- Klebfachingenieur
-
Klebfachingenieur oder auch "European Adhesive Engineer (EAE)" ist die Bezeichnung für qualifizierte Ingenieure und Naturwissenschaftler, die durch eine spezielle Weiterbildungsmaßnahme Expertenwissen im Bereich der Klebtechnik erworben haben.
Der Klebfachingenieur stellt die höchste Stufe des zurzeit insgesamt dreistufigen Weiterbildungssystems in der Klebtechnik dar (siehe auch Klebpraktiker, Klebfachkraft). Der erste Lehrgang zur Qualifizierung und Prüfung für Klebfachingenieure wurde im Jahre 2001 angeboten und durchgeführt.
Inhaltsverzeichnis
Tätigkeitsfeld
Ziel der Weiterbildung ist es, den Klebfachingenieur für folgende Aufgaben zu qualifizieren:
- Technischer Entscheider bei der Entwicklung und Herstellung geklebter Produkte
- Designprüfung
- Vertragsprüfung
- Planung und Überwachung von Klebprozessen
- Qualitätsmanagement für Klebprozesse
- Anleitung von ausführendem Personal
Der Einsatz im Betrieb erfüllt die Forderungen der Normenreihe EN ISO 9000 ff. nach besonders qualifiziertem Personal für die verantwortliche Betreuung von Prozessen, deren Ergebnis durch zerstörungsfreie Prüfverfahren nicht vollständig verifiziert werden kann (sog. "spezielle Prozesse").
Weiterbildung zum Klebfachingenieur
Den Rahmen der Weiterbildung und Prüfung zum Klebfachingenieur legen die harmonisierten Richtlinien DVS-EWF 3309 (für Deutschland) bzw. EWF 517-01 (für Europa) fest. Analog zum Weiterbildungsangebot in der Schweißtechnik darf die Maßnahme nur von speziell dafür zugelassenen Bildungseinrichtungen angeboten und durchgeführt werden.
Die Ausbildungsdauer beträgt 332 Unterrichtseinheiten à 50 Minuten (z. B. 8-wöchiger Vollzeitlehrgang) und gliedert sich in theoretische Ausbildung, praktische Übungen und Prüfung. Als Schwerpunkte der Weiterbildung schreibt die europäische Richtlinie die folgenden Themen vor (in Klammern: Richtwerte für die Anzahl der Unterrichtseinheiten):
- Adhäsion und Klebstoffe (48)
- Fügeteileigenschaften (40)
- Konstruktion (40)
- Langzeitbeständigkeit (24)
- Prozesstechnik (35)
- Prüftechnik und Analytik (36)
- Arbeitssicherheit und Umweltschutz (8)
- Qualitätsmanagement (29)
- Fallbeispiele (24)
- Praktische Übungen (40)
- Prüfung (8)
Die Prüfung besteht aus einer Kombination von schriftlichen und mündlichen Einzelprüfungen. Nach erfolgreichem Abschluss wird dem Absolventen ein DVS-Zeugnis sowie ein EWF-Diplom erteilt.
Begriffsschutz "Ingenieur"
Da die Standesbezeichnung Ingenieur in Deutschland durch die Ingenieurgesetze der Bundesländer geschützt und nur Absolventen eines ingenieurwissenschaftlichen Studienganges vorbehalten ist, dürfen sich genau genommen nur solche nach erfolgreichem Abschluss der Weiterbildung "Klebfachingenieur" nennen. Absolventen naturwissenschaftlicher Studiengänge (z.B. Chemiker oder Physiker), an die sich die Weiterbildung ebenfalls richtet, ist nur die Führung der Standesbezeichnung "European Adhesive Engineer (EAE)" gestattet, da der Begriff "Engineer" keinem speziellen Schutz unterliegt.
Literatur
- DVS-EWF 3309 Lehrgang European Adhesive Engineer - EAE (Klebfachingenieur/in), Juli 2011, DVS Media GmbH (Richtlinie)
- EWF-517-01 European Adhesive Engineer (EAE), July 1998 (Guideline)
- DVS 3310 Qualitätsanforderungen in der Klebtechnik, Oktober 2003, DVS-Verlag GmbH (Richtlinie)
- DVS 3308 Bildungseinrichtungen auf dem Gebiet der Klebtechnik, März 1999, DVS-Verlag GmbH (Richtlinie)
- Normenreihe EN ISO 9000 ff., Beuth-Verlag, Berlin (Normen)
Weblinks
Kategorie:- Ingenieurberuf
Wikimedia Foundation.