- Kirchenältester
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Ein Presbyter (von griechisch πρεσβύτερος „Älterer“) ist der Inhaber eines kirchlichen Leitungsamtes. Im Folgenden wird der Begriff „Ältester“ verwandt. Andere Bezeichnungen sind, je nach Kirche: Kirchengemeinderat, Gemeindekirchenrat oder Priester (kath.)
Inhaltsverzeichnis
Ursprung des Ältestenamtes
Älteste gab es bereits in der frühen Zeit der Geschichte Israels. In 4. Mose 2 werden die Fürsten der 12 Stämme, die Häupter der Geschlechter sowie die Erstgeborenen und Stammhalter der einzelnen israelitischen Familien als Älteste bezeichnet. Sie bildeten gemeinsam eine Art Repräsentanz des Volkes und waren gleichzeitig die Ordnungshüter der vorstaatlichen Gesellschaft. Ein Ältestenamt ähnlicher Form gab es nach biblischen Aussagen auch bei den Ägyptern (1. Mose 50,7), bei den Ismaelitern (1. Mose 25,16) und wahrscheinlich auch bei den Edomitern (1. Mose 36) und anderen Volksgruppen jener Zeit.
Zunächst waren die Ältesten – daher der Begriff – wirklich die Bejahrten. Alten Menschen wurde besondere Hochachtung der Gesellschaft zuteil. Gleichzeitig galt das Altwerden als ein besonderer göttlicher Segen und als Belohnung der Frömmigkeit eines Menschen (zum Beispiel 1. Mose 15,15). Hierin wurzelte die Autorität der Ältesten.
Neben diesen Ältesten, die die alte patriarchalische Familienordnung hervor gebracht hatte, finden wir in der Bibel auch eingesetzte und berufene Älteste. Den ersten biblischen Beleg dafür bietet 2. Mose 18,13: Auf den Rat seines Schwiegervaters Jethro setzt Mose am Sinai „redliche Leute, die Gott fürchten“ als Älteste ein – und zwar jeweils über 1000, 100, 50 und 10 Volksangehörige. So entstand ein von der patriarchalischen Ordnung unabhängiges Leitungsamt. Das Alter der vom Volk vorgeschlagenen und von Mose feierlich eingesetzten Ältesten war also nicht mehr das entscheidende Kriterium. Während des Aufenthaltes in der Wüste beruft Mose aus der großen Menge der Ältesten ein Gremium der „Siebziger“, als „Bundesrat“ des gesamten Volkes und gleichzeitig als Gehilfen des Mose.
Weitere Entwicklung des Ältestenamtes in der Geschichte Israels
Nach der Landnahme fiel den Ältesten des Volkes mehr und mehr die Aufgabe zu, als kommunale Verwalter, Richter und Katasterbeamte für Ordnung zu sorgen. Sie trafen sich zu öffentlichen Sitzungen und Verhandlungen in den Toren der Stadt. Hin und wieder treffen sich die Dorf- und Stadtältesten auch als nationales Gremium (1. Samuel 4.3; 8,4; 15,30 uam). In der Königszeit bilden diese Nationalversammlungen eine Art Staatsrat, der dem König beratend zur Seite stand.
Nach der babylonischen Gefangenschaft bildeten die Ältesten gemeinsam mit den Priestern den sogenannten Hohen Rat (Esra 10,8.14). Dieser Rat hatte die höchste Gewalt in Sachen des religiösen und des bürgerlichen Rechts. Er hatte gleichzeitig über die Reinhaltung der Lehre zu wachen.
Auch in der jüdischen Diaspora kam es nach der babylonischen Gefangenschaft zur Einrichtung des Ältestenamtes. Älteste waren hier die Leiter der jüdischen Diasporagemeinden.
Älteste in der frühen Christenheit
Die neutestamentliche Gemeinde übernahm das Ältestenamt Israels, wobei sie sich besonders an der Leitungsstruktur der jüdischen Diasporagemeinde orientierte. Zuerst erfahren wir von christlichen Ältesten, als die Gemeinde in Antiochia beschließt, aufgrund einer kommenden Hungersnot Gaben an die Brüder in Judäa zu schicken (Apostelgeschichte 11,30), später hören wir auch von Ältesten in der Jerusalemer Gemeinde (Apostelgeschichte 15,2.4; 21,18). Sie wurden von den Aposteln berufen und eingesetzt – wohl mit Zustimmung der Gemeinde (2. Korintherbrief 8,19). Deutlich wird, dass zur Zeit des Neuen Testaments niemals ein Ältester alleine die Gemeinde leitet, sondern immer ein Ältestenkollegium. Die Begriffe „Ältester“ und „Bischof“ werden übrigens synonym gebraucht (Apostelgeschichte 20,17.28; Titusbrief 1,5.7; vgl. Philipperbrief 1,1; 1. Timotheusbrief 3,1.8). Aufgaben der Ältesten waren unter anderem:
- die Aufsicht über das Ganze der Gemeinde (im Gegensatz zu den Diakonen, die über Teilbereiche der Gemeinde wachten (Apostelgeschichte 6,1-7)
- die Ausübung der Kirchenzucht
- die Aufsicht über die Lehre der Gemeinde
Sie sollten bei allen Vollmachten nicht Herrscher sondern Diener aller Gemeindemitglieder sein. Neutestamentliche Voraussetzungen für die Übernahme eines Ältestenamtes sind nach Titus 1,5ff:
- ein guter Leumund
- Monogamie
- geordnete Familienverhältnisse
- emotionale Kompetenz
- Gastfreundschaft
- nicht suchtmittelabhängig
- Übereinstimmung von Lehre und Leben
- seelsorgerlich begabt
Der Älteste in den verschiedenen Kirchenstrukturen
- In den vor-reformatorischen Kirchen katholischen Typs zeigt sich folgende Entwicklung der Amtsbezeichnung „Presbyter“:
- In der Römisch-katholischen Kirche ist „presbyter“ bis heute die offizielle lateinische Bezeichnung des kirchlichen Amtsträger, den man in deutscher Sprache gewöhnlich „Priester“ nennt. Seit der Spätantike werden die Presbyter der Kirche auch „sacerdotes“ (= Priester im kultischen Sinn) genannt. Gemeinsam bilden sie unter dem Bischof, dem „Hohenpriester“, das Presbyterium, den „Ältestenrat“, des jeweiligen Bistums. Aus dem Wort „Presbyter“ entstand im Frühmittelalter das deutsche Wort „Priester“, welches aber inhaltlich zumindest teilweise durch den Begriff „sacerdos“ (= Priester im kultischen Sinne; Mittler zwischen Gott und Mensch) gefüllt ist.
- In den orientalisch-orthodoxen und der Orthodoxen Kirche byzantinischer Prägung werden dieselben Amtsträger gleichfalls bis heute kirchenamtlich „Presbyter“ genannt; daneben ist die liturgisch-kultische Bezeichnung als „Priester“ seit dem 4./5. Jh. geläufig.
- In den presbyterianischen Kirchen und vielen Freikirchen (zum Beispiel Adventisten, Baptisten und Pfingstler) ist ein Ältester oder Presbyter ein gewähltes Mitglied der Gemeindeleitung - Älteste / Presbyter können sowohl Geistliche als auch Laien sein. Die Gesamtheit der Presbyter / Ältesten bildet das Presbyterium bzw. den Ältestenkreis und damit die Gemeindeleitung. In den methodistischen Kirchen ist Ältester die offizielle Bezeichnung eines ordinierten Pfarrers im Gegensatz zu einem Laien.
Presbyterianismus bezeichnet eine Form von Kirchenverfassung, in der die Gemeinde von einer gewählten Gemeindeleitung aus Pfarrer und Ehrenamtlichen geführt wird. Presbyterianische Strukturen findet man häufig in Kirchen der reformatorischen Tradition, z. B. in den reformierten und unierten Gemeinden der Evangelischen Kirche in Deutschland, vgl. dazu unter Ältestenkreis. Einige Presbyter/innen haben das Amt des Kirchmeisters/der Kirchmeisterin inne.
Die Neuapostolische Kirche kennt zwei Arten von Ältesten. Der Gemeindeälteste leitet größere Gemeinden. Die Bezirksältesten (Bezirksvorsteher)leiten einen Bezirk oder dienen zur Unterstützung ihres Bischof oder Apostel. Zu ihren Aufgaben gehören Problembesprechungen mit den einzelnen Gemeindevorstehern, Arbeitsbesprechungen mit priesterlichen Amtsträgern und die Gesamte Verantwortung für den Unterbezirk in seelsorgerischer und administrativer Hinsicht.
Bei den Zeugen Jehovas wird ein Kollegium von Männern, die sogenannte Ältestenschaft, welche Leitungsfunktion innerhalb der Gemeinde innehaben, als Älteste bezeichnet. In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist „Ältester“ ein Amt im Priestertum (siehe Elder)
Siehe auch
Literatur
- Fritz Rienecker: Älteste in Lexikon zur Bibel (Gebrauch im Neuen Testament)
Weblinks
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