Knotenbahnhof

Knotenbahnhof
Bremen Hbf (Blick nach Nord-Westen)

Als Eisenbahnknoten (auch: Bahnknoten, Eisenbahnknotenpunkt, Knotenpunktbahnhof, Schienenkreuz; bei einem aus mehreren Bahnhofsteilen bestehenden einzelnen Bahnhof (Bf) oder aus mehreren Bahnhöfen bestehenden Eisenbahnknoten auch: Eisenbahnkomplex oder Knotenbereich) bezeichnet man die Kreuzung mindestens zweier Eisenbahnstrecken mit dazugehörigen betrieblichen Einrichtungen wie z. B. Bahnhöfen oder Rangierbahnhöfen (Rbf). Eine genauere Bestimmung gibt es nicht, jedoch macht man die Bezeichnung eines Bahnhofs als Eisenbahnknoten auch oft von der Verkehrsdichte abhängig.

Dabei befinden sich die betrieblich zu einem Eisenbahnknoten gehörenden Bahnhöfe nicht immer alle auch innerhalb der politischen Grenzen der gleichnamigen Stadt, sondern insbesondere Rangierbahnhöfe liegen oft in einem politisch nicht mehr zum gleichen Stadtgebiet gehörenden Nachbarort (z. B. der außerhalb der Hamburger Stadtgrenze liegende Hamburger Rangierbahnhof Maschen Rbf im südlich von Hamburg gelegenen Ort Seevetal).

Im Bahnbetrieb werden als Knotenpunktbahnhof auch Bahnhöfe bezeichnet, in denen Zugbildungen und Zugauflösungen stattfinden (im Besonderen für den Güterverkehr: Rangierbahnhöfe), für die es in geeigneter Lage auch ausreichende Kapazitäten gibt.

Inhaltsverzeichnis

Erste Eisenbahnknoten in Großbritannien

Als weltweit erster Eisenbahnknotenpunkt wird der in Newton-le-Willows (in Merseyside, England) gelegene Bahnhof Earlestown angesehen. Hier kreuzten sich ab etwa 1835 die Linien der Liverpool and Manchester Railway und der Warrington and Newton Railway, der damalige Name dieser Station war „Newton Junction“.

Als weiterer bis heute bedeutender Eisenbahnknoten und gleichzeitig (ebenso wie Newton-le-Willows) auch als Eisenbahnstadt etablierte sich ab 1837 Crewe, sowie natürlich auch die Hauptstadt London und andere große Städte.

Eisenbahnknoten in Deutschland

Deutschlands erster Eisenbahnknoten wurde Köthen (Anhalt) am 10. September 1841, als die Berlin-Anhaltische Eisenbahn hier auf die bereits im Vorjahr fertiggestellte Magdeburg-Leipziger Eisenbahn traf. Dank seiner zentralen Lage wurde Köthen damit zu Deutschlands erstem großen Umsteigeplatz, dessen Bedeutung sich weiter mehrte, als 1846 auch noch die Strecke der neuerbauten „Anhalt-Köthen-Bernburger Eisenbahn“ aus Richtung Bernburg (Saale) in Köthen mündete. Letztere wurde später mit der Magdeburg-Halberstädter Eisenbahngesellschaft vereinigt, was den Bau eines vierten Bahnhofs erforderte. Noch vor Ende des Jahrhunderts gesellten sich Bahnen in Richtung Aken (Elbe) und Radegast hinzu, so dass Köthen von nun an aus sechs Richtungen erreichbar war.

Wichtigste Eisenbahnknoten des Personenverkehrs sind heute in Deutschland, gemessen an der Anzahl der Reisenden, Berlin Hbf, Hamburg Hbf, Frankfurt (Main) Hbf, München Hbf, gefolgt von Köln Hbf, Düsseldorf Hbf, Hannover Hbf, Stuttgart Hbf und Leipzig Hbf.

Bedeutende Umsteigebahnhöfe sind Mannheim Hbf, Duisburg Hbf, Hannover Hbf, Hamm Hbf, Bremen Hbf und Dortmund Hbf.

Die wichtigsten deutschen Eisenbahnknoten des Güterverkehrs sind die Standorte der bedeutendsten Rangierbahnhöfe: Maschen Rbf (bei Hamburg), Seelze Rbf (bei Hannover), Hagen-Vorhalle, Gremberg (in Köln), Mannheim Rbf und Nürnberg Rbf. Der Eisenbahnknoten Dresden führt den Güterverkehr aus verschiedenen Richtungen in Deutschland zusammen und dem Übergang nach Tschechien über die Elbtalbahn zu.

Einer von vielen typischen kleinen Eisenbahnknoten ist beispielsweise die niedersächsische Kreisstadt Rotenburg (Wümme). Hier zweigen von der Hauptstrecke Hamburg-Bremen drei weitere Linien (Richtung Verden (Aller) und weiter nach Hannover bzw. Nienburg/Weser, Richtung Bremervörde über Zeven und Richtung Brockel – früher weiter über Visselhövede nach Berlin) ab. Solche kleinen Eisenbahnknotenpunkte haben infolge der Rationalisierung der Eisenbahnen im Rahmen ihrer Privatisierung im Güterverkehr ihre frühere Knotenpunktfunktion verloren.

Kreuzungsbahnhöfe, die (zumindest subjektiv) an keiner Hauptbahn liegen, werden als Nebenbahnknoten bezeichnet. Aufgrund des starken „Rückzugs aus der Fläche“ durch Stilllegungen von seiten der Deutschen Bundesbahn seit den Nachkriegsjahren haben die meisten von ihnen ihre Verkehrsbedeutung oder gar den Schienenverkehr als Ganzes verloren. Beispiele hiefür sind Grünstadt in Rheinland-Pfalz oder Anschlag (Halver) bei Wipperfürth in Nordrhein-Westfalen.

Von den Eisenbahnknoten zu unterscheiden sind die Bahngüterverkehrszentren, wo es hohe Umschlagsaufkommen zwischen der Bahn und den anderen Verkehrsträgern gibt wie beispielsweise in Hamburg, Bremen oder Duisburg.

Eisenbahnknoten in der Schweiz

Die wichtigsten Eisenbahnknoten des Personenverkehrs in der Schweiz sind neben den Hauptbahnhöfen Basel SBB, Bern HB und Zürich HB die Bahnhöfe Arth-Goldau, Biel, Buchs SG, Lausanne, Luzern, Olten, Rotkreuz, Brugg und Winterthur HB. Der Bahnhof Genève-Cornavin in der Großstadt Genf ist kein Eisenbahnknoten im eigentlichen Sinne, dient aber neben dem Ortsverkehr auch als Grenzbahnhof nach Frankreich.

Im Güterverkehr sind die wichtigsten Knotenbahnhöfe die Rangierbahnhöfe (RB): Basel SBB RB in Muttenz, Limmattal westlich von Zürich und Lausanne Triage, gelegen in Denges westlich von Lausanne.

Knotenausbaumaßnahmen

Die Kapazität von Knoten beschränkt die Leistungsfähigkeit eines Eisenbahnnetzes meist weit eher als die Kapazität der Strecken. Dies gilt umso mehr, je dichter das Netz geknüpft ist. Knotenausbauten sind daher in Bestandsnetzen oft sinnvollere – aber nicht unbedingt kostengünstigere – Maßnahmen als Streckenneu- oder -ausbauten. Die Kapazität eines Eisenbahnknotens kann durch signaltechnische Maßnahmen (z. B. Selbststellbetrieb, Zuglenkung, Ermöglichen von Paralleleinfahrten, vereinfachte Fahrstraßenteilauflösung) vor allem aber durch Baumaßnahmen (z. B. Einbau von Weichen, die für höhere Fahrgeschwindigkeiten geeignet sind, oder Vermeidung von Weichenübergänge durch den Bau von Überwerfungsbauwerken) gesteigert werden.

In komplexen Knoten können solche Baumaßnahmen rasch sehr große Maßstäbe annehmen und sehr teuer werden, vor allem wenn Kapazitätsbeschränkungen durch Tunnel (Mainz), Brücken (Köln) oder Innenstadtstrecken (Berlin) bestehen.

Literatur

  • MÜLLER, Wilhelm: Eisenbahnanlagen und Fahrdynamik, Berlin (West)/Göttingen/Heidelberg: Springer Verlag; Band 1: 1950, Band 2: 1953.
  • GRASSMANN, Ewald: Handbuch des Eisenbahnbauwesens. Darmstadt: Carl Röhrig Verlag, 1961
  • PREUSS, Erich (Hrsg.): Das große Archiv der deutschen Bahnhöfe. München: GeraNova Zeitschriften-Verlag. Loseblattausgabe, erscheint laufend. ISSN 0949-2127

Siehe auch: Verkehrsknoten, Eisenbahnstadt


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