Kahlhechte

Kahlhechte
Kahlhecht
Kahlhecht (Amia calva)

Kahlhecht (Amia calva)

Systematik
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Ordnung: Kahlhechtartige (Amiiformes)
Familie: Kahlhechte (Amiidae)
Gattung: Amia
Art: Kahlhecht
Wissenschaftlicher Name
Amia calva
Linnaeus, 1766

Der Kahlhecht oder Schlammfisch (Amia calva), en. meist bowfin, ist ein Raubfisch aus Nordamerika. Er hat noch zahlreiche Merkmale urtümlicher Knochenfische und ist die einzige rezente Art der Kahlhechtartigen oder Schlammfischartigen (Amiiformes). Er wird in die Familie der Kahlhechte oder Schlammfische (Amiidae) gestellt.

Die Tiere ernähren sich von kleinen Fischen, Fröschen, großen Wasserinsekten und Krebstieren.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Männlicher Kahlhecht

Kahlhechte haben einen langgestreckten, hechtartigen Körper. Die Rückenflosse nimmt ein Drittel der Körperlänge ein und hat 42 bis 53 Flossenstrahlen und zwei dunkle Längsstreifen. Die Afterflosse ist klein, hat zehn bis zwölf Flossenstrahlen und beginnt auf Höhe der Rückenflossenmitte. Die Bauchflossen sitzen in der Körpermitte. Der Kahlhecht ist von kleinen Cycloidschuppen bedeckt, die noch einen Ganoinbelag, ein urtümliches Merkmal, besitzen. Ein weiteres primitives Merkmal ist eine kleine Knochenplatte zwischen den beiden Ästen des Unterkiefers. Das Innere der Schwimmblase ist durch eine netzartige Struktur vergrößert und ermöglicht dem Fisch Luft zu atmen, wenn seine Wohngewässer im Sommer durch hohe Temperaturen sauerstoffarm werden. Die Farbe des Kahlhecht ist braun bis oliv mit einer dunkleren netzartigen Zeichnung auf den Flanken. Männchen haben an der oberen Schwanzflossenwurzel einen dunklen, gelb oder orange umfassten Fleck.

Kahlhechte werden meist 65 bis 70 Zentimeter lang, und erreichen bei einer maximalen Länge von etwa 100 Zentimeter ein Gewicht von 7 bis 9 kg. Männchen bleiben kleiner.

Verbreitung

Der Kahlhecht lebt in Sümpfen, pflanzenreichen Seen und Flüssen im westlichen Nordamerika von den Großen Seen, mit Ausnahme des Oberern Sees, und dem Sankt-Lorenz-Strom über das Gebiet des Mississippi und Missouri bis nach Florida und dem Unterlauf des Rio Grande. Er fehlt in den nördlichen Neuengland-Staaten und in den nördlichen Appalachen.

Fortpflanzung

Die Laichzeit fällt in die Monate Mai-Juni. Die Männchen bauen dann Nester auf dem Gewässergrund, zu denen sie die verschiedensten Pflanzenteile zusammentragen. Der Nestbau und das Laichen geschehen nachts. Das Männchen bewacht die ca. 20.000 bis 70.000 Eier und später auch die ausgeschlüpften Jungfische bis sie eine Länge von etwa einem Zentimeter erreicht haben. Die Larven schlüpfen nach 8-10 Tagen. Mit ihrem Haftorgan am Maul heften sie sich zunächst an Wasserpflanzen fest; später sammeln sie sich im "Schatten" unter dem Bauch des Vaters, der sie "führt" (Brutpflege). Diesem Verhalten verdanken wohl die Jungfische ihr Überleben bei Sonnenbarschen u.a. Räubern im selben Biotop.

Stammesgeschichte

Furo microlepidotus im Museum für Naturkunde Berlin
Amiopsis lepidota im selben Museum

Die Amiiformes erlebten ihre Blüte, zusammen mit anderen ursprünglichen Knochenfischen wie den Semionotiformes und den Lepisosteiformes, im Mesozoikum und stellten einen großen Teil der Fischfauna, z. B. Sinamia aus der unteren Kreide von China. Während der mittleren Kreide wurden sie weitgehend von den Echten Knochenfischen (Teleostei) verdrängt. Drei Familie der Amiiformes sind ausgestorben.

  • Caturidae † (Caturus, Eoeugnathus, Eugnathus, Furo, Heterolepidotus, Macrepistius, Strobilodus)
  • Liodesmidae † (Liodesmus)
  • Sinamiidae † (Sinamia)

Die Amiidae sind mit dem Kahlhecht die einzige überlebende Familie und lebten mit Amiopsis und Amia schon in der Oberkreide. Amia kehreri lebte auch in Europa. Funde aus dem Eozän gibt es z.B. in der Grube Messel in Hessen.

Literatur

  • Joseph S. Nelson, Fishes of the World, John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7
  • Kurt Fiedler, Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Band II, Teil 2: Fische, Gustav Fischer Verlag Jena, 1991, ISBN 3-334-00339-6
  • Günther Sterba: Süsswasserfische der Welt, Urania-Verlag, 1990, ISBN 3-332-00109-4
  • K. A. Frickinger: Fossilien Atlas Fische, Mergus-Verlag, Melle, 1999, ISBN 3-88244-018-X

Weblinks


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