- Kaffee-Ersatz
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Ersatzkaffee (auch Kaffeeersatz, Muckefuck, Malzkaffee, Getreidekaffee, Gerstenkaffee oder Fruchtkaffee) ist ein kaffeeähnliches Getränk, das aus einer Mischung von verschiedenen Getreidesorten hergestellt wird und meist auch Zichorie enthält. Im Gegensatz zu echtem Kaffee enthält Getreidekaffee kein Koffein.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Für Ersatzkaffee ist die Bezeichnung Muckefuck weit verbreitet. Für deren Herkunft gibt es die Erklärung, dass die Bezeichnung Mocca faux (französisch für falscher Kaffee) 1870 während des deutsch-französischen Krieges oder während der französischen Annektierung des Rheinlandes unter Napoléon volksetymologisch eingedeutscht wurde. Eine Zusammensetzung aus Mucke (brauner Holzmulm) und fuck (faul) erscheint ebenso möglich. Im Berliner Jargon gibt es auch die aussterbende Bezeichnung Lorke.
Zutaten
Meist wird Ersatzkaffee aus Gerste, Malz, Roggen, Eicheln, Bucheckern, Feigen oder Zichorien gewonnen, aber es wurde auch mit Pflanzen wie Lupine, geröstete, gemahlene Möhren, Dattelkerne, Weintraubenkerne, Erdmandel, Spargel, Hagebutte, Vogel-Kirsche, Kartoffeln, Mandeln, Mais, Löwenzahn, Dinkel und Kastanien experimentiert.
Auch aus Löwenzahn-Wurzeln kann ein Kaffee-ähnliches Getränk hergestellt werden. Dieser „Kaffee“ wurde früher in einigen Gegenden Bayerns für den Hausgebrauch hergestellt. Einer verbreiteten Verwendung stand allerdings entgegen, dass die Wurzeln der Pflanze verhältnismäßig klein sind und ziemlich tief im Boden sitzen, so dass sie sich schwer ausgraben lassen. Die Wurzeln wurden getrocknet, geröstet und anschließend wie Kaffeebohnen gemahlen.
Geschichte
Schon in Babylon und im alten Ägypten verstand man sich auf die Herstellung von Getränken aus gerösteten Körnern. Als Friedrich der Große den Konsum von Bohnenkaffee für das einfache Volk verbot, oder während der napoleonischen Kontinentalsperre von 1806 bis 1812, musste man nach Alternativen für den beliebten Übersee-Kaffee suchen. Die ersten Zichorienfabriken entstanden in Deutschland Ende des 18. Jahrhunderts. Zum Teil wurde der teure Bohnenkaffee auch mit Zichorienkaffee vermischt.
Der populäre Köthener Wunderheiler Arthur Lutze erfand Mitte des 19. Jahrhunderts den ersten „Gesundheits-Kaffee“ im wesentlichen aus Gerste. Sein Produkt wurde dort noch bis ins 20. Jahrhundert unter dem Namen „Wittigs Gesundheits-Kaffee“ hergestellt. Während des dritten Reichs (1933–1945) entstand der Begriff Kaffee-Surrogat-Extrakt, dieses Produkt wurde staatlich verwaltet. Diese staatliche Verwaltung bestand auch noch in den Anfängen der Bundesrepublik fort. Danach war die Marke Caro-Kaffee lange Zeit Marktführer. 1954 kam Caro, hergestellt aus Gerste, Malz, Zichorie und Roggen, als erstes Instant-Ersatzkaffeegetränk in Deutschland auf den Markt und verdrängte allmählich nicht-lösliche Marken.
Während der DDR-Kaffeekrise[1] war 1976 Bohnenkaffee als Importprodukt kaum noch zu erhalten. Mit dem Kaffeemix wurde eine neue Mischkaffeesorte mit hohem Ersatzkaffeeanteil auf den Markt gebracht. Insbesondere die Kaffeesachsen lehnten Erichs Krönung, wie der Kaffeemix bald spöttisch bezeichnet wurde, entschieden ab und empfanden den Kaffeemangel als Angriff auf ein zentrales Konsumbedürfnis und wichtigen Bestandteil der Alltagskultur. Es hagelte Eingaben an verschiedenste Gremien[2], es kam zu Protesten in einem für eine Diktatur[3] völlig ungewöhnlichem Ausmaß.
Neuerdings ist Getreidekaffee oder Fruchtkaffee vor allem in der Naturkostbewegung wieder im Trend, da er als gesünder und bekömmlicher gilt, vor allem weil er kein Koffein enthält.
Gesundheitliche Risiken
Im Zusammenhang mit der Diskussion um das möglicherweise krebserregende Acrylamid hat das gesunde Image des Ersatzkaffees in den Augen mancher Verbraucher gelitten. So war Getreidekaffeepulver nach Angaben des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bei Messungen Ende 2002 mit 420 bis 2.350 Mikrogramm Acrylamid pro Kilogramm belastet. Ähnliche Werte wurden jedoch auch für Röstkaffee gemessen.
Einzelnachweise
- ↑ [1] MDR zur DDR Kaffeekrise
- ↑ Bürger, Bitten und Behörden. Geschichte der Eingabe in der DDR Felix Mühlberg, Texte 11 der Rosa-Luxemburg-Stiftung. ISBN 3-320-02947-9, 978-3-320-02947-0
- ↑ André Steiner Bundesrepublik und DDR in der Doppelkrise europäischer Industriegesellschaften Zum sozialökonomischen Wandel in den 1970er-Jahren in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 3 (2006) H. 3,
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