Andreasloge

Andreasloge

Die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland (GLL FvD oder GLL), auch: Freimaurerorden (FO) ist ein Zusammenschluss „regulärer“ Freimaurerlogen. Diese Großloge gehört zu den Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD). Sie wurde 1770 von Johann Wilhelm Kellner von Zinnendorf, seinerzeit Generalmedikus der preußischen Armee, gegründet. Sie ist eine der drei sogenannten altpreußischen Großlogen.

Die Tochterlogen der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland benennen Jesus Christus als ihren Obermeister. Es handelt sich bei dieser Großloge um einen christlichen Freimaurerorden, der sich inhaltlich und organisatorisch von anderen Freimaurer-Lehrarten unterscheidet. Da der Freimaurerorden aber keine Religionsgemeinschaft ist und auch nicht sein will, ist es für die Brüder nicht von Bedeutung, welcher christlichen Konfession der Einzelne angehört. Zugehörigkeit zu einer Kirche wird nicht verlangt, allerdings das "Bekenntnis zur Lehre Jesu Christi, wie sie in der Heiligen Schrift enthalten ist"[1].

Der Freimaurer-Orden verlangt von jedem Mitglied ständige Arbeit an der Ausbildung seiner Persönlichkeit. Vernunft und Gewissen, innere Freiheit und Selbsterkenntnis sowie das Bewusstsein der Verantwortung sind für die Freimaurerbrüder wesentliche Mittel, sich der Erkenntnis des Ursprungs, des Wesens und der Bestimmung des Menschen und allen Seins zu nähern.

Provinzialloge von Niedersachsen in Hamburg, Logenhaus an der Moorweidenstraße

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland verfügt mit ihren drei Ordensabteilungen

  • Johannisloge (1. bis 3. Grad),
  • Andreasloge (4. bis 6. Grad) sowie dem
  • Ordenskapitel (7. bis 10. Grad)

dazu kommt noch das Höchste Ordenskapitel für die Inhaber des Grades der Ritterkommandeure mit ca. 70 Mitgliedern[2].

über ein geschlossenes Lehrgebäude in einer an das Schwedische System angelehnten Lehrart, wie sie insbesondere in den skandinavischen Ländern vorherrscht.

Einrichtungen des Freimaurerordens sind:

  • die Forschungsvereinigung Frederik mit Sitz in Flensburg/Husum, gegründet 1982,
  • das Freimaurermuseum in St. Michaelisdonn,
  • die Zinnendorfstiftung in Hamburg-Eppendorf, gegründet 1991,
  • die Zirkelkorrespondenz als Mitgliederzeitschrift, gegründet 1872,
  • die St. Johannis Bruderhilfe zur Selbsthilfe, die soziale Hilfsprojekten in Osteuropa durchführt und 1998 gegründet wurde.

Das neue Ordenshaus befindet sich in Berlin-Dahlem, das alte Ordenshaus fiel dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. An der Spitze steht der gewählte Ordensmeister, während der ebenfalls gewählte Landesgroßmeister die Große Landesloge beaufsichtigt. Der prominenteste Ordensmeister war als Kronprinz der spätere (1888) Kaiser Friedrich III.. Es gibt derzeit neun Provinziallogen, die verwaltungsmäßig die Johannis- und Andreaslogen eines Bezirkes zusammenfassen.

Die Große Landesloge ist anders aufgebaut als die anderen deutschen Großlogen, da die Hochgrade des von ihr bearbeiteten Schwedischen Ritus nicht in getrennten Organisationen angeboten werden, sondern ein festes Gesamtgefüge bilden. Der Landesgroßmeister führt den Vorsitz über die Große Landesloge. Er wird von der Hauptversammlung gewählt und ist vergleichbar mit den Großmeistern anderer Großlogen. Seine Leitung erstreckt sich über die Johannis- und Andreaslogen. Die Gesamtleitung des Ordens obliegt dem Ordensmeister. Der Ordensmeister leitet die Ordenskapitel und wacht über Lehre und Brauchtum der Großen Landesloge. Dem Landesgroßmeister steht der Großbeamtenrat zur Seite, dem Ordensmeister der Ordensrat.

Die Johannislogen der GLLFvD sind mit den Logen der anderen freimaurerischen Lehrarten vergleichbar und bearbeiten auch die gleichen Grade. Bei den Andreaslogen und Ordenskapiteln handelt es sich um weiterführende Erkenntnisstufen und sind damit Hochgrade.

Die GLL verfügt nach eigenen Angaben heute über ca. 3.500 Brüder. Im Jahre 1934 gehörten ihr noch etwa 20.000 Brüder in 178 Logen, insbesondere im ehemaligen Preußen, an. Im Gebiet der ehemaligen DDR wurden inzwischen 18 Johannis- und 2 Andreaslogen reaktiviert. Im Jahre 2007 umfasst die Große Landesloge 109 Johannislogen, 26 Andreaslogen, 10 Provinziallogen und 11 Ordenskapitel[2] Am stärksten vertreten ist die Große Landesloge in Hamburg, Niedersachsen und Berlin. In den letzten Jahren wurden auch je eine Johannisloge in Lome/Togo, Riga/Lettland und Monaco errichtet.

Die Provinziallogen sind eine Mittelstelle zwischen den Johannis- und Andreaslogen und dem Landesgroßmeister. Sie fassen administrativ die Logen ihrer Region zusammen. Sie sind eine relativ junge Erfindung in der Geschichte der Großen Landesloge, um die Arbeit des Landesgroßmeisters zu vereinfachen. Sie sind mit Ausnahme der Provinzialloge von Niedersachsen alle erst im 20. Jahrhundert entstanden. Die Grenzen der Provinziallogen entsprechen ungefähr den Grenzen der heutigen Bundesländer, nach denen sie benannt sind. Die aktuell existierenden Provinziallogen sind:

Frühe Geschichte

Im 18. Jahrhundert bearbeiteten gut 70% der deutschen Freimaurerlogen das System der Strikten Observanz. In den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts mehrte sich der Unmut gegen die inhaltlosen aber pompösen Rituale und den „ökonomischen Plan“ der Strikten Observanz. Mit diesem System ebenfalls unzufrieden richtete sich Johann Wilhelm Kellner von Zinnendorf nach London mit der Bitte um ein Logenpatent. Da es bereits zahlreiche Freimaurerlogen und bestehende Großlogen in Berlin gab, lehnte London ab.

Als nächstes versuchte er durch einen Bekannten im Dezember 1763 in Schweden von Karl Friedrich Eckleff ein Patent und Rituale zu erhalten. Dies schlug fehl, aber andere Freunde Zinnendorfs führten die Versuche weiter. Zu diesem Zeitpunkt handelte Zinnendorf noch mit Wissen und Einverständnis des Heermeisters der Strikten Observanz[3].

Erst dem Bruder Baumann gelang es das Vertrauen Eckleffs zu gewinnen und am 14. September 1766 mit den Ritualakten, einem Freibrief zur Gründung von Logen des Schwedischen Systems , Instruktionen für den Ordensmeister, Anleitungen zur Errichtung eines Kapitels und einem persönlichen Brief Eckleffs an Zinnendorf nach Berlin zurück zu kehren. Kurz darauf kam es zum Zerwürfnis zwischen von Zinnendorf und von Hund, dem Heermeister der Strikten Observanz. Am 16. Dezember 1766 trat Zinnendorf aus der Strikten Observanz aus und konzentrierte sich seitdem auf die Gründung einer eigenen Großloge[4].

In der Folgezeit wurden die Akten von Baumann ins Deutsche übertragen und mehrere Logen in Berlin gegründet, die nach dem neuen System arbeiteten. Zinnendorfs Ziel war es, mit mindestens 12 Logen seine neue Großloge zu gründen, letztenendes entschied man sich aber dafür, bereits am 27. Dezember 1770, mit 7 Johannis- und einer Andreasloge die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland zu gründen.

Zinnendorf bemühte sich im Nachlauf der Gründung um freundschaftliche Beziehungen mit der Großloge in London. Am 30. November 1773 erfolgte ein Anerkennungsschreiben Londons, mit dem sie die Große Landesloge als die einzige Großloge des deutschen Kaiserreichs und damit als gleichberechtigte Großloge neben sich anerkennen[5].

Am 14. Oktober 1773 kam es zu einer Versammlung von Vertretern der Großen Landesloge mit Vertretern der Strikten Observanz, bei der eine wackelige Einigung im jahrelangen Streit der beiden Systeme nach dem Bruch von 1766 erzielt wurde.

Ein weiterer Meilenstein für die Große Landesloge war der Protektionsbrief Friedrichs des Großen vom 16. Juli 1774, mit dem er der Großen Landesloge seinen königlichen Schutz gewährte[6].

In Schweden hatte Herzog Karl von Södermannland 1773 das Amt des Ordensmeisters von Eckleff übernommen. Da diesem auch noch das Amt des Heermeisters der Strikten Observanz angeboten wurde und er dieses annahm, kam es zum Bruch zwischen der Großloge von Schweden und der Großen Landesloge.

19. Jahrhundert

Die Geschichte der Großen Landesloge im 19. Jahrhundert war gezeichnet von mehreren Höhepunkten. Nach dem Tod König Karls XIII.am 5. Februar 1818 kam es zu einer Versöhnung mit Schweden, die am 13. April 1819 in einem Freundschaftsvertrag endete. Mit den aus Schweden kommenden neuen Ritualen führte Christian Karl Friedrich Wilhelm Freiherr von Nettelbladt bis 1832 eine bedeutende Ritualreform durch.

1872 gründete Adolf Widmann die Zirkelkorrespondenz, eine Freimaurerzeitschrift, die noch heute für Mitglieder der Großen Landesloge erscheint. Widmann reiste 1869 nach Schweden, und arbeitete im Fortlauf an einer weiteren Redaktion der Rituale.

Die beiden prominentesten Mitglieder der Großen Landesloge im 19. Jahrhundert waren sicherlich die Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III., letzterer war Ordensmeister der Großen Landesloge.

20. Jahrhundert

Nach einer Konferenz zwischen Hermann Göring und Landesgroßmeister von Heeringen am 7. April 1933 trennte sich die GLL von ihren freimaurerischen Grundlagen und eliminierte insbesondere alle alttestamentarischen Stellen im Ritual und alle freimaurerischen Bezeichnungen. Sie gab sich den Namen „Deutsch-Christlicher Orden der Tempelherren“.

Am 10. April 1933 unterrichtete von Heeringen die anderen beiden altpreußischen Großlogen von dieser Umwandlung. Die anderen altpreußischen Großlogen folgten in den Tagen darauf ihrem Beispiel[7].

Innerlich wurden alle typisch freimaurerischen Elemente verändert oder gestrichen. Die Schurze wurden abgeschafft, der Tempel Salomos in den „Deutschen Dom“ oder das Straßburger Münster umgestaltet, alle alttestamentarischen Ritualstellen gestrichen und die Hiramslegende durch die Baldursage ersetzt.

Tatsächlich ist kein Fall bekannt geworden, in dem die NSDAP den Umwandlungsbeschluss einer deutschen Großloge anerkannt hätte[8].

Somit war den Führern der nationalen Logen statt einer opportunistischen Haltung eher eine krasse Fehleinschätzung der Rolle vorzuwerfen, welche die Freimaurerei im nationalsozialistischen Weltbild zu spielen hatte. Jahrelange völkische Propaganda hatte die Freimaurerei ähnlich dem Judentum zu einer Art abstraktem Negativsymbol jenseits aller Realität stilisiert. Damit galt sie als weltanschaulicher Gegner[9].

Gegen die ab 1933 immer heftiger werdenden Ausschreitungen der SA gegen die Logen versuchte sich die GLL mit rechtlichen Mitteln zu wehren. Natürlich blieben die angestrebten Gerichtsverfahren gegen lokale SA- und Parteiführer ohne Erfolg.

Nachdem diese juristischen Wege scheiterten, kam es zu keinem nennenswerten Widerstand der GLL mehr. Sie soll sich um eine Intervention des schwedischen Königs Gustav V. Adolf bemüht haben, was aber offenbar auch erfolglos blieb. Es gelang ihr noch, wesentliche Teile ihres Archivs über unbekannte Kanäle nach Schweden zu schaffen. Diese wurden 1978 zurück gegeben[10].

Im Frühjahr 1935 führte die Große Loge von Preußen genannt zur Freundschaft einen Vorstoß zur endgültigen Klärung der Situation. Sie schickten ihr prominentestes Mitglied, den Reichsminister Dr. Hjalmar Schacht zu Hitler und erfuhren, dass eine Auflösung der deutschen Freimaurerei unumgänglich sei[11]. -S. 257

Das Innenministerium wies darauf die Großlogen an, bis spätestens 21. Juli 1935 für sich und ihre Tochterlogen die Liquidationsverfahren einzuleiten. Am 14. Juli 1935 fand die Schlußfeier der GLLFvD statt.

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg begannen Bestrebungen zur Wiedereröffnung der Großen Landesloge. Erster Ordensmeister der Nachkriegszeit war Dr. Hans Oehmen, erster Landesgroßmeister war Paul Rosenthal, der aber bereits 1946 verstarb. Die Verhandlungen, die schließlich zur Gründung der Vereinigten Großlogen von Deutschland – Bruderschaft der Freimaurer führten, wurden vom insgesamt 19. Ordensmeister Dr. Fritz Pauk geführt.

Bekannte Mitglieder


Die Ordensmeister der GLLFvD[2]

Dr. Johann Wilhelm von Zinnendorf (1770-1782), Levin von Geusau (1782-1808), Prof. Friedrich Gustav von Castillon (1808-1814), Burchard Ludwig Werner Cramer (1814-1815), Gottfried Ernst Andreas Müller (1815), Joachim Friedrich Neander von Petersheiden (1815-1817), Christian Friedrich Becherer (1817-1821), Johann Michael Palmié (1821-1841), Wilhelm Ludwig Viktor Graf Henckel von Donnersmarck (1841-1849), Karl Friedrich von Selasinski (1849-1860), Prinz Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl von Preußen (1860-1874), Caesar Carl Ludwig von Dachroeden (1874-1877), Gustav-Adolf von Ziegler (1877-1882), Dr. Alexis Bravmann Schmidt (1882-1895), Prinz Friedrich Leopold von Preußen (1895-1918), Wilhelm Augustin Balthasar-Wolfradt (1919-1934), Friedrich Bolle (1934-1946), Dr. Hans Oehmen (1946-1949), Dr. Fritz Pauk (1949-1968), Dr. Reinhold Mueller (1968-1972), Robinson Schellack (1972-1979), Hartwig Lohmann (1979-1997), Dr. Manfred Obermann (1998-2005), Joachim Klauss (seit 2005).

Die Landesgroßmeister der GLLFvD[2]

Martin Kröncke (1770-1773), Prinz Georg Karl Ludwig von Hessen-Darmstadt (1773-1774), Dr. Johann Wilhelm von Zinnendorf (1774), Herzog Ernst II. zu Sachsen-Gotha und Altenburg, Karl Alexander Graf von Goltz (1776), Dr. Jacob Mumssen (1777-1780), Dr. Johann Wilhelm von Zinnendorf (1780-1782), Friedrich Gustav von Castillon (1782-1789), C. August von Beulwitz (1789-1799), Friedrich Gustav von Castillon (1799-1814), Joachim Friedrich Neander von Petersheiden (1814-1818), Johann Heinrich Otto von Schmidt (1818-1837), Johann Michael Palmié (1837-1838), Wilhelm Ludwig Viktor Graf Henckel von Donnersmarck (1838-1841), Karl Friedrich von Selasinski (1841-1842), Wilhelm Ludwig Viktor Graf Henckel von Donnersmarck (1842-1843), Dr. Wilhelm Heinrich Busch (1843-1858), Carl Christoph Klemm (1858-1864), Caesar Carl Ludwig von Dachroeden (1864-1872), Gustav-Adolf von Ziegler (1872-1883), Fedor Rudolph Alexander Neuland (1883-1891), Hermann Zoellner (1891-1900), Eugen von Kuycke (1900-1903), Karl Gartz (1903-1908), Dr. Stanislaus Graf Dohna (1908-1916), Dr. Eugen Müllendorff (1916-1931), Kurt von Heeringen (1931-1945), Paul Rosenthal (1945), Dr. Hans Oehmen (1946-1948), Dr. Dr. Paul Hoffmann (1948-1957), Dr. Willy Coßmann (1957-1963), Eugen Fritz (1963-1973), Georg C. Frommholz (1973-1981), Dr. Manfred Obermann (1981-1990), Hanns-Jürgen Funk (1990-1995), Dr. Wolfgang Demmer (1995-1998), Dr. Wolfgang Dahme (1998-2004), Bodo Raschke (2004-2007), Dr. Joachim Strassner (seit 2007)

Weblinks

Literatur

  • Helmut Neuberger: Winkelmaß und Hakenkreuz. Herbig Verlag, München 2001, ISBN 3-7766-2222-9
  • Ferdinand Runkel: Geschichte der Freimaurerei. Edition Lempertz, Bonn 2006, ISBN 3-933070-96-1
  • GLLFvD (Hrsg.): Handbuch der GLLFvD 2007, Verlag Rudolf Stade

Einzelnachweise

  1. Ordensregel der GLLFvD
  2. a b c d Handbuch der GLLFvD 2007
  3. Runkel II S.119
  4. Runkel II S. 121
  5. Runkel II S. 142
  6. Runkel II S. 198
  7. Neuberger S. 245/246
  8. Neuberger S. 249
  9. Neuberger S. 248
  10. Neuberger S. 256
  11. Neuberger S. 257

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