Khader

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Naser Khader (arabischناصر خضر‎, DMG Nāṣir Ḫaḍir; * 1. Juli 1963 in Damaskus, Syrien) ist Politiker in Dänemark und war bis zum 7. Mai 2007 Abgeordneter für die sozialliberale Partei Det Radikale Venstre im Folketing. Seitdem war er Mitglied und Vorsitzender seiner neuen Partei Liberal Alliance, bis zu seinem Rücktritt am 5. Januar 2009.

Als einer der führenden Vertreter einer Verbindung von säkularer Demokratie und Islam hat er eine in Dänemark neue Bewegung Moderater Muslime gegründet (später umbenannt in Demokratische Muslime in Dänemark) mit Beginn des Karikaturenstreits.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Naser Khader wurde als ältestes von fünf Kindern des Palästinensers Ahmad Abu Khader (1930-1998) und dessen syrischer Frau Sada (*1944) geboren. Er wuchs traditionell im Dorf Barzeh 15 km außerhalb von Damaskus auf. Entgegen den Gepflogenheiten war die Ehe zwischen Sada und Ahmad nicht arrangiert. Ahmad kam als Flüchtling nach Syrien und war ein Arbeitskollege von Sadas großem Bruder, der ihn bald der Familie vorstellte. Sada verliebte sich, und ihr Vater, Mehedin Wehbeh, willigte am Ende ein. Sada und Ahmad heirateten 1962.

Der kleine Naser wurde zur Koranschule geschickt. Als Einwanderer hatte sein Vater Schwierigkeiten, Arbeit zu finden, und obwohl sie im Dorf seiner Ehefrau lebten, wurde sie als „die, die einen Fremden geheiratet hat“ bezeichnet. Der Vater ging daher 1969 als Gastarbeiter nach Deutschland und kurz darauf nach Dänemark. Die Mutter kam 1974 mit den fünf Kindern nach und musste feststellen, dass ihr Mann eine dänische Freundin und zwei Kinder mit ihr hatte. Die Mutter war Analphabetin und sprach kein Wort Dänisch. Sie zog mit den fünf Kindern bei ihrem Mann ein und fortan lebte die ganze Familie in Kopenhagen. Die Kinder wuchsen in bescheidenem Wohlstand und vor allem mit guter Schulbildung auf. Sie waren schnell integriert und hatten dänische Freunde. Naser Khader und seine Geschwister erfuhren erst als junge Erwachsene von ihren beiden dänischen Schwestern. Die Eltern hatten in den 1980er Jahren einen Gemüsehandel mit Videothek auf Nørrebro.

Naser Khader lebt mit der dänischen Juristin und Autorin Bente Dalsbæk zusammen. Aus einer vorherigen Beziehung haben sie jeweils ein Kind, und einen gemeinsamen Sohn. Bente Dalsbæk schrieb 2006 nach dem Karikaturenstreit das Buch Med underkop - livet med min muslimske svigermor („Mit Untertasse - Das Leben mit meiner muslimischen Schwiegermutter“). In dem Buch werden viele Details aus Khaders Leben und die Auswirkungen der „Mohammedkrise“ auf die große Familie erzählt, deren Oberhaupt die Mutter ist. Khaders Geschwister leben alle in Dänemark, und drei von ihnen sind dänisch verheiratet.

In Naser Khaders syrischem Dorf ist mittlerweile eine Straße nach ihm benannt, wo einst sein Großvater mütterlicherseits, Mehedin Wehbeh, lebte, der als syrischer Meister im Ringen landesweit bekannt war.

Politiker

Von 1984 bis zur Gründung seiner neuen Partei Ny Alliance im Mai 2007 war Naser Khader Mitglied der sozialliberalen Partei Det Radikale Venstre.

Von 1986 bis 1993 studierte Khader Politische Wissenschaften an der Universität Kopenhagen und erwarb dort einen MA (Magister in Politischen Wissenschaften). Er besuchte 1991-93 auch die Universität von Süddänemark in Odense (Nahoststudien), 1994-95 die Universität Århus (Rhetorik) und 1997 die Al-Azhar-Universität in Kairo (Islam).

Seit 1983 bis 1998 arbeitete Khader als Übersetzer und Dolmetscher für Arabisch und von 1989 bis 1997 als Übersetzer und Berater für Danmarks Radio (DR). Von 1998 bis 2001 war er Mitglied des dänischen Ethikrates und von 2000 bis 2001 Mitglied einer Expertenkommission für Integration für das Innenministerium. Seit 2000 ist Khader Nationaler UNICEF-Botschafter.

International bekannt wurde Khader Anfang 2006 während der Krise um die Mohammed-Karikaturen, die Dänemark erschütterte. Wegen seiner moderaten Haltung erhielt er Drohungen seitens fanatischer Islamisten, deren Höhepunkt der Skandal um die indirekten Morddrohungen seitens des Imams Ahmad Akkari war. Dieser hatte sich vor versteckter Kamera „scherzhaft“ vorstellen können, dass Khader einem Attentat zum Opfer fiele, sollte er jemals Integrationsminister werden. Zwar sprach Akkari von einem Scherz, konnte sich aber selbst in seiner Gemeinde nicht mehr als Wortführer halten. Khader sprach danach von Überlegungen, sich zum eigenen Schutz aus der Politik zurückzuziehen, erklärte aber am 1. April 2006 seine Rückkehr in die Politik.

Pia Kjærsgaard, die Vorsitzende der rechtspopulistischen und dezidiert islamfeindlichen Partei Dansk Folkeparti, sprach sich am 3. April 2006 ebenfalls gegen Khader als künftigen Integrationsminister aus[1]. Ihre Argumente waren unter anderen, dass Khaders Demokratische Muslime zu wenig Anhänger unter den dänischen Muslimen hätten, dass nur 2% der Muslime Dänemarks sich in erster Linie als Dänen und dann erst als Muslime sähen, und dass die Liberalen dem Land mit ihrer Ausländer- und Integrationspolitik zu sehr geschadet hätten.

Islam und Demokratie

Khader gilt über Parteigrenzen hinweg als der prominenteste Muslim in Dänemark. Sein bekanntester Gegenpart war dort der Imam Ahmad Abu Laban.

Er tritt für ein kompromissloses Bekenntnis zur Demokratie ein, das die Grundlage der Vereinigung Demokratische Muslime in Dänemark bildet. Die folgenden "zehn demokratischen Gebote", die er anlässlich einer Rede im Jahre 2002 zum dänischen Grundgesetz aufgestellt hatte, sind nun auf seiner Homepage zu finden.


Die Zehn Gebote der Demokratie

  1. Wir alle müssen Politik und Religion trennen, und wir dürfen die Religion nicht über die Gesetze in einer Demokratie stellen.
  2. Wir müssen respektieren, dass alle Menschen gleiche Rechte bezüglich ihres Geschlechtes, ihrer Abstammung, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer religiösen Anschauungen haben.
  3. Niemand darf Hass schüren, und wir dürfen niemals zulassen, dass Hass in unsere Herzen einzieht.
  4. Niemand darf jemals Gewalt benutzen oder dazu auffordern - unabhängig davon wie frustriert oder verletzt wir uns fühlen, oder wie gerecht unsere Sache auch sein möge.
  5. Wir müssen alle den Weg des Dialogs nutzen - immer.
  6. Wir müssen alle die Freiheit zur Meinungsäußerung respektieren, auch die Freiheit derjenigen, mit denen wir uns am uneinigsten sind.
  7. Niemand kann für sich oder andere einen besonderen Platz beanspruchen, weder als überlegen noch als unterlegene Personen, noch als ewige Opfer.
  8. Wir müssen die nationalen und religiösen Symbole anderer so behandeln, wie uns das umgekehrt von ihnen wünschen – das Verbrennen von Flaggen und Graffiti an Kirchen, Moscheen und Synagogen sind Beleidigungen, die den Dialog verhindern und die Unterdrückung anderer fördern.
  9. Wir müssen auf unsere Sitten und Umgangsformen in der Öffentlichkeit achten. Der öffentliche Raum ist keine Bühne, auf der wir unsere Aggressionen ablassen oder Hass und Furcht verbreiten, sondern soll ein Forum für Visionen und Argumente sein, von denen die besten Unterstützung gewinnen können.
  10. Wir alle müssen für unsere Gegner eintreten, wenn diese gehässig behandelt werden.

Naser Khader ist in Dänemark ein Bestseller-Autor über den Islam und die Muslime. Er spricht als solcher sowohl eine muslimische als auch nichtmuslimische Leserschaft an. Bisher wurde keines seiner Bücher ins Deutsche übersetzt. Sein bekanntestes Werk ist Ære og Skam (Ehre und Scham), das als Leitfaden für Lehrkräfte, Sozialarbeiter, Journalisten, Politiker, muslimische Eltern und Jugendliche konzipiert ist.

Neue Partei

Am 7. Mai 2007 erklärte Naser Khader auf seiner Homepage, dass er zusammen mit den Europaparlamentariern Anders Samuelsen und Gitte Seeberg aus der sozialliberalen Partei Radikale Venstre ausgetreten sei, um eine neue Partei mit dem Namen Ny Alliance (Neue Allianz) zu gründen, deren erster Vorsitzender er auch war, aus der er jedoch am 5. Januar 2009 wieder ausgetreten ist.

Verschiedenes

  • Naser Khader trägt am rechten Oberarm eine Tätowierung mit dem arabischen Schriftzug ‏ديمقراطية‎, „Demokratie“ [2]

Werke

  • 1996 - Ære og Skam (mehrere überarbeitete Ausgaben seitdem und eine Übersetzung ins Schwedische)
  • 2000 - khader.dk (zusammen mit Jakob Kvist)
  • 2001 - Nasers Brevkasse. Interview ved Elisabeth Svane

Sekundärliteratur

  • Bente Dalsbæk: Med underkop - Livet med min muslimske svigermor. Ekstra Bladets forlag, Kopenhagen 2006, ISBN 87-7731-276-7. 

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. Pia Kjærsgaard: "Nej tak, Naser Khader" (Nein Danke, Naser Khader), 3. April 2006,
  2. Danmarks Radio: Foto, 15. November 2007

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