Kindergärtner

Kindergärtner

Erzieher ist insbesondere die Berufsbezeichnung der Absolventen einer staatlich anerkannten Ausbildung an einer Berufsfachschule, einer Fachakademie oder eines pädagogischen Berufskollegs. Kindergärtner ist eine veraltete Berufsbezeichnung für Erzieher, da sie nicht nur in der Arbeit mit Kindern sondern auch in der Erziehung von Jugendlichen und der Betreuung älterer, geistig behinderter und psychisch erkrankter Menschen eingesetzt werden können. Die überwiegende Zahl der Erzieher sind Frauen, weshalb verschiedene Verlage die weibliche Form Erzieherin verwenden (z. B. der Bildungsverlag EINS).

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Die Ausbildung in Deutschland wird von den Bundesländern unterschiedlich gestaltet. Die Voraussetzung ist in der Regel ein Realschul- oder ein gleichwertiger Abschluss, teilweise mit einem entsprechenden Praktikum bzw. Berufsausbildung in einem berufsrelevanten Bereich.

Die Ausbildung erfolgt - je nach Bundesland - an Berufsfachschulen für Sozialpädagogik oder Berufsfachschulen für Sozialwesen bzw. Berufskollegs und ist damit eine schulische Ausbildung, die nach den Gesetzen des BAföG gefördert werden kann. Es gibt auch die Möglichkeit für Berufstätige im Sozialwesen eine Nachqualifizierung, nach entsprechender mehrjähriger Berufstätigkeit zu erwerben. Diese findet dann an Fachschulen statt und ist mit der Ausbildung an Berufsfachschulen gleichgestellt.

Die Dauer der Ausbildung variiert zwischen zwei und fünf Jahren. In einigen Bundesländern gliedert sich die Ausbildung in ein ein- bis zweijähriges Vorpraktikum mit einem anschließenden meist zweijährigen Schulbesuch und einem abschließenden Anerkennungsjahr. Andere Bundesländer regeln die Ausbildung über eine rein schulische Ausbildung mit integrierten, länger andauernden Praktika. Für einzelne Bundesländer ist für die Aufnahme in die entsprechende Schule zwingend eine vorausgegangene Ausbildung vorgeschrieben (z. B. die zum Sozialassistenten).

In einigen Bundesländern (z. B. NRW) kann die Ausbildung in Verbindung mit der Fachhochschulreife (FHR) oder der Allgemeinen Hochschulreife (AHR) gewählt werden.

Die Ausbildung kann auch berufsbegleitend erfolgen, dann in der Regel mit zwei Tagen Schule und drei Tagen Arbeit wöchentlich sowie mehreren schulischen Ausbildungsblöcken.

Inhalte

Die Inhalte der Ausbildung sind regional sehr unterschiedlich und können folgende Fächer, evt. auch in Kombination miteinander oder fächerübergreifend, beinhalten:

Pädagogik, Psychologie, Soziologie (bzw. zusammengefasst zu Erziehungswissenschaft(en)), Didaktik und Methodik der sozialpädagogischen Praxis, Religionslehre bzw. Religionspädagogik, Sonderpädagogik bzw. Heilpädagogik, Kinder- und Jugendliteratur, Jugendrecht und Familienrecht, Medienpädagogik, Musikerziehung, Bewegungslehre, Rhythmik, medizinische Grundkenntnisse bzw. Gesundheitslehre, Kunst- und Werkerziehung, politisch-gesellschaftliche Aspekte sowie praktische Anleitung z. B. in Gesprächsführung oder Formen der Betreuung. In der Ausbildung erfolgt meist eine Spezialisierung auf ein bestimmtes Praxisfeld bzw. eine bestimmte Klientel wie Kindergarten, Schulhort, Heimerziehung usw.

Die Ausbildung endet mit der Staatlichen Anerkennung durch die entsprechende Landesschulbehörde. Unter Umständen (z. B. in NRW) ist mit dem Abschluss auch der Fachhochschul- oder allgemeine Hochschulzugang möglich.

Berufsfelder

Berufsfelder, in denen Erzieher traditionell arbeiten, sind: Kinderkrippen, Kindergärten, Schulhorte, Integrationskindergärten und -horte, Ganztagesschulen, Behinderteneinrichtungen sowie Einrichtungen der Jugendhilfe (Heime) und Freizeiteinrichtungen. Hinzu kommen Einsatzstellen in Krankenhäusern und selten in der Altenarbeit.

Die Tätigkeitsfelder von Erziehern sind sehr vielfältig. Sie umfassen die Aufsicht, Erziehung, Bildung, Betreuung und Pflege von Kindern und Jugendlichen, das Organisieren und Durchführen von Freizeitaktivitäten und vieles mehr. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit Eltern, Lehrkräften sowie anderen Kontaktpersonen der Klienten und Ämter (insbesondere dem Jugendamt), in sehr vielen Fällen, wenn die Einrichtung einen kirchlichen Träger hat, auch die Zusammenarbeit mit der Gemeinde.

Die Partizipation der Kinder (die Beteiligung gemäß ihrem Alter und Entwicklungsstand) ist ebenfalls bei allen Aktivitäten zu berücksichtigen. Zudem rückt seit PISA/IGLU und den Bildungsplänen der Länder der Bildungsauftrag der jeweiligen Einrichtung weiter ins Blickfeld. Gerade im Bereich der Kindertageseinrichtungen sollen die Kinder explizit bei ihren Selbstbildungsprozessen unterstützt werden.

Immer mehr Erzieher orientieren sich in Richtung Tagesmutter bzw. Kinderbetreuung.

Geschichte

Erziehungseinrichtungen gehören zu den ältesten gesellschaftlichen Institutionen, z. B. in Form von Waisenhäusern. Später kamen Besserungsanstalten und Arbeitshäuser hinzu, welche in erster Linie der Verwahrung und Bestrafung dienten. In bürgerlichen Häusern wurden auch Erzieher/innen zur Betreuung und Beschulung der Kinder beschäftigt. Mit der bürgerlichen Aufklärung wurde ein aus heutiger Sicht verklärtes Bild von Kindheit vertreten und die Einstellung, mit Erziehung aus einem Menschen praktisch alles machen zu können. Aus diesem Gedanken wurde der Kindergarten als neue Institution entwickelt.

Bis ins 19. Jahrhundert war öffentliche Erziehung oftmals so grausam, dass sie heute als Misshandlung unter Strafe gestellt würde. Mit der Reformpädagogik des späten 20. Jahrhunderts trat allmählich eine neue Blickrichtung auf. Die Erziehung sollte vom Kind aus geschehen. Später wurden antiautoritäre und demokratische Erziehungsansätze entwickelt.

Bis in die 60er Jahre wurden Erzieher fast ausschließlich in Kindergärten und -horten beschäftigt. In der Folgezeit wurde die Ausbildung mit dem Abschluss staatlich anerkannter Erzieher bundesweit eingeführt, und die möglichen Einsatzgebiete erweiterten sich wesentlich.

Von großer Bedeutung für die Ausbildung von Erziehern war die Studie zur Kompetenzentwicklung von Erziehern („Wie Schüler Erzieher werden“), die Andreas Gruschka 1985 im Rahmen des Kollegschulversuchs Nordrhein-Westfalen vorlegte: Er eruierte vier Entwicklungsaufgaben, welche die Kompetenzentwicklung und Identitätsbildung in diesem Bildungsgang ausmachen sollten.

Die meisten Experten finden das Abitur als Zugangsvoraussetzung für die Ausbildung angemessen sowie eine Ausbildung an der Hochschule.

Siehe auch

Literatur

  • Reform oder Ende der Erzieherinnenausbildung? Beiträge zu einer kontroversen Fachdebatte, hrg. von Angelika Diller, Thomas Rauschenbach, Vs Verlag, 2006, ISBN 3-87966-434-X
  • Sigrid Ebert, Erzieherin - Ein Beruf im Spannungsfeld von Gesellschaft und Politik, Freiburg: Herder, 2006
  • Thomas Rauschenbach, Karin Beher, Detlef Knauer, Die Erzieherin. Ausbildung und Arbeitsmarkt, Weinheim: Juventa, 1995

Weblinks


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