Karl der Ältere von Žerotín

Karl der Ältere von Žerotín
Büste: Karl der Ältere von Žerotín

Karl der Ältere von Žerotín (tschechisch: Karel starší ze Žerotína) (* 15. September 1564 in Brandýs nad Orlicí; † 9. November 1636 in Přerov) war ein Angehöriger des böhmischen und mährischen Herrenstandes, Politiker und Verfasser mehrerer Schriften.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und Ausbildung

Karl von Žerotín besuchte zunächst die Schule der Böhmischen-Brüder-Unität in Eibenschütz und setzte dann seine Studien an der Akademie in Straßburg und der Universität Basel fort. Dort und auf verschiedenen Bildungsreisen in die westeuropäischen Staaten und nach Italien erwarb er sich von 1578-1587 breite Kenntnisse in den Rechtswissenschaften, der Theologie und in mehreren Fremdsprachen. Während seines langen Auslandsaufenhalts knüpfte Karl von Žerotín auch zahlreiche politische Kontakte.

Karl von Žerotín als Politiker

1591 kämpfte er in Frankreich auf der Seite der Hugenotten. 1594 wurde er Mitglied des mährischen Landrechts, dem obersten Gericht der Markgrafschaft. Mit mährischen Truppen zog er auch in den Langen Türkenkrieg (1593-1606) nach Ungarn. Zu dieser Zeit wurde Žerotín Führer der ständischen Opposition gegen Kaiser Rudolf II. in Mähren. 1599 wurde er durch den mährischen Unterlandkämmerer Siegmund von Dietrichstein verklagt, er habe kaiserliches Vermögen veruntreut und landesverrätische Kontakte zu Frankreich und zum Kurfürsten von der Pfalz unterhalten. Er wurde zwar freigesprochen, aber trotzdem seiner Ämter enthoben. Die folgenden Jahre lebte er in Abgeschiedenheit auf seinen Gütern.

Im habsburgischen Bruderzwist schlug sich Karl 1607 auf die Seite des Erzherzogs Matthias, der seinem Bruder die Kronen von Böhmen und Ungarn sowie des Reiches nehmen wollte. Die mährischen Stände schlossen unter Žerotíns Führung eine Konföderation mit Ungarn und den österreichischen Ländern, die ebenfalls gegen Kaiser Rudolf II. eingestellt waren. Gemeinsam unternahmen diese Länder mit Matthias auch militärische Schritte gegen das Reichsoberhaupt. Karl versuchte erfolglos, auch Böhmen auf die Seite von Matthias zu ziehen. Im sogenannten Frieden von Lieben musste der Kaiser die Herrschaft über Mähren schließlich an seinen Bruder Matthias abtreten, während er Böhmen bis 1611 behalten konnte.

1608-1615 bekleidete Karl von Žerotín in Mähren das Amt des Landeshauptmanns und war damit auf dem Höhepunkt seiner Ämterlaufbahn angelangt. In dieser Funktion gelang es ihm, die Glaubensfreiheit der mährischen Protestanten noch für einige Jahre abzusichern. Er wurde aber zunehmend von einflussreichen Katholiken am Hof des Kaisers unter Druck gesetzt und verlor gleichzeitig den Rückhalt in der mährischen Ständegemeinde, weshalb er 1615 auf sein Amt verzichtete.

Nach dem Prager Fenstersturz 1618 trat Karl von Žerotín wieder in die aktive Politik ein. Er setzte sich für eine friedliche Lösung des Konflikts zwischen den böhmischen Ständen und den Habsburgern ein und nahm bis März 1619 an den Verhandlungen in Wien teil, während deren Kaiser Matthias verstarb. Nachdem sich in Mähren die radikale protestantische Opposition mit böhmischer Waffenhilfe durchgesetzt hatte, wurde Karl von Žerotín unter Hausarrest gestellt.

Nach der Schlacht am Weißen Berge 1620 wurde ihm angeboten, seine Ländereien zu behalten, obwohl sonst alle protestantischen Adeligen, die nicht konvertierten, enteignet wurden, selbst wenn sie am Aufstand gegen den Kaiser nicht beteiligt gewesen waren. In dieser Zeit unterstützte Karl finanziell viele Opfer der Rekatholisierung in Böhmen. Ihm war es zu verdanken, dass die Druckerei der Brüder-Unität nach Lissa in Polen und deren Bibliothek nach Breslau verlegt werden konnte. 1629 ging Karl freiwillig ins Exil nach Breslau, besuchte aber mehrfach Böhmen und Mähren. Seit 1633 lebte er in Přerov, wo er 1636 starb.

Ehen und Nachkommen

  • 1. Ehe mit: Barbara z Krajíře (1591)
Tochter: Bohunka z Žerotína
  • 2. Ehe mit: Elisabeth z Krajíře (1596), († 1600)
  • 3. Ehe mit: Anna z Valdštějna (1604), († 1605)
  • 4. Ehe mit: Katerina z Žerotína (1614), († 1637)
Sohn: Bedřich z Žerotína
Tochter: Alena z Žerotína

Werk

  • Apologie – geschrieben als Brief an Jiříkov z Hodic, der Karl für seine Passivität kritisiert hatte. In diesem Werk kritisiert er die Verhältnisse in Böhmen, den Egoismus der Stände und des Hofes.
  • Oratio De Comparanda vera Gloria. Argentorati 1581.
  • Brandl, Vincenc (Hrsg.): Spisy Karla Staršiho z Žerotína. [Die Schriften Karls von Žerotín]
    • Bde. 1,1 u. 1,2: Žerotínovi zápisové o soude panském. Brno 1866.
    • Bde. 2,1 u. 2,3: Listové psaní jazykem ceským. Brno 1870-1872.

Literatur

  • Odložilík, O. : Karel Starší ze Žerotína 1564-1636. Praha 1936.

Weblinks


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