- Kensington-System
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Als Kensington System wird das Vorgehen bezeichnet, mit dem sich in den Jahren zwischen 1820 und 1837 John Conroy sich über eine mögliche englische Regentschaft der Herzogin von Kent Einfluss auf die britische Politik sichern wollte.
Die Herzogin war aus der Ehe mit Eduard August, Herzog von Kent und Strathearn Mutter der Prinzessin Victoria. Diese war zum Zeitpunkt ihrer Geburt die fünfte in der englischen Thronfolge. Vor ihr in der Thronfolge standen ihr Vater und seine älteren Brüder Georg, Friedrich August und Wilhelm . Die Ehe des englischen Prinzregenten Georg mit Caroline von Braunschweig war vollständig zerrüttet, es war unwahrscheinlich, dass aus dieser Ehe noch legitime englisch Thronnachfolger hervorgehen würde. Prinz Friedrich August verstarb kinderlos 1827. Prinz Wilhelm hatte zwar nicht weniger als zehn illegitime Kinder, seine Ehe mit Adelheid von Sachsen-Meiningen allerdings blieb kinderlos.
Der Herzog von Kent, der 1820, knapp acht Monate nach der Geburt seiner Tochter verstarb, hatte John Conroy zu seinem Nachlassverwalter ernannt. Dieser nutzte seine Rolle aus, um zunehmend auf den Haushalt der Herzogin von Kent Einfluss zu gewinnen. Er setzte darauf, dass die Ehen der älteren Herzogsbrüder sämtlich kinderlos bleiben und damit Prinzessin Victoria auf dem englischen Thron nachfolgen würde. Angesichts des hohen Alters der Herzogsbrüder würde dies vermutlich zu einem Zeitpunkt erfolgen, zu dem die Prinzessin noch unmündig war. In diesem Falle würde vermutlich die Herzogin von Kent zur englischen Regentin ernannt werden, die an Stelle ihrer noch nicht volljährigen Tochter die Herrschaft ausüben würde. Dies würde ihm dann Einfluss und Macht sichern.
Um sich den Einfluss auf die Herzogin und ihre Familie zu sichern, war es notwendig, dass diese möglichst wenig Kontakt zum englischen Königshof hatte. Unter Georg IV. war dies einfach: Der König, der wenige Tage nach dem Tod seines Bruders, dem Herzog von Kent den englischen Thron bestiegen hatte, hatte der Ehe mit Victoria von Sachsen-Coburg-Saalfeld kritisch gegenüber gestanden und es am liebsten gesehen, wäre die Herzogin mit ihrer Tochter nach Deutschland zurückgekehrt. Als Wilhelm IV. 1830 den Thron bestieg, änderte sich dies. Er hätte seine Nichte gerne häufiger am englischen Thron gesehen. John Conroy verhinderte dies jedoch. Zu den wenigen Spielgefährtinnen der englischen Thronfolgerin gehörte John Conroys Tochter: Erzieherin der Princes of Wales blieb Louise Lehzen, die wenig dazu in der Lage, die Thronfolgerin auf ihre Rolle als zukünftige Monarchin vorzubereiten. Für die Prinzessin Victoria bedeutete John Conroys Versuch, sich über eine Einflussnahme auf sie und ihre Mutter Macht und Einfluss zu sichern, eine unglückliche und isolierte Kindheit. 1835 kam es wegen John Conroy außerdem zum Bruch mit ihrer Mutter.
Als Prinzessin Victoria 1837 als Königin Victoria den englischen Thron bestieg, erhielt John Conroy keinen offiziellen Posten am Hofe. Er blieb allerdings Mitglied des Haushalts der Herzogin von Kent. Jedoch verlor er seinen Posten am Hofe der Königin und erhielt dafür eine Pension von 3000 Pfund.
Literatur
- Carolly Erickson: Königin Victoria. Eine Biographie Piper, München 2001 ISBN 3-492-23286-8
- Karl Heinz Wocker: Königin Victoria. Die Geschichte eines Zeitalters Heyne, München 1989 ISBN 3-453-55072-2
- Jürgen Lotz: Victoria. Rowohlt Verlag, Reinbek 2000 ISBN 3-499-50627-0
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