József Pulitzer

József Pulitzer
Relief von Joseph Pulitzer

Joseph Pulitzer auch József Pulitzer (* 10. April 1847 in Makó, Ungarn; † 29. Oktober 1911 in Charleston, South Carolina) war ein ungarisch-US-amerikanischer Journalist, Herausgeber und Zeitungsverleger.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und Emigration

Pulitzer wurde 1847 als ältester Sohn eines wohlhabenden ungarisch-jüdischen Kornhändlers und einer erzkatholischen deutschen Mutter in Makó/Ungarn in der Nähe von Szeged geboren. Er hatte noch einen jüngeren Bruder Albert, der für das katholische Priestertum ausgebildet wurde. Nach dem Umzug der Familie nach Budapest wurde Pulitzer auf Privatschulen und durch Privatlehrer unterrichtet. Mit 17 Jahren bewarb er sich erfolglos, als untauglich eingestuft, bei der österreichischen Armee, der französischen Fremdenlegion für den Einsatz in Mexiko, und der britischen Armee für den Dienst in Indien. Schließlich gelang ihm in Hamburg die Registrierung für die US-Unionsarmee und er gelangte 1864 über Boston in die USA und diente bis zum Ende des Bürgerkriegs im 1. New York Kavallerie-Regiment, das hauptsächlich aus Deutschen bestand. Er konnte sich sehr gut auf Deutsch und Französisch, jedoch kaum auf Englisch verständigen. Nach vielen Gelegenheitsjobs, u. a. als Kofferträger und Kellner, wurde er 1867 amerikanischer Staatsbürger, der exzellent Englisch sprach und schrieb, und einen Abschluss in Jura hatte.

Journalist und Verleger

Joseph Pulitzer

Auf Arbeitsuche kam er 1868 nach St. Louis (Missouri) und wurde von Carl Schurz als Reporter der deutschsprachigen „Westlichen Post“ angestellt. Er wurde 1871 Herausgeber und Mitbesitzer der Zeitung, die er 1873 verließ. Im Frühjahr 1878 heiratete er in der „Protestant Episcopal Church“ Kate Davis, eine bekannte Gesellschaftsdame aus Washington.

Nach einer Episode als Korrespondent bei der „New York Sun“ kaufte er 1878 den „St. Louis Evening Dispatch“ und vereinigte sie 1881 mit der „Evening Post“ zum „St. Louis Post-Dispatch“. 1883 erwarb er dazu die finanziell angeschlagene „New York World“, die sich unter seiner Leitung in den nächsten 10 Jahren zu einer der wichtigsten und einflussreichsten Zeitungen des Landes (mit einer Auflage von 600.000) entwickelte. Sie brachte im Unterschied zur Konkurrenz sensationelle Artikel, akribisch recherchierte Reportagen über Korruption in Regierung und Wirtschaft und andere Missstände, und die ersten (später farbigen) Cartoons.

1883 gelang es Pulitzer, eine große Werbe- und Spendenkampagne für den Bau des Sockels der Freiheitsstatue in der „World“ zu initiieren, um die nötigen Finanzmittel zu sammeln.

Im Kampf um immer höhere Auflagen wurde Pulitzer ab 1890 von den Herausgebern der konkurrierenden Zeitungen, insbesondere dem Herausgeber der „New York Sun“, persönlich angegriffen. Seine Gesundheit (er hatte vermutlich Diabetes) verschlechterte sich daraufhin drastisch und er zog sich 1890 mit 43 Jahren fast erblindet als Herausgeber zurück. Trotzdem behielt er die strikte Kontrolle über seine Zeitungen und kommunizierte verschlüsselt mit seinen Herausgebern. Der neue Farbdruck war eine Sensation, als 1895 in der „World“ ein Comic-Strip des Zeichners Richard F. Outcault erschien, dessen Hauptperson, ein kleiner Junge, ein langes gelbes Hemd trug. Nach ihm wurde die Serie „The Yellow Kid“ genannt − und dieser Comic prägte den Begriff der „Yellow-Press“, der Sensationspresse bis heute. 1887 stellte er die Sensationsreporterin Nellie Bly ein.

1895 kaufte William Randolph Hearst das „New York Morning Journal“ und kopierte die Art der erfolgreichen Berichterstattung seines früheren Mentors Pulitzer. 1896 bis 1898 wurde Pulitzers „World“ in eine beispiellose Kampagne mit Hearsts „Journal“ verwickelt. Beide Zeitungen versuchten sich im Kampf um höhere Auflagen mit z. T. manipulierten Sensationsberichten zu überbieten. Sie heizten mit ihrer Berichterstattung über den Unabhängigkeitskampf der Kubaner gegen die spanische Kolonialmacht derart die Stimmung im Land gegen Spanien an, dass der Kongress schließlich einer Kriegserklärung von US-Präsident William McKinley zustimmte, nachdem das Kriegsschiff USS Maine am 16. Februar 1898 aus ungeklärter Ursache im Hafen von Havanna explodierte und 260 Menschenleben forderte. Nach dem 4-monatigen Krieg distanzierte sich Pulitzers „World“ von dieser Art Journalismus und betrieb den schonungslosen, gut recherchierten Enthüllungs-Journalismus. Dies brachte ihn und seine Zeitung in große Schwierigkeiten, als er 1909 den Bestechungsskandal um den Panama-Kanal, d. h. die Zahlung von 40 Mio. US-Dollar der USA unter dem US-Präsidenten Theodore Roosevelt an die „French Panama Canal Company“, aufdeckte. Pulitzer wurde daraufhin von Roosevelt und dem Finanzier J. P. Morgan verklagt. Aus dem Verleumdungsprozess ging Pulitzer siegreich hervor, was er als Sieg des freien Journalismus feierte und ihn noch populärer machte.

Politiker

1869 wurde Pulitzer als Mitglied der Republikanischen Partei in das Parlament von Missouri gewählt. Im Wahlkampf 1872 unterstützte er, wie viele andere fortschrittliche Republikaner, den Zeitungsverleger Horace Greeley als Gegenkandidaten zum Bürgerkriegshelden General Ulysses Simpson Grant. Trotz aller Bemühungen von Pulitzer und Schurz, der 1868 Senator in Missouri geworden war, wurde der 18. US-Präsident Grant für eine zweite Amtszeit gewählt. 1885 wurde Pulitzer in das US Repräsentantenhaus gewählt.

Testament

1892 wurde Pulitzers Geldspende für die Gründung der ersten Journalistenschule nicht akzeptiert. Daher verfügte er Jahre vor seinem Tod in seinem Testament 1904 die gestifteten 2 Mio. Dollar zur Gründung einer „School of Journalism“ und für die Verleihung eines Journalisten-Preises zu verwenden. Erst 1912, ein Jahr nach seinem Tod, wurde die journalistische Fakultät an der Columbia Universität gegründet und seit 1917 wird jährlich der Pulitzer-Preis verliehen.

Literatur

  • Katja Behling: Trophäe der Publizisten. Der Mann hinter der Auszeichnung in: Aufbau Heft 11, Zürich 2008, S. 15 - 17

Weblinks


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