Klaxen

Klaxen
Mensur eines Vertreters des Corps Saxo-Borussia Heidelberg (links) gegen einen Vertreter des Corps Vandalia Heidelberg (Gemälde von Georg Mühlberg um 1900), links mit weißen Stürmern (Studentenmütze) weitere Mitglieder des Corps Saxo-Borussia

Das Corps Saxo-Borussia Heidelberg ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Die Corpsmitglieder werden "Sachsen-Preußen" oder "Knaxen" genannt.

Inhaltsverzeichnis

Couleur

Saxo-Borussia hat die Farben weiß-grün-schwarz-weiß mit silberner Perkussion. Dazu wird ein weißer Stürmer getragen. Saxo-Borussia hat wie alle Heidelberger Corps kein Fuchsenband, die Füchse tragen nur den Stürmer. Vereinzelt ist es bei Saxo-Borussia üblich, als Kopfbedeckung Tönnchen auch mit Pelzbesatz zu tragen.

Der Wahlspruch lautet "Virtus sola bonorum corona!" (deutsch: "Die Tugend allein ist der Güter höchstes!"), der Wappenspruch "Gladius ultor noster!" (deutsch: "Das Schwert ist unser Rächer!").

Geschichte

Das Corps Saxo-Borussia wurde am 16. Dezember 1820 von Studenten an der Universität Heidelberg gestiftet. Es gehört zu den Gründungsmitgliedern des Kösener Senioren-Convents-Verbands (KSCV), der im Jahre 1848 gegründet wurde. Gemeinsam mit den Corps Borussia Bonn und Saxonia Göttingen gehört es außerdem zum Weißen Kreis innerhalb des KSCV.

Das Corps Saxo-Borussia Heidelberg hat viele prominente Mitglieder, vor allem aus deutschen und internationalen Adelsfamilien. Konstantin I., König von Griechenland, die Prinzen Wilhelm und Oskar von Preußen und der letzte kaiserliche Reichskanzler Prinz Max von Baden waren ebenso Sachsen-Preußen wie der Komponist Robert Schumann. Auch der Chef des Protokolls im Auswärtigen Amt des Dritten Reiches, SS-Oberführer Alexander Freiherr von Dörnberg gehörte dem Corps an.

Saxo-Borussia gehörte in der Kaiserzeit und in der Weimarer Republik zu der kleinen Gruppe der prominentesten und vornehmsten Corps in Deutschland. Es war bekannt dafür, dass seine meist adligen Mitglieder oft hohe Positionen im Diplomatischen Dienst des Deutschen Reiches einnahmen.

Bereits der amerikanische Autor und Satiriker Mark Twain, der im Sommer 1878 mehrere Monate in Heidelberg verbrachte, schenkte den dortigen Corps große Aufmerksamkeit verkehrte eine gewisse Zeit bei einem Corps, dass er white cap corps („Corps mit weißen Mützen“) oder Prussian corps („Preußisches Corps“) nannte, was eindeutig auf die Sachsen-Preußen mit ihren weißen „Stürmern“ verweist. In seinem Werk A Tramp Abroad (deutsch: „Bummel durch Europa“), Erstausgabe London 1880, berichtete über den strengen Verhaltenskodex des Corps:

“They were finely and fashionably dressed, their manners were quite superb, and they led an easy, careless, comfortable life. If a dozen of them sat together and a lady or a gentleman passed whom one of them knew and saluted, they all rose to their feet and took off their caps. The members of a corps always received a fellow-member in this way, too; but they paid no attention to members of other corps; they did not seem to see them. This was not a discourtesy; it was only a part of the elaborate and rigid corps etiquette.”

„Sie waren adrett und modisch gekleidet, ihre Manieren waren ganz ausgezeichnet, und sie führten ein leichtes, sorgloses und angenehmes Leben. Wenn ein Dutzend von ihnen beisammensaßen und eine Dame oder ein Herr vorbeiging, die oder den einer von ihnen kannte und grüßte, standen alle auf und nahmen ihre Mützen ab. Die Mitglieder eines Corps begrüßten auch immer ein Mitglied ihres eigenen Corps auf diese Weise; aber sie schenkten den Mitgliedern der anderen Corps keine Beachtung; sie schienen sie nicht einmal zu sehen. Das war keine Unhöflichkeit; es war nur Bestandteil der komplizierten und strengen Corps-Etikette.“

Die herausgehobene gesellschaftliche Stellung der Saxo-Borussia führte dazu, dass das Corps in der Literatur oftmals als Symbol für eine als arrogant empfundene aristokratische Oberschicht und demzufolge auch als Zielscheibe für Spott und Satire diente.

In diesem Sinne verfasste auch der Schriftsteller Wilhelm Meyer-Förster im Jahre 1884 als literarisches Debüt eine Satire mit dem Titel Die Saxo-Saxonen, die in der Universitätsstadt H. spielte.

Der Hochstapler Harry Domela war im Herbst 1926 mehrere Wochen als angeblicher Prinz von Liven Gast des Corps; über seine (sehr negativ geschilderten) Erfahrungen mit den Sachsen-Preußen berichtete er in seiner im Gefängnis verfassten Biographie.

Kurt Tucholsky widmete dem Corps sogar ein Gedicht, Möchten Sie Saxo-Borusse sein?, in dem er sich auf Domela bezog.

Saxo-Borussen
Möchten Sie Saxo-Borusse sein?

Domela hat sie genau beschrieben:
was sie auf ihrer Kneipe trieben –
(Rülps)
wie sie fechten, fressen und saufen,
sich niemals ein Kollegheft kaufen –
jeder ein hochfeudales Schwein . . .
Ein feiner Verein.

Möchten Sie Saxo-Borusse sein?
Ramsch . . . Manieren: frech und beflissen –
»Werde zu Hause zu rühmen wissen!«
(Rülps)
Füchsegetriez und Chargenspiel;
Ideal: der uralte Leutnantsstil . . .
»Kein Bürjerlicher kommt hier zu uns rein –«
Ein feiner Verein.

Möchten Sie Saxo-Borusse sein?
Das ist gar nicht übel. Im Westen und Osten
gehören ihnen die Botschafterposten –
sie beherrschen Deutschland. Sie sind dran.
Sie intrigieren. Mann für Mann.
In Peking, in Rio und in Madrid:
immer läuft ein Korpsband mit.
Und mit diesem Korpsband zieht die Blase
ein ganzes Volk an seiner Nase.
Wir fressens aus. Sie brockens uns ein.
Wer möcht da nicht Saxo-Borusse sein –!
Aus: Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 5, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 303-304,323-324[1]


Deutschlandweit Aufsehen erregte das Corps im Jahre 1935, als Corpsmitglieder in einem öffentlichen Lokal, dem Seppl, die Übertragung einer Hitler-Rede störten und sich einige Tage später während eines Spargelessens in der Öffentlichkeit mehrfach abfällig über Adolf Hitler äußerten. Dies ging als Heidelberger Spargelessen (auch "Heidelberger Mockage") in die deutsche Universitätsgeschichte ein und beschleunigte den Prozess der vom NS-Regime erzwungenen Auflösung der Studentenverbindungen in Deutschland. Das Corps Saxo-Borussia musste sofort seinen Aktivenbetrieb schließen, der Senior Henning von Quast wurde verhaftet.

Das Corps Saxo-Borussia konnte im Jahre 1952 wiederentstehen und zählt auch heute noch vorwiegend Söhne aus Adelsfamilien zu seinen Mitgliedern.

Saxoborussen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Im Jahre 1944 wurde der Sachsen-Preuße Albrecht von Hagen, Syndikus in Berlin und als Leutnant der Reserve bei der Wehrmacht, als Widerstandskämpfer des 20. Juli von den Nationalsozialisten hingerichtet. Er hatte den Sprengstoff für das Hitler-Attentat beschafft.

Der Sachsen-Preuße Nikolaus Christoph von Halem, der 1942 ein Attentat auf Hitler geplant hatte, wurde ebenfalls 1944 hingerichtet.

Spät wurde der von den Nationalsozialisten 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtete Sachsen-Preuße und Diplomat Rudolf von Scheliha als Widerständler anerkannt. Aufgrund seiner angeblichen Aktivitäten für die Rote Kapelle galt er auch noch im Nachkriegsdeutschland als Landesverräter. Erst im Jahre 1995 wurde er vom Auswärtigen Amt mit einer Gedenktafel geehrt.

Weitere bedeutende Mitglieder

  • Friedrich II., Großherzog von Baden (1857-1928)
  • Otto von Bülow, Gesandter beim Vatikan
  • Phillipp Freiherr von Carnap, Mitgründer nach dem Zweiten Weltkrieg, Mitglied des Herrenhauses
  • Adolf von Engel, Mitglied des Reichstages
  • Gustav von Goßler (1838-1902), Oberpräsident von Westpreußen, preußischer Kultusminister
  • Robert von Hagemeister, Oberpräsident von Westfalen
  • Hermann Hettner (1821-1882), Direktor des Historischen Museums in Dresden
  • Karl Fürst zu Hohenlohe-Bartenstein
  • Adolf Graf von Hompesch-Rurich, Mitglied des Herrenhauses, Mitglied des Reichstages
  • Chlodwig Freiherr von Jena, Dr. iur., Diplomat, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bauerndienst-Versicherung
  • Wilhelm von Kardorff (1828-1907), Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, Mitglied des Reichstages
  • Georg von Köller (1823-1916), Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses, Mitglied des Staatsrat
  • Friedrich Küchler (1822-1898), Provinzialdirektor in Mainz, Ehrenbürger der Stadt Mainz
  • Gustav Langerfeldt (1802-1883), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
  • Albert Erdmann Karl Gerhard von Levetzow (1827-1903), Mitglied des Staatsrats, Reichstagspräsident, Mitglied des Herrenhauses, Kanzler des Johanniterordens
  • Gustav von Loeper, Geheimer Oberregierungsrat, Direktor des königlichen Hausarchivs
  • Oskar Meding, Schriftsteller (Gregor Samarow)
  • Adolf Phillips, Mitglied und 2. Präsident der Frankfurter Nationalversammlung, Mitglied des preußischen Abheordnetenhauses
  • Albert von Pommer Esche (1837-1903), Oberpräsident der Provinz Sachsen
  • Wilhelm Freiherr von der Reck, Erbmarschall, Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses
  • Karl Roth von Schreckenstein (1823-1894), Archivar und Historiker, Direktor des Generallandesarchivs in Karlsruhe
  • Heinrich XV. Prinz Reuß
  • Carl August Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar, Herzog zu Sachsen
  • Robert von Scheller-Steinwartz (1865-1921), sachsen-altenburgischer Staatsminister, deutscher Gesandter in Abessinien.
  • Bruno von Schuckmann (1857-1919), Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses
  • Max Graf von Schwerin, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Mitglied und Präsident des preußischen Hauses der Abgeordneten, Mitglied des Reichstages
  • Georg von Stein, Mitglied des Herrenhauses, Mitglied des Reichstages
  • Otto Fürst zu Stolberg-Wernigerode
  • Luiz Antonio Visconde Vieira da Silva, Marineminister und Senator des Kaiserreichs Brasilien
  • Hermann Graf von Wartensleben, General der Kavallerie
  • Wilhelm von Wedel (1837-1915), preußischer Minister des königlichen Hauses, Reichstagspräsident
  • Hugo Freiherr von Wilamowitz-Möllendorff, Oberpräsident, Mitglied des Staatsrats, Mitglied des Herrenhauses

Siehe auch: Liste Kösener Corps, Kösener Senioren-Convents-Verband

Weblinks


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