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Die Khoikhoi (oder nur Khoi, auch Khoekhoen (sprich „kukun“), früher abwertend Hottentotten genannt) ist ein zusammenfassender Name für eine kulturell und sprachlich eng miteinander verwandte Völkergruppe in Südafrika und Namibia. Zusammen mit den San bevölkerten sie bei der Ankunft der ersten Europäer das südliche Afrika. Beide sind Indigene Völker Afrikas und werden auch mit dem Begriff Khoisan zusammengefasst. Zum Volk der Khoikhoi zählen die Nama und die Orlam.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Khoikhoi lebten hauptsächlich als nomadische Hirten. Sie waren dementsprechend in kleineren Gruppen organisiert, die sich jedoch als homogene Einheit sahen.
Laut einer umstrittenen Vermutung könnten die Khoikhoi von den San abstammen. Gemäß dieser spalteten sich die Khoikhoi 200 v. Chr. nach einer Begegnung mit Bantu-Stämmen im Norden des heutigen Botswana von den San ab. Von den Bantu erlernten die Khoikhoi die Viehhaltung, welche sie weniger abhängig von der Jagd und auch sesshafter als die San machte.
Die Khoikhoi blieben trotz der neuerworbenen Kenntnisse weiterhin Nomaden. Sie konnten sich länger an einer Ortschaft aufhalten, aber sobald die Weiden in der Umgebung erschöpft waren, mussten auch sie weiterziehen. Größere Gruppen oder gar Staatsgebilde konnten sich aus diesem Grund nicht bilden. Das Volk der Khoikhoi war stattdessen in Sippen aufgeteilt, welche lose Verbindungen von umherziehenden Gruppen darstellten.
Die mit den San verwandten Khoi waren zur Zeit, als die Europäer sie erreichten, zahlenmäßig überlegen. Heute ist das Verhältnis umgekehrt. Die San leisteten zwar Widerstand gegen die vordringenden Europäer, aber nach dem ersten Kampf zogen sie sich häufig aus dem Gebiet zurück. Die Khoi hingegen kämpften bis zuletzt. Gleich während der Kolonisierung durch die Niederländer wurden die Khoikhoi der Kapregion beinahe ausgerottet. Einige schlossen sich den San an. Auf vielen Farmen wurden und werden sie häufig als Hirten beschäftigt.
Die Nama in Namibia sind Khoi, die in der Wende vom 18. und 19. Jahrhundert aus Südafrika dorthin flüchteten.
Die Nama kämpften im Freiheitskrieg 1903–1908 gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Die deutsche „Schutztruppe“ inhaftierte die meisten Nama in den Konzentrationslagern Haifischinsel (Namibia) und Swakopmund, in denen auch Kinder Zwangsarbeit verrichten mussten. In diesen Lagern herrschten schlechte klimatische, wohnliche und hygienische Bedingungen, die – gepaart mit Mangelernährung – zu meist tödlichen Erkrankungen führten. Gemäß der UN-Konvention von 1948 werden diese Handlungen heute als Völkermord eingestuft, ähnlich dem an den Herero. Historiker schätzen, dass über die Hälfte der damals etwa 20.000 Nama ums Leben kam.
Traurige Berühmtheit erlangte auch Sarah Baartman, eine Khoi, die wegen ihrer anatomischen Besonderheiten 1810, 19-jährig, nach Europa verbracht und dort „ausgestellt“, sowie nach ihrem Tod 1816, seziert und konserviert wurde. Ihre körperlichen Merkmale sollten verallgemeinernd als biologistische Grundlage für inzwischen längst wissenschaftlich abgelehnte Rassentheorien dienen, die zur Legitimation des Kolonialismus konstruiert wurden. Erst 1974 wurden ihre sterblichen Überreste aus der öffentlichen Ausstellung des Musee de l'Homme genommen und erst 2002 auf Drängen des südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela in ihre Heimat überführt und feierlich bestattet.[1]
Heutige Situation
Die Zukunft der Khoi ist ungewiss, da sie sich nicht wie die San isoliert halten konnten. In Südafrika, insbesondere in der Region von Kapstadt, leben noch 2.400 Khoi, von denen ungefähr 150 ihre alte Kultur pflegen.
In Namibia liegt die Zahl ungefähr bei 3.400, von denen 1.700 ihrer Tradition treu geblieben sind. Die Nama Khoi haben 100.000 Mitglieder, wovon ein Großteil noch nomadisch lebt.
In Botswana schrumpfte ihre Zahl nach Abwanderung nach Namibia in den letzten Jahren von 2.900 auf 1.900, knapp 100 leben noch so wie vor tausend Jahren.
Einzelnachweise
- ↑ South African Government Information: Programm des feierlichen Begräbnis von Sarah Bartmann am 9. August 2002
Siehe auch
Literatur
- Werner Jopp: Die frühen deutschen Berichte über das Kapland und die Hottentotten bis 1750; Phil. Diss., masch.-schr.; Göttingen 1960 (wichtige völkerkundliche Untersuchung, ungedruckt; im Präsenzbestand des Institut für Ethnologie der Georg-August-Universität Göttingen, nur über Fernleihe erhältlich) (OPAC: [1])
- Richard Elphick: Kraal and castle. Khoikhoi and the founding of white South Africa; Phil. Diss.; New Haven: Yale University Press, 1977; ISBN 0300020120 (wichtige Arbeit über die Frühgeschichte des Kontakts zwischen den Khoikhoi und den Holländern, bis. ca. 1710)
- Werner Jopp (Hg.): Unter Hottentotten 1705–1713. Die Aufzeichnungen des Peter Kolb; Reihe: Abenteuerliche alte Reiseberichte; Tübingen 1979; ISBN 3865031390
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