Kanban für Prozesse (Conwip)

Kanban für Prozesse (Conwip)

ConWIP (Constant Work-In-Process) bezeichnet ein Verfahren zur Produktionssteuerung. Im Unterschied zu anderen Verfahren werden nicht primär Termine gesteuert, sondern die Höhe des Materialbestands in der Produktion. Dieser Materialbestand wird immer konstant gehalten. Ein neuer Auftrag wird erst dann in Produktion geschickt, wenn ein anderer Auftrag fertig gestellt ist. Die durchschnittlichen Durchlaufzeiten bleiben so weitgehend stabil. Diese Produktionssteuerung ist sehr einfach. Das Verfahren ähnelt dem einfachen Kanban welches Nachfüllprozesse steuert.

Inhaltsverzeichnis

Steuerungsprinzip

In einem logistischen System, z.B. in einer Montagelinie, steigt oder fällt die Durchlaufzeit eines Produktionsauftrags proportional zur Höhe des Bestands, der sich aktuell im System befindet Littles Gesetz. Diesen Zusammenhang nutzt ConWIP. Mit ConWIP wird der Bestand innerhalb eines logistischen Systems konstant gehalten. Ähnlich dem Kanban Verfahren werden dazu Karten (ConWIP-Karten) genutzt, entweder physisch oder elektronisch. Diese Karten repräsentieren Bestände und sind den einzelnen Aufträgen im System zugeordnet.

Typische Maßeinheiten für ConWIP Karten sind die Anzahl Produkte, die Anzahl Aufträge oder auch Kapazitätsstunden. Wichtig ist es, eine hohe Vergleichbarkeit zwischen den Produktionsaufträgen herzustellen. Werden z.B. in einem Fertigungsbereich unterschiedliche Produkte mit unterschiedlichem Arbeitsinhalt hergestellt, so eignet sich beispielsweise die Einheit Kapazitätsstunde besser als die Einheit Stück.

In einem Prozessabschnitt der mit ConWIP gesteuert wird, wird immer erst dann ein neuer Auftrag gestartet, wenn ein anderer abgeschlossen ist und die entsprechende ConWIP Karte(n) frei wurde(n). Das gewährleistet - unter Beachtung einiger weiterer Randbedingungen und Spielregeln, wie z.B. FiFo - weitgehend stabile Auftragsdurchlaufzeiten. Je geringer die Bestandshöhe (bis zu einer praktikablen Untergrenze) im System ist, umso kürzer ist die Durchlaufzeit eines Auftrags. Etwas idealisiert ist das die Übertragung der Prinzipien der Fließfertigung auf die Werkstattfertigung.

Funktion

Komplexe Produktionsabläufe lassen sich meist in überschaubare, teilautonome Abschnitte gliedern. Kritisch für den Auftragsdurchlauf sind Produktionsabschnitte, die potenzielle Engpässe darstellen, besonders solche mit wechselnden Engpasskapazitäten (Maschinen oder Arbeitsplätzen). Als ConWIP Regelkreis gestaltet, lassen sich diese Situationen beherrschen. ConWIP Regelkreise können parallel angeordnet oder hintereinander gekoppelt werden.

Kombiniert mit ergänzenden Verfahren, beispielsweise einer Prioritätensteuerung für Kundenaufträge, kann sich die ConWIP Steuerung für herstellende Unternehmen mit diskreter Fertigung hervorragend eignen, um einen sehr hohen Lieferservice gegenüber Kunden sicherzustellen.

Literatur

  • Lödding, H.: Verfahren der Fertigungssteuerung. Springer-Verlag, Berlin, 2005, ISBN 3-540-20232-3
  • Hopp, W; Spearman, M.: Factory Physics. McGraw-Hill Higher Education, New York, 2001, ISBN 0-256-24795-1

Weblinks


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