Kenneth D. Kaunda

Kenneth D. Kaunda
Kenneth Kaunda 1978 mit dem weißen Tuch, seinem „Markenzeichen“
Kenneth Kaunda, 1970 in Frankfurt am Main

Kenneth David Kaunda (* 28. April 1924 in Chinsali) war von 1964 bis 1991 erster Präsident Sambias und eine der wichtigsten Figuren im Kontext der Befreiungsbewegungen in der SADC-Region.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kenneth Kaunda war das jüngste von acht Kindern. Er wurde auf der Lubwa Mission in Chinsali geboren, das heute in der Nordprovinz in Sambia liegt. Sein Vater war David Kaunda, Pfarrer, Missionar und Lehrer der (reformierten) Schottischen Kirche, der im Norden von Malawi geboren worden und dann nach Chinsali gezogen war, um in der Lubwa-Mission zu arbeiten.

Ausbildung und frühe Berufsjahre

Kenneth Kaunda ging in Lubwa Mission zur Schule. Er besuchte von 1941 bis 1943 das Munali College in Lusaka zur Lehrerausbildung. Danach wurde er Lehrer an der Hauptschule und Internatserzieher in Lubwa. Von 1943 bis 1945 stand er der Schule als Rektor vor. Dann zog er nach Lusaka, um Ausbilder in der Armee zu werden, doch er wurde abgelehnt. Er zog nach Simbabwe und arbeitete im Bergbau von Bindura und Salisbury. Anfang 1948 wurde er für die United Mission des Copperbelt wieder Lehrer in Mufulira. Er engagierte sich in den Wohlfahrtsgesellschaften der Schwarzafrikaner, die Gewerkschaftsersatz und Vorläufer ihrer politischen Parteien waren, und wurde Internatsleiter einer Bergbauschule in Mufulira. In dieser Zeit leitete er eine Pfadfindergruppe und einen Chor der zentralafrikanischen Kirche.

Der Kampf gegen die Briten

Im April 1949 kehrt Kaunda nach Lubwa zurück, um als Teilzeitlehrer zu arbeiten. Er kündigte 1951, da er Organisierender Sekretär des Northern Rhodesian African National Congress für die Nordprovinz wurde, die damals die Provinz Luapula mit einschloss. Am 11. November 1953 zog er nach Lusaka, um dort als Generalsekretär des NRANC unter dem Vorsitzenden Harry Nkumbula zu arbeiten. Doch die vereinten Anstrengungen von Kaunda und Nkumbula, die Schwarzafrikaner gegen die Briten und ihre Föderation von Rhodesien und Njassaland zu mobilisieren, blieben wirkungslos. 1955 wurden beide verhaftet und wegen Verteilens subversiver Schriften für zwei Monate bei harter Arbeit ins Gefängnis geworfen. Diese Art von Gefangenschaft war damals normaler Umgang der Briten mit nationalistischen Führern der ‚Bantu‘. Kaunda wurde durch diese Erfahrung radikalisiert. Er entfremdete sich Nkumbula, der zunehmend unter den Einfluss britischer Liberaler geriet und Kompromisse zum Thema Herrschaft der schwarzen Mehrheit eingehen wollte. Auch wirkte Nkumbulas autokratischer Führungsstil im NRANC mit in diese Richtung. Kaunda verließ jedenfalls den NRANC und gründete im Oktober 1958 den Zambian African National Congress (ZANC). Der wurde schon im März 1959 verboten und im Juni wurde Kaunda zu neun Monaten Gefängnis verurteilt, die er erst in Lusaka, dann in Salisbury verbüßte.

Während Kaunda in Haft saß, trennte sich im Oktober 1959 ein weiterer Nationalist, Mainza Chona, vom NRANC. Chona wurde Vorsitzender der United National Independence Party (UNIP), der Nachfolgepartei des ZANC. Doch Chona betrachtete sich nie als Gründer der UNIP. Als Kaunda im Januar 1960 frei kam, wurde er zum Vorsitzenden der UNIP gewählt. Im Juli 1961 organisierte Kaunda eine Kampagne des zivilen Ungehorsams in der Nordprovinz, der sogenannten Cha-cha-cha-Kampagne, die Schulen anzündete und Straßen blockierte. 1962 kandidierte Kaunda für die UNIP. Es folgte ein Koalition von UNIP und ZRANC mit Kaunda als Minister für Kommunale und Soziale Angelegenheiten. Im Januar 1964 gewann die UNIP die allgemeinen Wahlen unter der neuen Verfassung, worauf Kaunda Premierminister wurde und am 24. Oktober 1964 der erste Präsident des unabhängigen Sambias. Simon Kapwepwe wurde erster Vizepräsident.

Konzeptuell veröffentlichte Kaunda das Buch Humanism in Zambia and a Guide to its Implementation (Humanismus in Sambia und eine Führung in seine Umsetzung, Teil 1, 2 und 3), dazu kamen später als Schriften seiner Anhänger Fundamentals of Zambian Humanism (Grundsätze des sambischen Humanismus) von Timothy Kandeke, Zambian Humanism, religion and social morality (Sambischer Humanismus, Religion und Sozialmoral) von Cleve Dillion-Malone und Zambian Humanism: Some major spiritual and economic challenges (Sambischer Humanismus: Einige geistige und wirtschaftliche Herausforderungen) von Justin B. Zulu.

Kaunda als Präsident

Innenpolitisch wurde Kaunda im Jahr der Unabhängigkeit durch die Lumpa-Bewegung herausgefordert, einer christlichen, scharf anti-animistischen Pfingstkirche der Alice Lenshina in der Region um seinen Heimatort Chinsali, die schon die Briten herausgefordert hatte, was zahlreiche Menschenleben gekostet hatte. Kaunda selbst war anfangs in seiner politischen Haltung und Ethik von ähnlichen Gedankengängen geprägt.

Stärkeren Einfluss auf Kaundas Konzept des „Humanism in Zambia“ von 1964 gewann dann Julius Nyerere, der erste Präsident von Tansania, mit seinem Ujamaa-Konzept. Es umfasste Werte, die er auf - als herkömmliche afrikanische Werten proklamierten - Pfeilern wie gegenseitige Hilfe, Vertrauen und Loyalität gegenüber der Gemeinschaft stützte. Kaunda war darin keineswegs der einzige afrikanische Führer dieser Art.

Alice Lenshina wandte sich entschieden gegen jede Form weltlicher Macht, gegen die der Briten ebenso wie gegen die Kaundas, worauf er Polizeikräfte entsandte, was zahlreiche Tote zur Folge hatte. Diese Unruhen ließen Kaunda den Notstand ausrufen.

Erziehungspolitik

Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit (24. Oktober 1964) gab es unter den Schwarzafrikanern in Sambia gerade 109 mit Universitätsabschluss und weniger als 0,5 Prozent der Bevölkerung hatte die Hauptschule abgeschlossen. Sambia hatte eines der unter britischer Kolonialherrschaft am wenigsten entwickelten Schulsysteme, das im Wesentlichen auf Schulen der zahlreichen im Lande wirkenden Missionen aufbaute. Ein staatliches Schulwesen musste nach Erlangung der Unabhängigkeit erst einmal aufgebaut werden. Kaunda verfolgte eine Politik, in dem alle Kinder unabhängig von der Zahlungsfähigkeit ihrer Eltern Bücher, Blöcke und Bleistifte erhalten sollten, wenn sie zur Schule gingen. Die Eltern wurden verpflichtet, ihren Kindern Schuluniformen zu kaufen, die Schulgebühren zu bezahlen und ihre Kinder zur Schule zu schicken. Weiter verfolgte dieser Ansatz das Ziel, die begabtesten Schüler bis zur Universität zu fördern. Nicht jedes Kind konnte die Sekundarschule besuchen und die, die dort waren, waren die Besten ihres Jahrganges.

1966 wurde die Universität in Lusaka eröffnet, für deren Bau alle Sambier aufgefordert worden waren, so viel wie möglich zu spenden. Darunter sollen auch Hühner gewesen sein, die dann verkauft und deren Erlöse in den Spendentopf geworfen wurden. Kaunda wurde Universitätsrektor und führte die erste Zeremonie der Graduierung 1969 durch. Das durch bedeutende ethnologische Forschungen hervorgetretene bisherige Rhodes-Livingstone Institute for Social Research war zunächst ein bedeutendes Gründungselement, wurde aber späterhin völlig vernachlässigt. Der Hauptcampus lag an der Great East Road, der medizinische Campus am Ridgeway nahe der Universitätsklinik und 1979 kam ein weiterer Campus in Kitwe für die Technische Hochschule Sambias hinzu, die 1988 zur Copperbelt Universität aufgewertet und ausgebaut wurde, die Studien in Wirtschafts-, Fertigungs- und Umweltwissenschaften anbietet. Die Universität in Lusaka bietet Studiengänge in Agrar-, Ingenieurs-, Natur-, Erziehungs-, Rechts- und Sozialwissenschaften, Medizin, Tiermedizin und Bergbau an. Die Studien dauern vier Jahre, in Ingenieurswissenschaften und Medizin fünf und sieben Jahre.

Weiter baute Kaunda einen Fortbildungssektor auf, eine Berufsschule, die der Abteilung für Technische Aus- und Fortbildung unterstand. Weiter zählten dazu das Evelyn Hone College of Applied Arts and Commerce sowie das Natural Ressouce Development College in Lusaka, das Northern Technical College in Ndola, das Livingstone Trades Training Institute in Livingstone und die Pädagogischen Hochschulen.

Wirtschaft

Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit übernahm Kaunda eine allein auf den Kupferbergbau ausgerichtete Wirtschaft, die zudem völlig unter Kontrolle von Ausländern stand. Die British South Africa Company hielt Investitionen und Schürfrechte, von denen sie behauptete, sie durch jene Konzessionen erworben zu haben, die sie vom Litunga von Bulozi 1890 erhielt (Lochner Konzession). Die BSAC zog sich hier auf eine reine privatrechtliche Position zurück, die ihr als Auftragsgesellschaft der britischen Regierung, zudem mit Hoheitsrechten nicht zustanden. Nur durch die Drohung, sie direkt nach der Unabhängigkeit zu enteignen. konnte Kaunda die BSAC dazu bewegen, ihre Rechte der neuen Regierung zu überlassen. Während der Zeit der Föderation Rhodesien und Nyassaland waren die Gewinne aus dem Kupferbergbau ins heutige Simbabwe geflossen, da die weißen Rhodesier die dominante wirtschaftliche und politische Gruppe in Sambia waren. Sie leisteten ihre Arbeit als Manager und in der Verwaltung, während Sambia die Gewinne aus dem Kupferbergbau beisteuerte und Nyassaland die schwarzen Arbeitskräfte. Als Sambia unabhängig wurde war Salisbury bei weitem entwickelter als Lusaka. Das nannten die Sambier baba zonke, klau alles, und bezeichneten damit die von ihnen so wahr genommene Grundhaltung der Weißen in Simbabwe.

Von Anfang an übernahm Sambia das Vorgehen der Ostblockplanwiortschaft, einen Fünfjahresplan zu erstellen. Unter der Führung der Nationalen Entwicklungs- und Planungskommission (tional Commission for Development and Planingwurde erst der Vorläufige Entwicklungsplan 1964-66, dann der Erste Nationale Entwicklungsplan 1966-71 ausgearbeitet. Diese beiden Pläne, die größere Investitionen in Infrastruktur und Industrie vorsahen, wurden weitestgehend umgesetzt und erwiesen sich als erfolgreich. Alle dann folgenden Pläne verfehlten ihr Ziel.

Eine grundsätzliche Veränderung in Sambias Wirtschaft kam durch die Mulungushi-Reformen im April 1968. Die Regierung erklärte ihre Absicht, die Mehrheit an etlichen ausländischen Firmen zu erwerben, um sie durch die Industrial Development Corporation (INDECO) verwalten zu lassen. Im Januar 1970 hatte Sambia die Mehrheit in den zwei größten ausländischen Bergbauunternehmen erworben, der Anglo American Corporation und dem Rhodesia Selection Trust (RST). Aus ihnen wurden die Nchanga Consolidated Copper Mines (NCCM) und die Roan Consolidated Mines (RCM). Kaunda kündigte eine weitere halbstaatliche Firma an, die Mining Development Corporation (MINDECO). Die Financial and Development Corporation (FINDECO) ermöglichte es der Regierung, die Kontrolle über Baugesellschaften und Versicherungen zu gewinnen. Die ausländischen Banken konnten dem Übernahmedruck erfolgreich widerstehen, darunter Barclays, Standard Chartered und Grindlays. INDECO, MINDECO und FINDECO wurden 1971 unter einer Dachgesellschaft zusammengefasst, der Zambia Industrial and Mining Corporation (ZIMCO), die damit zu einem der größten Unternehmen in Afrika südlich der Sahara wurde. Kaunda übernahm den Vorstandsvorsitz. Die Verträge zur Fusion von Anglo American und RST wurden 1973 beendet und 1982 wurden NCCM und RCM zu der gigantischen Zambia Consolidated Copper Mines Ltd. (ZCCM) fusioniert.

Aufgrund der starken Fixierung auf wenige Wirtschaftszweige führten die Fünfjahrespläne in der Krise der 70er Jahre nicht zum Erfolg. Denn 1973 stieg der Ölpreis enorm an und der Kupferpreis auf dem Weltmarkt halbierte sich bis 1975. Da Sambia 95 Prozent seiner Exporterlöse durch Kupfer erzielte, war dies für das Land ein Desaster. Schon 1976 erlebte Sambia eine Zahlungskrise und geriet gegenüber dem Internationalen Währungsfonds schnell immer tiefer in die Schuldenfalle. Der Dritte Nationale Entwicklungsplan 1978-83 musste zugunsten eines Krisenmanagements aufgegeben werden.

Mitte der 1980er Jahre war Sambia im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt eines der am höchsten verschuldeten Länder der Erde. Der IWF bestand darauf, dass Sambia seine Wirtschaft stabilisiere und restrukturiere, um seine Abhängigkeit vom Kupfer zu überwinden. Die vorgeschlagenen Maßnahmen waren: Beendigung der Preiskontrollen, Abwertung des sambischen Kwacha, Senkung der Regierungsausgaben, Streichung der Subventionen für Nahrungsmittel und Kunstdünger, Erhöhung der Preis für Agrarprodukte. Als Kaunda diese Subventionen strich, gerieten die Preise für Grundnahrungsmittel außer Kontrolle. Die städtische Bevölkerung reagierte mit heftigen Unruhen. Aus diesem Grund brach Kaunda die Abmachungen mit dem IWF im Mai 1987 und beschloss ein neues Konjunkturprogramm (New Economy Recovery Programm) 1988. Dieses führte zu einer erneuten Verständigung mit dem IWF 1989. Als 1990 die Sowjetunion zusammenbrach, auf die sich Kaunda und seine Ideologie des sambischen Humanismus stützten, war die Zeit für einen fundamentalen politischen Umbruch gekommen. Kaunda kündigte an, die halbstaatlichen Firmen teilweise zu privatisieren. Doch dieser Wandel kam zu spät, um ihn noch an der Macht halten zu können. Es war der Kupferpreis auf dem Weltmarkt, der sie ihm entzog.

"Einparteienpartizipationsdemokratie" und Afrikanischer Sozialismus

Kaunda wurde mit der Zeit zunehmend intolerant gegenüber der Opposition. Nach den Unruhen der Wahl 1968 verbot er alle Parteien außer der UNIP. Dazu kam, dass sein erster Außenminister und nunmehr Herausforderer Simon Kapwepwe die UNIP verlassen hatte und mit der United Progressiv Party, die Kaunda sofort verbot, sich einen eigenen Apparat schuf. Im Februar 1972 setzt Kaunda die Chona Commission ein, benannt nach ihrem Vorsitzenden Mainza Chona, die einen Verfassungsentwurf ausarbeiten sollte. Diese Kommission wiederum war nicht befugt, über Kaundas Entscheidung selbst zu diskutieren. Der ANC allerdings blieb der Kommission fern und klagte erfolglos vor dem Obersten Gerichtshof Sambias gegen die Verfassungsänderung. Der Bericht der Chona Commission wurde im Oktober 1972 vorgelegt und wurde überwiegend als ein vergleichsweise liberales Dokument verstanden.

Kaunda proklamierte die Einparteienpartizipationsdemokratie in Sambia, die als eine Diktaturform sich in die Tradition der nachkolonialistischen Diktaturen in Schwarzafrika einfügte. Am Ende neutralisierte er Nkumbula vom ANC, indem er ihn überreden konnte, den ANC aufzugeben und der UNIP beizutreten. Das geschah am 27. Juni 1973 mit der Unterzeichnung der sogenannten "Erklärung von Choma". Nach der Auflösung der Nationalversammlung im Oktober 1973 hörte der ANC auf zu bestehen.[1] Auch ein Personenkult um Kaunda wurde inszeniert und von ihm selbst gebilligt. Doch nahm er vor politischen Todesurteilen gegen seine Gegner stets Abstand.

Die Befreiungsbewegungen

Kenneth Kaunda unterstützte Befreiungsbewegungen in Angola, Mosambik, Simbabwe und der Republik Südafrika. Seine finanzielle Untersützung sank allerdings mit dem Kupferpreis auf dem Weltmarkt. Zudem hielt es ihn nicht davon ab, sich in Südafrika abzusichern. Am 25. und 26. August 1976 traf er sich mit dem südafrikanischen Premierminister, Balthazar Johannes Vorster, an den Victoria-Fällen und am 30. April 1982 mit dessen Nachfolger Pieter Willem Botha an der Grenze zu Botsuana, um über die politische Lage in Südwest- und Südafrika zu reden. Kaunda wurde dafür in der schwarzafrikanischen Presse heftig kritisiert, aber er konnte so die südwärts führenden Transportwege für Sambias Außenhandel sichern. Denn seine Unterstützung der Befreiungsbewegungen hat die Unterbrechung der Benguelabahn zur Folge und die von der Volksrepublik China errichtete Eisnbahnlinie TAZARA nach Tansania erwies sich wegen der Bedingungen im Hafen von Dar-es-Salaam als Fehlinvestition.

Außenpolitik

Kenneth Kaunda in Frankfurt am Main, 1970

Außenpolitisch wurde bedeutungsvoll, dass Kaunda pragmatischerweise von den beiden Chinas die Volksrepublik, von den beiden Deutschlands die Bundesrepublik anerkannte; er kommentierte es damit, er habe je den größeren Staat genommen.

Während der frühen Zeit seiner Präsidentschaft war Kaunda ein erklärter Befürworter der Anti-Apartheids-Bewegungen und ein Gegner der weißen Minderheitenregierung in Rhodesien. Kaunda erlaubte etlichen Befreiungsbewegungen wie der ZAPU und ZANU aus Südrhodesien, oder dem African National Congress aus Südafrika, ihr Hauptquartier in der Landeshauptstadt Lusaka aufzuschlagen. Der Vorsitzende des ANC, Oliver Tambo, verbrachte 30 Jahre in Sambia. Joshua Nkomo unterhielt einen militärischen Stützpunkt seiner ZAPU beim Damm des Flusses Mulingushi. Im Gegenzug verübten Rhodesier wie Südafrikaner etliche Bombenanschläge und waren mit Spionen reichlich vor Ort. Herbert Chitepo, ein ZANU-Führer, starb bei der Explosion einer Autobombe in Lusaka 1975. Der Kampf mit Rhodesien, Südafrika, Namibia, Angola und Mosambik brachte schwere wirtschaftliche Lasten mit sich, da diese Länder Sambias Handelspartner waren. Dies schwierige Lage hielt zwanzig Jahre an, bis zum Ende der Apartheid in Südafrika. Kaunda war Vorsitzender der OAU von 1970 bis 1973.

Während des Kalten Krieges war Kaunda ein eifriger Befürworter der Bewegung der blockfreien Staaten. Er ließ diese Bewegung 1970 in Lusaka eine Konferenz abhalten und war ihr Vorsitzender von 1970 bis 1973. Er unterhielt eine bemerkenswerte Freundschaft zu Jugoslawiens Staatschef Josip Broz Tito, für dessen Besuch in Sambia er in Lusaka sogar ein Haus bauen ließ. Er hatte häufige Differenzen mit US-Präsidenten Ronald Reagan, den er 1983 traf, und Margaret Thatcher über das, was er ihr blindes Auge für die Apartheid nannte. Zur DDR entwickelten sich gute Beziehungen; eine DDR-Botschaft gab es in Lusaka bis zum Beitritt der DDR in die BRD 1990. Kaunda hatte immer beste Beziehungen zur Volksrepublik China, die ihm die TAZARA gebaut hatte. Kenneth Kaunda unterhielt ferner freundschaftliche Beziehungen zur Koreanischen Demokratischen Volksrepublik und zum Präsidenten Kim Il Sung, und die KDVR unterhielt eine große Botschaft in Lusaka (Rhodes Park Area).[2] In den späten 1980er Jahren unterhielt Kaunda Beziehungen mit Saddam Hussein, mit dem er etliche Abkommen über Öllieferungen für Sambia schloss. Mit dessen Überfall auf Kuweit, dem ersten Golfkrieg und den folgenden Embargos waren die allerdings vorbei.

Kaundas Wendung zur Autokratie

Kaundas autokratischer Führungsstil drückt sich am stärksten in den Abstimmungsergebnissen zwischen 1969 und 1988 aus, was als Kaunda-Einparteienherrschaft bezeichnet werden kann. Er persönlich berief die Mitglieder des Zentralkomitees der UNIP, auch wenn der Parteitag diese Berufungen beschloss, indem er sie absegnete. Im Gegenzug nominierte dies Zentralkomitee beständig ihn als einzigen Kandidaten für die Präsidentschaft in Sambia. Das Volk durfte an der Urne dann mit Ja oder Nein stimmen. Da die Präsidentschaftswahl immer gleichzeitig mit der zur Nationalversammlung abgehalten wurden, war jeder Parlamentskandidat angehalten, für die Präsidenten zu werben. Auch die halbstaatlichen Unternehmen waren wie die Zambia Industrial and Mining Corporation (ZIMCO) angehalten, Anzeigen für den Präsidenten in der Times of Zambia und der Zambia Daily Mail zu platzieren.

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Auch die Wahlen zur Nationalversammlung wurden von Kaunda stark kontrolliert. Die Kandidaten wurden dem Zentralkomitee der UNIP unterbreitet, das immerhin drei Kandidaten (nicht nur einen) für je einen Wahlkreis auswählte. Ein Kandidat konnte vom ZK ohne Begründung von der Wahl ausgeschlossen werden. So konnte Kaunda jedem Missliebigen den Zugang zur Politik vollständig verbauen. Diese Taktik wandte er an, als er Nkumbulas und Kapwepwes Kandidaturen in den Wahlen 1978 hintertrieb. Bei dieser Gelegenheit erfuhr die Satzung der UNIP eine Ergänzung, die es beiden Kandidaten unmöglich machte, sich zur Wahl zu stellen. Kapwepwe wurde gesagt, dass er nicht kandidieren könne, weil er noch keine fünf Jahre Parteimitglied sei. Nkumbula wurde durch die neue Bestimmung ausmanövriert, dass jeder Kandidat die Unterschrift von 200 Delegierten aus jeder Provinz bräuchte, seine politische Basis aber die Südprovinz war. Ein dritter Kandidat, Chiluwe, wurde von er Jugendorganisation der UNIP so zusammengeschlagen, dass er seine Nominierung nicht einreichen konnte.

Der Machtverlust

Der Fall Kaundas kam mit dem Ende des Kalten Krieges. Der Kupferexport erbrachte nicht mehr die früheren Überschüsse, Sambia war hoch verschuldet. Die Zentralverwaltungswirtschaft erwies sich längst als ineffizient und vor allem unglaublich korrupt. Die UNIP und mit ihr Kaunda galten keinem mehr als reformfähig. Der IWF hatte zwar Reformen erzwungen, doch waren weder UNIP noch Kaunda in der Lage, diese umzusetzen. Leute, die bisher nicht wagten, ihn zu kritisieren, begannen nun, ihn politisch herauszufordern. Sein bewunderter Freund Julius Nyerere war schon 1985 als Präsident von Tansania zurückgetreten und versuchte im Stillen, Kaunda davon zu überzeugen, es ihm gleich zu tun. Der Druck für eine Rückkehr zum Mehrparteiensystem wuchs. Kaunda stellte sich endlich einer Wahl mit mehreren Parteien.

Diese Wahl in Sambia 1991 gewann das Movement for Multiparty Democracy (MMD), und Kaunda übergab mit der Einführung seines Nachfolgers Frederick Chiluba am 2. November 1991 ohne weiteres sein Präsidentenamt. Nach Mathieu Kérékou in Benin war er damit überhaupt erst der zweite schwarzafrikanische Präsident, der mit einer freien Mehrparteienwahl seine Abwahl ermöglichte und akzeptierte.

Im Januar 1992 gab er auch den UNIP-Vorsitz ab.

Kaundas politisches Nachleben

Nachdem die Regierung Chiluba immer mehr in Verruf geriet, übernahm Kaunda 1995-1998 noch einmal den Vorsitz der UNIP. Chiluba versuchte Kaunda politisch endgültig auszuschalten, indem er ihn als Malawianer denunzierte und ihn durch eine Verfassungsänderung, nach der beide Eltern eines Kandidaten Sambier sein mussten, von einer weiteren Kandidatur ausschloss. Die Wahl in Sambia 1996 fand somit ohne Kaunda statt. Als er 1997 des Putschversuches angeklagt wurde, zog er sich endgültig aus der aktiven sambischen Politik zurück.

Indessen genießt er als Elder Statesman noch bedeutendes Ansehen. So war er von 2002 bis 2004 ein afrikanischer Präsident in Residenz an der Universität Boston. Es gelang ihm, seinen Sohn, Tilyenji Kaunda, in der UNIP als Vorsitzenden zu positionieren. In der Wahl in Sambia 2001 konnte dieser als Präsidentschaftskandidat zehn Prozent der Stimmen gewinnen. Die UNIP erlangte 13 Mandate in der Nationalversammlung. Der Erfolg war aber nicht dauerhaft. Zur Wahl in Sambia 2006 trat die UNIP selbst gar nicht mehr an, sondern innerhalb des Wahlbündnisses United Democratic Alliance.

Im Jahr 2000 trat er als Initiator der Entschuldungsinitiative Jublieé 2000 für Entwicklungsländer in Erscheinung. Anfang 2007 hielt er auf dem Weltsozialforum im kenianischen Nairobi die Eröffnungsrede. Im Januar 2008 führte Kaunda eine Delegation afrikanischer Staatschefs an, die sich um Vermittlung zwischen dem kenianischen Präsidenten Mwai Kibaki und seinem Gegenkandidaten Raila Odinga während der bürgerkriegsähnlichen Unruhen in Kenia bemühte.

Kaunda hat Sambia modernisiert und bei allem Engagement für Befreiungsbewegungen aus politischen Wirren pragmatisch herausgehalten. Darin ähnelt er dem Präsidenten Hastings Kamuzu Banda in Malawi, der zeitgleich mit ihm abdankte. Beide haben ihre Staaten zu einer Nation integriert und zumindest in der Bildungspolitik Grundlagen geschaffen, die einen künftigen Mittelstand in diesen Ländern tragen könnten. Die Konflikte darum zeichnen sich schon ab und entsprechend positionieren sich die neuen politischen Lager.

Ein Distrikt in Südafrika heißt Kaunda zu Ehren Dr Kenneth Kaunda.

Anmerkungen

  1. Gerüchte hielten sich, dass auch diese beiden Politiker, die als nicht korrupt gegolten hatten, dies nun geworden seien: Kaunda hätte Nkumbula mit einem Edelsteinvorkommen gekauft.
  2. Der Generalsekretär der UNIP, Grey Zulu, besuchte Kim Il Sung in den 1970er Jahren in Pyongyang. Einer der Höhepunkte der Beziehungen zu Juche-Korea war die Audienz des gesamten Kabinetts Kaundas beim Präsidenten Kim Il Sung. Kaunda und sein Kabinett sangen ihm bei einer Audienz in Pyongyang die berühmte Hymne Sambias vor: Tiende Pamodzi (Lasst uns zusammen gehen).

Literatur

  • Humanismus in Sambia, Freiburg i. Ue.: Imba-Verlag 1973
  • Briefe an meine Kinder - Der Jugend Sambias gewidmet, 1972 (deutsch 1980 von Uta Pelkmann und Frank Kürschner)

Weblinks


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