Katzendiabetes

Katzendiabetes
Blutzuckermessung bei einer Katze

Als Feliner Diabetes mellitus (volkstümlich „Katzendiabetes“) wird die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) der Hauskatzen bezeichnet. Sowohl diagnostisch als auch therapeutisch handelt es sich hier um eine schwierige Erkrankung, die sich in einigen wesentlichen Grundzügen von der Zuckerkrankheit des Menschen, des Hundes oder anderer Tiere unterscheidet.

Inhaltsverzeichnis

Pathogenese, Symptome

Die Krankheitsform eines Diabetes mellitus ergibt sich, wenn infolge verschiedener Ursachen die Wirkung des Bauchspeicheldrüsenhormons Insulin auf die Körperzellen nachlässt. In der Folge sind die Zellen nur noch unzureichend in der Lage, Zuckermoleküle aufzunehmen und dem zelleigenen Stoffwechsel zuzuführen. Infolge des so auftretenden Energiemangels bewirken körpereigene Regulationsmechanismen die Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Übersteigt der Anteil der Zuckermoleküle im Blut einen Wert von etwa 290 mg/dl, treten sie in den Harn über und bewirken infolge ihrer osmotischen Aktivität im Organismus einen Wasserverlust. Diese Mechanismen führen zur Ausbildung von vier Leitsymptomen des Diabetes: vermehrter Durst (Polydipsie), vermehrter Harnabsatz (Polyurie), vermehrte Nahrungsaufnahme (Polyphagie) bei fortschreitender Abmagerung. Der Muskeltonus kann nachlassen und eine Nervenerkrankung bedingt eine Durchtrittigkeit der Hintergliedmaßen (plantigrades Gangbild). Anders als bei Menschen oder Hunden kommt es nicht zur Ausbildung von Linsentrübungen (Katarakt). Die Krankheit entwickelt sich bevorzugt bei Tieren mittleren Alters, wobei kastrierte Kater am häufigsten betroffen sind.

Bei Hauskatzen treten zwei Arten des Diabetes mellitus (DM) auf. Die weitaus häufigste Form ist der Typ-2-DM, bei welchem es in der Bauchspeicheldrüse aufgrund einer Amyloidose in den Inselzellen zu einer verminderten Insulinproduktion kommt, gleichzeitig die Körperzellen jedoch eine erhöhte Insulinresistenz aufweisen. Seltener tritt ein Typ-1-DM auf; hierbei werden die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse zerstört. Klinisch sind beide Arten nicht voneinander abgrenzbar.

Diagnose

Die korrekte Beurteilung des Blutzuckers von Katzen gestaltet sich generell schwierig, da sie auf Manipulationen leicht mit einem stressbedingten Anstieg des Blutzuckers reagieren. Der gleiche Effekt kann beim Vorhandensein anderer Erkrankungen auftreten (stressbedingte Hyperglykämie). Als diagnostisches Kriterium ist der Blutzucker demzufolge nicht anwendbar. Die Diagnose eines Diabetes mellitus kann hier mit zufriedenstellender Sicherheit nur anhand des Fructosamin-Spiegels gestellt werden, welcher bei diabetischen Tieren infolge des dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegels oberhalb von 340 µmol/l liegt. Bei gleichzeitigem Vorhandensein einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), welche bei älteren Tieren gleichfalls gehäuft auftritt, ist jedoch auch dieser Wert nicht beweisend für einen Diabetes mellitus.

Therapie

Die allgemein übliche Behandlung des Katzendiabetes erfolgt durch die zweimal tägliche Injektion von Insulinpräparaten. Als problematisch erweist sich hierbei die Kontrolle der korrekten Einstellung auf das Präparat, da eine Entnahme venösen Blutes infolge der Neigung zur Stresshyperglykämie keine verwertbaren Ergebnisse bringt. Als Ausweg wird der Einsatz von Blutzuckermessgeräten aus der Humanmedizin gesehen, mit welchen die Tierbesitzer anhand der Entnahme von Kapillarblut aus den Ohren des Tieres Tagesprofile erstellen können. Dieses unter Hometesting bekannte Verfahren findet nach seiner Einführung in den USA und der Schweiz zunehmend auch in Deutschland immer mehr Verbreitung und Akzeptanz bei Katzenhaltern und Tierärzten.

Bei Katzen ist die Nahrungsaufnahme abhängig von der jeweiligen Insulinverabreichung. Kurzwirkende Insuline bedürfen einer zeitlich abgestimmten Fütterung, während langwirkende (Human-)Insuline eine freie Fütterung erlauben. Auch bei Katzen senkt die Aufnahme von kohlenhydratarmen Futtersorten deutlich den Insulinbedarf.

Prognose

Katzen mit gut eingestelltem Diabetes ohne Komplikationen (beispielsweise Ketoazidose ) können noch jahrelang mit gleich bleibender Lebensqualität gut leben. Die Folgekrankheiten spielen aufgrund der geringeren Lebenserwartung im Vergleich zum Menschen eine untergeordnete Rolle, häufig kommt es aber durch die zum Teil monatelange Einstellungsphase zu Nierenproblemen wie chronische Niereninsuffizienz. Eine vollständige Remission ist beim Typ-2-DM möglich, die andauernd oder auch nur kurzzeitig auftreten kann.

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