Andrei Tupolev

Andrei Tupolev

Andrei Nikolajewitsch Tupolew (russisch Андрей Николаевич Туполев, wiss. Transliteration Andrej Nikolaevič Tupolev; * 29. Oktoberjul./ 10. November 1888greg. in Pustomasowo, Oblast Twer; † 23. Dezember 1972 in Moskau) war ein russischer Flugzeugkonstrukteur.

Leben

Tupolew interessierte sich sehr für die Fliegerei, deswegen ging er an die Technischen Hochschule in Moskau. Als Diplomthema wählte er Erfahrungen in der Entwicklung von Wasserflugzeugen auf Basis von Windkanalversuchen. Er bekam sein Diplom am 11. Juni 1918. Zusammen mit Nikolai Jegorowitsch Schukowski gründete er am 30. Oktober 1918 ein Institut, das bald darauf als ZAGI bekannt werden sollte.

Im Januar 1921 begann die Entwicklung des ersten Flugzeuges des ZAGI, der Tupolew ANT-1, zu dessen grundlegender Auslegung Tupolew bereits 1911 erste Aufzeichnungen gemacht hatte. 1925 gelang ihm mit dem weltweit ersten zweimotorigen freitragenden Ganzmetallbomber, der Tupolew ANT-4 ein epochaler Entwurf. Bekannteste Typen in den 1930er Jahren waren die Passagierflugzeuge Tupolew ANT-9 und Tupolew ANT-20 Maxim Gorki sowie das Bombenflugzeug ANT-6, welches auch durch das Sweno-Projekt bekannt wurde und die Tupolew ANT-25, wobei letztere durch ihre Fernflüge auch Internationales Aufsehen erregte.

1934 begann er zusammen mit Alexander Alexandrowitsch Archangelski an der Konstruktion des fortschrittlichen zweimotorigen Bombers Tupolew ANT-40 zu arbeiten. Eine zivile Weiterentwicklung, die Tupolew PS-35 flog im Herbst 1936, nachdem Tupolew im Juni 1936 sein eigenes OKB-156 gegründet hatte und sollte das zukünftige Rückgrat der zivilen Luftfahrt der Sowjetunion bilden. Am 21. Oktober 1937 wurde Tupolew während Stalins Großer Säuberung verhaftet. Er wurde unter der Anklage, dass er Hochverrat betrieben und den Deutschen Originalpläne geliefert habe, aus denen dann die Messerschmitt Bf 109 entwickelt worden sei, zu lebenslanger Haft verurteilt. Während dieser Zeit wurden seine Projekte eingestellt oder wurden von anderen OKB's betreut. Die von ihm entwickelten Flugzeugtypen durften nicht mehr mit dem Kürzel „ANT“ bezeichnet werden und wurden in „ZAGI“ umbenannt. Dann wurde er gezwungen im Zentralen Entwicklungsbüro 29 des KGB zusammen mit anderen inhaftierten Ingenieuren einen zweimotorigen Sturzkampfbomber zu entwickeln. Die Entwicklungen führten zu der fortschrittlichen Tupolew Tu-2. Aufgrund des Einmarsches der Deutschen Truppen und dem Beginn des großen vaterländischen Krieges wurde Tupolew und seine überlebenden Leidensgenossen 1941 wieder freigelassen. Im Dezember 1943 wurde er zu Stalin bestellt und dieser soll sich bei ihm entschuldigt haben. Ein Vorgang, der kein zweites Mal belegt ist.

Danach ging er nach Omsk und gründete da das OKB-166, bis er schließlich 1943 wieder zurück nach Moskau zog und sein ursprüngliches OKB wieder übernahm.

Noch während des Krieges wurde ihm als weitere Aufgabe gestellt, die Boeing B-29 zu kopieren, um so den Rückstand der UdSSR im Bereich der strategischen Bomber aufzuholen. Ihm gelang das Kunststück des kompletten Überarbeitens des Entwurfes in nur 18 Monaten. So entstand die Tupolew Tu-4, die aufgrund der Motorisierung und des etwas höheren Gewichtes nicht ganz an die Leistungen des Originals herankam, aber gegenüber dem letzten strategischen Bomber, der Petljakow Pe-8 (ursprünglich auch ein Tupolew Entwurf) einen bedeutenden Fortschritt darstellte. Letztlich war es diese Maschine, die zum Ende der 1940er Jahre die UdSSR als Atommacht darstellte.

Tupolew entwickelte weitere sowjetischen Kampfflugzeuge, aber auch bedeutende und große Verkehrs- und Langstreckenflugzeuge, maßgeblich die Tupolew Tu-104, die in ihrem Grundentwurf etwa die Leistungsfähigkeit der Boeing 707 erreichte. Er gestaltete mit Sergei Wladimirowitsch Iljuschin maßgeblich die Flugzeug- und Raumfahrtindustrie der Sowjetunion in den 1950er und 1960er Jahren.

Zahlreiche Passagiermaschinen in vielen Luftflotten der Welt benutzen heute Tupolew-Flugzeuge. Er war an mehr als hundert Flugzeug-Projekten beteiligt, viele von seinen Maschinen errangen Weltrekorde. Sein Sohn, Alexei Andrejewitsch Tupolew, setzte die Ingenieurlaufbahn seines Vaters fort.

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