Karpenissio

Karpenissio
Gemeinde Karpenisi
Δήμος Καρπενήσι (Καρπενήσι)
Karpenisi (Griechenland)
DEC
Basisdaten
Staat: Griechenland
Verwaltungsregion: Mittelgriechenland
Präfektur: Evrytania
Geographische Koordinaten: 38° 55′ N, 21° 47′ O38.91666666666721.7833333333337Koordinaten: 38° 55′ N, 21° 47′ O
Höhe ü. d. M.: 437 - 961 - 2313[1] m
Ag. Vlach.-Karpenisi-Tymf.
Fläche: f4250,887 km²[1]
Einwohner: f29.390 (2001[1])
Bevölkerungsdichte: 37,43 Ew./km²[1]
Sitz: Karpenisi
LAU-1-Code-Nr.: 1050100
Gemeindegliederung: 14 Gemeindegebietef7
Website: www.karpenissi.gr
Lage in der Präfektur Evrytania
Bild:Dimos Karpenisiou.png

f9f10f3

Karpenisi, Stadtplatz mit Rathaus
Der Fluss Karpenissiotis
Straße durch die Berge bei Karpenisi

Karpenisi (griechisch Καρπενήσι (n. sg.); alternative Schreibweise Karpenissi, ältere Schreibweisen Karpenisio(n), Karpenissio(n)) ist eine griechische Kleinstadt und Gemeinde (Dimos, Δήμος) in der Präfektur Evrytania, Verwaltungsregion Mittelgriechenland. Sie ist der Verwaltungssitz der Präfektur Evrytania und zugleich auch die größte Ortschaft der Präfektur bemessen an der Einwohnerzahl. 6.775 Einwohner der insgesamt 9.390 Einwohner der Gemeinde Karpenisi leben in der Kleinstadt gleichen Namens.

Inhaltsverzeichnis

Geographie, Geologie und Klima

Das Gemeindegebiet von Karpenisi erstreckt sich von Ost nach West über die gesamte Breite der Präfektur Evrytania. In Nord-Süd-Richtung liegt das Gemeindegebiet von Karpenisi etwa in der Mitte der Präfektur. Im Westen grenzt das Gemeindegebiet an die Präfektur Ätolien-Akarnanien; die Grenze wird durch den Kremasta-See gebildet, welcher den Acheloos und seine Nebenflüsse zwischen Ätolien-Akarnanien und Evrytania zum größten Stausee Griechenlands aufstaut. Der in den Kremasta-See mündende Fluss Tavropos (Megdova) markiert die Nordgrenze des Gemeindegebietes von Karpenisi zur Gemeinde Frangista und zur Gemeinde Viniani. Entlang des Flusslaufs des Agrafiotis erreicht das Gemeindegebiet auch seinen nördlichsten Punkt. Östlich von diesem Punkt grenzt die Gemeinde Karpenisi an die Gemeinde Ktimenia. Die Ostgrenze der Gemeinde stellt die Präfektur Fthiotida dar, der Südgrenze benachbart ist die Gemeinde Potamia.

Eines der zwei landschaftlichen Hauptmerkmale des Gemeindegebietes von Karpenisi ist der Fluss Karpenissiotis mitsamt seinem Tal, welcher von der Südostflanke des Tymfristos (2.313 m) im Norden der Kleinstadt Karpenisi durch diese nach Westsüdwest zum Zusammenfluss mit dem Krikellopotamos zieht. Der Krikellopotamos bildet nach der Einmündung des Karpenissiotis den Fluss Trikeriotis, welcher der südliche Zufluss des Kremasta-Sees ist und zugleich die Westgrenze des Gemeindegebietes markiert. Vor dem Aufstau des Kremasta-Sees floss der Trikeriotis in den Acheloos.

Das zweite landschaftliche Hauptmerkmal des Gemeindegebiets von Karpenisi wie auch der gesamten Präfektur Evrytania ist das Agrafa-Gebirge, welches der südliche Ausläufer des Pindos-Gebirges ist. Mit Ausnahme der vorbeschriebenen Flusstäler existieren im Gemeindegebiet von Karpenisi auf seiner gesamten Fläche keine nennenswerten Ebenen oder Senken. Die Agrafa-Berge sind sehr unwegsam und zerklüftet. Das südliche Gemeindegebiet wird durch den Berg Kaliakouda (2.099 m) begrenzt, welcher die Täler von Karpenissiotis (nördlich) und Krikellopotamos (südlich) von einander trennt. Auf dem Grat des Kaliakouda verläuft die südliche Gemeindegrenze von Karpenisi. Entlang der nördlichen Begrenzung des Tals des Karpenissiotis finden sich im Westen der Berg Chelidona (1.974 m), dessen Ausläufer zugleich die östliche Begrenzung des Tals des Tavropos bilden. Der östliche Teil der nördlichen Talbegrenzung des Karpenissiotis wird durch den Tymfristos und dessen Ausläufer nach Westen (Symbetheriako, 2.115 m) und nach Nordwesten (Kokotos, 1.412 m und Krania, 1.512 m) dominiert. Der Tymfristos ist der höchste Punkt im Gemeindegebiet von Karpenisi (2.313 m) und auch der höchste Punkt in der Präfektur Evrytania. Unmittelbar südlich des Tymfristos liegt die Kleinstadt Karpenisi.

Die Entfernung von Karpenisi nach Agrinio im Südwesten beträgt 105 km, nach Trikala im Nordosten von Karpenisi beträgt die Entfernung 80 km und nach Lamia im Osten sind es 78 km.

Geschichte

Auf dem Hügel Agios Dimitrios in der Nähe der Kleinstadt Karpenisi sind antike Überreste gefunden worden, welche auf eine Besiedlung der Gegend bereits in antiker Zeit hindeuten. Eine antike Siedlung in der Region des heutigen Karpenisi konnte mit Sicherheit bis heute nicht nachgewiesen werden. Der Name Karpenisi wurde erstmalig im 12. Jahrhundert durch die Kutsovlachen bzw. Walachen erwähnt. Das genaue Gründungsdatum der heutigen Siedlung ist unbekannt.[2] Unter osmanischer Herrschaft war Karpenisi bereits das Verwaltungs- und Handelszentrum der umliegenden, teils von Walachen, teils von Griechen bewohnten Dörfern der Region Evrytania. Zwischen 1645 und 1814 existierte in Karpenisi eine höhere griechische Schule. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde Karpenisi zum Bischofssitz des Bistums Litsa und Agrafa erhoben. 1821 erfolgte in Karpenisi ein erfolgreicher Angriff griechischer Rebellen im Rahmen des griechischen Unabhängigkeitskrieges auf die dort stationierte osmanische Garnison, welcher mit einem griechischen Sieg und der Eroberung von Karpenisi endete.[2] Nach der Befreiung Karpenisis wurde die Stadt unter Rückgriff auf die antike Hauptstadt von Evrytania Ichialia genannt; bereits 1840 kehrte man zum Namen Karpenisi zurück.[2]

Im Zweiten Weltkrieg war Karpenisi wie die Region Evrytania ab Ende April 1941 von italienischen Truppen besetzt, welche eine Garnison in Karpenisi stationiert hatten. Im September 1943 übernehmen nach dem Übertritt Italiens auf die Seite der Alliierten deutsche Truppen die Besatzung Karpenisis bis zu ihrem Rückzug im Oktober 1944. Karpenisi war wie Evrytania auch eine Hochburg des bewaffneten griechischen Widerstandes gegen die italienischen und deutschen Truppen. Im August 1944 führen deutsche Truppen im Rahmen der Operation Kreuzotter eine Strafexpedition gegen Karpenisi und zerstören die Kleinstadt. Trotz heftigen Widerstands kommen 300 griechische Rebellen zu Tode und 250 werden gefangen genommen.[3]

In den 1950er und 1960er Jahren ging die Bevölkerung der gesamten Präfektur Evrytania und damit auch von Karpenisi dramatisch zurück. 1940 lebten in Evrytania 53.473 Menschen, 1961 nur noch 39.710; mehr als ein Viertel der Bevölkerung hatte die Präfektur verlassen, wobei die Kleinstadt Karpenisi weniger betroffen war als die Dörfer im heutigen Gemeindegebiet bzw. der gesamten Präfektur.[4] Die Region Evrytania und auch deren Verwaltungs- und Handelszentrum Karpenisi waren gegenüber anderen griechischen Regionen deutlich unterentwickelt. Die Ost-West Hauptverbindungsstrasse Lamia-Karpenisi-Agrinio wurde erst in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre ausgebaut.[5] Im Jahr 1962 war diese Straße trotz des gebirgigen Verlaufes in Evrytania und Karpenisi noch nicht asphaltiert. Auch die anderen Straßen um Karpenisi herum und in Evrytania waren in einem sehr schlechten Zustand.[6]

Am 5. Februar 1966 erschütterte ein schweres Erdbeben Evrytania und Karpenisi mit Epizentrum am Kremasta-See. Während die Kleinstadt kaum Schäden davon trug wurden im heutigen Gemeindegebiet von Karpenisi mehrere Dörfer durch Erdrutsche und Steinschlag teilweise bis vollständig zerstört, darunter Agia Vlacherna und Agios Nikolaos.[7]

Infrastruktur und Verkehr

Karpenisi ist der Verkehrsknotenpunkt im südlichen Pindos- bzw. Agrafa-Gebirge. Die wichtigste Verkehrsachse führt mit der Nationalstraße 38 (Europastraße 953) von Lamia im Osten von Karpenisi entlang des Tals des Sperchios bis zur Rachi Tymfristou, einem Pass mit einer Höhe von 1.227 m an der Grenze zwischen Evrytania und Fthiotida, welcher über die Bergkette führt, die das Tal des Karpenissiotis vom dem des Sperchios abgrenzt. Die Rachi Tymfristou wird seit Beginn des 21. Jahrhunderts mit einem Tunnel, dem Tymfristos-Tunnel, unterquert. Durch Karpenisi hindurch führt die Nationalstraße 38 über eine Passhöhe zwischen Tymfristos und Chelidona in das Tal des Tavropos. Diesem Flusstal folgend überquert sie den Kremasta-See über die Episkopi-Brücke und führt nach Agrinio in Ätolien-Akarnanien. Die Nationalstraße 38 ist die wichtigste Ost-West-Verbindung von Süd-Thessalien und Nord-Mittelgriechenland nach Westgriechenland und Epirus. Weitere untergeordnete Straßen führen von Karpenisi aus sternförmig nach Domnista und Arachova im Süden, nach Megalo Chorio und Proussos im Südwesten entlang des Karpenissiotis, nach Agia Triada und Fourna im Norden.

Einen Eisenbahnanschluss hat Karpenisi nicht. Der nächste Flughafen wäre der nationale Flughafen von Agrinio (geschlossen) oder Preveza bzw. der internationale Flughafen von Athen in mehr als 200 km Entfernung.

Karpenisi besitzt als einzige Ortschaft in der Präfektur Evrytania ein Krankenhaus.

Sehenswürdigkeiten

Am Hauptplatz die byzantinische Kirche Agia Triada. Das Gotteshaus wurde 1645 umgebaut und erhielt seine heutige Form. Die Kapelle Agios Dimitrius auf einem Hügel oberhalb der Stadt. In der Gegend von Klafi wurde 1957 bis 1958 eine frühchristliche Basilika aus dem 5. Jahrhundert nach Christus entdeckt.[5] In unmittelbarer Nähe der Stadt befindet sich ein kleines Skigebiet auf dem Tymfristos (Velouchi).

Partnerstadt

USAUSA Asheville, North Carolina, (USA)

Quellen

  • Topo 100 Central Greece. Evrytania. 1:100.000. Anavasi Maps and Guides, Athen. ISBN 978-960-8195-65-3
  1. a b c d Angaben des griechischen Amts für Statistik nach Volkszählung 2001
  2. a b c Zeitungsartikel der griechischen Zeitung Kathimerini über das Reiseziel Evrytania, Teil 1 (auf Griechisch).
  3. Zeitungsartikel der griechischen Zeitung Eleftheria vom 13. Dezember 1960, Seite 7.
  4. Zeitungsartikel der griechischen Zeitung Eleftheria über die Auswanderung aus Evrytania vom 1. Oktober 1962, Seite 3.
  5. a b Zeitungsartikel der griechischen Zeitung Eleftheria vom 15. April 1965, Seite 10.
  6. Zeitungsartikel der griechischen Zeitung Eleftheria vom 1. September 1962, Seite 5.
  7. Zeitungsartikel der griechischen Zeitung Eleftheria vom 6. Februar 1966, Seiten 1 und 11.

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