Juvet

Juvet

Patrick [Pierre] Juvet (* 21. August 1950 in Montreux) ist ein Schweizer Sänger, Pianist und Songschreiber. Er hat nahezu alle seine Lieder selbst komponiert und nahm zahlreiche Platten in den Bereichen Chanson, Disco und Pop auf.

Er beginnt in den siebziger Jahren in Frankreich als chanteur à minettes, als singender blonder Mädchenschwarm. Sein erster Hit La musica wird in mehreren Sprachen und in 11 Ländern veröffentlicht. Als er 1973 für die Schweiz als Ersatzmann für die disqualifizierte Monica Morell beim Grand Prix d'Eurovision de la Chanson antritt und abgeschlagen auf einem der hinteren Ränge landet, scheint die europaweite Karriere beendet zu sein. Anders in Frankreich: dort gilt Juvet zunächst als Antwort auf Teenidol David Cassidy, dessen Skandalpose auf dem Titel des Rolling Stone er für eine Jugendzeitschrift nachstellt. Beim britischen Glam Rock (David Bowie, T-Rex) macht er nicht nur musikalische Anleihen, er tritt ebenfalls in Pailletten und mit Makeup auf und bezeichnet sich als bisexuell. Der Durchbruch zum Superstar gelingt ihm Ende 1973 mit einem aufsehenerregendem Auftritt im Pariser Olympia, der in der Reihe Musicorama des beliebten Radiosenders Europe No. 1 ausgestrahlt und wenig später auch als Schallplatte veröffentlicht wird. Mit seinem Backgroundsänger Daniel Balavoine nimmt Juvet das ambitionierte Konzeptalbum Chrysalide auf, während in der Publikumsgunst weiterhin seine eingängigen romantischen Schlager hoch im Kurs stehen. Le Lundi au Soleil aus seiner Feder ist ein Riesenhit für Claude François.

Der Imagewechsel gelingt dann in Zusammenarbeit mit Jean Michel Jarre, der für die folgenden beiden LPs die Texte schreibt und für die Produktion verantwortlich ist. Mit namhaften Studiomusikern (u.a. Lee Ritenour, Klaus Voormann) in US-amerikanischen Studios eingespielt, umfasst das Repertoire von Juvet nun sowohl Balladen als auch Tanznummern wie Où sont les femmes ?, ein Klassiker in der französischsprachigen Discomusik.

Seinen größten kommerziellen Erfolg und weltweiten Ruhm erreicht Juvet 1978 mit dem englischen I love America. In mehr als 15 Ländern, darunter die U.S.A. und Großbritannien, gelangt er in die Hitparaden. Die Produktion trägt die prägnante Handschrift der Disco-Routiniers Jacques Morali und Henri Belolo (Village People, Ritchie Family) und zeigt wenig von Juvets Talent als Komponist. Die nachfolgende LP Lady Night (mit einem Cover vom Warhol-Fotografen Christopher Makos) verkauft sich nur noch in Europa gut und darf heute als eine echte Trash-Perle gelten.

Am Ende der Discowelle ist Juvet ausgebrannt und kämpft mit Drogen- und Alkoholproblemen. Ein Konzeptalbum zwischen Mainstream- und Bombast-Rock floppt. Für seine Rückkehr zum französischen Pop auf Rêves Immoraux schreiben ihm Pierre Grillet, Nicolas Peyrac und Jean-Loup Dabadie die Texte. Doch auch mit dieser LP, produziert vom Queen-Produzenten David Richards, kann Juvet an die früheren Erfolge nicht mehr anknüpfen. Mehrere Comebackversuche mit gelegentlichen Singleveröffentlichungen in den achtziger Jahren scheitern. Für sein bislang letztes Album erhält Juvet 1991 prominente Unterstützung von Marc Lavoine, Luc Plamandon und Françoise Hardy, doch die Verkäufe bleiben weit hinter den Erwartungen zurück.

Mehr Aufmerksamkeit wird ihm im Zuge des Disco-Revivals Mitte der 90er Jahre zuteil. Juvet tingelt seither mit einem Medley seiner Hits vornehmlich durch die französische Provinz und gelegentlich durch TV-Shows.

In seiner Autobiographie enthüllte Juvet seine unerwidert gebliebene Liebe zu Jean Michel Jarre. Zuvor war eine gescheiterte Beziehung zur Hollywood-Schauspielerin Melanie Griffith immer wieder Thema der Klatschpresse gewesen.

Trivia:

Die französische Punkband Les Wampas veröffentlichte 2000 ein Spottlied auf Patrick Juvet; 2003 trat Juvet in ihrem Video “Manu Chao” auf.

Diskographie:

La musica (1973), Love (1973), PJ vous raconte son rêve - Olympia ’73 (1974), Chrysalide (1974), Mort ou vif (1976), Paris By Night (1977), Got A Feeling - I Love America (1978), Lady Night (1979), Die Geschichte der Laura M (1979, Filmmusik), Live (1980), Still Alive (1981), Rêves Immoraux (1982), Solitudes (1991). Zusammenstellungen: Master Série (1988), Best of (1995), Best of Disco (2000), L’Essentiel (2002)

Autobiographie:

Les Bleus au coeur (2005)


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