Kerkûk

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Kirkuk (Irak)
DMS
Kirkuk
Kirkuk
Lage der Stadt Kirkuk im Irak

Kirkuk (arabischكركوك‎, DMG Kirkūk, kurdisch ‏Kerkûk‎, türk. Kerkük) ist eine Stadt im Norden des Irak und das Zentrum der irakischen Erdölindustrie.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der antike Name der Stadt war Arrapcha, sie gehörte zum Reich Hanilgabat.

Nach dem Zusammenbruch des assyrischen Reiches, war die Gegend um Kirkuk als Kurkura bekannt, was den Namen Baba Kurkur (auch Baba Gurgur) - einem offenen Ölfeld vor der Stadt - erklären könnte. [1] Die Seleukiden benannten Kirkuk in Karkha D-Bet Slokh um. Der Name bedeutet Zitadelle des Hauses Seleukios und war aramäisch - die damaligen Lingua Franca. [2] [3]

Das Gebiet um Kirkuk nannten Parther und Sasaniden Garmakan, was Warmes Land oder Heißes Land bedeutet.[4] Gleichzeitig nennen die Kurden das Gebiet Garmian/Germiyan. Stämme aus Germiyan gründeten im 14. Jahrhundert das Beylik Germiyan in Westanatolien.

Als die Araber im Zuge der islamischen Expansion im 7. Jahrhundert den Nahen Osten eroberten, nannten sie die Stadt Kirkheni (Zitadelle).[5] Andere arabische Namen waren Bajermi oder Jermakan, was vom iranischen Namen Garmakan abstammt. [6]

Bevölkerung

Die Bevölkerung Kirkuks lag 2003 bei 755.700 Einwohnern. Den größten Bevölkerungsanteil haben die Kurden. Den Rest bilden zum größten Teil Araber und Turkomanen. Kleinere Minderheiten sind unter anderem die Assyrern.

Geschichte

Eine Moschee in der Stadt Kirkuk

Die Geschichte von Kirkuk geht mehrere Jahrtausende zurück. Kirkuk war Hauptstadt des hurritischen Reiches von Arrapcha.[7] Durch die Archive von Nuzi liegen gute Informationen über besonders die Wirtschaft von Arrapcha vor.

Arrapcha wurde um 1250 v. Chr. durch Tukulti-Ninurta I. erobert, konnte danach aber seine Selbständigkeit kurz wieder erlangen. Im 10. und 11. Jahrhundert v. Chr. entwickelte sich die Stadt unter den Assyrern gut. Die Stadt lag auf der Route der assyrischen Kriegszüge gegen Urartu und andere nördliche Länder. So erfolgte der Kriegszug des Nabopolassar 609 bis 607 v Chr. gegen Urartu über Arrapcha, Arbil, Nisibis, Mardin und den Tur Abdin.

Doch die Assyrer wurden später durch ein Bündnis von Medern und Babylonier geschlagen.[8] So fiel die Stadt Arrapcha an die Meder und nach ihnen an die Achamäniden. In parthischer und sasanidischer Zeit war Kirkuk Hauptstadt des Reiches Garmakan.

Im 7. Jhr n. Chr. fiel das Gebiet unter arabisch-islamische Herrschaft. Bis zum Ende des 14. Jhr. wurde Kirkuk von Daquq aus verwaltet. Im späten Mittelalter gehörte Kirkuk zum osmanischen Wilayet Schahrazor, dessen Hauptstadt es seit dem 16. Jhr war.

Kirkuk ist die Stadt, in der die meisten Turkomanen im Irak leben. Am 14. Juli 1959 wurde ein Massaker an den Turkomanen in Kirkuk durchgeführt. Im April 2003 wurde die Stadt im Laufe des Irak-Krieges von alliierten Truppen und kurdischen Kämpfern erobert. Die Kurden waren Hauptakteure im Kampf um die Befreiung des Iraks, als sie die Nordfront bildeten und unter anderem durch geschickte Diplomatie Mosul und Kirkuk praktisch kampflos übernahmen.

Arabische Einwanderung

Die zwei bedeutendsten arabischen Familien waren die Tikriti und die Hadidi (‏الحديدي‎). Die Tikriti wanderten, wie ihr Name sagt, im 17. Jhr aus Tikrit nach Kirkuk ein. Andere arabische Familien, die während der osmanischen Herrschaft hier siedeln, sind die Al-Ubaid (‏العبيد‎) und die Al-Jiburi (‏الجبور‎). Die Al-Ubaid wurden von anderen arabischen Stammen aus ihrer Heimat nordwestlich von Mosul vertrieben. Sie siedelten im Stadtteil Hawija[9].

Aber die größte Welle arabischer Einwanderer geschah im Zuge der Siedlungspolitik Saddam Husseins in den 60er bis 90er Jahren des 20. Jhr..

Turkmenische Einwanderung

Als Kirkuk im 16. Jahrhundert von den Safawiden erobert wurde, begann die Besiedlung mit turkmenischen Stämmen. Die Safawiden versuchten ihre schiitische Konfession der sunnitischen Bevölkerung aufzudrücken.

Aus der turkmenischen Sicht gab es drei Einwanderungsperioden. Die ersten Turkmenen kamen als Soldaten der umajjadischen und abbasidischen Kalifen nach Kirkuk. Doch diese ersten Einwanderer wurden von der Urbevölkerung aufgesogen und integriert. Die zweite Einwanderungswelle kam mit den Seldschuken, als Tughrul Beg 1055 ins heutigen Irak einfiel. Die Seldschuken hielten die Stadt Kirkuk 63 Jahre lang. In osmanischer Zeit zogen dann immer mehr Turkmenen nach Kirkuk.

Der irakische Historiker Abdul-Razzak Al-Hassani (‏عبدالرزاق الحسني‎) behauptet dagegen, dass die Turkmenen Teile der Armeen Murads IV. von 1638 waren, die in Kirkuk angesiedelt wurden, um das Gebiet zu sichern.[10]

Wirtschaft

Die Ölfelder von Kirkuk wurden 1927 entdeckt und 1934 in Betrieb genommen. Sie sind seither das Zentrum der nordirakischen Erdölproduktion. Die Felder haben ein Volumen von ca. 16 Milliarden Barrel. Davon ist mittlerweile aber schon ein Teil gefördert, so dass sich heute (1998) noch gut 10 Milliarden Barrel in den Feldern befinden.

Pipelines aus der Stadt verlaufen durch die Türkei nach Ceyhan zum Mittelmeer und waren eine der beiden Hauptexportrouten für irakisches Öl im UNO-Programm Oil for Food der letzten Jahre. Kirkuk ist ferner Marktzentrum eines Gebiets, in dem Schafzucht, Getreide- und Obstanbau betrieben werden.

Christentum

In Kirkuk wohnen rund 2000 christlich-aramäische Familien. Etwa die Hälfte gehören der Chaldäisch-Katholischen Kirche an. Ihr Bischof ist seit 2002/3 Erzbischof Louis Sako (* 4. Juli 1948). Die übrigen sind Angehörige der syrisch-orthodoxen, syrisch-katholischen und armenisch-orthodoxen Kirchen.

Referendum in Kirkuk

Laut der irakischen Verfassung soll bis März 2007 alle vertriebenen Familien zurückgekehrt sein, um Mitte des Jahres eine neue Volkszählung durchzuführen. November 2007 soll dann in einem Referendum entschieden werden, ob die Stadt der Autonomen Region Kurdistan angeschlossen werden wird oder nicht. Ende März 2007 verabschiedete das irakische Parlament eine Entscheidung, nach der alle Araber, die nach dem 14. Juli 1968 nach Kirkuk umgesiedelt wurden, die Stadt verlassen sollen. Ihnen soll neben einer Entschädigung von 15.000 USD auch Grundstücke in ihrer Heimat, wo sie vor 1968 lebten, zugesichert werden. Seither beklagen sowohl die arabische, assyrische als auch turkomanische Bevölkerung eine systematische De-Araberisierung und Vertreibung anderer Volksgruppen aus der Stadt, mit dem Ziel, die Stadt bis zum Referendum gegen Ende des Jahres 2007 in eine mehrheitlich von Kurden bewohnte Stadt zu verwandeln. [11] Die Türkei versucht dies mit allen Mitteln zu verhindern, da sie befürchten, die Kurden könnten mit dem Erdöl-Reichtum der Stadt einen Staat ausrufen und drohte daher des Öfteren mit einer Intervention.

Das Referendum wurde am 20. Dezember 2007 auf Vorschlag der UNO und Zustimmung der kurdischen Regionalregierung um sechs Monate auf Mitte 2008 verschoben. Die Regionalregierung gab als Grund technische und nicht politische Gründe an. [12]

Einzelnachweise

  1. Edward Balfour, Encyclopaedia Asiatica, S. 214, Cosmo Publications, 1976
  2. The Acts of Mar Mari the Apostle Von Amir Harrak. S. 27.
  3. The World's Greatest Story: The Epic of the Jewish People in Biblical Times Von Joan Comay. S. 384.
  4. Iraq’s Policy of Ethnic Cleansing: Onslaught to change national/demographic characteristics of the Kirkuk Region by Nouri Talabany
  5. Kirkuk and its dependencies: Historically part of Kurdistan - II by Mufid Abdulla
  6. Iraq’s Policy of Ethnic Cleansing: Onslaught to change national/demographic characteristics of the Kirkuk Region by Nouri Talabany
  7. Soldiers Help Preserve Archeological Sites By Sergeant Sean Kimmons
  8. The Cambridge Ancient History By I. E. S. Edwards, John Boardman, John B. Bury, S. A. Cook. p. 178-179.
  9. Arabization of the Kirkuk Region (arabisch), Kurdistan Studies Press, Uppsala, 2001, S. 131.
  10. Talabany, Nouri:The Displacement of the Population of the Kirkuk Region, Especially by the Current Iraqi Regime. 2002. Online Version hier: http://www.geocities.com/mykirkuk/dr.nori.htm
  11. Milliyet vom 01.04.2007
  12. Iraq: Kirkuk Referendum Likely To Be Delayed, Radio Free Europe, aufgerufen am 14.09.2007

Weblinks

  • Angaben zu Kirkuk:
Encyclopadia of the Orient Kerkûk
  • Angaben zum Status von Kirkuk
dw-world.de
diepresse.com
wadinet.de

35.46638888888944.3922222222227Koordinaten: 35° 28′ N, 44° 24′ O


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