Klimaplatte

Klimaplatte
Verkleidung für Kabelkanal zum Funktionserhalt der Leitungen im Brandfall

Die Calciumsilikat-Platte (engl. "calcium silicate", auch zu finden unter der Bezeichnung "Kalziumsilikat-Platte", "Klimaplatte", "Wohnklimaplatte") ist eine Bauplatte, die aus der technischen Wärmedämmung stammt.

Es handelt sich um einen überwiegend mineralischen Baustoff, der aus Siliziumoxid, Calciumoxid, Wasserglas und Zellulose besteht und mit Hilfe von Wasserdampf, ähnlich wie Porenbeton, gehärtet wird. Die Platte ist formstabil, druckfest, nicht brennbar, diffusionsoffen, alkalisch und baubiologisch unbedenklich. Ihre Eigenschaft, Feuchtigkeit aufzunehmen, zu puffern und abzugeben und ihre wärmedämmende Wirkung macht sie für Spezialanwendungen im Hausbau interessant.

Inhaltsverzeichnis

Anwendungsgebiete

  • Schimmelbekämpfung. Dies ist eine der meist beschriebenen Einsatzmöglichkeiten.
  • Innendämmung von Außenwänden (speziell Fachwerkbauten, Altbauten mit historischer Fassade).
  • Bekleidung für baulichen Brandschutz.

Vorteile/Nachteile bei der Verwendung als Innendämmung von Außenwänden

Vorteile:

  • einfache Verarbeitung
  • keine Dampfsperre oder Dampfbremse notwendig
  • "fehlertolerant": teilweises Durchstoßen der Platte sorgt für Wasserdampfeintrag, der jedoch auf Grund der hohen Kapillarität gepuffert und wieder abgegeben wird.
  • baubiologisch vorteilhaft: besitzt aufgrund ihres hohen pH-Werts eine Anti-Schimmelwirkung. Entsorgungsfreundlich.
  • Energieeinsparung durch "warme Wand"-Effekt: die Raumtemperatur kann durch die höhere Oberflächentemperatur der Wände abgesenkt werden.
  • schnelles Aufheizen im Winter, da kalte Außenwand nicht "aufgeheizt" werden muss, günstig bei temporär genutzten Räumen

Nachteile:

  • durch niedrige Wärmespeicherkapazität des Werkstoffes Gefahr von "Barackenklima", wenn andere Bauteile wie Innenwände und Geschossdecken keinen Wärmepuffer mehr bilden
  • höhere Wärmeleitfähigkeit als andere Dämmstoffe
  • schwere Gegenstände müssen in der Außenwand verankert werden.
  • Einschränkung bei Auswahl der Wandoberflächengestaltung
  • teuer (die Verarbeitung ist aber relativ preiswert)

Verarbeitung

Das Material lässt sich, ähnlich wie Porenbeton, sägen und bohren. Die Platten werden im Verband vollflächig oder im Punkt-Wulst-Verfahren, je nach Hersteller und Anwendung, auf mineralische, gipsfreie Untergründe mit einem Spezialkleber aufgebracht. Die Anbringung mit Kleberbatzen birgt die Gefahr der Hinterlüftung, wenn die Wandanschlüsse nicht sorgfältig abgedichtet werden und ist deshalb zu vermeiden. Wenn möglich ist eine vollflächige Verklebung mit Zahnspachtel vorzunehmen, da einerseits dadurch die Kapillarität der Platte voll zur Geltung kommt, andererseits eine Hinterlüftung sicher ausgeschlossen wird. Die möglichst schmal auszuführenden Stöße sind entweder mit Kleber zu versehen oder werden mit einer Kalkzementglätte ausgespachtelt. Die Oberfläche kann dann mit Kalkzementglätte gespachtelt oder mit einem mineralischen Putz versehen werden. Wärmebrücken sind, wie bei Innendämmung üblich, mit Dämmkeilen oder anderen geeigneten Maßnahmen zu behandeln. Anschließend darf die Oberfläche, um die Wirkung der Platte nicht zu beeinträchtigen, nicht großflächig mit diffusionsabsperrenden Beschichtungen versehen werden (z.B. wie mehrfacher Dispersionsfarbenanstrich auf Raufasertapeten). Allgemein wird als Beschichtung eine Silikatfarbe empfohlen, auch das Aufbringen leichter Papiertapeten ist möglich.

Bei Fachwerkbauten ist das Aufkleben der Platten auf die Innenwände mit Lehmmörtel möglich.

Einsatz als Innendämmung von Außenwänden

Eine Innendämmung ist im Vergleich zur Außendämmung nur die zweitbeste Lösung. Sie setzt eine sorgfältige Verarbeitung voraus, Wärmebrücken müssen berücksichtigt werden.

Die Calciumsilikatplatte ist relativ teuer, (5 cm Platte ca. 40–60 Eur/m² je nach Hersteller), ihre Verbreitung ist nicht sehr hoch. Im Bereich der Innendämmung steht sie in Konkurrenz mit der preiswerteren Holzfaserplatte, deren Verlegung jedoch mehrere Arbeitsgänge und höheres handwerkliches Know-how erfordert, und der Mineralschaumdämmplatte, deren Kapillarität jedoch nicht so hoch ist, die aber eine bessere Dämmwirkung hat.

Zu beachten ist im Zusammenhang mit der EnEV: Durch eine Innendämmung lässt sich der von der EnEV geforderte U-Wert von 0,35 W/(m²·K) für die Wärmedämmung von Außenwänden bei Altbauten in der Praxis mit diffusionsoffenen Baustoffen schwer erreichen, da die Dämmschichtdicken auf der Innenwand 10 cm oder mehr betragen würden. Erreichbar sind bei einer Dämmschichtdicke von 5 cm Werte von 0,6–0,7 (siehe Links).

Zur Problematik der Tauwasserbildung: Die Anbringung einer Innendämmung führt immer dazu, dass die außerhalb der Innendämmung liegenden Bauteilschichten kälter werden. Besonders im Winter könnte es dadurch am Übergang der Innendämmung und Außenwand zu einer Taupunkttemperaturunterschreitung und nachfolgend zu Schimmelpilzbildung kommen, wenn keine Austrocknung mehr erfolgen kann. Wissenschaftliche Studien hierzu haben gezeigt, dass dies beim Einsatz von Calciumsilikat-Platten nicht zu befürchten ist. Es zeigte sich dabei u.a., dass das Glaserverfahren bei kapillaraktiven Dämmungen nicht einfach übernommen werden kann, denn diese kommen mit größeren Tauwassermengen zurecht.

Technische Daten

Weblinks

  • TU Dresden Wissenschaftliche Berechnungsgrundlagen zu hygroskopischen Baustoffen
  • FIZ Karlsruhe: PDF-Dokument zu Untersuchung der TU Dresden zum Einsatz von Calciumsilikatplatten als Innendämmung von denkmalgeschütztem Gebäude und Fachwerkhaus.
  • Kurzbericht zu Forschungsauftrag des Bundesministeriums für Bauforschung: "Feuchteschutztechnische, energetische und kostenmäßige Bewertung der Gebäudesanierung mit raumseitiger Wärmedämmung aus Calciumsilikat TU Dresden, Inst. f. Bauklimatik"

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