- Karaganda
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Qaraghandy
Қарағанды
WappenStaat: Kasachstan Gebiet: Qaraghandy Gegründet: 1931 Koordinaten: 49° 50′ N, 73° 10′ O49.83333333333373.166666666667546Koordinaten: 49° 50′ 0″ N, 73° 10′ 0″ O Höhe: 546 m Fläche: 543 km² Einwohner: 429.202 (2008) Bevölkerungsdichte: 790 Einwohner je km² Zeitzone: UTC+6 Telefonvorwahl: (+7) 3212 Postleitzahl: 100001-100030 Kfz-Kennzeichen: M Gemeindeart: Gebietshauptstadt Äkim (Bürgermeister) : Islam Togaibajew Webpräsenz: Qaraghandy (kasachisch Қарағанды, in der inoffiziellen neuen kasachischen Lateinschrift Qarağandı; russisch Караганда/Karaganda) ist die Hauptstadt des Gebiets Qaraghandy (Qaraghandy Oblysy) in Kasachstan. Mit 429.202 Einwohnern (2008) ist Qaraghandy derzeit die viertgrößte Stadt Kasachstans (hinter Almaty, Astana und Schymkent).
Inhaltsverzeichnis
Namensherkunft
Der Ursprung des Stadtnamens ist umstritten. Eine Theorie besagt, dass das in der dortigen Gegend verbreitete Karagana-Gebüsch für die Stadt namensgebend war. Eine andere Theorie besagt, dass das Kohlevorkommen für die Stadt namensgebend sei. Angeblich bedeuten Кара „Schwarz“ und ганда „Stein“ im Kasachischen.
Geographie
Geographische Lage
Die Stadt mit einer Fläche von 550 Quadratkilometern liegt im nördlichen Teil des Gebietes Qaraghandy auf der Kasachischen Schwelle (Saryarka) durchschnittlich 546 Meter über dem Meeresspiegel. Südöstlich der Stadt erhebt sich das Bergmassiv Karkaraly mit dem höchsten Berg Aksoran. Das Gebiet um Qaraghandy, das zahlreiche Bodenschätze aufweist, ist steppenhaft gegliedert.
Wasserressourcen
Seit 1971 wird die Stadt über den Irtysch-Qaraghandy-Kanal mit Wasser versorgt.
Klima
Das Klima in Qaraghandy ist extrem kontinental.
Registrierte tiefste Temperatur: -42.9 °C (1938) [1]
Monat minimale Temperatur Monatsdurchschnitts-
temperaturmaximale Temperatur Januar -40,8 °C -14,0 °C +6,2 °C Februar -41,0 °C -14,2 °C +5,2 °C März -34,7 °C -7,7 °C +22,1 °C April -24,0 °C +4,7 °C +30,6 °C Mai -9,5 °C +12,9 °C +35,6 °C Juni -2,3 °C +18,6 °C +39,1 °C Juli +3,2 °C +20,5 °C +39,1 °C August +0,2 °C +17,8 °C +40,0 °C September -7,4 °C +11,9 °C +34,6 °C Oktober -19,3 °C +3,2 °C +27,6 °C November -38,0 °C -6,1 °C +17,7 °C Dezember -42,9 °C -11,9 °C +11,5 °C Geschichte
Historischer Überblick
Gegründet wurde der Ort 1856 als Siedlung für die Gewinnung von Kupfer. Der kleinräumige Kohleabbau diente zur Belieferung der nahegelegenen Kupferhütte. In stalinistischer Zeit Ende der 1920er Jahre begann im Wesentlichen durch zahlreiche Häftlinge die großräumige Erschließung der Kohlelagerstätten und der Aufbau der Stadt.
Am 10. März 1932 erfolgte die Gründung des Karagandaer Gebietes mit dem Zentrum in Petropawlowsk. Innerhalb kürzester Zeit entstanden in Karaganda ein gigantischer Industriekomplex und eine städtische Zivilisation. Am 6. Februar 1934 bekam der Ort die Stadtrechte verliehen. Zur Hauptstadt des Karagandaer Gebietes wurde die Stadt am 20. Juli 1936.
Laut Alexander Solschenizyn war Karaganda „die größte Provinzhauptstadt des Archipel Gulag“, der sowjetischen Zwangsarbeitslager. Zum Gulag-System gehörten die Lager Alschir (in kyrillisch Алжир) und Karlag (Карлаг). Das Lager bestand von September 1931 bis Juli 1959, die maximale Insassenzahl betrug 66.000 Personen.[2]
Am 22. Oktober 1962 erlitt Qaraghandy den stärksten elektromagnetischen Impulseffekt (EMP), der in der Geschichte beobachtet wurde. Ursache war der Test einer sowjetischen Kernwaffe von 300 Kilotonnen bei 290 Kilometern Höhe über Schesqasghan. Der als Folge von intensiver Gammastrahlung durch den Test Nr. 184 verursachte EMP überlastete ein 1.000 Kilometer langes flaches Energiekabel mit einem Strom von 2.500 Ampere. Das elektrische Kraftwerk der Stadt fing Feuer, alle Sicherungen brannten durch.
Im Februar 1983 erfolgte die Geburt des 600.000 Bewohners der Stadt.
Bevölkerung
Nationalitäten
Die Bevölkerung Qaraghandys zählte rund 150 Nationalitäten. Qaraghandy ist Herkunftsort von etwa 100.000 russlanddeutschen Aussiedlern in Deutschland. Ihr Anteil dürfte in den 1940er Jahren über 70 Prozent der Bevölkerung der Stadt betragen haben.
Einwohnerentwicklung
In sowjetischer Zeit stieg die Bevölkerungszahl von 118.900 im Jahre 1933 auf den Höchststand von rund 600.000 im Jahre 1983. Seitdem verließ etwa ein Drittel der Bewohner die Stadt. 2006 lebten noch rund 400.000 Menschen in Qaraghandy.
Die folgende Übersicht zeigt die Entwicklung der Einwohnerzahlen seit 1933.
Jahr Einwohner 1933 118.900 1939 156.200 1956 350.000 1959 378.200 1964 477.000 1967 498.000 1969 513.000 1970 523.000 Jahr Einwohner 1972 541.000 1973 552.000 1979 571.877 1981 583.000 1983 600.000 1989 507.318 1999 436.864 2006 409.151 Religionen
Karaganda ist der Sitz des römisch-katholischen Bistum Karaganda.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Zu den Sehenswürdigkeiten gehören das Dramaturgische Theater, das Musikalische Theater der Komödie, die Eissporthalle und der Zoologische Garten.
In der Stadt stehen die Statuen des Schriftstellers Alexander Puschkin und des Kampfpiloten und Helden der Sowjetunion Nurken Abdirow (1919–1943), sowie eine Büste des Schriftstellers Nikolai Gogol.
Zu sehen sind auch zahlreiche breite Straßen, mehrere Parks, einige Moscheen und Kirchen.
Sport
Fußball
Das 19.000 Zuschauer fassende Schachtjor-Fußballstadion ist Spielstätte von Schachtjor. Die Mannschaft spielt in der ersten kasachischen Fußball-Liga.
Eishockey
Die Eishockeymannschaft Sary-Arka, die an Stelle des bereits in den 90-ern aufgelösten Awtomobilist die Stadt vertritt, nimmt neben der Kasachischen Meisterschaft ab der Saison 2008/09 am Spielbetrieb der Wysschaja Liga, der zweithöchsten russischen Spielklasse, teil. Der Verein trägt seine Heimspiele im 2.060 Zuschauer fassendem Sportpalast Aqscholtai (früher: Sportpalast Oktjabrski) aus.
Wirtschaft
Industrie
Die Stadt ist der zweitwichtigste Industriestandpunkt in Kasachstan nach Almaty. Vor allem die riesigen Kohlevorkommen haben ihr diesen Status gesichert. Bedeutend ist weiterhin die Metallindustrie, der Maschinenbau, die Chemieindustrie und Lebensmittelindustrie. Zwei große fossile Wärmekraftwerke befinden sich in dem Gebiet.
Landwirtschaft
In den weiten Steppen- und Halbwüstengebieten um Qaraghandy ist Viehzucht, besonders Schafzucht stark entwickelt. Es werden auch Rinder und Schweine gehalten und Weizen angebaut. In der Umgebung wird Gemüseanbau betrieben; vor allem von Kartoffeln. Es kommen vereinzelt kleine Sonnenblumenplantagen und Obstgärten vor.
Verkehr
Flughafen
Qaraghandy besitzt den Internationalen Flughafen „Sary-Arka“ (Сары-Арка) mit dem IATA-Code KGF. Regional ist die Stadt täglich [3] mit der früheren Hauptstadt Almaty durch die Air Astana verbunden.
Öffentlicher Personennahverkehr
Die Hauptlast des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) tragen dieselbetriebene Omnibusse. Der Trolleybus-Betrieb wurde am 30. Mai 1967 eröffnet.
Eisenbahn
Qaraghandy ist an die Turkestan-Sibirische Eisenbahn angeschlossen. Die Bahnverbindung und die zentrale Lage innerhalb Kasachstans mit dem größten Rangierbahnhof des Landes sind günstige Voraussetzungen für die wirtschaftliche Weiterentwicklung. Es bestehen direkte internationale Personenzugverbindungen nach Moskau zum Kasaner Bahnhof und nach Kiew.
Straßenbahn
Zwischen dem 25. August 1950 und September 1997 fuhr in der Stadt eine elektrische Straßenbahn. Drei Linien wurden betrieben:
- Staryj Gorod - Nowyj Gorod (1950-1978)
- Staryj Gorod - Schachta Nr.70 (?-1976)
- Schachta 33/34 - Maikuduk, Kombinat Strojplassmass (1982-1997)
Anfangs wurden die Linien mit KTM-1 betrieben. Zwischen 1982 und 1984 wurden 12 KTM-5 nach Karaganda geliefert.
Fernstraße
Durch Qaraghandy verläuft die Fernstraße M36.
Bildung
Die Stadt beherbergt mehrere Hochschulen, Universitäten (Staatliche Universität Qaraghandy, Medizinische Akademie, Technische Universität), Fachschulen, Kollegs und Bibliotheken. Außer den staatlichen Bildungseinrichtungen gibt es auch private Hochschulen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Vitalij Aab (* 1979), deutscher Eishockeyspieler von den Hamburg Freezers
- Boris Awruch (* 1978), israelischer Schachgroßmeister
- Toqtar Äubäkirow (* 1946), kasachischer Militärpilot und Raumfahrer
- Konstantin Barulin (* 1984), russischer Eishockeytorhüter des HK ZSKA Moskau
- Boris Blank (* 1978), deutscher Eishockeyspieler von den Krefeld Pinguinen
- Sachar Blank (* 1985), deutscher Eishockeyspieler von den Hannover Scorpions
- Witalij Blank (* 1982), deutscher Eishockeyspieler des Rostocker EC
- Alexander Dück (* 1980), deutscher Eishockeyspieler von den Iserlohn Roosters
- Pawel Duma (* 1981), kasachischer Eishockeyspieler des HK Sary-Arka Karaganda
- Konstantin Engel (* 1988), deutscher Fußballspieler des VfL Osnabrück
- Igor Filobok (* 1987), deutscher Eishockeyspieler von den Heilbronner Falken
- Michael Filobok (* 1983), deutscher Eishockeyspieler von den Heilbronner Falken
- Denis Franskewitsch (* 1981), russischer Eishockeytorhüter des Barys Astana
- Sergej Fuchs (* 1987), deutscher Radrennfahrer
- Dmitri Gaag (* 1971), kasachischer Triathlet
- Alexander Genze (* 1971), deutsch-kasachischer Eishockeyspieler von den Grizzly Adams Wolfsburg
- Gennadi Golowkin (* 1982), kasachischer Boxer
- Rudolf Gorgenländer (* 1974), deutscher Eishockeyspieler von den Wölfen Freiburg
- Eduard Hämäläinen (* 1969), ehemaliger sowjetischer und finnischer Zehnkämpfer
- Juri Judt (* 1986), deutscher Fußballspieler des 1. FC Nürnberg
- Achmat Kadyrow (1951-2004), Präsident der russischen Autonomen Republik Tschetschenien
- Aleksandr Kan (* 1963), römisch-katholischer Superior
- Dmitri Karpow (* 1981), kasachischer Leichtathlet
- Aleksandr Kislizin (* 1986), kasachischer Fußballspieler des Schachtjor Qaraghandy
- Dimitrij Kotschnew (* 1981), deutscher Eishockeyspieler des HK Spartak Moskau
- Dmitri Kramarenko (* 1979), kasachischer Eishockeyspieler des HK Sary-Arka Karaganda
- Andrej Krukow (* 1971), kasachischer und aserbaidschanischer Eiskunstläufer
- Andrej Krutschinin (* 1978), russischer Eishockeyspieler des HK Lada Togliatti
- Artjom Lakisa (* 1987), kasachischer Eishockeyspieler des Barys Astana
- Denis Leonow (* 1977), kasachischer Eishockeyspieler des Sauralje Kurgan
- Jurij Litwinow (* 1978), kasachischer Eiskunstläufer
- Nikolaus Messmer (* 1954), römisch-katholischer Bischof
- Wladimir Murawjow (* 1959), ehemaliger kasachischer Leichtathlet und Olympiasieger
- Alexei Mursin (* 1974), kasachischer Eishockeyspieler des HK Dmitrow
- Andrej Naumann (* 1978), deutsch-kasachischer Eishockeyspieler des EV Füssen
- Sergej Neubauer (* 1985), deutscher Fußballspieler des 1. FC Kaiserslautern
- Erwin Prib (* 1977), kasachischer Szenenbildner
- Waldemar Quapp (* 1970), deutscher Eishockeytorhüter des EV Lindau
- Natalja Ragosina (* 1976), russische Boxerin
- Alexander Rusch (* 1978), deutsch-kasachischer Eishockeyspieler des ESC Halle 04
- Jewgenij Ryschkow (* 1985), kasachischer Schwimmer
- Arawat Sabejew (* 1968), ehemaliger sowjetischer und deutscher Ringer
- Andrej Samochin (* 1985), kasachischer Ringer
- Artemij Sewostjanow (* 1973), kasachischer Wasserballspieler
- Joseph Werth (* 1952), römisch-katholischer Bischof des Bistums „Heilige Menschwerdung“ in Nowosibirsk
- Pawel Worobjow (* 1982), russischer Eishockeyspieler der Sewerstal Tscherepowez
Namhafte Häftlinge
- Margarete Buber-Neumann, deutsche politische Publizistin
- Jewgenija Ginsburg, russische Historikerin und Schriftstellerin
- Lew Gumiljow, russischer Historiker und Ethnologe
- Wojciech Jaruzelski, polnischer Politiker und General
- Wera Jermolajewa, russische Malerin
- Alexander Jessenin-Wolpin, russisch-amerikanischer Mathematiker
- Reinhart Koselleck, deutscher Historiker
- Christian Rakowski, sowjetischer Diplomat
- Kurt Rosenkranz, österreichischer Erwachsenenbildner
- Nikolai Urwanzew, sowjetischer Geologe und Polarforscher
- Heinrich Vogeler, deutscher Künstler
- Helmut Weiß, deutscher Schriftsteller
Siehe auch
Literatur
- Karl-Johann Hering: Unter grauen Wölfen. Lager Karaganda, Erinnerungen 1944-1949. Zeitgut-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-933-33687-2.
- Werner Weiss: Karaganda. Fouque-Literaturverlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-865-48557-X.
- Günter Ochs: Ungewollt nach Kasachstan. Erlebnisse eines Jugendlichen am Ende des II. Weltkrieges, Gefangenschaft – Gefängnis – Straflager II KZ Buchenwald und Arbeitslager in Karaganda, Kasachstan. Eigenverlag, Darmstadt, ISBN 3-980-49771-2.
Einzelnachweise
- ↑ Klima in Karaganda
- ↑ KARAGANDA-ITL. In: gulag.memorial.de. MEMORIAL Deutschland e. V.. Abgerufen am 28. April 2008.
- ↑ Flugverbindung nach Almaty
Weblinks
- Offizielle Stadtseite
- Nachtkulturundgeschichtszeit
- Diözese Karaganda
- Lager Karlag
- Lager Spassk 7099
- Karaganda Bilder und Fotos von karaganda.de
- Straßenbahn in Karaganda
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