of San Marcos. He was known from his… …   Wikipedia

  • Justo Rufino Barrios — Este artículo o sección sobre biografías necesita ser wikificado con un formato acorde a las convenciones de estilo. Por favor, edítalo para que las cumpla. Mientras tanto, no elimines este aviso puesto el 11 de enero de 2010. También puedes… …   Wikipedia Español

  • Justo Rufino Barrios — Pour les articles homonymes, voir Barrios. Justo Rufino Barrios en 1884 Justo Rufino Barrios (19 juillet 1835 à San Lorenzo – …   Wikipédia en Français

  • Justo Rufino Barrios Auyón — General Justo Rufino Barrios Auyón (* 19. Juli 1835 in San Lorenzo, San Marcos, Guatemala; † 2. April 1885 bei Chalchuapa, El Salvador) war ein guatemaltekischer Präsident …   Deutsch Wikipedia

  • Barrios, Justo Rufino — ▪ president of Guatemala born 1835, San Lorenzo, Guatemala died April 2, 1885, Chalchuapa, El Salvador  president of Guatemala (1873–85), who carried out liberal domestic policies by dictatorial means and persistently advocated Central American… …   Universalium

  • Barrios — is a name of Hispanic origin. The name may refer to:Persons*Agustín Barrios (1885 ndash;1944), Paraguayan guitarist and composer *Arturo Barrios (born 1962), Mexican long distance runner and former world record holder *Carlos Jongitud Barrios… …   Wikipedia

  • Barrios — ist der Familienname folgender Personen: Agustin Barrios Mangoré (1885–1944), paraguayischer Komponist Artigas Barrios (* 1937), uruguayischer Politiker Arturo Barrios (* 1962), mexikanischer Leichtathlet Daniel Alberto Villalva Barrios (* 1992) …   Deutsch Wikipedia

  • Barrios — Saltar a navegación, búsqueda El término barrios puede referirse a: El plural de barrio, la subdivisión con identidad propia de una ciudad o pueblo; Contenido 1 Divisiones administrativas 2 Apellido 3 Miscelánea …   Wikipedia Español

  • Barrios — Barrios, Agustín Barrios, Gerardo Barrios, José María Reina Barrios, Justo Rufino Barrios, Los …   Enciclopedia Universal

  • Barrios — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Patronyme Barrios ou de Barrios est un nom de famille notamment porté par : Agustín Barrios Mangoré (1885 1944), compositeur et musicien… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”