Kari Dällebach

Kari Dällebach

Karl Tellenbach (* 6. April 1877 in Walkringen; † 31. Juli 1931 in Bern), war Coiffeurmeister und ab etwa 1910 als Stadtoriginal Dällebach Kari weitherum bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Tellenbach wurde 1877 im emmentalischen Walkringen als Sohn des Landwirts Friedrich Tellenbach geboren. Nach einer Coiffeurlehre in Worb arbeitete er von 1894 bis 1896 als Geselle in Murten. 1901 wurde er „nach intensivem Abendkursstudium“ [1] Coiffeurmeister. Ab 1896 lebte Tellenbach in Bern, mit nur einer Unterbrechung 1899, als er in Couvet im Kanton Neuenburg wohnte.

Wegen seiner Hasenscharte wurde er stets belacht, besonders auch von seinen Kunden. Seine Liebe zur Maturandin und Fabrikanten-Tochter Annemarie Geiser scheiterte am Standesdünkel ihrer Familie. Karl Tellenbach blieb ledig und entwickelte sich zum Eigenbrötler, der für seinen Humor bekannt war. Gezeichnet von seiner Hasenscharte und der einhergehenden nasalen Sprechweise versuchte er sein Leben lang, den Leuten einen anderen Grund zum Lachen zu geben als eben diese Behinderung. Sein legendärer Witz wurde in zahlreichen Anekdoten überliefert.

In der Stadt Bern führte er seit dem 1. Juli 1900 seinen eigenen Haarkunstsalon in der Berner Altstadt (Neuengasse 6). Seinen Kunden gegenüber war er sehr schlagfertig und dazu ein begnadeter Unterhalter. Als ein Steuerbeamter sich etwas ruppig behandelt fühlte und Kari kritisierte, habe er erwidert: „Sie schätzen mich doch seit Jahren höher ein als ich Sie“. [2]

In seiner Freizeit soll er sich jeweils auf ausgedehnte Kneipentouren begeben haben. Auch davon zeugt ein Witz: Kari ist nachts auf dem Heimweg betrunken umgefallen und konnte nicht mehr aufstehen. Zu den beiden Polizisten, die ihn fanden und wieder auf die Beine stellten, meinte er, zwei Italiener hätten ihn zu Boden gebracht. Auf die Rückfrage der Polizisten, wer denn diese seien, meinte er schelmisch: „Der Chianti und der Barbera!“ [3]

Nach zwei erfolglosen Krebs-Operationen beging er Selbstmord, indem er von der Berner Kornhausbrücke sprang. Sein Leichnam wurde rund zehn Tage später im Wohlensee entdeckt und geborgen.

Erinnerung an das Berner Stadtoriginal

1970 erschien der Film Dällebach Kari von Kurt Früh über sein Leben, mit Walo Lüönd in der Hauptrolle und einem Lied des Berner Chansonniers Mani Matter. Matter gab an, es als Auftragsarbeit für den Film geschrieben zu haben. Als Titellied wird am Leichenmahl von Kari Wie die Blümlein draußen zittern von 1851 gesungen.

Tellenbach wurde auf dem Berner Bremgartenfriedhof begraben, doch sein Grab ist inzwischen aufgehoben. Gemäss seiner Nichte, Heidi Binggeli-Tellenbach, wurde er nie beigesetzt: die Urne soll sich lange Zeit im Keller der Familie befunden haben. Dieselbe Nichte hat auch der Darstellung ihres Onkels – insbesondere durch den Film vermittelt – als notorischem Säufer widersprochen: sie selbst habe ihn nie betrunken angetroffen.

2002 reichte der Berner Stadtrat Peter Bühler eine Interpellation ein mit der Frage an den Gemeinderat, ob Berns Stadtregierung dem wohl bekanntesten Original nicht endlich in irgendeiner Form gedenken wolle. Doch diese wollte weder eine Umbenennung der Neuengasse in „Dällenbach-Kari-Gasse“ vornehmen noch irgendein Denkmal erstellen. In der Folge wurde Kari dann aber von privater Seite im April 2004 am Standort seines „Salons“ eine Gedenktafel finanziert.

Im Sommer 2006 wurde auf dem Berner Hausberg Gurten zu Ehren seines 75. Todestages das Theaterstück Dällebach Kari aufgeführt. Im Sommer 2007 sollen dort weitere Aufführungen stattfinden.

Literatur

  • Hansruedi Lerch: Dällebach Kari, Lukianos-Verlag, Bern 1968
  • Hansruedi Lerch: Kennsch dr Nöischt vom Dällebach Kari, Ed. Erpf bei Neptun, Kreuzlingen/Bern 1985
  • Hans A. Jenny: Schweizer Originale. Porträts helvetischer Individuen (= Band 1), Nebelspalter-Verlag, Rorschach 1991, S. 25–29, ISBN 3-85819-158-2

Mani Matters Ballade ist erschienen in:

  • Warum syt dir so truurig? Berndeutsche Chansons, hg. v. Joy Matter, Benziger, Zürich/Köln 1973; aktuelle Neuauflage: Ammann, Zürich 2003, ISBN 978-3-250-10445-2

Nachweise

  1. Jenny, S.25
  2. Jenny, S.27
  3. Jenny, S.27

Weblinks


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