- Karl Friedrich Wilhelm Emich zu Leiningen
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Karl Friedrich Wilhelm Emich zu Leiningen (* 12. September 1804 in Amorbach, Unterfranken, Bayern; † 13. November 1856 auf Schloss Waldleiningen bei Amorbach) war 3. Fürst zu Leiningen, königlich bayerischer Generalleutnant, erster Ministerpräsident der zur Frankfurter Nationalversammlung gehörenden Reichsregierung der Provisorischen Zentralgewalt und erster Vorsitzender des Mainzer Adelsvereins.
Inhaltsverzeichnis
Familie
Er war der Sohn des Emich Carl Fürst zu Leiningen (1763–1814), 2. Fürst zu Leiningen, Jagdschriftsteller und Autor von Theaterstücken, und seiner zweiten Ehefrau Victoria von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1786–1861).
Leiningen war der Halbbruder der englischen Königin Victoria, denn nach dem Tod seines Vaters heiratete seine Mutter am 11. Juli 1818 in Kew Palace (Surrey, England) Eduard August, Herzog von Kent und Strathearn, einen jüngeren Sohn König Georgs III. von England. Aus dieser zweiten Ehe entstammte als einziges Kind Alexandrine Victoria, die spätere Königin von Großbritannien und Irland, Kaiserin von Indien.
Er heiratete am 13. Februar 1829 in Amorbach Maria Gräfin von Klebelsberg (* 27. März 1806 in Dirna bei Tábor, Böhmen; † 28. Oktober 1880 in Bonn).
Leben
Nach Privatunterricht auf dem Familienschloss besuchte Leiningen eine Privatschule in Bern. Seine verwitwete Mutter schrieb 1816: „Wir haben bei der Sorge um die standesgemäße Erziehung unserer Kinder auch ein vorzügliches Augenmerk auf die Kunsterziehung der selbigen gerichtet.“ Von 1821 bis 1823 studierte Leiningen Rechtswissenschaften an der Universität Göttingen bei Karl Friedrich Eichhorn. Während dieser Jahre verbrachte er seine Ferien in England bei der Mutter, die dort in zweiter Ehe mit dem Herzog von Kent verheiratet war, und seiner Halbschwester Victoria. Bei seiner Mutter und später am englischen Hof wurde sein Kunstinteresse durch dortige Künstler und Hofmaler geweckt und gefördert.
Während der Jahre 1823 bis 1842 beschränkte er sich überwiegend auf die Verwaltung des Fürstentums Leiningen und kümmerte sich unter anderem um den Bau seiner neuen Residenz Waldleiningen. Seit der Gründung der Ersten Kammer (Kammer des Adels) des Reichsrats war er dort erbliches Mitglied, seit 1820 auch in den Landständen des Großherzogtums Hessen und seit 1833 in Baden, wo er den Rang eines großherzoglichen Generalmajors bekleidete.
Am 20. April 1842 gehörte er zu den 21 Gründern des Mainzer Adelsvereins, der sich die Förderung der deutschen Auswanderung nach Texas (USA) zur Aufgabe machte. In der Gründungsversammlung wurde er zum Vorsitzenden gewählt, kümmerte sich allerdings nicht sonderlich aktiv um die Geschäfte des Adelsvereins. Als dieser in Schwierigkeiten geriet und schließlich 1844 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, nahm Leiningen schon im Jahr 1843 das Amt des Präsidenten des bayerischen Reichsrats an. Diesen Posten hielt er bis 1848, zugleich im Rang eines bayerischen Generalleutnants a là suite der Kavallerie und Regimentsinhaber, und reiste regelmäßig zwischen Amorbach und München hin und her. Während dieser Zeit entstanden mehrere deutsche Siedlungen in Texas, eine davon am Nordufer des Llano Rivers (Llano County) erhielt 1847 ihm zu Ehren als Präsident des Mainzer Adelsvereins den Namen Leiningen.
Aufgrund seiner diversen Reformen als Präsident der bayerischen Reichsrätekammer und einiger politischen Schriften hatte Leiningen im Revolutionsjahr 1848 den Ruf eines liberalen Reformers und fortschrittlichen Freidenkers. Er hatte für die Einführung des Parlamentarismus und die Abschaffung der Privilegien des Adels plädiert. Als Ergebnis dessen wurde er am 15. Juli 1848 zum ersten Ministerpräsidenten der von der Frankfurter Nationalversammlung eingerichteten provisorischen Zentralgewalt unter Reichsverweser Johann von Österreich berufen. Mit dem evangelischen Ministerpräsidenten und dem katholischen Reichsverweser war ein ausgeglichener Proporz geschaffen worden. Durch Leiningens enge Beziehungen zum englischen Königshaus erhoffte man sich die Anerkennung der deutschen Zentralgewalt in Frankfurt durch Großbritannien sowie eine britische Vermittlung im Schleswig-Holstein-Konflikt.
Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. schloss allerdings auf außenpolitischen Druck insbesondere Russlands ohne Rücksprache mit der Zentralgewalt den im Vertrag von Malmö fixierten Waffenstillstand mit Dänemark. Da die preußischen Truppen formal als Bundesheer agierten, brüskierte Preußen damit die Zentralgewalt und die Nationalversammlung. Das Paulskirchenparlament lehnte den Vertrag empört ab. Da Leiningen ohne reale Machtposition gegenüber Preußen war und den Parlamentswillen somit unmöglich durchsetzen konnte, blieb ihm am 5. September 1848 nur der Rücktritt. Leiningen zog sich anschließend aus dem politischen Leben zurück in der Überzeugung, seine Bemühungen um die Vereinigung Deutschlands seien vergeblich gewesen. Sein Nachfolger als Ministerpräsident wurde Anton von Schmerling (1805–1893).
Im Februar 1851 trat er schließlich auch von seinem Amt als Vorsitzender des Adelsvereins zurück. Als sein Nachfolger wurde am 12. Mai 1851 Hermann Fürst zu Wied gewählt.
Am 13. November 1856 starb Leiningen auf Schloss Waldleiningen nahe Amorbach an einem Herzschlag.
Literatur
- Hermann Nehlsen: Fürst Karl zu Leiningen (1804–1856). In: Gerhard Köbler und Hermann Nehlsen (Hg.): Wirkungen europäischer Rechtskultur. Festschrift für Karl Kroeschell zum 70. Geburtstag. Verlag C.H. Beck, München 1997, Seite 763f.
- Friedrich Oswald: Leiningen, Karl Emich Fürst zu. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, S. 145 f.
- Karl zu Leiningen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, S. 621. (Nebeneintrag)
- Karl Emich Graf zu Leiningen-Westerburg: Genealogische Geschichte des uradeligen reichsgräflichen und reichsfürstlichen standesherrlichen, erlauchten Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, nach archivalischen, handschriftlichen und gedruckten Quellen, bearbeitet von Eduard Brinckmeier, Verlag Sattler, Braunschweig 1891.
- Karl Emich Graf zu Leiningen-Westerburg: Adelige Alliancen des Grafen- und Fürsten-Geschlechts, Verlag J. Sittenfeld Berlin, Rotenburg an der Fulda 1894.
Weblinks
- Fürstenhaus Leiningen
- Stammliste der Fürsten zu Leiningen
- Biografie Nr.1 (englisch)
- Biografie Nr.2 (deutsch)
- Literatur von und über Karl zu Leiningen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten NAME Leiningen, Karl Emich Fürst zu ALTERNATIVNAMEN Leiningen, Karl Emich zu KURZBESCHREIBUNG Fürst zu Leiningen, erster Ministerpräsident der Frankfurter Nationalversammlung GEBURTSDATUM 12. September 1804 GEBURTSORT Amorbach, Unterfranken, Bayern STERBEDATUM 13. November 1856 STERBEORT Schloss Waldleiningen bei Amorbach, Unterfranken, Bayern
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