- Kaufhaus Jonas
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Das Gebäude des ehemaligen Kaufhauses Jonaß (auch Kaufhaus Jonas geschrieben) in Berlin hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, die auch eng mit der jüngeren deutschen Geschichte verbunden ist.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Das Gebäude befindet sich am Rande des Kollwitzkiezes des Ortsteils Prenzlauer Berg (Bezirk Pankow) von Berlin, Ecke Torstraße/Prenzlauer Allee. Von 1951 bis 1994 lautete die Anschrift Wilhelm-Pieck-Straße 1.
Geschichte
1928 bis 1945
Auf dem Gelände eines 1828 errichteten Exerzier- und Reithauses baute der jüdische Kaufmann Hermann Golluber in den Jahren 1928/29 das sechsgeschossige Kaufhaus Kredit-Warenhaus Jonaß & Co AG. Das Gebäude in der damaligen Lothringer Straße 1 wurde von den Architekten Georg Bauer und Siegfried Friedländer in der Ende der 1920er Jahre aufkommenden Skelettbauweise im Stil der Neuen Sachlichkeit geplant und errichtet. Über einen zweigeschossigen mit Naturstein verkleideten Sockel schließt sich ein fünfgeschossiger Putzbau und ein Dachgeschoss an, in dem über einige Jahre ein Dachrestaurant betrieben wurde.
Vor allem die Bevölkerung aus dem nahe gelegenen Scheunenviertel nutzte die Möglichkeit, in dem Kreditwarenhaus mit über 15.000 m² Nutzfläche auch gegen Teilzahlung einzukaufen. Mit dem Kaufschein hatten Kunden die Möglichkeit, ¼ der Waren sofort anzuzahlen, der Rest wurde in 4 Monatsraten beglichen.
Die 1889 gegründete Aktiengesellschaft hatte nach dem Ersten Weltkrieg ihr Stammgeschäft zunächst im Berliner Telefunkenhaus in der Berliner Belle-Alliance-Str. 7-10. Mit dem Kaufhaus Jonaß in der Lothringer Straße besaß man ein erstes eigenes Geschäftshaus.
Nachdem das Unternehmen von Golluber und seinem Geschäftspartner Hugo Haller zunächst allein geführt wurde, nahmen diese nach 1933 zwei Angestellte in die Geschäftsführung auf, um einer Enteignung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Beide Altgesellschafter wurden jedoch aus dem Geschäft gedrängt. Golluber floh 1939 in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er wenig später starb. Die neuen Besitzer schlossen das Kaufhaus und verkauften es 1942 an die NSDAP, die es als Verwaltungsgebäude der Reichsjugendführung nutzte.
Der Verkauf wurde ab 1934 in neuen Räumlichkeiten in dem von Peter Behrens geplanten Alexanderhaus auf dem Berliner Alexanderplatz fortgeführt. Nach Aufgabe dieser Räumlichkeiten kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges zog die Firma für kurze Zeit noch einmal in die Lothringer Straße zurück, wo sie 1945 aufgelöst wurde.
1946 bis 1959
Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude verstaatlicht und Sitz des Zentralausschusses der SPD. Nach deren Vereinigung mit der KPD zur SED wurde es 1946 Sitz des Zentralkomitees der SED. Zwei in den Jahren 1976 und 1988 angebrachte Tafeln am Haupteingang des Gebäudes erinnern heute noch daran, dass der erste (und einzige) DDR-Präsident Wilhelm Pieck und sein Ministerpräsident Otto Grotewohl in dem Gebäude ihre Arbeitsräume hatten. In Hinblick auf den Zusammenschluss zwischen KPD und SPD erhielt es nun den Namen Haus der Einheit. Von 1956 bis 1990 war im Haus das Geschichtsinstitut beim ZK der SED ansässig, zu dem auch das historische Archiv der KPD und das Zentrale Parteiarchiv der SED gehörten.
Während der Unruhen am 17. Juni 1953 wurden besonders das Haus der Ministerien und das Haus der Einheit von wütenden Arbeitern umringt und angegriffen.
1959 bis 1990
Von 1959 bis 1990 war das Gebäude Hauptsitz des Institutes für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (IML). Das IML beschäftigte sich mit der Geschichte der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung und deren historisch-philosophischen Klassikern. Zahlreiche Publikationen wurden hierzu herausgegeben. Von hier aus bereitete das IML Ende der 1960er Jahre die große deutschsprachige Marx-Engels-Gesamtausgabe vor.
Das Arbeitszimmer von Wilhelm Pieck in der dritten Etage mit zahlreichen Regalen, Büchern und Utensilien wurde als Gedenkzimmer erhalten. Selbst als Präsident bewahrte der gelernte Tischler Wilhelm Pieck in seinem Schreibtisch einen Hammer, einen Zollstock, einen Bohrer, eine Kneifzange und anderes Werkzeug auf. In Piecks Sekretariat wurden Urkunden, Broschüren und Bücher zur Berliner Ehrenbürgerschaft Piecks ausgestellt.
Seit 1990
Nach der Wende wurden die Institutionen aufgelöst und zum Teil in das Bundesarchiv überführt. Die Immobilie wurde 1996 an eine jüdische Erbengemeinschaft rückübereignet und steht seit 1995 leer. Pläne, wie die Nutzung als Hotel, Hauptsitz einer Berliner Wohnungsbaugenossenschaft oder als Büroimmobilie, konnten nicht umgesetzt werden. 2004 erwarb eine Investorengruppe, das deutsch-britische Unternehmen Cresco Capital den Baukomplex für 9 Millionen Euro. Bis Ende des Jahres 2009 wird das mehrflügelige Haus unter Federführung des Architekturbüros JSK denkmalgerecht saniert. Nach den Plänen des neuen Besitzers entsteht hier das „Soho House Berlin“, die Umbaukosten werden mit rund 300 Millionen Euro angegeben. Vorgesehen sind kombinierte Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten für Künstler, Journalisten, Regisseure und Manager aus dem Medienbereich. Das Arbeitszimmer von Wilhelm Pieck kann nach Neueröffnung in seiner ursprünglichen Erhaltung besichtigt werden. Weitere Räume für Konferenzen, Wellness, Speiseneinnahme sollen der Öffentlichkeit zugängig bleiben.[1]
Weblinks
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste
- Historische Aufnahme um 1930 beim Fotoarchiv Marburg
- Geschichte des Hauses bei berlinstreet.de
- Ein "städtebauliches Juwel" wird verkauft, Artikel in der Berliner Zeitung vom 20. April 2001
- Engländer kaufen frühere SED-Zentrale, Artikel im Tagesspiegel vom 19. April 2007
- Ein Zimmer DDR, Artikel in der Berliner Zeitung vom 16. Mai 2008
- Website der Architekten
Einzelnachweise
- ↑ Stefan Strauss: Ein Zimmer DDR - Wo früher die SED regierte, zieht der Klub Soho House mit Swimmingpool, Lounge und Sauna ein, Artikel in der Berliner Zeitung vom 16. Mai 2008]
52.527513.415555555556Koordinaten: 52° 31′ 39″ N, 13° 24′ 56″ O
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