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Heinrich Kemner (* 19. Juni 1903 in Dünne/Westfalen; † 13. Juni 1993 in Walsrode) war lutherischer Erweckungstheologe und Prediger. Nach seiner Pensionierung als Gemeindepfarrer gründete und leitete er den bekannten Ahldener Jugendtag, die Ahldener Bruderschaft und das Geistliche Rüstzentrum Krelingen. Als Evangelist und Schriftsteller wirkte er weit über die Grenzen Deutschlands hinaus.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Heinrich Kemner wurde auf einem alten Bauernhof im Minden-Ravensberger Land geboren. Bis zu seinem 20. Lebensjahr tat er seine Arbeit hinter dem Pflug. Zwischendurch besuchte er die Landwirtschaftsschule und Höhere Lehranstalt für praktische Landwirte. Dann ging er als Gutsinpektor nach Pommern und leitete bis zum 26. Lebensjahr einen landwirtschaftlichen Großbetrieb. Aus innerer Berufung holte er das Abitur nach und studierte zur Erfüllung seines Gelübdes Theologie. 32 Jahre war er als Pfarrer in der Gemeinde Ahlden tätig. In dieser Zeit entwickelte sich aus kleinen Anfängen der größte Jugendtag in der Bundesrepublik. Außerdem gründete Pastor Kemner die Ahldener Bruderschaft, die Pfarrer, Prediger, Professoren, Industrielle zu einem verbindlichen Zeugnis in ihrem jeweiligen Wirkungsbereich aufruft. Es entstand ferner das Geistliche Rüstzentrum Krelingen; im Herbst 1972 begann hier auch die seminaristische Ausbildung junger Theologen. Dem Rüstzentrum wurde ein „Glaubenshof“ angegliedert, auf dem drogenabhängigen jungen Menschen durch das freimachende Evangelium Jesu Christi und äußerlich durch Arbeitstherapie geholfen wurde. Neben dem Gäste- und Tagungshaus, Rehabilitationszentrum und Studienzentrum folgten eine Kirche, Landwirtschaft, Tischlerei, Gärtnerei und eine große Veranstaltungshalle. Als Evangelist war Pastor Kemner wiederholt in Afrika und auf anderen Kontinenten tätig. Seine Bekanntheit als Schriftsteller beschränkte sich nicht auf die beiden deutschen Staaten, sondern umfasste auch zumindest das deutschsprachige Ausland. Im April 1983 erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Theologie
Kemner wurde maßgeblich in seinem theologischen Anliegen von Sören Kierkegaard und Hermann Bezzel geprägt. Sein Grundanliegen war der des Anknüpfungspunktes von wortgemäßer Verkündigung. Sie gelänge dann, wenn sie zur Krisis als Grenzerfahrung des Lebens führt, und so den ewigkeitlichen Ausblick eröffne (καιρός). Der gottlose Mensch sei Suchender und zugleich Verzweifelter, wenn er den Blick in sich wage; in seinem Treiben stecke die Sehnsucht nach Ewigkeit. In der Bekehrung des Menschen zu Gott erlebe er aber die Befreiung von sich selbst. Die Aufgabe der Verkündigung sei demnach nicht der Mensch in seiner Denknot, sondern seiner Existenznot, deshalb suche die Verkündigung die Existenzmitte des Menschen und bedürfe ebenso der Dringlichkeit wie des Anstoßes zur Entscheidung. Kemner sah das Geheimnis der Vollmacht für den Verkündiger in der Gemeinschaft mit Christus, die aber erst durch die konkrete Beichte möglich werde. Für ihn blieb, in der Verkündigung die eschatologische Hoffnung festzuhalten, hinter den Widerständen schon die Siege Gottes zu sehen. Dabei bliebe für den Glaubenden das rechte Verständnis von Rechtfertigung und Heiligung von grundlegender Bedeutung, ohne das dynamische Christusnachfolge und deren Glaubwürdigkeit nicht möglich sei. Die Rechtfertigung des Christen sei kein passives Geschehnis und die Heiligung kein frommer Aktionismus; in beides sei und bleibe der Glaubende eingebunden. Einem verbissenen, frommen Aktionismus stellte Kemner eine „geheiligte Natürlichkeit“ gegenüber und sah in der Gleichzeitigkeit mit Christus (Kierkegaard) die Bestimmung des Glaubenden.
"Emanzipiertes Frauentum" ist für Kemner "immer ein Greuel gewesen," denn die "Krone der fraulichen Entfaltung" liege seiner Meinung nach "in geschenkter Mütterlichkeit". In der Ordination von Lesben und Schwulen sah er "die Gottesfinsternis [...] vollendet." Auch das Opfermythos gehört zu den von Kemner verwendeten Topoi, in dem er mit Sätzen wie "Sünde muß wieder Sünde genannt werden können" suggerierte, das Gegenteil wäre der Fall gewesen, und dass die Rede- bzw. Religionsfreiheit in Deutschland eingeschränkt wäre.[1]
Schriften
- Signale (aufgenommen und weitergegeben) (1958)
- Christus oder Chaos. Eine kritische Untersuchung der Theologie Bezzels im Verhältnis zu Luther (1959), ISBN 3-8311-4637-3
- Kontakte, gefunden und aufgezeichnet (1959)
- Blinkfeuer. Erlebtes von Heinrich Kemner (1959)
- Jona. Ein Mann geht nach Ninive (1960)
- Liebe oder Leidenschaft (1960)
- SOS: Rauschgift oder Freiheit (1960)
- Vollmacht und Sendung (1960)
- Verkündigung heute (1960)
- Ist Gott anders? (1960)
- Scheinwerfer. Kurzgeschichten (1963)
- Die Samariterin (1965)
- Wetterleuchten des Weltendes (1966)
- Simon Petrus. Die Geschichte einer Wandlung (1967)
- Hermann Bezzel. Wächter im Bischofsamt. Reden, Aufsätze, Betrachtungen (1968)
- Die das Leben lieben (1969)
- Gott baut auf allen Straßen. Anrufe in unserer Zeit (1970), ISBN 3-7655-0285-5
- Nicht mehr anonym (1971)
- Jesus trifft dich überall (1971), ISBN 3-7655-0251-0
- Wir wählen die Hoffnung (1973), ISBN 3-921113-35-0
- Weg und Ziel. Aus meinem Leben (1973), ISBN 3-417-00441-1
- Erlebtes und Erfahrenes (1973), ISBN 3-87067-019-3
- Allerlei am Weg (1973), ISBN 3-7655-3320-3
- Prophetische Verkündigung (1974), ISBN 3-7751-0145-4
- Glaube in Anfechtung. Das Buch Esra für unsere Zeit (1974), ISBN 3-7751-0144-6
- Der Wolkenschieber. Geschichten zum Schmunzeln und Nachdenken (1975), ISBN 3-417-20264-7
- Von der Lehre zum Leben. Nach Hermann Bezzel (1977), ISBN 3-88087-203-1
- Es gibt nichts Schöneres (1977), ISBN 3-87067-089-4
- Das Abenteuer mit Jesus (1978), ISBN 3-88087-204-X
- Hermann Bezzel. Auf rechter Straße. Grundfragen des Glaubens (1978)
- Wir wählen das Leben, Bd. I (1979)
- Wir wählen das Leben, Bd. II (1981)
- Brennpunkt zwischen zwei Welten (1981), ISBN 3-88087-211-2
- Da kann ich nur staunen. Lebenslauf (1983), ISBN 3-86147-105-1
- Der vergessene Krug. Erlebnisse und Gedanken (1984), ISBN 3-88087-214-7
- Von Gott geprägt. Begegnungen mit Hermann Bezzel, Vater Bodelschwingh, Wilhelm Busch, Hans Lilje, Erich Schnepel, Corrie ten Boom, Karl Gottschalk, Friedrich Hauss, Karl Barth, Eva von Thiele-Winkler u.a. (1984), ISBN 3-7751-0922-6
- ...und volle Genüge haben. Tägliche Andachten (1984), ISBN 3-86147-196-5
- Ratschläge für Seelsorger (1985), ISBN 3-417-12351-8
- Was wird nach dem Tode sein? Gedanken über das Leben nach dem Sterben (1986), ISBN 3-417-12370-4
- Das Geheimnis der Frucht (1987), ISBN 3-7751-1157-3
- Jakob oder gestohlene Segen. Eine Erzählung (1987), ISBN 3-417-20415-1
- Spiel nicht mit dem Feuer. Gefährliche Kraftfelder zwischen Himmel und Hölle (1987), ISBN 3-88087-218-X
- Judas Iskariot. Zwischen Nachfolge und Verrat (1988), ISBN 3-7751-1266-9
- Die Wahrheit macht uns frei. Chancen und Grenzen in Psychologie und Seelsorge (1988), ISBN 3-88087-219-8
- Gott ruft die letzte Reihe. Episoden aus meinem Leben. Erfahrungen und Erlebnisse mit gestrauchelten und gestrandeten Menschen (1989), ISBN 3-87067-363-X
- Der Heilige Geist. Marschkompaß Gottes. Der Glaube an den Heiligen Geist aus biblischer Sicht (1989), ISBN 3-88087-220-1
- Der Tag des Herrn (1992)
- Wer ist Jesus Christus? (1992), ISBN 3-88087-225-2
- Die Frühlingswiese Gottes. Theologie und Erweckung heute – Dankesgabe für Heinrich Kemner zum 80. Geburtstag (1983)
- Heinrich Kemner – Pfarrer wider Willen. Ein filmisches Porträt (1992)
- „Gedenkt euer Lehrer“ (Hebr. 13,7) – Pastor Heinrich Kemner (1903–1993). Erinnerungen an Pastor Heinrich Kemner (2003)
- „…nicht vergeblich“ - Spurensuche zum 100. Geburtstag von Heinrich Kemner (2003/04), ISBN 3-86147-263-5
Weblinks
- Literatur von und über Heinrich Kemner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Heinrich Kemner. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- http://www.grz-krelingen.de – Geistliches Rüstzentrum Krelingen
Einzelnachweise
- ↑ http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=13686822&top=SPIEGEL Der SPIEGEL: Wahre Wunder]
Personendaten NAME Kemner, Heinrich KURZBESCHREIBUNG lutherischer Erweckungstheologe und Prediger GEBURTSDATUM 19. Juni 1903 GEBURTSORT Dünne, Westfalen STERBEDATUM 13. Juni 1993 STERBEORT Walsrode
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