Kohlbrenner

Kohlbrenner

Johann Franz Seraph von Kohlbrenner (* 17. Oktober 1728 in Traunstein/Bayern; † 4. Juni 1783 in München) war als Allrounder ein Wegbereiter der Aufklärung in Bayern und als Herausgeber des "Churbaierischen Intelligenzblattes" Förderer des Pressewesens im 18. Jahrhundert.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kohlbrenner war der Sohn des Salinenarbeiters Rupert Kohlbrenner. Seit einem Unfall 1732 war Kohlbrenner ziemlich behindert. Nach dem Besuch der örtlichen Volksschule musste er sich seinen Lebensunterhalt als Schreibergehilfe in der Salinenverwaltung verdienen. Da er bald durch Fleiß und Intelligenz auffiel, avancierte er zum Schreiber und Vorsteher des Salinenarchivs in Stübich.

Mit 25 Jahren berief Kurfürst Maximilian III. Kohlbrenner nach München und beauftragte ihn mit einer umfassenden Revision der Registratur der Hofkammer. In den Jahren 1757 bis 1761 hielt sich Kohlbrenner meistenteils in Tirol auf, um Verträge für Holzlieferungen abzuschließen. Parallel dazu überwachte er auch den Bau der dafür notwendigen Holzdriften.

Auf Wunsch seines Dienstherrn richtete Kohlbrenner 1762 in Lechhausen für das kurfürstliche Aerarium einen Holzgarten ein. Zwei Jahre später schuf er eine geografische Mautkarte von Bayern. Kohlbrenner war vielseitig interessiert und bestrebt, den verkrusteten Geist seiner Zeit aufzubrechen. Er kümmerte sich um Probleme des Schulwesens, der Landwirtschaft, den Gesang in der Kirche, Neuerungen technischer, hygienischer oder medizinischer Art und diskutierte auch in künstlerischen Fragen mit.

Da zu seiner Zeit in den wissenschaftlichen und kirchlichen Kreisen vorwiegend Latein gesprochen wurde, galt eine seiner Bestrebungen der Förderung der deutschen Sprache. 1766 gab er das Intelligenzblatt der Churbaierischen Lande heraus, in welchem er Anliegen in der Öffentlichkeit verbreitete und Missstände aufspießte. Als Autodidakt schaffte er es überzeugend, seine Texte flüssig und verständlich zu schreiben.

1773 wurde Kohlbrenner seiner Verdienste wegen zum Kommerzienrat befördert. Zusammen mit dem Chorherrn und Musiker Norbert Hauner veröffentlichte er 1777 in Landshut sein Gebet- und Gesangbuch "Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römisch-katholischen Kirche. Erster Theil.", das die Liturgie in deutscher Sprache verbreitete. Der Gottesdienst ist hier erstmals als Singmesse der Gläubigen konzipiert. Diese Neuerung stieß in der Folgezeit auf ein sehr hohes Interesse in weiteren Bistümern. 1783 erschien in Salzburg der zweite Teil des Gebet- und Gesangbuches.

Kurfürst Karl Theodor erhob Kohlbrenner mit Wirkung vom 26. Juni 1778 in den Reichsritterstand.

Im Alter von 54 Jahren starb Franz Seraph von Kohlbrenner am 4. Juni 1783 in München. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof Unserer Lieben Frau zu St. Salvator. Nach der Aufhebung des Friedhofs kam sein Grabstein in die Münchner Frauenkirche und war dort bis zu seiner Zerstörung im 2. Weltkrieg am Ecce-Homo-Altar zu sehen.

Seine Interessenvielfalt wurde manchen Zeitgenossen unbequem. Von den einen beneidet, wurde Kohlbrenner von anderen angefeindet, gar verleumdet. Mit dem Historiker Lorenz von Westenrieder war er eng befreundet.

Kohlbrenners Geburtsstadt hat zu Ehren seines Wirkens eine Hauptschule nach ihm benannt.

Die Maler Martin Kohlbrenner und Johann Kohlbrenner waren entfernte Verwandte.

Mitgliedschaften

  • 1772 Fürstliche Gesellschaft zu Anhalt-Bernburg
  • 1773 k.k. Akademie zu Roveredo
  • 1774 Ökonomische Gesellschaft in Diespa in der Lausitz
  • 1778 Institut der Moral und der schönen Wissenschaften in Erlangen

Werke (in Auswahl)

  • Das baierische und pfälzische Landmann in der verbessernden Landwirthschaft. München 1769
  • Geographische Mauth-Charte von Baiern. Augsburg 1764
  • Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römisch-katholischen Kirche. Landshut 2003, ISBN 3-927612-20-0 (Nachdruck der Ausgabe Landshut 1777)
  • Materialien für die Sittenlehre, Litteratur, Landwirthschaft, zur Kenntnis der Producte, und für die Geschichte alt und neuer Zeiten. München 1774

Literatur

  • Franz Seraph von Kohlbrenner. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
  • Baumann, Cornelia: Wie wenig sind, die dieses wagen! : Franz von Kohlbrenner, Traunstein 1728 - München 1783. - Grabenstätt : Drei-Linden-Verl., 1985
  • Oelwein, Cornelia: Franz von Kohlbrenner (1728-1783). Ein berühmter Traunsteiner. - Traunstein : Chiemgau Dr., 1996
  • Schlögl, Daniel: Der planvolle Staat. Raumerfassung und Reformen in Bayern 1750 - 1800. München : C.H. Beck, 2002, ISBN 3-406-10719-2
  • Westenrieder, Lorenz: Leben des Johann Franz Seraph von Kohlbrenner samt seinem Portrait. - München : Strobl, 1783

Weblinks


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