KZ Stöcken (Akkumulatorenwerke)

KZ Stöcken (Akkumulatorenwerke)
Mahnmal für die Zwangsarbeiter der Akkumulatorenfabrik
Reste des Kommandantenbunkers
Mauerreste auf dem Gelände des ehemaligen KZ
Blick auf das früheres AFA-Betriebsgelände, danach Varta, heute Johnson Controls, in Hannover am Mittellandkanal

Das KZ Hannover-Stöcken (Akkumulatorenwerke) in Hannover-Stöcken war im Zweiten Weltkrieg ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme. Es wurde von der Firma AFA errichtet, welche in ihren Betrieben KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter einsetzte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Grundlage für den Häftlingseinsatz in den Betrieben der AFA war ein Vertrag zwischen dem SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt und der Firmenleitung vom März 1943, in dem neben der Anzahl der zu "liefernden" SS-Häftlinge, 1.500, bereits festgelegt war, dass der „monatliche Verlust an Arbeitskräften“ von 80 Häftlingen durch die SS auszugleichen ist. Das KZ Stöcken (Hannover) gehörte als Außenlager zum KZ Neuengamme. Das Lager bestand zwischen Juli 1943 und April 1945 und stand direkt neben dem Werksgelände der Akkumulatorenfabrik. Es wurde durch die SS bewacht. Während des Krieges entwickelte und lieferte die AFA Bordbatterien für U-Boote und für die Fernrakete V2.

Nachweislich starben 403 der etwa 15.000 Häftlinge an den schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen im Lager Stöcken. In der Nacht vom 6. auf den 7. April 1945 verließen die marschfähigen Häftlinge das Lager Richtung Bergen-Belsen vor den anrückenden Alliierten. Häftlinge, die nicht Schritt halten konnten, wurden erschossen. Karl Wilhelm Genth, der den Todesmarsch als Sanitäter begleitete, gab vor dem Staatsanwalt 1961 zu, dass er eigenhändig drei Häftlinge durch Genickschuss getötet habe. Die etwa 600 nicht marschfähigen Häftlinge wurden im Zug nach Mieste transportiert und mussten vor dort nach Gardelegen marschieren, wo sie mit einer größeren Gruppe von Häftlingen aus dem KZ Dora-Mittelbau in der Isenschnibber Feldscheune ermordet wurden, die die SS in Brand steckte. Wieviele von den 1.016 Häftlingen in der Feldscheune aus Stöcken zu Tode kamen, ist nicht bekannt, da die Leichen nicht identifiziert werden konnten.[1]

Lagerleiter

Lagerleiter des Konzentrationslagers waren ein SS-Oberscharführer Johannes P., dann SS-Untersturmführer Hugo Benedict, gefolgt vom SS-Untersturmführer Hans Hermann Griem. Im Juli 1944 wurde es SS-Hauptsturmführer Kurt Klebeck. Klebeck wurde im sogenannten Ahlum-Prozess zu zehn Jahren Haft verurteilt. Karl Wilhelm Genth und der SS-Stabsscharführer Paul Mass wurden im Jahre 1963 durch das Landgericht Hannover wegen Verbrechen auf dem Todesmarsch zu je drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.[2]

Gedenken

Zur Erinnerung daran wurde 1999 in Hannover-Marienwerder nahe dem ehemaligen Lager ein Mahnmal mit einer Skulptur und Gedenktafel auf öffentlichem Grund aufgestellt. Die Skulptur ist durch den Bildhauer Hans-Jürgen Breuste in Zusammenarbeit mit ehemaligen Häftlingen entstanden. Die Hauptaktionäre der Varta lehnten eine Errichtung eines Mahnmals auf dem Firmengelände ab. Es ist den west- und osteuropäischen Häftlingen gewidmet, die unter unmenschlichen Bedingungen zur Kriegsproduktion gezwungen wurden. Zwischen Glockenberg im Klosterforst und Friedhof ist noch der Bunker des Lagerleiters übrig geblieben.

Siehe auch

Literatur

  • Marc Buggeln: KZ-Stöcken (Akkumulatorenwerke). In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 5, Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. Beck-Verlag, München 2007, S. 443ff. ISBN 3-406-52965-8.
  • Michael Hanfeld: Aus der Wehrwirtschaft. In FAZ vom 1. Oktober 2007.

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Buggeln: Stöckheim (Akkumulatorenwerke), S. 445 und 446.
  2. Buggeln: Stöckheim (Akkumulatorenwerke), S. 445f.

52.4109389.6324867Koordinaten: 52° 24′ 39″ N, 9° 37′ 57″ O


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