Karl (Württemberg)

Karl (Württemberg)
König Karl I. von Württemberg
Standarte von Karl I.
Karl als Kronprinz

Karl Friedrich Alexander (* 6. März 1823 in Stuttgart; † 6. Oktober 1891 in Stuttgart) war von 1864 bis 1891 als Karl I. der dritte König von Württemberg.

Er war der Sohn von König Wilhelm I. von Württemberg und seiner dritten Frau Prinzessin Pauline von Württemberg. Er studierte in Tübingen und Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Am 18. Januar 1846 verlobte sich Kronprinz Karl in Palermo mit der 23jährigen Großfürstin Olga (1822–1892), einer Tochter des russischen Zaren Nikolaus I. und dessen Gemahlin Alexandra Fjodorowna, einer Schwester des späteren Deutschen Kaisers Wilhelm I.. Zarinmutter Maria Fjodorowna, die Schwester König Friedrichs I. von Württemberg, war die Großmutter der Braut. Am 13. Juli 1846 fand unter großer Prachtentfaltung in Peterhof bei Sankt Petersburg die Hochzeit statt. Am 23. September zog das junge Paar unter großem Jubel der Bevölkerung in Stuttgart ein. In Stuttgart wählte sich das Kronprinzenpaar die nach eigenen Ideen entworfene Villa Berg als Wohnsitz, einem der ersten im Stil der Neurenaissance errichteten Bauten in Deutschland. 1863 nahm die Kronprinzessin ihre Nichte Wera, eine Tochter des Großfürsten Konstantin von Russland, an Kindes statt an. Die Ehe König Karls selbst blieb kinderlos.

Nach dem Tod seines Vaters am 25. Juni 1864 wurde Karl König von Württemberg und am 12. Juli 1864 inthronisiert. Am 24. Dezember 1864 stellte König Karl die Presse- und Vereinsfreiheit wieder her, die unter seinem Vater eingeschränkt war.

1866 erkannte Württemberg die Auflösung des Deutschen Bundes an und schloss - wie andere süddeutsche Mittelstaaten - ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis mit Preußen, das 1867 publik wurde; dennoch wurde offiziell vom Hof, der Regierung und vom Volk eine antipreußische Haltung vertreten.

1868 wurde am 26. März das allgemeine, gleiche, unmittelbare und geheime Wahlrecht für die Volksabgeordneten der Zweiten Kammer eingeführt.

König Karl I. von Württemberg

1870 stattete Zar Alexander II. von Russland (der Bruder von Königin Olga) Ende Juni dem Königspaar einen Besuch in Stuttgart ab. Ende Oktober zog sich der König nach Friedrichshafen zurück. Im November trat Württemberg als letztes Land dem Norddeutschen Bund gemäß Vertrag bei. 1871 wurde Württemberg ein Bundesstaat des Deutschen Reichs; eine erhebliche Einschränkung der württembergischen Souveränität war die Folge. Württemberg verlor seine bisherige internationale Stellung, gewann aber größere Sicherheit nach innen und nach außen. Finanzhoheit, Kulturpflege und Eisenbahnverwaltung blieben in württembergischer Hand, ebenso verfügte man über eine eigene Militärverwaltung, ein eigenes Post- und Telegraphenwesen. Die Branntweinsteuer wurde Württemberg bis 1887 zugestanden. 1876 wurde der frühere Finanzminister Hermann von Mittnacht (1825–1909) Ministerpräsident.

1888 führte die homosexuelle Neigung des Königs zu einem Skandal. 1883 hatte Karl I. den 30jährigen Amerikaner Charles Woodcock kennengelernt, einen ehemaligen Kongregationsprediger. Der König ernannte seinen Geliebten zum Kammerherrn, dann zum Baron Woodcock-Savage und überließ ihm ein stattliches Vermögen. Der König zeigte sich auch mit seinem Freund in der Öffentlichkeit, im Partnerlook bei gemeinsamen Ausfahrten. [1] Dies blieb der Presse nicht verborgen und kam auch Otto von Bismarck zu Ohren. Um einem Schicksal wie dem des bayerischen Königs Ludwig II. zu entgehen, sah sich Karl I. aufgrund der öffentlichen Kritik gezwungen, sich von seinem Geliebten zu trennen und ihn aus seinem offiziellen Dienst zu entlassen (1888). Wenige Jahre später fand er jedoch Ersatz in Gestalt des Maschinenmeisters des Hoftheaters, Wilhelm George.[2]

Am 3. Oktober 1891 kehrte König Karl von seinem üblichen Sommeraufenthalt in Friedrichshafen und Bebenhausen todkrank nach Stuttgart zurück und starb am 6. Oktober. Ein Jahr später, am 30. Oktober 1892, starb Königin Olga und wurde neben ihrem Gemahl in der Gruft der Schlosskirche im Alten Schloss bestattet.

Politisches Verdienst

Innenpolitisch vollzog König Karl nach seinem Amtsantritt einen Wechsel hin zu einer liberaleren Politik, die sich auch in der Ablösung des Leitenden Ministers Joseph von Linden durch Karl von Varnbüler manifestierte. Außenpolitisch entwickelte sich Württemberg in den Anfangsjahren seiner Regierung weg von der Bündnispartnerschaft mit Österreich hin zum Bündnis mit Preußen. Württemberg wurde bei der Reichsgründung 1871 zu einem Land des Deutschen Reichs.

Literatur

  • Paul Sauer: Regent mit mildem Zepter. König Karl von Württemberg. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1999. ISBN 342105181X.
  • Hubert Krins: Könige und Königinnen von Württemberg. Lindenberg 2007 (3. Auflage). ISBN 978-3-89870-024-5
  • Sophie Dorothee Podewils (Hrsg.): Traum der Jugend goldner Stern. Aus den Aufzeichnungen der Königin Olga von Württemberg. Pfullingen 1955.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. [Mann für Mann, Bernd-Ulrich Hergemöller, Seiten 409,410]
  2. [Mann für Mann, Bernd-Ulrich Hergemöller, Seiten 409,410]

Weblinks


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