- Andheri-Hilfe
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Die Andheri-Hilfe Bonn ist eine freie, unabhängige Organisation der Entwicklungszusammenarbeit. Zurzeit fördert sie mehr als 300 Projekte und Programme in Indien und Bangladesch. Namensträger ist Andheri, ein Vorort von Mumbai/Indien mit rund 1,5 Millionen Einwohnern. Aktuell fördert die Andheri-Hilfe 770.000 Menschen in 8.449 Dörfern und Slums in Indien und Bangladesch. Die Andheri-Hilfe ist mit dem Spendensiegel akkreditiert.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1967 gründete Rosi Gollmann gemeinsam mit engagierten Bürgern die Andheri-Hilfe. Auslöser war ein Zeitungsartikel vom Ende der 1950er Jahre über notleidende Findelkinder im St. Catherine´s Home in Andheri. Im Mittelpunkt der Projekte stand die Unterstützung von Kindern aus verarmten und unterprivilegierten Bevölkerungsgruppen. Die Andheri-Hilfe geht von einem umfassenden Projektansatz aus. Gefördert wird die wirtschaftliche und soziale Entwicklung betroffener Kinder. Hierbei beteiligt sich die Andheri-Hilfe an der Umsetzung der Gesundheitsziele der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Zu den Kernzielen gehört die Reduzierung sozialer Ungleichheit bei Kindern und Jugendlichen durch Projekte, die eine nachhaltige Entwicklung einleiten. Durch die Unterstützung von Gewaltopfern hat die Andheri-Hilfe ebenfalls den Weltbericht Gewalt und Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation weitsichtig vorweg genommen.
Konkret sollen die Kinder in ihren Familien und in den Dorfgemeinschaften Unterstützung erfahren. Das Ziel ist die Entfaltung ihrer Talente auf dem Hintergrund von Empowerment. Hier handelt es sich um einen entwicklungspolitischen Ansatz der von Mahatma Gandhi mit dem Konzept der Basic Education ausgearbeitet und umgesetzt wurde. Die Andheri-Hilfe hat zwischenzeitlich ihr 40jähriges Jubiläum gefeiert. Das Leistungsprofil kann auch als Public-Health-Arbeit charakterisiert werden.
Leitbilder
Die Andheri-Hilfe leistet Hilfe zur Selbsthilfe. Sie setzt auf eine Teilnahme und Teilhabe der Menschen am Projekt um eine positive Wirkung auszulösen und dazu beizutragen, dass die Ursachen der Armut bekämpft werden.
Bekämpfung von Armut
Unter Armut versteht die Andheri-Hilfe ein geringes und unsicheres Einkommen, hoher Krankheitsstand, geringe Bildung, geringes Selbstwertgefühl, soziale Isolation, unzureichende und unsichere Vermögenswerte wie eine große Anfälligkeit für Krisen (Verwundbarkeit). Armut hat also viele Gesichter und oft viele Ursachen. Angestrebt werden integrierte Projekte. Sie tragen bei zu einer besseren Gesundheit, Bildung und einem erhöhten Einkommen, definiert als entwicklungspolitische Querschnittsaufgabe.
Soziale Mobilisierung
Unter dem Aspekt der sozialen Mobilisierung ist es wichtig, Artikulations- und Durchsetzungsfähigkeiten der Zielgruppen zu erhöhen. So soll der Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen verbessert werden. Die Andheri-Hilfe orientiert sich an dem Konzept des mündigen Bürgers, „der informiert ist und zusammen mit anderen Bürgern seine Rechte einfordert“. Ein weiteres Leitbild lautet Empowerment. Gemeint ist die Selbstverwirklichung und die personale Teilhabe an Entscheidungen wie der soziale Zugang zu Krediten und Verdienstmöglichkeiten. Schließlich ist die Lobbyarbeit in den vergangenen Jahren wichtiger geworden.
Zielgruppen
Zur Zielgruppe der Andheri-Hilfe gehören neben Kindern und Jugendlichen auch die Frauen, Unberührbare, Ureinwohner, Blinde und Menschen mit Behinderung.
Projekte
In über 300 Projekten in Indien und Bangladesch werden gemäß dem Leitbild Selbsthilfeinitiativen armer und benachteiligter Menschen gefördert. Im partnerschaftlichen Dialog mit vertrauten Organisationen vor Ort werden Projekte in den Bereichen Gesundheit, Grund- und Berufsausbildung, ländliche Entwicklung & Ressourcenmanagement, Sozialentwicklung in städtischen Gebieten und Wiederaufbauhilfe durchgeführt. Konkrete Beispiele sind:
Projekte für Kinder und Jugendliche
- Unterstützung von Kinder und Jugendliche in Karanta.
- Reintegration und Förderung der Grund- und Berufsausbildung von Straßenkindern, Kinderarbeitern und Schulabbrechern in Andra Pradesh und Tamil Nadu
- Zur Vermeidung von Kindermord Unterstützung von Frauen in Andra Pradesh
Projekte für indigene Völker
- Unterstützung von Ureinwohnern im Kampf für ihre Rechte in Gujarat und Kerala
Projekte für Frauen
- Unterstützung weiblicher Gewaltopfer durch Lobbyarbeit und Sozialentwicklung städtischer Gebiete in Andra Pradesh
- Hilfen zur Überwindung von Tempelprostitution
- Hilfen zur Abschaffung des Devasi-Systems in Karanta
- Förderung von Adivasi-Frauen in Andra Pradesh
- Unterstützung armer Frauen durch die Gründung einer eigenen Bank in Andra Pradesh
Projekte zur Hygiene
- Gesundheitsförderung durch die Verbesserung der Gesundheitssituation und Wasserversorgung in Kerala und Orissa
Projekte zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Ressourcenschutz
- Entwicklungsprogramme für Teearbeiter und Weber in Bangladesch
- Hilfe zum Ressourcenschutz-Management von Kleinbauern in Kerala
- Förderung der ländlichen Entwicklung und des Ressourcenschutzes anhand mobiler Ausbildungszentren in Bangladesh und im Kalahandi Distrikt in Orissa
Projekte zum Wiederaufbau
- Aufbauhilfe nach dem Tsunami in Indien
- Aufbauhilfe bei Überschwemmungen in Andra Pradesh
- Fluropferrehabilitation in Bangladesh
Jahrespartnerschaft mit der Bundesstadt Bonn
Die Jahrespartnerschaft 2007 mit der Stadt Bonn steht unter dem Motto „Gemeinsam für mehr Menschlichkeit“.
Tradition der Bonner Jahrespartnerschaften
Die Bundesstadt Bonn betont mit ihrer Kooperation die Bedeutung der Andheri-Hilfe. Die bisherigen Jahrespartnerschaften sind den folgenden Organisationen verliehen worden:
- UNICEF
- UN-Freiwilligenprogramm
- Deutsche Welthungerhilfe
- Deutscher Entwicklungsdienst (DED)
- Internationales Conversionscentrum Bonn (BICC)
- Bonner für Afghanistan
- HELP
Sieben Ziele der Jahrespartnerschaft 2007
Im Mittelpunkt der Jahrespartnerschaft 2007 mit der Andheri-Hilfe stehen sieben Ziele:
- Blindheit bekämpfen: Augenoperationen finanzieren
- Ausbildung statt Kinderarbeit: Schul- und Berufsausbildung für Kinderarbeiter
- Licht zum Lernen: Solarlampen zum Lernen und Arbeiten
- Krankheiten vermeiden, Hygiene fördern: Toiletten bauen
- Lebensgrundlagen schaffen: Kleinkredite für Frauen als Wege aus der Armut
- Umwelt schonen, Gesundheit fördern: Biogasanlagen bauen
- Vitamine gegen Mangelkrankheiten: Küchengärten für bessere Ernährung
Literatur
- Franz Alt, Rosi Gollmann, Rupert Neudeck: Eine bessere Welt ist möglich. Ein Marshallplan für Arbeit, Entwicklung und Freiheit. September 2005. Riemann Verlag, ISBN 3570500691
Weblinks
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