Andrei Rublev (Film)

Andrei Rublev (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel: Andrej Rubljow
Originaltitel: Андрей Рублёв
Produktionsland: UdSSR
Erscheinungsjahr: 1969
Länge: 185 Minuten
Originalsprache: Russisch
Stab
Regie: Andrei Tarkowski
Drehbuch: Andrei Kontschalowski, Andrei Tarkowski
Produktion: Tamara Ogorodnikowa
Musik: Wjatscheslaw Alexandrowitsch Owtschinnikow
Kamera: Wadim Jusow
Schnitt: Ljudmila Feiginowa, O. Schewkunnenko, Tatjana Jegorytschewa
Besetzung
  • Anatoli Solonizyn: Andrej Rubljow
  • Nikolai Grinko: Daniel Tschornij
  • Nikolai Sergejew: Theophanes, der Grieche
  • Irma Rausch: Närrin/schwachsinniges Mädchen
  • Juri Nikulin: Patrik
  • Juri Nasarow: der grosse Prinz/der schwachsinnige Prinz
  • Iwan Lapikow: Kirill
  • Nikolai Burljajew: Boriska
  • Rolan Bykow: der Narr
  • Nikolai Grabbe: Stepan
  • Michail Kononow: Foma
  • Stepan Krylow: leitender Glockengießer

Andrej Rubljow ist ein Film von Andrei Tarkowski und basiert lose auf der Lebensgeschichte des russischen Ikonenmalers Andrei Rubljow, der von ca. 1360 bis 1430 lebte.

Vor dem Hintergrund des russischen Mittelalters entwirft Andrei Tarkowski eine bildmächtige Komposition, die Einfälle der Tataren zeigt, ebenso religiöses Sektentum und die Unterdrückung desselben durch die Obrigkeit. Es geht um das Wesen der Kunst und die Bedeutung des Glaubens. Gezeigt wird ein Künstler, der darum ringt, die angemessenen Antworten auf die Tragödien seiner Zeit zu finden.

Inhaltsverzeichnis

Handlung (szenisch)

Der Film beginnt mit Szenen, die Vorbereitungen für eine Ballonfahrt zeigen. Zuletzt steigt ein Mann in die Gondel und schwebt mit dem Ballon davon. Der Mann zeigt sich hochgradig entzückt von den Anblicken, die sich ihm bieten, kann jedoch nicht verhindern, dass die Fahrt in einer Bruchlandung endet.

Danila, Andrej und Kirill sind auf Wanderschaft. Sie haben das Andronikow-Kloster, in dem sie viele Jahre als Mönche gelebt hatten, hinter sich gelassen. Sie sind auf der Suche nach Arbeit. Sie geraten in einen schweren Regen und suchen Unterschlupf bei einer Gesellschaft, die in einem Haus versammelt von einem Gaukler unterhalten wird. Einige Zeit später wird der Gaukler von Fremden abgeholt, die ihn roh behandeln.

Kirill sucht Theophanes, den Griechen auf. Theophanes, ein bedeutender Ikonenmaler seiner Zeit, hat den Auftrag, in Moskau die Verkündigungskathedrale auszumalen. Er unterbreitet Kirill das Angebot, ihm bei den Arbeiten zu assistieren. Später jedoch schickt er einen berittenen Boten zu Andrej, um diesem dasselbe Angebot zu unterbreiten. Kirill wird sich darüber klar, dass er nicht für Theophan arbeiten wird. Es packt ihn ein großer Neid, und er verlässt im Zorn die religiöse Gemeinschaft, in der er sich aufgehalten hatte.

Andrej gerät bei einem nächtlichen Spaziergang an eine Versammlung von Heiden, die ein Fest feiern, das durch Sinnenlust geprägt ist. Andrej ist offensichtlich fasziniert durch die Rituale, deren Zeuge er wird. Er wird jedoch aufgegriffen und an ein Kreuz gebunden. Befreit wird er durch eine Frau, die nur mit einem offenen Mantel bekleidet zu ihm gekommen ist.

Einige Szene spielen in Kirchenräumen. Über Monate hinweg geht es mit den Arbeiten, die Andrej dort übernommen hat, nicht voran. Er ist zu dem Ergebnis gekommen, dass ihm die Leichtigkeit des Gemüts, die ein Künstler als Voraussetzung für seine Arbeit braucht, abhandengekommen ist.

Sehr ausführlich wird gezeigt, wie Tataren in eine Stadt einfallen und rauben, plündern und morden. Andrej weiß eine sich abzeichnende Vergewaltigung nur zu verhindern, indem er den Täter erschlägt. Über diese Tat gerät er mehr noch als zuvor in Selbstzweifel. Er beschließt, den Beruf des Malers aufzugeben. Außerdem legt er ein Schweigegelübde ab.

Die Wende in Andrejs Leben kommt, als er Zeuge davon wird, wie eine Glocke gegossen wird. Die Arbeiten werden durch einen jugendlichen Glockengießer geleitet, der sich mit ganzer Seele seinen Aufgaben hingibt. Als das Werk zuletzt gelingt, verfällt er vor Erleichterung in ein Schluchzen. Ebenso wie er zeigt sich auch Andrej erleichtert und beschließt, die Arbeit an seinen Kunstwerken wieder aufzunehmen.

Der Film endet mit Szenen, in denen die Kamera über Werke des Ikonenmalers Rubljow schweift. Während der Film bis dahin nur Schwarz-Weiß-Bilder gezeigt hatte, wechselt die Darstellung bei diesen letzten Szenen auf Farbe.

Interpretation

Der Film zeigt Rubljow als einen, dem es nicht leichtfällt, sich unter den gegebenen schwierigen äußeren Bedingungen den Glauben an die eigene künstlerische Mission zu bewahren. Da der Film in den Zeiten der Sowjetherrschaft entstanden ist, liegt die Vermutung nahe, dass Tarkowski auf verschlüsselte Weise aus dem Leben der Künstler seiner eigenen Zeit berichten wollte.

Mit den Glockengießerszenen setzt Tarkowski gegen Ende des Films ein Zeichen der Hoffnung. Er zeigt, dass es Jugendliche geben kann, die bei ihren Arbeiten mit Leidenschaft zu Werke gehen und dafür sorgen, dass wertvolle alte Traditionen erhalten bleiben. Darin spiegelt sich die Hoffnung Tarkowskis auf eine neue Generation, welche die alten Werte neu belebt.

Besonderheiten

Andrej Rubljow wird von den Rezensenten zumeist als ein schwer zugänglicher Film gesehen. Die folgenden Punkte können von Zuschauern als Rezeptionshindernisse wahrgenommen werden:

  • Der innere Zusammenhang zwischen den Szenen lässt sich nicht leicht erfassen. Es stellt sich nur recht vage der Eindruck ein, dass chronologisch erzählt wird.
  • Da man als Zuschauer neben dem bärtigen Rubljow eine ganze Reihe von anderen bärtigen Männern vorgeführt bekommt, ist es öfters nicht leicht zu bestimmen, welcher der auftretenden Männer Rubljow ist.
  • Rubljow lässt sich in vielen Szenen nicht als handelnde Person bestimmen. Er tritt häufig einfach nur als ein Beobachter von Szenerien auf.
  • Das Tempo der Darstellung nähert sich häufig dem Tempo von realem Geschehen an. Man erlebt die Darstellungen als langsam.
  • Es gibt mehrfach Szenen, in denen sehr ausführlich über Fragen aus Religion und Kunst reflektiert wird.

Rezeption

1969 wurde der Film – trotz sowjetischen Protests – beim Filmfestival von Cannes außer Konkurrenz gezeigt und erhielt den Preis der internationalen Filmkritik.

Die erste Fassung des Films (1966 fertiggestellt) wurde von staatlichen Stellen kritisiert; insbesondere stießen einige Szenen mit Darstellungen von Grausamkeiten auf Ablehnung, und der Film wurde nach Vorgaben der Zensur umgeschnitten.

Das „Lexikon des internationalen Films“ (katholische Filmarbeit) stellt zu dem 196 Minuten langen Andrej Rubljow (Andreas-Passion) fest:

„Tarkowskijs Monumentalwerk in der rekonstruierten Originalfassung, die 1965 von der sowjetischen Zensur verboten wurde und nie ins Kino gekommen ist. Der ebenso realistische wie poetische Film mag sich auch in dieser ursprünglichen Version einer vorschnellen Ideologisierung entziehen, setzt aber innerhalb seiner deutlichen Bezugnahme zur christlichen Passionsgeschichte durchaus auch ‚brisante‘ politische Akzente, die zum Verbot mit der Begründung der ‚künstlerischen Unausgereiftheit‘ führten. […] – Sehenswert.“

Lexikon des internationalen Films

Die Zeit vom 11. Januar 1974 befand, dass sobald man sich auf die strenge und spröde Filmsprache dieses dreistündigen Schwarzweißfilms eingestellt habe, man in den Bildern eine physische Kraft verspüren würde, die in der Filmgeschichte kaum einen Vergleich kenne.[1]

Auszeichnungen

Andrej Rubljow gewann 1969 bei den Filmfestspielen von Cannes den FIPRESCI-Preis, während Irma Rausch ein Jahr später den französischen Étoile de Cristal als beste ausländische Darstellerin erhielt. Weitere Auszeichnungen waren 1971 der Preis als bester ausländischer Film von der Vereinigung der französischen Filmkritiker und 1973 der finnische Filmpreis Jussi in der gleichen Kategorie.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Zeit vom 11.1.1974

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