- Anafranil
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Strukturformel Allgemeines Freiname Clomipramin Andere Namen 3-Chlor-10,11-dihydro-N,N-dimethyl-5H- dibenz-[b,f]azepin-5-propanamin (IUPAC)
Summenformel C19H23ClN2 CAS-Nummer 303-49-1 PubChem 2801 ATC-Code N06AA04
DrugBank APRD00253 Arzneistoffangaben Wirkstoffklasse Fertigpräparate - Anafranil® (CH)
- Clomipramin-ratiopharm® (D)
- Anafranil® (A)
Verschreibungspflichtig: Ja Eigenschaften Molare Masse 314,85 g·mol−1 Schmelzpunkt 189,5 °C [1]
Löslichkeit Wasser: 0,29 mg·l−1 (25 °C) [1]
Sicherheitshinweise Gefahrstoffkennzeichnung [2]
Xn
Gesundheits-
schädlichR- und S-Sätze R: 20/21/22 S: 36 Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln LD50 WGK 3 (stark wassergefährdend) [2] Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Clomipramin ist chemisch ein Dibenzazepin und ein Arzneistoff aus der Gruppe der trizyklischen Antidepressiva.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Clomipramin wurde in den 1960er-Jahren vom Schweizer Pharmaunternehmen Geigy (heute Novartis) entwickelt und wird bis heute unverändert in Deutschland unter dem Handelsnamen Anafranil® von Dolorgiet Arzneimittel und als Generikum von zahlreichen Herstellern vertrieben. Diese Substanz ist das Chlor-substituierte Derivat des Imipramins.
Pharmakologische Eigenschaften
Clomipramin wirkt vorwiegend antriebssteigernd und stimmungsaufhellend. Die stimmungsaufhellende Wirkung des Clomipramin setzt in ca. 1–2 Wochen, die antiobsessive etwas später ein. Es zeichnet sich aus durch ein duales Wirkprinzip – nämlich Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Inhibition, begleitet von α1-Adrenorezeptoren-Blockade. Die Down-Regulation der β-Adrenorezeptoren gehört zu den therapeutischen Effekten.
Indikationen
Clomipramin ist bei der Behandlung von Zwangsstörungen deutlich wirksamer als die SSRI.[3] Es besitzt ein breites therapeutisches Spektrum, so wird es in der Therapie von schweren (behandlungsresistenten) und/oder chronischen Depressionen und Angstzuständen (z. B. Agoraphobie) häufig verwendet und zwar mit einem gut dokumentierten Erfolg. Der Wirkstoff wird außerdem zur Behandlung der Kataplexie – eines der vier Leitsymptome der neuronal bedingten Schlafstörung Narkolepsie – eingesetzt.[4]
Clomipramin dient bis heute als Vergleichsstandard für Neuentwicklungen von Psychopharmaka für die Indikation Zwangsstörungen. Wegen seiner Wirksamkeit bei den Angststörungen wurde Clomipramin in die WHO-Liste der Essential Drugs als einziges Medikament in der Kategorie Panik und Angst aufgenommen.
Einnahme während der Schwangerschaft
Es gibt klare Hinweise für Risiken des menschlichen Fötus, aber der therapeutische Nutzen für die Mutter kann überwiegen. Die Anwendung von Clomipramin während der Schwangerschaft ist nur bei zwingender Indikation in Betracht zu ziehen, wenn keine Alternative mit geringem Risiko existiert[5] In Tierstudien wurden keine teratogenen Wirkungen beobachtet. Jedoch kann Clomipramin bei pränataler Verabreichung und bei Gabe während der Stillphase Verhaltensstörungen bei den Nachkommen der Muttertiere auslösen.[6]
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen
Es können verschwommenes Sehen, Benommenheit und andere ZNS-Symptome auftreten, die das Autofahren und das Bedienen von Maschinen beeinflussen können.[5]
Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen entsprechen der Substanzgruppe der trizyklischen Antidepressiva. Unklar ist die Mutagenität, in Tierversuchen bei der Fruchtfliege Drosophila zeigte sich eine mutagene Wirkung,[7] d. h. es kam zu Veränderungen des Erbguts.
Neonatal Clomipramine
Seit 1982 haben Wissenschaftler die Technik Neonatal Clomipramine verwendet um Tiere aufzuziehen, die in der Depressionsforschung benutzt werden. Wenn 8–21 Tage alte Ratten Clomipramin erhalten, entwickeln sie als Erwachsene einen Zustand, welcher der Depression bei Menschen ähnelt. [8][9]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Clomipramin bei ChemIDplus
- ↑ a b Sicherheitsdatenblatt für Clomipramine hydrochloride – Sigma-Aldrich 29.12.2007
- ↑ Geller DA, Biederman J, Stewart SE, Mullin B, Martin A, Spencer T, Faraone SV: Which SSRI? A meta-analysis of pharmacotherapy trials in pediatric obsessive-compulsive disorder. In: The American Journal of Psychiatry 160, Nr. 11, 2003, S. 1919–28. PMID 14594734. Volltext (PDF)
- ↑ Schachter M, Parkes JD: Fluvoxamine and clomipramine in the treatment of cataplexy In: J Neurol Neurosurg Psychiatry 43, Nr. 2, Februar 1980, S. 171–174. PMID 6766990. Volltext (PDF)
- ↑ a b Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Anafranil, Stand: November 2003
- ↑ Deutsche Fachinformation: Anafranil; Stand: Mai 2007
- ↑ Darauf wird in der deutschen Fachinformation für Anafranil® (Stand: Mai 2007) hingewiesen, in der Schweizer Fachinformation (Stand: November 2003) steht dagegen, es gebe keine Hinweise auf Mutagenität
- ↑ Vogel G, Neill D, Hagler M, Kors D: A new animal model of endogenous depression: a summary of present findings. In: Neurosci Biobehav Rev. 14, Nr. 1, 1990, S. 85–91. PMID 2183099
- ↑ Velazquez-Moctezuma J, Aguilar-Garcia A, Diaz-Ruiz O: Behavioral effects of neonatal treatment with clomipramine, scopolamine, and idazoxan in male rats. In: Pharmacol. Biochem. Behav.. 46, Nr. 1, September 1993, S. 215–7. PMID 7902983
Weblinks
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