- Kivukrieg
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Kivukrieg Teil von: Kongokrieg
Topografie des KivuDatum 2003 - Ort Kivu Casus belli Macht, Rohstoffe, Ethnische Konflikte Ausgang Territoriale Änderungen Südkivu, Nordkivu Konfliktparteien Banyamulenge, CNDP-Rebellen Dem. Rep. Kongo
Hutu FDLR
Mai-Mai
MONUC
Angola unklarBefehlshaber Laurent Nkunda Befehlshaber der kongolesischen Armee
Lieutenant General Babacar Gaye
u.a.m.Truppenstärke 6,000-8,000[1] 20,000 (MONUC)[1]
150,000 (Regierungstruppen)[2]Verluste über 5.400.000, vor allem Zivilisten, seit 1998[3] Friedensvertrag unterzeichnet, Kämpfe wieder ausgebrochen. In Kivu, insbesondere in Nordkivu, dauert der Zweite Kongokrieg von 1998 auch nach 2003 weiter an. Angeführt werden die Rebellengruppen des Nationalkongresses zur Verteidigung des Volkes (CNDP) von Laurent Nkunda, der 2004 die kongolesische Übergangsregierung abgelehnt und sich daraufhin in die Provinz Kivu zurückgezogen hatte. Im Dezember 2007 erklärte Nkunda sich zu Friedensgesprächen bereit; am 23. Januar 2008 wurde in Goma ein Waffenstillstandsabkommen zwischen Nkunda, der Regierung des Kongo und Vertretern regionaler Gruppen unterzeichnet.[4] Der Waffenstillstand erwies sich aber als brüchig, Kämpfe flammten in den folgenden Monaten immer wieder auf. Während der Friedensverhandlungen gab das International Rescue Committee bekannt, dass einer Untersuchung zufolge der Kongokrieg seit Ausbruch bereits 5,4 Mio. Todesopfer forderte – mehr als jeder andere Konflikt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.[5]
Inhaltsverzeichnis
Wiederaufflammen 2008
Im Oktober 2008 verschärfte sich der Konflikt. Vermutungen gehen dahin, dass die Aufständischen erneut von Ruanda unterstützt werden, da sie unerwartet über Panzer und schwere Waffen verfügen. Trotz Luftunterstützung durch die MONUC mussten sich die Regierungstruppen aus mehreren Städten zurückziehen und Goma sowie die Flüchtlingslager nördlich der Stadt fielen an die Rebellen.[6] Nach dem Rückzug der Regierungstruppen kündigte Nkunda eine einseitige Waffenruhe an, um den Hilfsorganisationen die Versorgung der Flüchtlinge zu ermöglichen.[7]
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wurden durch die Kämpfe im Herbst 2008 mehrere hunderttausend Menschen in der Krisenregion vertrieben. Anfang November 2008 war die Versorgungslage für die Flüchtlinge so bedrohlich, dass vor Choleraepidemien gewarnt wurde. Für rund eine Million Menschen könne die Versorgung mit Trinkwasser und Lebensmitteln nicht mehr gewährleistet werden.[8]
Machtlose UN-Truppen
Die Vereinten Nationen warnten vor einem Völkermord in der Region. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon räumte die Erreichung der Leistungsgrenze der UN-Mission im Kongo ein[9] und forderte angesichts von Berichten über Übergriffe der Regierungstruppen auf die Zivilbevölkerung die personelle Aufstockung der MONUC-Mission.[10] Kongos Nachbarland Angola hat daraufhin die Entsendung von Truppen angekündigt. Die Europäische Union lehnte dagegen ein militärisches Eingreifen ab.[11] Am 20. November 2008 hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Entsendung weiterer 3100 Soldaten im Rahmen der MONUC-Mission beschlossen.[12]
Am 18. November 2008 zogen sich Regierungstruppen ungeordnet und plündernd aus der Provinz zurück.[13] Dabei kam es zu Kämpfen mit Mai-Mai-Milizen, die die Truppen am Rückzug hindern wollten,[14] da diese Bürgerwehren der Ansicht sind, Regierungstruppen und MONUC hätten die Bevölkerung gegen die Rebellen zu verteidigen.[15]
Auf Vermittlung der UN und der Afrikanischen Union kamen Anfang Dezember 2008 erstmals Vertreter der kongolesischen Regierung und der CNDP-Rebellen zur Friedensgesprächen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi zusammen. Die Regierung hatte zuvor direkte Gespräche mit der CNDP abgelehnt, dann aber angesichts der militärischen Erfolge der Rebellen und dem internationalen Druck nachgegeben.[16]
Spaltung der CNDP
Anfang Januar 2009 kam es innerhalb der Führung des Nationalkongresses zur Verteidigung des Volkes (CNDP) zu einem Machtkampf, der mit der Entmachtung Laurent Nkundas endete. Militärchef Bosco Ntaganda erklärte sich am 5. Januar 2009 zum neuen Führer der CNDP, stieß dabei aber auf Widerstand von Anhängern Nkundas.[17]
Es kam daraufhin zu einer Spaltung der CNDP; der von Ntaganda geführte Teil der Rebellen erklärte sich zu einem Waffenstillstand mit der kongolesischen Armee bereit und ist zur Regierungsseite übergelaufen. Bei den Waffenstillstandsverhandlungen war der Armeechef Ruandas anwesend, was als ein Ende der Unterstützung der Rebellen im Kivu-Krieg gedeutet wurde.[18] Mit Unterstützung Ntagandas ging die kongolesische Armee Ende Januar 2009 gegen die Hutu-Miliz FDLR vor.[19] Unterstützt wurde die Demokratische Republik Kongo dabei von Ruanda, das inzwischen mehrere tausend Soldaten in die Kivu-Region entsandte.[20]
Parallel dazu wurde der Kampf gegen die Nkunda nahestehende Einheiten der CNDP verstärkt. Am 22. Januar 2009 meldete die ruandische Regierung, dass Laurent Nkunda auf ruandischem Gebiet nahe der Grenze zur DR Kongo festgenommen wurde.[21]
Siehe auch
- Geschichte der Demokratischen Republik Kongo
- Kongogräuel (1888–1908)
- Kongo-Wirren (1960)
- Sezessionskrieg Katangas und Kasais (1960–1961)
- Bürgerkrieg und Simba-Aufstand (1961–1964)
- Shaba-Invasion (1977–1978)
- Erster Kongokrieg (1996–1998)
- Zweiter Kongokrieg (1998–2003)
Weblinks
- Lage: Dramatisch. Dokumentarfilm von Médecin sans frontieres (Herbst 2008) (deutsch)
- globalsecurity.org zum Kongokrieg (englisch)
- Mortality in the Democratic Republic of Congo: An ongoing crisis – Studie des International Rescue Committees, vom 22. Januar 2008 (englisch, PDF 1,1 MiB)
Einzelnachweise
- ↑ a b "Congo rebels call for peace talks" BBC News Africa 2007-12-13
- ↑ "http://www.france24.com/fr/20081120-semaine-en-afrique-deroute-armee-reguliere-nord-kivu-kabila-protrait-asa-nigeria-rdc-congo"
- ↑ IRC Study Shows Congo’s Neglected Crisis Leaves 5.4 Million Dead auf http://www.theirc.org, vom 22. Januar 2008
- ↑ die tageszeitung: Friedensabkommen doch noch gerettet vom 23. Januar 2008.
- ↑ IRC Study Shows Congo’s Neglected Crisis Leaves 5.4 Million Dead auf http://www.theirc.org, vom 22. Januar 2008
- ↑ Neue Zürcher Zeitung: Regierungstruppen flüchten aus Goma vom 29. Oktober 2008.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung: Rebellenführer im Kongo für Gespräche mit Regierung vom 30. Oktober 2008.
- ↑ Die Welt: UN: Armee des Kongo plündert und misshandelt Zivilisten vom 12. November 2008.
- ↑ http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/17/0,3672,7401393,00.html
- ↑ Neue Zürcher Zeitung: Angola kündigt Truppenentsendung in den Kongo an vom 12. November 2008.
- ↑ Die Presse: Kongo: Regierungssoldaten misshandeln und plündern vom 11. November 2008.
- ↑ Spiegel Online: Uno stockt Friedenstruppe im Kongo auf vom 20. November 2008.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung, 22./23. November 2008, Leitartikel.
- ↑ UN-Truppe soll aufgestockt werden. Der Standard, 18. November 2008 14:58. Abgerufen am 18. November 2008 17:30. (deutsch)
- ↑ http://www.france24.com/fr/20081120-semaine-en-afrique-deroute-armee-reguliere-nord-kivu-kabila-protrait-asa-nigeria-rdc-congo France 24 am 20. November 2008.
- ↑ die tageszeitung: Regierung macht Zugeständnisse vom 5. Dezember 2008.
- ↑ die tageszeitung: Machtkampf vor Friedensrunde vom 7. Januar 2009.
- ↑ BBC News: DR Congo rebel faction ends fight vom 17. Januar 2009.
- ↑ Wiener Zeitung: Kongo: Rebellen gespalten vom 21. Januar 2009.
- ↑ Frankfurter Allgemeine Zeitung: Ruandische Soldaten in Kongo eingerückt vom 20. Januar 2009.
- ↑ Tagesschau: Rebellenführer Nkunda festgenommen vom 23. Januar 2009.
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