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Mit Kindertagesstätte (KITA, Kita) wird eine Einrichtung der Kindertagesbetreuung bezeichnet. Die genaue Definition ist national und zum Teil sogar regional unterschiedlich. Daher folgen separate Informationen für Deutschland und die Schweiz. In Österreich ist der Begriff unüblich, man verwendet dort das Synonym "Ganztagskindergarten".
Inhaltsverzeichnis
Deutschland
Allgemein
In Deutschland heißen je nach Region unterschiedliche Einrichtungen "Kindertagesstätte":
- die Kinderkrippe (für Kinder bis 3 Jahre),
- der Kindergarten (für 3–6jährige), zum Teil werden nur Ganztagskindergärten Kindertagesstätte genannt, und
- der Schulhort, den Grundschulkinder vor Schulbeginn und nach Schulende besuchen können.
Häufig werden auch Einrichtungen, die alle drei Altersgruppen (Kinderkrippe, Kindergarten, Hort) umfassen, Kindertagesstätte genannt. Neben der Kindertagesstätte gehört z.B. auch die Tagespflege zur Kindertagesbetreuung.
Rechtliche Verankerung
In Deutschland ist die Kindertagesbetreuung Teil der Kinder- und Jugendhilfe und findet ihre rechtliche Grundlage in den §§ 22-26 SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfegesetz). Die Ausgestaltung erfolgt für jedes Bundesland auf länderrechtlicher Ebene (z. B. für Berlin: Kindertagesförderungsgesetz - KitaFöG -). Auch die Beteiligung der Eltern an den Kosten für den Besuch der Kindertagesstätten ist je unterschiedlich.
Träger der Kindertagesstätten sind meist die Kommunen oder örtlichen Kirchen, in vielen Fällen auch die Träger der freien Wohlfahrtspflege (Caritas, DRK, Arbeiterwohlfahrt etc.) oder Elterninitiativen. Kosten für den Besuch von Kindertagesstätten können von den Eltern im Rahmen der Einkommensteuererklärung als Kinderbetreuungskosten abgesetzt werden.
Für Kinder im Kindergartenalter besteht ein Rechtsanspruch auf einen wohnortnahen Platz in einer Kindertagesstätte ab dem 3. Lebensjahr. Dagegen ist der Versorgungsgrad mit Betreuungsplätzen für Kinder unter 3 Jahren in Deutschland sehr niedrig (2 % in Westdeutschland).
Nutzen und Nachteile von Kindertagesstätten
Zunehmend betreiben auch meist größere Unternehmen Kindertageseinrichtungen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Beschäftigten zu verbessern. Während die kommunalen Kindertagesstätten (und die der meisten Träger der Wohlfahrtshilfe) mit Ihren Öffnungszeiten oft zu wenig den Bedürfnissen berufstätiger Eltern entsprechen, bieten unternehmensnahe Einrichtungen flexiblere Betreuungsangebote, die sich stärker am tatsächlichen Bedarf der Familien ausrichten. Ob Betreuung von Kleinkindern durch Einrichtungen außerhalb des Elternhauses allgemein sinnvoll ist, ist umstritten[1]. Zum Teil erhofft man sich eine Verbesserung der Sozialkompetenzen und bessere Schulleistungen. Andererseits gibt es nach der größten und neuesten Studie, der NICHD-Studie, ernstzunehmende Hinweise darauf, dass im Alter zwischen 0 und 3 Jahren die frühe Unterbrechung der primären Bindung nachteilige Auswirkungen auf die Entwicklung und das Verhalten von Kindern haben kann.
Schweiz
Begriff
Eine Kindertagesstätte ist eine Institution, die an allen fünf Werktagen ganztags geöffnet ist und in der den Kindern ein Mittagessen angeboten wird, anders als zum Beispiel in Spielgruppen.
Das freie Spielen steht im Vordergrund - meist ohne Lehrplan, was Kindertagesstätten vom Kindergarten und von der Schule abgrenzt. Ausnahmen sind meist Kindertagesstätten, die andere Staaten errichteten und bezuschussen (Frankreich, Spanien).
Der Begriff Kindertagesstätte umfasst in der Schweiz Krippen bzw. Kinderkrippen, Horte bzw. Kinderhorte und Tagesheime (auch als Tagi abgekürzt). Die Bedeutungen der Begriffe überschneiden sich stark und werden individuell und kantonal uneinheitlich verwendet. Tendenziell steht Kinderkrippe eher für Kinder im Vorschulalter, während Horte oft kurzzeitige Betreuungen im Zusammenhang mit Veranstaltungen (Sonntagsmesse, Museumsbesuch, Wellness Center) leisten. Tagesheim wird lokal im Raum Basel verwendet und schließt meist die Freizeitbetreuung von Schulkindern mit ein; im Kanton Bern sind mit dem Begriff Tagesheim ausschließlich Institutionen zur Betreuung von Schulkindern gemeint. In beiden Gebieten ist der Begriff nicht zu verwechseln mit dem Kinderheim, das eine 24-Stunden-Betreuung umfasst. Der von Deutschland beeinflusste Begriff Kindertagesstätte wurde in der Schweiz zunächst zögerlich verwendet, erfährt aber seit etwa 2005 eine zunehmende Verbreitung als interkantonal verständlicher Begriff, der den Vorschul- und den Schulbereich gleichermaßen umfasst. Dies fand zum Beispiel auch seinen Ausdruck 2008 in der Namensänderung des Dachverbandes von Schweizerischer Krippenverband zu Verband Kindertagesstätten der Schweiz.
Die Betreuung umfasst die gesamte Spanne von der Geburt bis 16 Jahren. Das höchste Betreuungsaufkommen ist jedoch zwischen dem 3. Lebensmonat und dem Kindergarteneintritt mit 5 bzw. 6 Jahren.
Politische Einbettung
Die vor- und ausserschulische Betreuung von Kindern ist Sache der Gemeinden, der Privatwirtschaft und der Kirchen. Entsprechend unterschiedlich sind die pädagogischen und finanziellen Rahmenbedingungen. Im Raum Basel werden zum Beispiel 43% der Kindertagesstätten staatlich bezuschusst, während die übrigen Kindertagesstätten die Leistungen durch die Elternbeiträge decken müssen (Stand Februar 2006).
Im allgemeinen stellen die Kantone die Richtlinien zur Errichtung und Führung einer Kindertagesstätte auf und haben eine Kontrollfunktion. Das Amt für Tagesbetreuung, sofern vorhanden, ist je nach Kanton dem Gesundheits-, dem Sozial-, dem Justiz- oder dem Erziehungsdepartement angegliedert.
Auf Landesniveau bildet der Verband Kindertagesstätten der Schweiz (KiTaS) ein Dach. Dieser sieht als seine Hauptfunktion die Erstellung von Qualitätsrichtlinien und die Implementierung dieser Richtlinien, insbesondere da, wo kantonale Gesetze und Richtlinien fehlen.
Gesellschaftliche Einbettung
In der Schweiz gibt es seit Beginn des 20. Jahrhunderts Kindertagesstätten. Vor allem in der Zeit seit den 1970er Jahren hat sich eine starke Veränderung des gesellschaftlichen Verständnisses der familienexternen Tagesbetreuung im Allgemeinen und damit auch der Kindertagesstätten im Speziellen vollzogen: Aus der sozialen Not der Platzierung eines Kindes in einer Kindertagesstätte hat sich eine Freiwilligkeit entwickelt, die motiviert ist durch
- den Wunsch der Mütter, außerhalb der Familie zu arbeiten (siehe auch Chancengleichheit, Gleichstellungspolitik).
- die Absicht, dem Kind frühzeitig soziale Kontakte zu ermöglichen.
- die integrationspolitische Zielsetzung, insbesondere in Orten mit hohen Ausländeranteilen eine Nivellierung der sprachlichen Voraussetzungen bis zum Schuleintritt herbeizuführen.
Angebot und Nachfrage
Bezüglich Angebot und Nachfrage gibt es große regionale Unterschiede, die unter anderem urbanitätsbedingt sind. In ländlichen Gebieten übernehmen teilweise Spielgruppen mit einem zeitlich enger begrenzten Angebot die soziale Rolle von Kindertagesstätten.
Eine nationale NFP-Studie prognostizierte im Juni 2005 unter bestimmten Voraussetzungen einen landesweiten Mangel von 50'000 Krippenplätzen [1]. Ob die Voraussetzungen dieser Studie erfüllt sind, ist in der Presse umstritten, zumal in den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Aargau, Zürich und Bern teilweise die Rede ist von einem Überangebot. Allerdings bezieht sich das Überangebot typischerweise auf nicht von den Gemeinden bezuschusste Anbieter.
Der Bund und auch einzelne Kantone fördern mit so genannten Impulsprogrammen die Errichtung neuer Kindertagesstätten. Das Programm des Bundes bezuschusst Kita-Gründungen unter bestimmten Voraussetzungen seit 2003 und voraussichtlich bis ins Jahr 2011.
Literatur
- Hildegard Bockhorst (Hrsg.): Kinder brauchen Spiel und Kunst. Bildungschancen von Anfang an. Ästhetisches Lernen in Kindertagesstätten (Kulturelle Bildung Band 2), München, kopaed verlagsgmbh 2006, ISBN 978-3-86736-002-9
Quellenangaben
- ↑ Eine Pädagogin für frühkindliche Betreuung: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/598103/; ein Psychoanalytiker dagegen: http://www.die-tagespost.de/Archiv/titel_anzeige.asp?ID=27905.
Siehe auch
Weblinks
Deutschland
- Bundesjugendministerium
- Deutsches Jugendinstitut
- Jugendministerium Brandenburg
- eltern.de Stichwort: Kinderbetreuung
- kita-eltern-sh.de Stichwort: Elternvertretung
- Deutscher Bildungsserver: Elementarbildung - Bildung und Erziehung in Kindertagesbetreuung
- Westdeutsche Zeitung: Kita - Was Erzieherinnen heute leisten
- Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen SH
- Bildungsportal mit einem Verzeichnis für Kindergärten und Kindertagesstätten
- Community für Erzieherinnen und Erzieher
Schweiz
- Schweizer Übersicht über Kindertagesstätten
- Verband Kindertagesstätten der Schweiz KiTaS, vormals SKV
- horte-online.ch
- Nationales Impulsprogramm zur Gründung neuer Kindertagesstätten
Liechtenstein
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