K70

K70
Volkswagen
VW K 70
Hersteller: Volkswagenwerk AG
Produktionszeitraum: 1970–1975
Klasse: Mittelklasse
Karosserieversionen: Limousine viertürig
Motoren: 4-Zylinder-Viertakt
Länge: 4455–4470 mm
Breite: 1685 mm
Höhe: 1450 mm
Radstand: 2690 mm
Leergewicht: 1050–1070 kg
Vorgängermodell: keines
Nachfolgemodell: keines

Der VW K 70 war der erste Volkswagen mit einem Reihenmotor in Front, Frontantrieb und Wasserkühlung. Er kam 1970 auf den Markt und markierte den ersten großen Umbruch in der Fahrzeugtechnik bei Volkswagen. Entwickelt wurde er von NSU.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung bei NSU

Nach einem Vorstandsbeschluss der NSU Motorenwerke AG begann am 12. Januar 1965 unter der Leitung von NSU-Entwicklungschef Ewald Praxl und dem späteren Leiter der Designabteilung Claus Luthe die Entwicklung einer Limousine mit Stufenheck und vier Türen sowie einer Kombi-Version mit drei Türen, die den größeren NSU Ro 80 ergänzen sollten.

Am 30. Juli 1965 war der Entwurf zunächst für den Kombi fertig (entgegen der Planung mit vier Türen) und wurde in den Werksakten unter der Arbeitsbezeichnung „Typ X I“ geführt. Aufgrund einer absehbaren Trendverlagerung fertigte NSU im Oktober 1965 eine sogenannte Fastback-Karosserie auf Basis des NSU Typ 110 bzw. NSU 1200 mit der Arbeitsbezeichnung Studie 77 I an. Gleichzeitig sollte ein Nachfolger dieses Typ 77 entstehen, der „Typ X II“ mit zwei Türen, Frontmotor und Frontantrieb. Parallel zu dieser Entwicklung arbeiteten die NSU-Designer am neuen Modell „Typ X III“ bzw. K 70. („K“ stand für Kolben bzw. Hubkolben im Gegensatz zu „Ro“ für Rotationskolben im NSU Ro 80 mit Wankelmotor.)

Gebaut von VW im neuen Werk Salzgitter

Die Vorstellung des K 70 war für März 1969 anlässlich des Internationalen Automobilsalons in Genf geplant. Kurz vorher wurde die NSU AG von VW übernommen und die Vorstellung in Genf abgesagt, der K 70 wäre eine hauseigene Konkurrenz zum damals ebenfalls neuen Audi 100 gewesen.

Heckansicht des K 70

Proteste potenzieller Käufer gegen den Rückzug dieses Autos waren Anlass, die Entscheidung zu revidieren und den Wagen als VW auf den Markt zu bringen. Im Herbst 1970 wurde er nach geringfügigen Veränderungen als VW K 70 vorgestellt und im neu errichteten Werk Salzgitter gebaut. Die bereits fertig entworfene Kombiversion wurde jedoch nicht weiterverfolgt, um dem hauseigenen VW 411 Variant keine Konkurrenz zu machen.

Der K 70 setzte neue Maßstäbe bei VW. So war das Platzangebot dieser ausschließlich 4-türigen Limousine nicht nur im Vergleich zum VW Käfer oder VW 1600 außerordentlich großzügig, sondern auch größer als im preislich vergleichbaren ca. 7 cm längeren VW 411. Es gab einen großen Kofferraum im Heck (Rauminhalt 585 Liter, gemessen mit Quadern von je 200 x 100 x 50 mm), die Rundumsicht war wegen der großen Fensterflächen sehr gut und Einparkmanöver fielen leicht, weil die „Ecken“ der Karosserie dank der relativ hohen Sitzposition ebenfalls gut zu sehen waren. Die Heizung des wassergekühlten K 70 war ungleich wirksamer als die der VW-Modelle mit luftgekühltem Heckmotor.

Richtungweisendes Konzept

K 70 auf der VW Teststrecke in Wolfsburg, 15. Januar 1973

Das technische Konzept mit wassergekühltem Frontmotor und Frontantrieb setzte sich bei VW wenige Jahre später (ab 1973 VW Passat und ab 1974 VW Golf I) endgültig und millionenfach durch.

Eins der besonderen technischen Merkmale des K 70 (VW intern: Typ 48) war – wie schon beim Ro 80 – eine Zweikreisbremsanlage mit innen bzw. neben dem Motorgehäuse liegenden Bremsscheiben vorn (bei dem Citroën DS gab es das allerdings schon 15 Jahre früher), die die ungefederten Massen verringerten, andererseits aber Wartungsarbeiten erschwerten. Hinten waren Trommelbremsen mit einer Radialverrippung zur Wärmeableitung eingebaut. Zur passiven Sicherheit hatte der Wagen eine abgewinkelte Lenksäule; der Tank lag im geschützten Bereich unterhalb der Fahrgastzelle vor der Hinterachse. Die Motorhaube war zur Verbesserung der Crashsicherheit vorn angeschlagen. Sicherheitsgurte kosteten Aufpreis; die Schraubanschlüsse für Gurte waren jedoch serienmäßig vorhanden.

Der Motor (nach rechts geneigt) und das Differenzial mit Getriebe waren übereinander angeordnet, sodass die Antriebseinheit über der Vorderachse platziert werden konnte, um eine möglichst günstige Gewichtsverteilung zu erzielen. Außerdem ermöglichte es diese Bauweise, Kupplung und Getriebe unabhängig vom Motor auszubauen.

Es gab den K 70 mit 1,6-Liter-Motoren und einer Leistung von 55 kW (75 PS) bzw. 66 kW (90 PS) sowie ab 1973 (K 70 S/LS) mit 1,8 Liter Hubraum und 74 kW (100 PS). Die vom Motor des NSU 1200 abgeleiteten Aggregate mit 1,6 Liter hatten eine fünffach gelagerte Kurbelwelle und eine obenliegende Nockenwelle mit Kettenantrieb. Eine Weiterentwicklung von VW war das später angebotene 1,8-l-Triebwerk. Nach dem Produktionsauslauf des K 70 wurde der Motor nicht mehr weiterentwickelt – die Motoren in Passat, Scirocco, Golf und Polo waren Übernahmen bzw. Ableitungen von Audi-Motoren.

Der 75-PS-Motor des K 70 konnte mit Normalbenzin betrieben werden, hatte allerdings einen hohen Verbrauch. Die stärkere Version mit 90 PS und der 1,8-Liter-Motor brauchten Superbenzin, hatten bessere Fahrleistungen, verbrauchten aber – bedingt durch ein für damalige Maßstäbe relativ hohes Fahrzeuggewicht (1060 kg leer) und die kantige Form der Frontpartie – ebenfalls viel Kraftstoff. In einem Test des K 70 mit 90-PS-1,6-Liter-Motor wurden im Durchschnitt 12,5 l/100 km ermittelt (Oktober 1970); Höchstgeschwindigkeit 159 km/h. Ein späterer Test (Dezember 1970) ergab einen Durchschnittsverbrauch von 14,1 l/100 km, der möglicherweise auf eine nicht optimale Einstellung des Solex-Doppelvergasers zurückzuführen war.

Zwischen August 1970 bis zum Ende der Produktion im Februar 1975 wurden 211.127 Stück hergestellt. Aufgrund seines „Sonderstatus“ innerhalb der Modellfamilie (kaum Gleichteile zu anderen Fahrzeugen) war die Herstellung unrentabel geworden. Es gab kein offizielles Nachfolgemodell (der Passat rangierte eine Klasse darunter und war der Nachfolger des VW 1600).

Technische Daten

Fahrzeugtyp: VW K 70 (90 PS) (1970–73) VW K 70 (75 PS) (1970–74) VW K 70 LS (100 PS) (1973/74)
Motor:  4-Zylinder-Viertakt-Reihenmotor (über der Vorderachse)
Hubraum 1605 cm³ 1807 cm³
Bohrung x Hub:  82 x 76 mm 87 x 76 mm
Verdichtung:  9,5 : 1 8,0 : 1 9,5 : 1
Leistung:  66 kW (90 PS) bei 5200/min 55 kW (75 PS) bei 5200/min 74 kW (100 PS) bei 5300/min
Max. Drehmoment 134 Nm bei 4000/min 122 Nm bei 3500/min 152 Nm bei 3750/min
Ventilsteuerung:  obenliegende Nockenwelle, Antrieb durch Duplexkette
Kühlung:  Wasserkühlung mit Pumpe und Thermostat (Kühlerinhalt 7,6 l)
Vergaser 1 Solex Flachstrom-Doppelvergaser 40 DDH
Getriebe:  4-Gang-Getriebe, vollsynchronisiert, Mittelschaltung; Vorderradantrieb
Radaufhängung vorn:  Querlenker mit Federbeinen und Stabilisator
Radaufhängung hinten:  Schräglenker mit Federbeinen
Karosserie:  Selbsttragende Ganzstahlkarosserie
Lenkung:  Zahnstangenlenkung (Wendekreis links 10,80 m, rechts 11,03 m);
4 Lenkradumdrehungen von Anschlag zu Anschlag
Bremsen:  Zweikreissystem mit Bremskraftverstärker (hinten Bremskraftbegrenzer),
vorn Scheiben-, hinten Trommelbremsen
Radstand 2690 mm
Spurweite vorn/hinten:  1390/1425 mm
Reifengröße:  165 SR 14 (100 PS a.W. 175 SR 14 oder 185/70 SR 14)
Maße L x B x H:  4455 x 1685 x 1450 mm
Leergewicht (ohne Fahrer):  1060–1100 kg
Zulässiges Gesamtgewicht:  1510–1560 kg
Beschleunigung 0 - 100 km/h:  13,3 s 16 s 13 s
Höchstgeschwindigkeit:  159 km/h 148 km/h 162 km/h
Verbrauch (Liter/100 Kilometer):  13,5 S 12,5 N 13,5 S
Preis (ab DM):  9.645,00 (11/1970) 9.450,00 (11/1970) 11.000,00 (08/1973)

Literatur und Quellen

  • auto, motor und sport. Vereinigte Motorverlage, Stuttgart, Hefte 18, 22 und 26/1970
  • VW-Prospekt 24025.061.19008.00 8/72
  • Volkswagen-Chronik Eine Idee macht Geschichte. Volkswagen Öffentlichkeitsarbeit, 375.802.194.00
  • auto modelle. Katalog 1970/71, Vereinigte Motorverlage, Stuttgart

Weblinks


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