Karoline von Wolzogen

Karoline von Wolzogen
Carl von Ambère: Portrait Caroline von Wolzogen, 1808

Caroline von Wolzogen, geb. von Lengefeld (* 3. Februar 1763 in Rudolstadt; † 11. Januar 1847 in Jena) war die Schwägerin Friedrich Schillers und Autorin des Romans „Agnes von Lilien“.

Inhaltsverzeichnis

Leben und literarisches Wirken

Caroline von Lengefeld wuchs als Tochter des Oberlandjägermeisters von Lengefeld am Hof von Rudolstadt in Thüringen auf, wurde 16jährig mit dem späteren Geheimen Legationsrat von Beulwitz verlobt und heiratete ihn 1784.

Schon früh war das Interesse der Schwestern Caroline und Charlotte (1790 heiratete Friedrich Schiller Charlotte) am literarischen Leben ihrer Zeit geweckt. Enge Verbindungen bestanden früh zum Musenhof der Herzogin Anna Amalie von Sachsen-Weimar-Eisenach in Weimar, zu Lavater und zu Caroline von Dacheröden (Wilhelm von Humboldts spätere Frau) wie auch zu Friedrich Schiller, mit dem die Familie eng befreundet war. Mit seiner Schwägerin Caroline verband Schiller bis zu seinem Tod eine intensive freundschaftliche, durch die gemeinsamen literarischen Interessen geförderte Beziehung.

Nach der 1794 geschiedenen Ehe mit dem Rudolstädter Hofrichter Friedrich von Beulwitz heiratete Caroline von Lengefeld noch im gleichen Jahr den ältesten Sohn von Schillers Gönnerin Henriette von Wolzogen aus Bauerbacher Tagen, den Legationsrat Wilhelm von Wolzogen, der in Weimar 1796 zum Sachsen-Weimarischen Kammerherr, und 1803 zum Geheimen Rat an der Seite Goethes ernannt wird. Seit 1797 war Caroline in Weimar zu Hause und nahm wesentlichen Einfluss auf das geistige und gesellschaftliche Leben der Stadt. Ihr Haus wurde Treffpunkt für Literaten und Philosophen: Außer von Schiller wurden sie oft von Goethe, Wieland, Fichte, Schelling und Wilhelm von Humboldt besucht. Sie gilt als mögliche Mitautorin der Erzählung „Der Palast der Wahrheit“ in Wielands Märchensammlung Dschinnistan.

Inschrift auf dem Grabkreuz von Caroline von Wolzogen (Jena)

Nach mehreren Schicksalsschlägen, dem Tod Schillers (1805), ihres Mannes (1809), ihrer Schwester und ihres einzigen Sohnes August (1825), zog sich Caroline von Wolzogen aus dem gesellschaftlichen Leben Weimars zurück und wohnte ab 1825 in Jena. Dort führte sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1847 ein einsames, von schwärmerischer Religiosität geprägtes Leben.

Schriftstellerisch trat Caroline von Wolzogen vor allem durch zwei Werke hervor: den Roman „Agnes von Lilien“, der 1796/97 in Schillers Zeitschrift „Die Horen“ erschien, und die 1830 veröffentlichte Biographie „Schillers Leben. Verfasst aus Erinnerungen der Familie, seinen eigenen Briefen und den Nachrichten seines Freundes Körner“.

Der Roman „Agnes von Lilien“ ist die Geschichte eines empfindsamen und allem Schönen gegenüber aufgeschlossenen schwärmerischen Mädchens, das sich in der realen Welt jedoch fremd und unverstanden fühlt und sich zu einem Idealmann, der alle Tugenden in sich vereint, hingezogen fühlt. Der Roman ist in Ich-Form geschrieben, als fiktive Autobiografie, und das nicht mit dem überlegenen Wissen einer erwachsenen, ihr Leben rückblickend aufzeichnenden Frau, sondern aus der Perspektive einer naiven und „natürlichen“ jungen Frau und weist eine ganze Reihe von strukturellen Mängeln und erzählerischen Inkonsistenzen auf. Die Mentalität und der Tugend- und Wertekanon aber, die den Roman charakterisieren, trafen den Zeitgeist der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. 1802 erschien der Roman auch in einer französischen Übersetzung.

Caroline von Wolzogen; Gemälde um 1800 von Philipp Friedrich von Hetsch.

Bei der zeitgenössischen Leserschaft und auch bei der Literaturkritik fand der anonym erschienene und stark von den auch in Deutschland viel gelesenen empfindsamen Briefromanen Samuel Richardsons inspirierte Roman überwiegend Zustimmung. Als Vorlage für die männliche Hauptfigur in „Agnes von Lilien“, die in idealer Form alle Tugenden in sich vereint, diente Sir Grandison aus Richardsons Briefroman „Geschichte des Sir Charles Grandison“. Friedrich Schlegel vermutete sogar Goethe als Verfasser, weil der Roman Anklänge an „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ erkennen lässt. Andere schrieben den Roman Friedrich Schiller zu. Bei den Romantikern aber stieß der Roman auf Ablehnung, schließlich geriet er in Vergessenheit, weil Thematik und transportierte Mentalität sehr zeitgebunden sind. Enttäuscht schrieb Caroline von Wolzogen danach zwar noch Erzählungen und Romane, von denen einer („Cordelia“) noch 1840 veröffentlicht wurde, doch diese stießen auf vergleichsweise geringe Resonanz.

„Agnes von Lilien“ ist trotz gelegentlicher Neuausgaben zwar weitgehend in Vergessenheit geraten und hat erst im Schiller-Jahr 2005 wieder ein begrenztes Interesse gefunden, ist aber ein Roman, der vielfach in idealtypischer Art - auch mit seinen Schwächen - den intellektuellen Zeitgeist der Zeit um 1800 mit seiner (pietistischen) Schwärmerei und Empfindsamkeit und seiner Begeisterung für psychologische Fragen („Erfahrungsseelenkunde“) widerspiegelt.

Für die Autorin Caroline von Wolzogen kann man mit Jochen Golz (vgl. Literatur) festhalten: „Was uns an Lebensspuren Carolines in künstlerischen Texten und Lebenszeugnissen überliefert ist, besitzt gleichwohl beträchtlichen Wert für eine unverstellte Sicht auf die klassische Kultur und ihre Geschichte.“

Werke (Auswahl)

  • Der Leukadische Fels (Schauspiel), 1792
  • Agnes von Lilien (Roman), Berlin 1798
  • Erzählungen, 2 Bände, 1826
  • Schillers Leben. Verfasst aus Erinnerungen der Familie, seinen eigenen Briefen und den Nachrichten seines Freundes Körner, Stuttgart 1830
  • Cordelia (Roman), 1840

Literatur

  • Caroline von Wolzogen: Agnes von Lilien. Mit Rezensionen von Friedrich Schlegel und Wilhelm von Humboldt sowie einem Nachwort herausgegeben von Thomas Anz. Verlag LiteraturWissenschaft.de (TransMIT), Marburg 2005, ISBN 3936134103.
  • Jörg Aufenanger: Schiller und die zwei Schwestern. DTV, München 2005, ISBN 3-423-24446-1.
  • Kirsten Jüngling und Brigitte Roßbeck: Schillers Doppelliebe. Die Lengefeld-Schwestern Caroline und Charlotte. Propyläen-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-549-07207-4.
  • Stefanie Kugler und Dagmar Heinze: Von der Unmöglichkeit, den Anderen zu lieben. Caroline von Wolzogens „Die Zigeuner“ und Caroline Auguste Fischers „William der Neger“. In: Herbert Uerlings (Hrsg.): Das Subjekt und die Anderen. Interkulturalität und Geschlechterdifferenz vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Schmidt, Berlin 2001, S. 135-154.
  • Jochen Golz (Hrsg.): Caroline von Wolzogen 1763-1847. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach 1986, ISBN 3-929146-86-X. [Enthält u.a. eine Übersicht über den literarischen Nachlass Carolines von Peter Boerner und Norbert Oellers]

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