- KSS Klaipeda
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Kairiu Sporto Sajunga (KSS) Klaipeda war ein Sportverein der litauischen Minderheit im so genannten Memelland, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrfach seine staatliche Zugehörigkeit wechselte.
Geschichte
Als Folge des verlorenen Ersten Weltkriegs wurde 1920 das Memelland vom Deutschen Reich abgetrennt und 1923 vom neuen selbstständigen Staat Litauen besetzt und dem eigenen Staatsgebiet einverleibt. Die Hauptstadt Memel erhielt den neuen Namen Klaipeda. Dort gab es – wie im gesamten Memelgebiet – nur einen verschwindend geringen litauischen Bevölkerungsanteil. Entsprechend sah es beim Fußball aus: Rund einem halben Dutzend deutscher Clubs stand nur eine litauische Organisation namens „Sarunas“ gegenüber, die jedoch weder politische noch sportliche Bedeutung besaß.
Am 25. Februar 1926 entstand in Klaipeda ein neuer litauischer Verein, in dem auch „Sarunas“ aufging. Dieser Kairiu Sporto Sajunga (KSS) war ein Militär-Sportverein der in der ehemaligen deutschen Stadt stationierten Soldaten aus Groß-Litauen. Dieser Club wurde zu einer Art „Nationalelf“ der Litauer des gesamten Memelgebietes, denn er schuf überall auf dem Land weitere „Zweigstellen“, aus denen die besten Fußballer zum „Zentralverein“ in Klaipeda „delegiert“ wurden.
Auf diese Weise erlangte der KSS schnell die sportliche Vorherrschaft in Stadt und Region und sicherte sich die memelländische Meisterschaft fast im Abonnement. Dabei darf jedoch nicht übersehen werden, dass die „deutsche“ Konkurrenz in zahlreiche kleinere Clubs zersplittert war und deren leistungsstärkster Verein, die Spielvereinigung Klaipeda bzw. Spielvereinigung Memel, es vorzog, mit ihren besten Kräften am Spielbetrieb des Baltischen Sportverbandes im Deutschen Reich teilzunehmen und den litauischen Spielbetrieb nur mit „unteren“ Mannschaften beschickte.
Der KSS profitierte von dieser Situation und qualifizierte sich als Meister der Region Klaipeda – dem Memelland – fast regelmäßig für die Endrunde um die litauische Meisterschaft, die er von 1928 bis 1931 viermal hintereinander gewinnen konnte. Zwei weitere Meisterschaften – 1936/37 und 1937/38 – machten ihn mit insgesamt sechs nationalen Titelgewinnen zu einem der bis heute erfolgreichsten litauischen Vereine.
Zur sportlichen Vormachtstellung kam bald auch die verwaltungstechnische: KSS-Gründungsmitglied Leutnant Savanoris wurde Anfang der dreißiger Jahre 1. Vorsitzender des „Memelländischen Sportverbandes“.
Doch schon ein knappes Jahr nach dem letzten Litauen-Titelgewinn verschwand der KSS von der Bildfläche. Bei 1938 abgehaltenen Wahlen, die von Litauen initiiert worden waren, stimmten die Memelländer zu 87 Prozent für eine deutsche Einheitsliste. Daraufhin – und auf Druck der nationalsozialistischen deutschen Reichsregierung – gab Litauen das Memelland am 22. März 1939 an Deutschland zurück. Das beendete die Existenz des KSS, der auch später nicht wiedergegründet wurde.
Quelle
- Algird Fugalewitsch „Eine vergleichende Darstellung der deutschen Sportvereine des Memelgebietes und den Sportvereinen der deutschen Minderheit in Litauen von 1918 bis 1945“, Schriftliche Hausarbeit zur Erlangung des Grades eines Magister Artium (M.A.) der Philosophischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel 1995
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