Kammerbühl

Kammerbühl
Komorní hůrka
Höhe 503,4 m n.m.
Lage Tschechien
Geographische Lage 50° 6′ 2″ N, 12° 20′ 11″ O50.10058333333312.336388888889503.4Koordinaten: 50° 6′ 2″ N, 12° 20′ 11″ O
Komorní hůrka (Tschechien)
DEC
Komorní hůrka
Typ erloschener Vulkan
Gestein Basalt (Olivin-Nephelinit)
Alter des Gesteins Jungtertiär/Quartär

Der Komorní hůrka (Kammerbühl, 503 m) ist neben dem Železná hůrka (Eisenbühl) der einzige in prähistorischer Zeit aktiv gewesene Vulkan in Tschechien.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Umgebung

Der Komorní hůrka befindet sich im Karlovarský kraj (Region Karlsbad) unmittelbar südwestlich von Františkovy Lázně (Franzensbad). Drei Kilometer südöstlich des Berges liegt Cheb (Eger), der Hauptort des Egerlandes. Direkt am Fuß des Berges verläuft die Trasse der Reichsautobahn von Bayreuth in Richtung Karlsbad, deren Bau zwar begonnen, die aber nie fertig gestellt wurde. Heute verläuft dort die Fernstraße Nr. 6 (Europastraße E48).

Geologie

Der Komorní hůrka (Kammerbühl) ist einer der jüngsten erloschenen Vulkane des europäischen Festlandes. Seine Entstehungszeit ordnet sich zwischen dem Jungtertiär und dem älteren Quartär ein, der Vulkan bildete sich somit vor 2,7 Mill. bis 850.000 Jahren.

Am Boden eines ausgetrockneten Sees, dem heutigen Egerer Becken, gelegen, entstand er durch eine Eruption mit sogenannter stromboianischer Aktivität. Die bei dem Ausbruch zu Asche und Schlacke gewordenen Massen setzten sich vor allem nach Osten zu ab, während die nach dem Gasausbruch ausfließende Lava den Vulkanschlund füllte und zu Basalt erstarrte.

Geschichte

Bis ins 19. Jahrhundert war die Entstehung der Basalte unter den Geologen umstritten. Während die Plutonisten die Entstehung der Basalte auf vulkanische Kräfte zurückführten, gingen die Neptunisten davon aus, dass Basalt aus Sedimenten bestünde. Ursache dieser Annahme war der Umstand, dass Basalte zuweilen auch auf älteren Schottern und Flusssanden auflagern, wie es vom erzgebirgischen Scheibenberg bekanntgeworden war.

Gedenkstein an Goethe.

Goethe, selbst Anhänger des Neptunismus, besuchte den Vulkan 1808, 1820 und 1822, um im Rahmen dieses Disputes wissenschaftlichen Studien zu betreiben. Er beschrieb den Vulkan folgendermaßen:

Der Kammerbühl (Hügel), sonst auch Kammerberg, hat seinen Namen von einem benachbarten Waldbezirk und einer dortigen Anlage weniger Häuser, die Kammer genannt. Er zeigt sich, wenn man von Franzensbrunn nach Eger geht, etwa eine halbe Stunde rechts vom Weg.

Auf den Vorschlag von Goethe hin wurde einige Jahre nach seinem Tod (1834-37) von Kaspar Maria von Sternberg ein Stollensystem durch den Hügel angelegt. Als man auf den mit Basalt gefüllten Krater stieß, konnte der vulkanische Ursprung des Komorní hůrka (Kammerbühl) endgültig bewiesen werden.

Eingang des Stollens.

Zum Andenken an die Forschungen wurde am Stolleneingang ein Portal mit der Inschrift: DEN NATURFREUNDEN GEWIDMET v. G. K. STERNBERG; MDCCCXXXVII angebracht. An einem gegenüberliegenden Basaltfelsen befindet sich ein Relief mit Goethes Porträt und der Inschrift: GOETHE; DEM ERFORSCHER DES KAMMERBÜHLES - 1808, 1820; 1822

Das beim Ausbruch ausgestoßene basaltartige Gestein wurde in jüngerer Zeit östlich des Berges auf einer Fläche von 300 x 100 Meter für den Straßenbau abgebaut. Die dabei entstandene 10 Meter tiefe Grube wird von Besuchern oft irrtümlich für den Krater des Kammerbühl gehalten. Der eigentliche Krater befindet sich jedoch auf der Kuppe des Berges. Er ist nicht zu sehen, da er bei dem Ausbruch mit Lava gefüllt wurde.

1951 wurde der Kammerbühl unter Naturschutz gestellt.

Wege zum Gipfel

  • Der Berg liegt an der rot markierten Hauptwanderoute von Cheb nach Františkovy Lázně. Eine Abzweigung führt zum Gipfel des Berges.

Literatur

  • Ernst Proft: Kammerbühl und Eisenbühl. Die Schichtvulkane des Egerer Beckens in Böhmen. in: Jahrbuch der K. K. Geologischen Reichsanstalt. Bd 44. Heft 1. Leipzig. 1894. S. 25-85.

Weblinks


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