Kaphoorner

Kaphoorner
Kap Hoorn von See aus gesehen

Kap Hoorn (span. Cabo de Hornos, engl. Cape Horn) ist eine Landspitze auf der chilenischen Felseninsel Isla Hornos.

Obwohl das Kap Hoorn nicht der südlichste Ort auf dem amerikanischen Festland ist und auch nicht auf den noch südlicher gelegenen Diego-Ramirez-Inseln liegt, wird es doch, vor allem wegen seiner Bekanntheit, vielfach als der südlichste Punkt Südamerikas angesehen.

Kap Hoorn wurde von einer Expedition des niederländischen Seefahrers Willem Cornelisz Schouten am 29. Januar 1616 entdeckt und nach Schoutens Geburtsort, der in der Provinz Nordholland gelegenen Stadt Hoorn, benannt. Vermutlich war aber bereits der Engländer Francis Drake schon 30 Jahre früher um das Kap gesegelt.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Inseln rund um den Kap Hoorn

Kap Hoorn liegt auf 55° 59' südlicher Breite und 67° 16' westlicher Länge. Die Landspitze liegt auf der zu Chile gehörenden Felseninsel Isla Hornos und ist der südlichste Punkt im Feuerlandarchipel. Der südlichste Punkt des amerikanischen Festlands ist Kap Froward, der südlichste Punkt der Brunswick-Halbinsel, etwa 260 km nördlicher. Die südlichsten, geografisch zu Südamerika gehörenden Inseln sind dagegen die etwa 100 km weiter südwestlich gelegenen, ebenfalls zu Chile gehörigen Diego-Ramirez-Inseln.

Im Jahre 1945 wurden Kap Hoorn und die umliegenden Inseln zum Nationalpark Kap Hoorn erklärt.

Klima

Südlich von Kap Hoorn treffen Atlantik und Pazifik mit warmen und kalten Wassermassen aufeinander. Dies erzeugt eine starke Strömung in Richtung Osten. Gleichzeitig bilden sich warme und kalte Luftmassen heraus, die ebenfalls an dieser Grenze aufeinandertreffen. Das Ergebnis sind Tiefdruckwirbel, die sich zu Orkanen mit bis zu 160 km/h entwickeln können.

Allgemein ist das Klima subpolar, es ist kühl und sehr feucht, wobei es an über 280 Tagen im Jahr regnet. Die Temperaturen schwanken zwischen 5 und 10 °C. Tagsüber wird es selten wärmer als 12–13 °C. Frost gibt es im Winter nur gelegentlich, Schneefall fast nie. Die Wassertemperaturen liegen meist um 6 °C mit nur minimalen jahreszeitlichen Schwankungen.

Entdeckung

Erstmals umrundet wurde das Kap von einer Expedition der niederländischen Seefahrer Willem Cornelisz Schouten und Jakob Le Maire am 29. Januar 1616. Sie hatten eine neue Passage zum Pazifik gesucht, da holländische Schiffe die Magellanstraße nur benutzen durften, wenn sie der Niederländischen Ostindien-Kompanie angehörten. Schoutens und Le Maires Schiffe waren jedoch der konkurrierenden Niederländischen Australischen Kompanie zugehörig und deshalb gezwungen, den Umweg um Kap Hoorn zu machen.

Nach der Darstellung von Wolf-Ulrich Cropp war jedoch schon 30 Jahre früher der Engländer Francis Drake 1578 auf seiner Weltumsegelung als erster Europäer um das Kap gesegelt, nachdem er durch die Magellanstraße in den Pazifik gelangt und anschließend auf der Suche nach den vermissten Begleitschiffen einige Tage südostwärts gefahren war.[1] Diese Entdeckung sei jedoch von Königin Elisabeth I. zum Staatsgeheimnis erklärt worden. Man glaubte damals, dass der Pazifik vom Atlantik nur durch die von Spanien kontrollierte Magellanstraße weiter nördlich zu erreichen wäre. Und die Engländer wollten nicht, dass andere Nationen von der zweiten Route erfahren[2]

Schifffahrt

Kap Hoorn ebenfalls von See aus gesehen

Die Umrundung des Kaps gehörte zu den meistgefürchteten Schifffahrtsrouten, wovon auch die Gründung der Gemeinschaft der Kap Hoorniers zeugt. Seeleute, die das Kap Hoorn auf einem Frachtensegler ohne Hilfsmotor bezwungen hatten, werden noch heute ehrfürchtig als „Kap Hoorniers“ (engl. Capehorner, frz. Caphorniers) bezeichnet. Bis zur Fertigstellung des Panamakanals im Jahr 1914 war für Handelssegler die Umschiffung des Kaps die einzige Möglichkeit, vom Atlantik in den Pazifik zu gelangen, denn die Magellanstraße kam wegen der schwierigen Wetter- und Strömungsverhältnisse nur für Dampfschiffe in Frage. Insbesondere die Passage in westlicher Richtung war äußerst gefährlich und schwierig. Die Lage in der Westwindzone bedeutet für die in den Pazifik segelnden Schiffe ein ständiges Kreuzen bei hoher See und Regen, Kälte, schlechter Sicht und Eisbergen. Die Besatzungen kämpften auf überfluteten Decks und in wild schwankenden Masten mit steifen Segeln und gefrorenem Tauwerk. Nur mit besonderen Anstrengungen konnten die Strapazen ertragen und die Umrundung von Kap Hoorn vollzogen werden. Im Zeitalter der Segelschifffahrt zerschellten Hunderte von Schiffen bei dem Versuch, das Kap zu umrunden. Das Falsche Kap Hoorn, welches von manchen Seglern irrtümlich für das Kap Hoorn gehalten wurde, sorgte für zusätzliche Gefahr.

Seit der Zeit des Goldrauschs wurden die Zeiten verglichen, die ein Schiff brauchte, um vom 50. südlichen Breitengrad um das Kap herum wieder auf 50° S zu gelangen. Den Rekord setzte mit 5 Tagen und 14 Stunden der Windjammer Priwall, einer der für ihre Geschwindigkeit berühmten Flying P-Liner. Am längsten brauchte hingegen das Vollschiff Susanna, dessen Kapumsegelung 1905 im südlichen Winter 99 Tage dauerte [3]. Andere Kapitäne gaben auf und liefen Südamerika lieber über Afrika und Australien an. Bereits William Bligh, Kommandant der Bounty, hatte sich am 22. April 1788 nach mehr als vierwöchigem Kampf um das Kap entschlossen, lieber umzukehren und Tahiti über das Kap der Guten Hoffnung anzusteuern.

Schätzungen zufolge wurde die See vor Kap Hoorn mehr als 800 Schiffen und mehr als 10.000 Menschen zum Grab. Damit befindet sich vor Kap Hoorn der größte Schiffsfriedhof der Welt.

Der letzte Handelssegler ohne Hilfsmotor, der Kap Hoorn umrundete, war 1949 die deutsche Viermastbark Pamir. Mit der Bark Alexander von Humboldt (Bremerhaven) umrundete am Freitag, dem 13. Januar 2006, um 07.03 erstmals wieder seit 1949 ein Rahsegler unter deutscher Flagge das berüchtigte Kap.

Einzelnachweise

  1. Wolf-Ulrich Cropp: Goldrausch in der Karibik – Auf den Spuren von Sir Francis Drake, S. 131ff
  2. Das neue Lexikon der populären Irrtümer; ISBN 3-492-22797-X
  3. Internetseite der chilenischen Kap Hoorniers: Fregatte Susanna (engl.), abgerufen 22.11.06

Literatur

  • Wolf-Ulrich Cropp: Goldrausch in der Karibik – Auf den Spuren von Sir Francis Drake. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2000. ISBN 3-7688-1175-1.
  • Wolfram Engelhard: Cap Horniers, Die letzten Seeleute von Kap Hoorn. DSV-Verlag, Hamburg 2001. ISBN 3-88412-350-5.

Film

  • Michael Schomers: "Am Ende der Welt: Kap Hoorn", NDR/ARTE, 60 min, 2002 (Buch: Michael Schomers/ Wolfram Engelhardt, Produktion: Lighthouse Film, Köln/Unkel)

Weblinks

-55.978888888889-67.2719444444447Koordinaten: 55° 58′ 44″ S, 67° 16′ 19″ W


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