Kertscher Verteidigungsoperation

Kertscher Verteidigungsoperation

Unternehmen Trappenjagd war der Deckname für ein deutsch-rumänisches militärisches Unternehmen zur Eroberung der Halbinsel Kertsch an der Ostseite der Krim während des Zweiten Weltkrieges im Mai 1942.

Inhaltsverzeichnis

Ausgangslage

Die deutsche Wehrmacht war nach der Eroberung der Halbinsel Krim mit mehrfachen Landungsunternehmen durch sowjetische Truppen im Winter 1941/42 zurückgeschlagen worden (Kertsch-Feodossijaer Operation). Die Landungen erfolgten dabei in Eupatoria, zu beiden Seiten der Stadt Kertsch und bei Feodossija. Durch deutsche Verbände, die aus der Sewastopol-Front herausgelöst worden, gelang es in Eupatoria im Westen als auch Feodossija im Osten der Krim zurück zu erobern und die sowjetischen Truppen in die Parpatsch-Stellung zurückzudrängen. Mehrere Angriffe aus dieser Stellung wurden im Laufe des Winters zurückgeschlagen.

Für die geplante Sommeroffensive (Operation Blau) der Wehrmacht war es wichtig, dass eine mögliche Flankenbedrohung von der Krim beseitigt wird. Aus diesem Grund sollte erst die Halbinsel Kertsch zurück erobert und danach die Festung Sewastopol eingenommen werden.

Beteiligte Verbände

Insgesamt bestanden die sowjetischen Verbände aus 26 Großverbänden der 44. (Gen. Lt. Stepan I. Tschernjak), 47. (Gen. Major Konstantin Kolganow) und 51. Armee (Gen. Lt. Wladimir N. Lwow) der Krimfront unter dem Oberbefehl von Generalleutnant D. T. Koslow [1] mit 17 Infanterie-Divisionen, drei Infanteriebrigaden, zwei Kavalleriedivisionen und vier Panzerbrigaden. [2]

Die 3:1 unterlegenen deutsch-rumänischen Truppen der 11. Armee unter dem Oberbefehl von Generaloberst von Manstein waren aufgeteilt in 3 Korps.

Das XXX. Korps (Gen. der Artillerie Maximilian Fretter-Pico) bestand aus drei Infanteriedivision (28. leichte Division, 132. und 50. Infanteriedivision). Für den Angriff wurde dem Korps zusätzlich die neuaufgestellte 22. Panzerdivision angegliedert.

Das XXXXII. Korps (Gen. der Infanterie Franz Mattenklott) befehligte die 170. und 46. Infantriedivsion. Ergänzt wurde der Angriffsverband durch das VII. rumänische Korps (Gen. Lt. Florea Mitranescu) mit der 19. und 10. rum. Infantriedivsion als auch der 8. rum. Kavalleriebrigade.

Unterstützung erfolgte durch das VIII. Fliegerkorps unter Generaloberst von Richthofen verstärkt mit weiteren Kräften der Luftflotte 4, so dass insgesamt ca. 460 Maschinen zur Verfügung standen, aufgeteilt in 11 Kampf-, 3 Stuka-, 2 Schlachtflieger- und 5 Jagdgruppen. [3]

Die Schlacht

Eine großräumige Umfassungsaktion war aufgrund der schmalen Landenge bei Parpatsch (18 km) nicht möglich. Trotzdem wollte Manstein die sowjetischen Truppen nicht nur zurückdrängen sondern auf der Halbinsel Kertsch vernichten.[4]

Der Plan sah vor, dass nach dem Durchbruch im Süden, die Truppen im nördlichen Abschnitt eingekesselt werden sollten und parallel ein schneller Vorstoß Richtung Kertsch, das Zurückgehen und der Aufbau einer neuen Verteidigungslinie unterbunden werden sollte.

Den Deutschen kamen dabei eklatante Fehler der sowjetischen Militärführung entgegen. So hatten sie den Großteil ihrer Truppen im nördlichen Frontvorsprung Kiet-Korpetsch konzentriert. Die sowjetischen Truppen rechneten auf Grund der zahlenmäßigen Überlegenheit nicht mit einem Angriff der Deutschen. Deshalb unterließen sie den Ausbau tiefgestaffelter Verteidigungsanlagen und Auffanglinien, ihre Kommandostellen und Artilleriestellungen waren schlecht getarnt. [5]

Der südliche Abschnitt der 44. Armee war noch weniger auf den Angriff vorbereitet, weil man glaubte, der sumpfige Küstenstreifen würde alle Angriffe unmöglich machen.

Der deutsche Überraschungsangriff begann am 8. Mai 1942 um 04.15 Uhr. Nach 3 ½ Stunden gelang der Durchbruch durch die zweite Verteidigungslinie, einem Panzergraben. Verstärkt wurde der Überraschungseffekt durch das Anlanden eines Bataillons des 436. Infanterieregiments (132. Infanteriedivision) hinter der zweiten Verteidigungslinie mit zusammenfaltbaren Sturmbooten. [6] Gezieltes Artilleriefeuer und die Einsätze des VIII. Fliegerkorps auf die Kommandostruktur der Krimfront führten schnell zu einer Lähmung der sowjetischen Truppen.[7]

Nach der Überwindung des Panzergrabens wurde die 22. Panzerdivision nach vorn gezogen mit dem Ziel Asowsches Meer und Vollendung der Einschließung der 51. Armee. Des Weiteren wurde eine motorisierte Vorausabteilung des Korps (Oberst Groddeck) nach Osten geschickt, um Verbindung mit dem 436. Infanterieregiment herzustellen, Kommunikationsverbindungen zu zerstören als auch den Aufbau einer neuen Verteidigungslinie hinter dem Tartarengraben zu verhindern und die durch Umfassung entstehende Ostflanke zu sichern. [8]

Nicht die sowjetische Gegenwehr stoppte vorerst die deutschen Truppen, sondern ein starkes Gewitter, das dazu führte, dass beide motorisierten Einheiten (22. Panzerdivision und Brigade Groddeck) komplett stecken blieben.

Am 11. Mai 1942 erreichte die 22. Panzerdivision die Küste, damit waren große Teile der 51. Armee eingeschlossen. Die schnell von Westen nachrückenden Korps (XXXXII. und VII. rum.) beseitigten den Kessel und verfolgten aus dem Kessel entkommene Truppenteile an der Nordküste und im Mittelabschnitt.[8]

Damit trieben alle 3 Korps der 11. Armee die sowjetischen Truppen vor sich her. Erst in Kertsch konnten die sowjetischen Verbände eine Verteidigung aufbauen und setzten sich zäh zur Wehr[9], denn sie wollten so viele Einheiten wie möglich über die Straße von Kertsch evakuieren. Kertsch wurde gleichzeitig von Süden und Norden angegriffen, Hauptziel war die Einnahme des Hafens, welches am 14. Mai 1942 dem 213. Infanterieregiment der 170. Infanteriedivision gelang. Die Kämpfe um die Eroberung von Kertsch dauerten noch bis zum 20. Mai 1942. Aber einige Einheiten verschanzten sich noch wochenlang, große Teile der Stadt waren bergwerksartig unterhöhlt und bildeten ein unterirdisches Labyrinth von Widerstandsnestern.[9]

Ergebnis

Die Verluste der deutschen Truppen beliefen sich auf 3397 Soldaten (davon 600 Gefallene), 8 Panzer, 3 Sturmgeschütze und 9 Geschütze.[10]

Die sowjetischen Verluste beliefen sich insgesamt auf etwa 28.000 Gefallene[11], 170.000 Gefangene, 1.133 zerstörte Geschütze, 258 zerstörte Panzer[12] und 417 zerstörte Flugzeuge. Nur ca. 37.000 Soldaten konnten sich unter schweren deutschen Luft- und Artillerieangriffen auf die Taman jenseits der Straße von Kertsch retten. [13]

In knapp 14 Tagen hatte die 11. Armee die Bedrohung an ihrer Ostflanke beseitigt und einen dreifach überlegenen Gegner vernichtend geschlagen. Die Festung Sewastopol war auf sich allein gestellt.


Einzelnachweise

  1. Robert Forczyk Sevastopol 1942, Osprey Publishing 2008, S. 36
  2. Erich von Manstein Verlorene Siege,17. Auflage, Bonn 2004, S. 256
  3. Bernd Wegner: Der Krieg gegen die Sowjetunion 1942/43 in Das deutsche Reich und der zweite Weltkrieg Band 6, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1990, S.841
  4. Erich von Manstein Verlorene Siege,17. Auflage, Bonn 2004, S. 256f
  5. Konstantin M. Simonow: Kriegstagebücher Zweiter Band, 1942-1945, Berlin, S.99f
  6. Erich von Manstein: Verlorene Siege, 17. Auflage, Bonn 2004, S. 259
  7. Bernd Wegner: Der Krieg gegen die Sowjetunion 1942/43 in Das deutsche Reich und der zweite Weltkrieg Band 6, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1990, S. 844
  8. a b Erich von Manstein: Verlorene Siege, 17. Auflage, Bonn 2004, S. 258
  9. a b Maximilian Fretter-Pico "...verlassen von des Sieges Göttern" (Mißbrauchte Infanterie), Wiesbaden 1969, S. 87ff
  10. Robert Forczyk Sevastopol 1942, Osprey Publishing 2008, S. 36. Bernd Wegener Das deutsche Reich und der zweite Weltkrieg gibt die Anzahl der Gefallenen mit 7.588 an.
  11. Robert Forczyk Sevastopol 1942, Osprey Publishing 2008, S. 37
  12. Erich von Manstein Verlorene Siege, 17. Auflage, Bonn 2004, S. 261
  13. Robert Forczyk Sevastopol 1942, Osprey Publishing 2008, S. 36. Diese Angabe passt zu den Aussagen von Manstein, dass sich nur „verschwindende Teile des Gegners“ evakuieren konnten. Wohingegen sowjetische Angaben von 120.000 “geretteten“ Soldaten sprechen.

Literatur

  • Percy Ernst Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des OKW, 1942, Teilband 2, ISBN 3-8289-0525-0
  • Robert Forczyk: Sevastopol 1942, Osprey Publishing 2008, ISBN 978-1-84603-221-9
  • Wilhelm Tieke: Kampf um die Krim 1941–1944. Der deutsche Bericht über die Eroberung der Krim durch die 11. Armee (von Manstein) und die Verteidigung durch die 17. Armee (Jaenecke) bis zum bitteren Ende, Gummersbach 1975
  • Maximilian Fretter-Pico: ...verlassen von des Sieges Göttern (Mißbrauchte Infantrie), Wiesbaden 1969
  • Konstantin M. Simonow: Kriegstagebücher, Zweiter Band, 1942–1945, Berlin
  • Bernd Wegner: Der Krieg gegen die Sowjetunion 1942/43, in Das deutsche Reich und der zweite Weltkrieg, Band 6, Stuttgart 1990, ISBN 3-421-06233-1
  • Erich von Manstein: Verlorene Siege, 17. Auflage, Bonn 2004, ISBN 3-7637-5253-6

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