Kanchi

Kanchi
Kanchipuram
Kanchipuram (Indien)
DEC
Staat: Indien
Bundesstaat: Tamil Nadu
Distrikt: Kanchipuram
Lage: 12° 50′ N, 79° 44′ O12.83333333333379.7333333333337Koordinaten: 12° 50′ N, 79° 44′ O
Einwohner: 152.984 (2001)[1]p1

Kanchipuram (Tamil: காஞ்சிபுரம, Kāñcipuram; [ˈkɑːɲʒipuɾʌm]; Kurzform Kanchi, früher auch anglisiert Conjeevaram) ist eine Stadt im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu. Sie liegt an einem kleinen Nebenfluss des Palar im Hinterland der Koromandelküste, rund 65 Kilometer südwestlich von Chennai, und ist Hauptstadt des gleichnamigen Distriktes. Die Einwohnerzahl beträgt 155.400 (Berechnung; Stand: 1. Januar 2006).

Kanchipuram, eine der ältesten Städte Südindiens, zählt zu den sieben heiligen Orten des Hinduismus. Shiva und Vishnu werden hier gleichermaßen verehrt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Britische Druckgrafik mit Darstellung eines Tempels in Kanchipuram (1811)

Kanchipuram bestand bereits in vorchristlicher Zeit. Im 3. Jahrhundert n. Chr. dehnte die aus Andhra Pradesh stammende Dynastie der Pallava ihren Machtbereich auf die Stadt aus und erkor sie bald darauf zu ihrer Hauptstadt. Die Pallava taten sich als Förderer des Hinduismus hervor, dennoch war Kanchipuram auch ein wichtiges Zentrum des Mahayana-Buddhismus und Jainismus. Der chinesische Mönch Xuanzang, der Kanchipuram im 7. Jahrhundert besuchte, berichtete von 80 hinduistischen Tempeln in der Stadt und einem großen buddhistischen Kloster in der Umgebung. Noch heute zeugen mehrere Tempel aus dem 7. und 8. Jahrhundert von der Glanzzeit der Stadt. Darüber hinaus galt die in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten bestehende Universität als bedeutende Stätte der Sanskrit- und Tamilgelehrsamkeit.

Nach der Eroberung durch die Chola im 9. Jahrhundert büßte Kanchipuram zwar seine Rolle als Herrschersitz ein, blieb aber ein wichtiges religiöses Zentrum. Ab dem 13. Jahrhundert erlebte es häufig wechselnde Herrscher: auf die Chola folgten die Pandya, die Chalukya von Badami und das Reich Vijayanagar. Ende des 18. Jahrhunderts geriet Kanchipuram unter den Einfluss der Britischen Ostindien-Kompanie.

Tempel

Kanchipuram ist auch als „Stadt der tausend Tempel“ bekannt. Tatsächlich sind noch rund 200 hinduistische Tempel erhalten, davon mehrere herausragende Bauten aus der Glanzzeit der Pallava im 7. und 8. Jahrhundert.

Kailasanatha-Tempel

Der älteste aller noch erhaltenen Tempel, der überwiegend aus Sandstein bestehende Kailasanatha-Tempel zu Ehren Shivas (tam. Sivan), wurde gegen Ende des 7. Jahrhunderts unter Weiterentwicklung der Mamallapuram-Architektur erbaut. Bis heute hat er kaum bauliche Veränderungen erfahren und gilt daher als eines der herausragendsten Beispiele der frühen hinduistischen Tempelbaukunst im südindischen Dravida-Stil, in dem unter anderem Wandmalereien aus der Erbauungszeit erhalten blieben. Um das nach Osten hin geöffnete zentrale Heiligtum, das von einem vierstöckigen Vimana (Tempelturm) überragt wird, sind sieben kleinere Schreine angeordnet, die ebenfalls von kleinen Türmen bekrönt werden. Östlich schließt sich eine ursprünglich freistehende Pfeilerhalle (Mandapa) an, die wahrscheinlich erst im 14. Jahrhundert durch eine weitere Halle mit dem eigentlichen Tempel verbunden wurde. In die rechtwinklige Umgebungsmauer des Tempelkomplexes sind zahlreiche kleine Zellen mit Vimanas eingelassen. Über dem östlichen Eingangstor erhebt sich ein Turm, der bereits Merkmale der späteren, prachtvoll ausgestalteten Gopurams aufweist.

Vaigunda-Perumal-Tempel

Naga-Kultstätte am Vaigunda-Perumal-Tempel

Dieser im 8. Jahrhundert errichtete Tempel gilt als gutes Beispiel für die ausgereiftere Architektur der Pallava-Zeit. Er ist Vishnu geweiht, der in den drei übereinandergelagerten Räumen der Cella als Skulptur stehend, sitzend bzw. liegend dargestellt wird. Besonders kunstvoll sind die mit Löwen verzierten Säulengänge der Vorhalle. Reliefs entlang der Begrenzungsmauer des Tempels erzählen die Geschichte der Pallava-Dynastie.

Ekambaresvara-Tempel

Der größte Tempel Kanchipurams stammt aus der Vijayanagar-Epoche. Er wurde 1509 zu Ehren Shivas um einen heiligen Mangobaum erbaut. Der 58 Meter hohe Gopuram über dem Südtor ist typisch für die spätere Dravida-Architektur. Das eigentliche Heiligtum liegt in einem der fünf Innenhöfe des Komplexes und umfasst zwei Vorhallen. Auf dem mehrere Hektar großen Gelände befinden sich zahlreiche kleinere Schreine sowie zwei Teiche.

Einzelnachweise

  1. Census of India 2001: Population, population in the age group 0-6 and literates by sex - Cities/Towns (in alphabetic order)

Wirtschaft

Wichtigster Erwerbszweig der Stadt ist die Herstellung von Seidensaris, zumeist mit Handwebstühlen. Die meisten Seidenweber sind in Genossenschaften organisiert. Dem Fremdenverkehr kommt eine zunehmend größere Bedeutung zu.

Weblinks


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