Klarissenkloster Hof

Klarissenkloster Hof

In Hof (Saale) existierten zwischen dem Ende des 13. Jahrhunderts und der Reformationszeit zwei Klöster: ein Männer-Kloster der Franziskaner-Observanten und ein Frauen-Kloster der Klarissen. Die Klöster lagen unmittelbar nebeneinander unterhalb des ehemaligen Schlosses im Westen des von der Stadtmauer umgebenen Areals. Heute befinden sich dort im wesentlichen das Jean-Paul-Gymnasium sowie das Diakonische Werk.

Inhaltsverzeichnis

Das Franziskanerkloster

Teil des ehemaligen Franziskanerklosters in Hof

Der Stiftungsbrief des Hofer Franziskanerklosters ist nicht erhalten, seine erste Erwähnung findet sich in einer Urkunde Erzbischof Erichs von Magdeburg vom 13. Mai 1292, in welcher den Mönchen gestattet wird, zur Eigenfinanzierung Ablassbriefe zu verkaufen. Ähnliche Ablassschreiben tauchen in den Folgejahren häufig auf, bereits am 11. Juni 1292 wird auch eine eigene Klosterkirche Zum Heiligen Kreuz genannt. Diese bildete die Südseite der Anlage und wurde zwischen 1351 und 1376 erheblich umgebaut und erweitert, erhielt u. a. einen hohen Chor in gotischem Stil, eine Orgel und einen Kreuzgang um den Innenhof, der sie von den sonstigen Klostergebäuden trennte. Am 7. September 1376 wurde sie erneut der heiligen Jungfrau und dem heiligen Kreuz geweiht.

In den Anfangsjahren sahen sich die Franziskaner Anfeindungen durch die ansässige Geistlichkeit ausgesetzt, welche die Konkurrenz um finanzielle Zuwendungen der Bevölkerung fürchtete. Besonders heftig bekämpfte sie Pfarrer Johannes von Schaphstete, der ihre Gottesdienste störte, sie als Ketzer beschimpfte, die bei ihnen abgelegte Beichte nicht anerkannte und sogar einem Mann, der im Kloster beerdigt werden wollte, die Sterbesakramente verweigerte. Gegen ihn richtete das Kloster eine Klage an Bischof Heinrich von Naumburg, der in päpstlichem Auftrag die Rechte der Franziskaner in Deutschland zu wahren hatte. Im Ergebnis erhielten sie am 16. Juni 1322 die uneingeschränkte Erlaubnis zu freier seelsorgerischer Tätigkeit, von Schaphstete wurde von seinem Amt suspendiert.

Einen jähen Einschnitt ins Klosterleben bedeutete der Hussiteneinfall in Hof am 25. Januar 1430, bei dem das gesamte Kloster niedergebrannt wurde. Die Mönche hatten sich allerdings rechtzeitig mit den wichtigsten Teilen des Klosterschatzes ins gut 50 km entfernte Nachbarkloster nach Eger geflüchtet. Sie müssen dann aber bald zurückgekehrt sein, im Oktober 1432 gestattete ihnen der Bamberger Bischof Anton von Rotenhan das Sammeln von Almosen für den Wiederaufbau des Klosters sogar im sächsischen Markneukirchen und im böhmischen Schönbach. Außerdem erhielten sie zahlreiche Stiftungen von Hofer Bürgern und Adeligen aus der Umgegend, die zum Teil auch Grabstätten in der Klosterkirche erwarben. Solche Stiftungen bestanden meistens in einmaligen Zuwendungen von Naturalien, Geld oder Sachwerten, jedoch hinderte das Gebot der Besitzlosigkeit in ihrer Ordensregel die Hofer Franziskaner nicht, auch die Übertragung von Grundbesitz oder dauerhaften Ansprüchen auf Einkünfte aus den Erträgen bestimmter Güter anzunehmen. Auch wurde im Kloster Unterricht erteilt, der zur damaligen Zeit für einem Universitätsstudium beinahe ebenbürtig gehalten wurde. Noch bei der Säkularisation umfasste die Klosterbibliothek 466 Bände und ein Herbarium.

Die Reformation führte schließlich relativ schnell zum Niedergang des Klosters. Besonders nachdem 1525 Kaspar Löner, der in Hof als erster die neue Lehre verkündete, die Aufgabe der Wochenpredigt in der Klosterkirche übernommen hatte, traten zahlreiche Mönche aus und wurden zum Teil evangelische Prediger. 1529 (oder kurz danach) wurde das Kloster aufgelassen. Am 26. Februar 1543 schließlich schenkte Markgraf Albrecht von Brandenburg das Areal dem Rat der Stadt zur Einrichtung einer Lateinschule; es entstand der Vorläufer des heutigen Jean-Paul-Gymnasiums, wobei im Westflügel die Lehrerwohnungen und im westlichen Teil des Nordflügels die Unterrichtsräume untergebracht wurden. Beide mussten allerdings 1867 dem Bau einer Turnhalle weichen. Das neue Hauptgebäude des Gymnasiums nimmt den Bereich der früheren Stadtmauer ein.

Auch die Kirche wurde als evangelische Predigtkirche weiter genutzt. Zu diesem Zweck wurde sie im Inneren umgedreht, denn bisher lag der Eingang für die Mönche im Westen auf der Stadtmauerseite, im Osten zur Stadt hin befanden sich Chor und Altarraum. Nach der Umgestaltung erfolgte die Neuweihe als Trinitatiskirche 1545. Sie wurde später noch mehrmals vor allem durch Kriegsereignisse beschädigt und wieder renoviert, zuletzt zwischen 1755 und 1757. Nachdem Hof 1792 preußisch geworden war, verlor sie ihre ursprüngliche Bestimmung, wurde 1802 profaniert und diente danach abwechselnd als Exerzierhalle, Militärmagazin, Scheune und Warenlager des Mautamts. 1821 wurde in ihrem ehemaligen Chorraum das städtische Theater eingerichtet; die Straße, an der sich der Eingang befand, heißt heute noch Theaterstraße. Der übrige Teil diente als Reitbahn und Lager für Jahrmarktsbuden. Mehrere Anträge der wachsenden katholischen Gemeinde auf Überlassung der Kirche als Gottesdienststätte wurden mit der Begründung abgelehnt, das Theater könne nirgendwohin umziehen. Als 1883 an der Schützenstraße ein neues Theater errichtet wurde, hatten die Katholiken bereits ihre eigene Marienkirche am Ende der Altstadt gebaut, und die Klosterkirche wollte nun niemand mehr haben. 1902 wurde sie abgebrochen, an ihrer Stelle entstand ein Anbau der Neustädter Volksschule. Im Museum "Bayerisches Vogtland" ist noch ein Modell der Kirche zu besichtigen.

Erhalten sind von der ursprünglich auf vier Seiten geschlossenen Klosteranlage mit Wohngebäuden, Kirche, Mulz- und Brauhaus bis heute der Ost- und der halbe Nordflügel (Neustädter Schule), seit 1854 um ein drittes Stockwerk erhöht, sowie das Sommerhaus, in dem Kunst- und Musiksaal des Jean-Paul-Gymnasiums untergebracht sind.

Das Klarissenkloster

Teil des ehemaligen Klarissenklosters in Hof

Das Hofer Klarissenkloster wurde wahrscheinlich 1287 ursprünglich gegründet, die älteste Erwähnung datiert vom 18. Januar 1291. Ausgangspunkt der Gründung war das Klarenkloster in Eger, es lag südlich des Franziskanerklosters zwischen diesem und dem Hofer Schloss. Es muss dann aber noch einmal zum Erliegen gekommen sein, denn am 7. Juli 1348 wurde es aufs Neue gegründet durch eine Stiftung der Gertrud von Uttenhofen, ab 1350 auch eine eigene Kirche gebaut. Von Anfang an waren viele der Nonnen adeliger Abstammung, und ihre Familien statteten das Kloster mit reichem Grundbesitz aus, der zusätzlich immer wieder durch Zukäufe der verschiedenen Äbtissinnen erweitert wurde. 1375 übergab Burggraf Friedrich V. von Nürnberg seine drei Töchter Anna, Katharina und Agnes dem Hofer Kloster. Die damals neunjährige Katharina war bereits sieben Jahre lang mit dem späteren Kaiser Sigismund verlobt gewesen, jedoch war das Verlöbnis wieder aufgehoben worden. Ab ca. 1390 war Katharina Äbtissin des Klosters, nach ihrem Tod am 19. November 1409 trat ihre vier Jahre jüngere Schwester Agnes die Nachfolge an. Die Hussiten bereiteten dem Klarenkloster 1430 das gleiche Schicksal wie dem der Franziskaner, die Nonnen hatten sich freilich schon 1425 ebenfalls nach Eger in Sicherheit gebracht. Der Schlag, von dem es sich nicht mehr wirklich erholen konnte, war aber ein erneuter Brand 1477, der von einer Nonne gelegt worden sein soll, die hoffte, in der allgemeinen Verwirrung mit ihrem Liebhaber entkommen zu können. Zu dieser Zeit übte Margareta von Brandenburg, am 18. April 1453 geborene Tochter des Kurfürsten Albrecht Achilles, das Amt der Äbtissin aus. Die Reformation überdauerte das Klarissenkloster einige Zeit länger als das der Franziskaner, noch im Jahr 1548 wurde ein neues Verwalterhaus gebaut. Mit dem Tod der letzten Äbtissin, Amalie von Hirschberg, am 23. Mai 1564 kam es jedoch ebenfalls in den Besitz des Landesfürsten, Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg. Bis 1574 beherbergte es noch eine Mädchenschule, in den folgenden Jahren fiel es fortschreitender Verwüstung anheim. 1657 musste der Zugang zur Kirche, die inzwischen kein Dach mehr hatte, durch eine Mauer verschlossen werden, 1743 wurde der Turm niedergelegt, heute existieren von ihr keinerlei Reste mehr. Die übrigen Gebäude dienten noch als Getreidelager, der Nord- und Westflügel ab 1810 als Salzmagazin. Von 1858 bis 1973 befand sich im ehemaligen Kloster das Gefängnis der Stadt. Ost- und Südflügel als heute allein noch erhaltene Teile der ursprünglichen Klosteranlage beherbergen nun die Verwaltung des Diakonischen Werks, sowie ein Café. Im Ostflügel kann auf Anfrage der beim Wiederaufbau nach dem Hussitensturm 1444/45 errichtete Dachstuhl besichtigt werden, die größte Hängegebälkkonstruktion Oberfrankens. Gegenüber entstand als Neubau ein Alten- und Pflegeheim, sodass es auch wieder einen geschlossenen Innenhof gibt, der für verschiedene Veranstaltungen genutzt wird.

Nach der Familienchronik der von Dobeneck [1] sind insgesamt 12 Äbtissinnen überliefert:

  1. Gertrud von Uttenhofen († 24. Februar 1378): Als Witwe Mitstifterin des Klosters zusammen mit ihren Schwestern Margarethe und Thecla und Tochter Katharina
  2. Agnes, Gräfin zu Orlamünde
  3. Anna, Gräfin von Orlamünde
  4. Helena, Gräfin von Orlamünde: Tochter von Otto III.
  5. Katharina, Burggräfin zu Nürnberg († 9. November 1409): Tochter des Burggrafen Friedrich [2] und der Landgräfin Elisabeth von Thüringen
  6. Agnes, Burggräfin von Nürnberg: Schwester der Katharina
  7. Katharina von Kotzau
  8. Margaretha, Markgräfin zu Brandenburg: Tochter des Albrecht Achilles
  9. Agnes von Hirschberg
  10. Ursula von Dobeneck
  11. Veronika von Döla († 1549)
  12. Amaley von Hirschberg

Einzelnachweise

  1. Alban (Freiherr) von Dobeneck: Geschichte der Familie von Dobeneck (herausgegeben vom Sohn Dr. Arnold (Freiherr) von Dobeneck). Schöneberg-Berlin 1906. S. 374.
  2. laut Dobeneck Friedrich IV., korrekterweise aber Friedrich V.

Weblinks

50.321311.9157Koordinaten: 50° 19′ 17″ N, 11° 54′ 54″ O


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