Kaška

Kaška

Die Kaschkäer (Kaška) lebten zur Zeit des hethitischen Großreichs in Nordanatolien. Ihr Siedlungsgebiet war das antike innere Paphlagonien, also die heutigen Provinz Cankiri und Teile von Karabük zwischen Ankara und dem Schwarzen Meer. Die Berge des Pontus sind hier bis zu 2.400 m hoch.

Erste gesicherte hethitische Erwähnungen der Kaschkäer stammen aus dem frühen 14. Jahrhundert v. Chr. Daher nimmt ein Teil der Forschung an, dass sie erst zu jenem Zeitpunkt nach Nordanatolien gekommen sind. Andere Forscher meinen, dass sie indigen sind. Letzteres ist plausibler, da die bezeugten kaschkäischen Namen sehr wahrscheinlich altanatolisch sind. Das Fehlen in Texten, die sicher vor 1400 v. Chr. datieren, ist damit zu erklären, dass wir aus dem Alten Reich wenig Quellen besitzen und die Region damals weitgehend unter hethitischer Kontrolle war.

Die Kaskäer waren allenfalls Halbnomaden und in mindestens neun verschiedene Stämme zersplittert. U. a. auch deshalb stellten sie eine ständige Bedrohung an der hethitischen Nordgrenze dar. Verträge, die mit dem einen Stamm geschlossen wurden, ignorierten die anderen Stämme. Die Einfälle ins Hethiterreich waren aber offenbar weniger Eroberungs- als vielmehr Plünderungszüge. Lediglich zur Zeit des Šuppiluliuma I. (ca. 1345-1320 v. Chr.) sollen sich die Stämme unter einem König Pihhunija zusammengeschlossen haben. Danach scheinen sie wieder uneins gewesen zu sein. Unter Hantili II. eroberten sie um 1450 Nerik. Wie Hattušili III. in seiner Apologie erwähnt, überquerten die Kaskäer in seiner Regierungszeit den oberen Kızılırmak und erreichten sogar Kültepe/Kanesch. Muršili II. errang entscheidende Siege gegen die Kaška. Sie sind auch als Verbündete der Hethiter bekannt, die sie z. B. in der Schlacht von Kadesch unterstützten, ebenso wie Hattušili III. bei seiner Usurpation des Thrones.

Wenngleich die Kaskäer in hethitischen Texten aus der Zeit des Großreichs so oft wie nur wenige andere Völker erwähnt sind, wissen wir sehr wenig über sie, da sich die Hethiter bei der Schilderung von Feldzügen und in den Texten von Verträgen auf das Wesentlichste beschränkten.

Zwischen dem Devrez und dem Kızılırmak lagen eine Serie hethitischer Festungen, die den Kaschkäern den Zugang zu dem hethitischen Kerngebiet versperren sollten. Sie waren in gleichmäßigem Abstand angelegt und lagen meist auf einer Anhöhe, aber mit Zugang zu Wasser und gutem Ackerland. Sie sind stark befestigt und manchmal bis zu einem Hektar groß. Roger Matthews nimmt an, dass die Hethiter das Land auch durch Straßen erschlossen, die sich vielleicht unter den römischen und byzantinischen Straßen verbergen. Zu dem System gehörten auch kleinere Wachtürme und Ausgucke. Ein Beispiel eines solchen wurde in der Nähe von Eldivan entdeckt[1].

Ob die Kaskäer den Zusammenbruch des Hethiterreichs mitverursachten, ist nicht geklärt. Sicher ist, dass sie nach 1200 v. Chr. das entstandene Vakuum nutzten und weit nach Südosten wanderten. Ab Ende des 12. Jh. begegnen sie uns als "Gasga" mehrfach in assyrischen Quellen. In den Annalen des Tiglatpilesar I. (ca. 1114-1071 v. Chr.) heißt es, dass sie die Gebiete, die sie erobert hatten, nicht dauerhaft besiedelten. Daraus kann man ableiten, dass sie ihre Heimat am Schwarzen Meer aufgegeben hatten und nicht etwa ihr Territorium von dort bis nach Ostanatolien ausdehnten. Noch bis ins 8. Jahrhundert v. Chr. werden sie sporadisch in assyrischen Texten erwähnt. Offenbar hatten sie sich inzwischen in Ostanatolien festgesetzt und ein Reich gegründet. In den Annalen Sargons II. werden die Kaskäer zum letzten Mal erwähnt. Danach verliert sich ihre Spur. Der Paphlagonien-Survey entdeckte einige Siedlungen mit sogenannter "grauer Phrygischer Ware". Es gibt Spekulationen, dass die Pontier, die unter ihrem König Mithridates den Römern zu schaffen machen sollten, Nachkommen der Kaskäer waren.

Archäologisch sind die Kaskäer bis heute schlecht fassbar. Das liegt zum einen daran, dass sie offenbar keine größeren festen Siedlungen besaßen. Zum anderen ist es schwierig, z. B. Streufunde mit grober Keramik einem bestimmten Volk zuzuordnen. Außerdem sind systematische Ausgrabungen in Nordanatolien bis heute nur in sehr geringem Ausmaß unternommen worden.

siehe auch Liste der hethitischen Großkönige

Literatur

  • Einar von Schuler: Die Kaskäer. Ein Beitrag zur Ethnographie des alten Kleinasien. de Gruyter, Berlin 1965. ErgBd. 3 zu Zeitschrift für Assyriologie. ISSN 0084-5299
  • Maciej Popko, Zippalanda and Ankuwa once more. Journal American Oriental Society 120/3, 2000, 445-448.
  • Roger Matthews, Landscapes of Terror and Control: Imperial Impacts in Paphlagonia. Near Eastern Archaeology 67/4, 2004, 200-211.

Einzelnachweise

  1. Roger Matthews, Landscapes of Terror and Control: Imperial Impacts in Paphlagonia. Near Eastern Archaeology 67/4, 2004, 205

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kaska — Kaska, Kassa, die Rinde der in Guinea heimischen Zäsalpiniazee Erythrophloeum guineense G. Don., enthält das Alkaloid Erythrophlöin, ein Herzgift …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Kaska — The Kaska or Kaska Dena are a First Nations people living mainly in northern British Columbia and the southeastern Yukon in Canada. The Kaska language originally spoken by the Kaska is an Athabaskan language.Kaska Dena communities and First… …   Wikipedia

  • kaška — 1 ×kaškà (plg. l. kaczka) sf. (2) BŽ543; M 1. Srv, On senoviškų durų medinis įtvaras, gembė, bėgūnas: Ant kãškų daržinės durys sukas J. Kaškà – kuri apkabina medį, viena aukštai, antra žemai J. Numų durys ant medžio kaškomis girgždėjo S.Dauk.… …   Dictionary of the Lithuanian Language

  • Kaska — Die Kaska oder Kaska Dena sind ein Indianer Volk (First Nation), die hauptsächlich im nördlichen British Columbia und südöstlichen Yukon in Kanada lebt. Ihre Sprache Kaska gehört zu den athapaskischen Sprachen. Die Gemeinden der Kaska sind: Ross… …   Deutsch Wikipedia

  • kaska — ˈkaskə noun (plural kaska or kaskas) Usage: usually capitalized 1. a. : an Athapaskan people of the Liard river valley of the Yukon and British Columbia b. : a member of such people 2 …   Useful english dictionary

  • Kaska — /kas keuh/, n., pl. Kaskas, (esp. collectively) Kaska for 1. 1. a member of a group of North American Indians of northern British Columbia and southern Yukon Territory. 2. the Athabaskan language of the Kaska. [after the Kaska name for McDame… …   Universalium

  • kaška — 2 ×kaška sf. [K] = kašta (lėšos, išlaidos) …   Dictionary of the Lithuanian Language

  • Kaska language — Kaska is an Athabaskan language spoken by the Kaska people in the southeastern Yukon territory and northern British Columbia in Canada.ee also*Tahltan languageReferences* [http://www.yukoncollege.yk.ca/ynlc/YNLCinfo/Kaska.html Yukon Native… …   Wikipedia

  • Kaska (Begriffsklärung) — Kaska steht für ein Indianer Volk, im nördlichen British Columbia und südöstlichen Yukon in Kanada, siehe Kaska Kaska ist der Familienname folgender Personen: Franz von Kaska (1834–1907), Leibapotheker Kaiser Maximilians von Mexiko, Chemiker… …   Deutsch Wikipedia

  • Kaska (disambiguation) — Kaska may signify either of two wholly separate peoples:*Kaska Dena, one of the First People of northwest North America. *Kaska, the inveterate enemies of the Hittites …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”