- Kohlebergbau
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Als Steinkohlenbergbau bezeichnet man die Aufsuchung und Gewinnung (Abbau) von Steinkohle.
Weltweit wurden 2004 etwa 4,6 Milliarden Tonnen Steinkohle gefördert. Die Volksrepublik China (rund 40 Prozent) und die Vereinigten Staaten (rund 20 Prozent) fördern davon fast zwei Drittel. Steinkohle wird vor allem in Kraftwerken zur Erzeugung elektrischer Energie, bei der Kraft-Wärme-Kopplung auch zur Wärmegewinnung, genutzt. Ein weiterer wichtiger Abnehmer sind Kokereien, die Steinkohle zu Koks veredeln, der u. a. bei der Stahlherstellung eingesetzt wird.
In Deutschland betreibt die RAG Deutsche Steinkohle die verbliebenen Steinkohlenbergwerke. Die RAG unterhält derzeit noch vier Zechen im Ruhrgebiet, eine im münsterländischen Ibbenbüren und eine im Saarland.
Inhaltsverzeichnis
Lagerstätten
Bei Steinkohle handelt es sich um ein Sediment aus Pflanzenresten. Diese Pflanzenreste haben zunächst ein Torfmoor gebildet und sind dann von anderen Sedimenten überdeckt worden. Unter Druck und Wärme hat sich dann unter Luftabschluss die Steinkohle gebildet. Dieser Prozess wird Inkohlung genannt. Die aus Steinkohle bestehenden Sedimentschichten werden Flöze genannt. Eine Steinkohlenlagerstätte liegt dann vor, wenn die Kohle in einer ausgedehnten Fläche mit zum Abbau ausreichender Mächtigkeit zu finden ist. Die wichtigsten Lagerstätten in Deutschland befinden sich in Nordrhein-Westfalen (Ruhrgebiet und Ibbenbüren), im Saarland und in Sachsen (Abbau eingestellt).
Abbaumethoden
Die Steinkohle wird heute in Deutschland ausschließlich im Strebbau gewonnen. Dabei wird die Kohle an einer bis zu 450 m langen Kohlefront schälend mit einem Kohlenhobel oder schneidend mit einer Schrämwalze hereingewonnen. So können täglich mehrere Tausend Tonnen Kohlen aus einem Streb gefördert werden.
Bergmann mit Grubenlampe, deutsche Briefmarke von 1957
Bergmann mit Abbauhammer, deutsche Briefmarke von 1957
Bergmann am Kohlenhobel, deutsche Briefmarke von 1957
Anschläger am Förderschacht, deutsche Briefmarke von 1957
Bergsenkungen
Durch den Abbau der Kohle entstehen unter Tage Hohlräume. Wenn sich das Deckgebirge absenkt, nennt man dies Bergsenkung. An der Oberfläche spürt man diese entweder nicht oder nur durch leichte Erschütterungen. Schwerere Erschütterungen und Tagesbrüche sind äußerst selten. Wenn sie allerdings doch vorkommen, können darüberstehende Gebäude und Ortschaften erheblichen Schaden nehmen.
Allerdings kann es regional zu erheblichen Schadenssituationen kommen, die mit den Bergsenkungen und den geologischen Bedingungen zusammenhängen.
Bei Bergsenkungen treten auch Bergschäden auf. Meist treten diese Bergschäden an Gebäuden auf, diese werden in der Regel von der DSK Abteilung Schadensregulierung bezahlt.
Durch den Abbau kann es auch zu Bergsenkungen von Flüssen kommen, dann liegt mitunter eine Schräglage des Flussbettes stromaufwärts vor. Vor allem durch den Abbau des Bergwerkes „Walsum“ in Duisburg-Walsum kam es zu solchen Problemen unter dem Rhein.
Im Bereich des nördlichen Ruhrgebietes wurde die Erdoberfläche durch den Kohleabbau teilweise über 10 m abgesenkt. Als Folge entstanden in den Bergsenkungsgebieten z.B. Teiche und Seen. Wegen der fehlenden Vorflut müssen die Bäche, Flüsse und Kanäle teilweise durch hohe Dämme oder Deiche weit oberhalb der Geländeoberfläche zur Vorflut geführt werden. Durch das Fehlen der natürlichen Vorflut muss jeder Wassertropfen, der in ein Bergsenkungsgebiet fällt, mittels Hebeanlagen abgepumpt werden. Dafür wird elektrische Energie (als sogenannte Ewigkeitslast) benötigt.
Einstellung des Steinkohlenbergbaus in Deutschland
Der Ausstieg aus dem subventionierten Steinkohlenbergbau für das Jahr 2018 gilt seit dem 29. Januar 2007 zwischen den Landesregierungen und der Bundesregierung als beschlossene Sache, da nun auch die SPD der Schließung der Zechen zustimmt. Dabei behalten sich das Land Nordrhein-Westfalen, das 2015 aus den Subventionszahlungen aussteigt, und die Sozialdemokraten eine erneute Überprüfung[1] der Machbarkeitsstudie und des Beschlusses im Jahr 2012 mit Hinblick auf die Sozialverträglichkeit vor. Daher ist es nicht ausgeschlossen, dass die Subventionszahlungen nach 2018 weiter getätigt werden. Eine Verlängerung nach 2018, oder auch ein vorzeitiger Ausstieg vor 2018, benötigte eine Gesetzesänderung (Steinkohlefinanzierungsgesetz). Gerade die SPD suchte unter Kurt Beck diesen Kompromiss, um vor der Wählerschaft „ihr Gesicht wahren“ zu können. Von dieser Regelung ist auch das Saarland betroffen.[2]
Eine Liste der sechs derzeit noch aktiven Steinkohlebergwerke in Deutschland, mit Daten zu geplanten Schließungen, findet sich hier. Siehe: Deutsche Steinkohle#Diskussion
Museen in Deutschland
- Deutsches Bergbau-Museum Bochum in Bochum
- Bergbaumuseum Bexbach in Bexbach im Saarland
- Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund
- Bergbaumuseum Oelsnitz in Oelsnitz/Erzgeb. (ehemaliger Kaiserin-Augusta-/Karl-Liebknecht-Schacht)
- Zeche Nachtigall in Witten
- Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen
- Heimat- und Bergbaumuseum Reinsdorf
Steinkohlenbergbau in China
China ist mit 2,07 Milliarden Tonnen der größte Förderer von Steinkohle. In China fördern ca. 18.000 Bergwerke. China selbst verbraucht mittlerweile mehr Kohle, als es selbst fördern kann. Während 2006 noch eine kleine Menge exportiert wurde, musste das Land 2007 Kohle importieren.
Probleme bereiten in China der Kohleförderung vor allem die Kohlebrände. Kohleflöze haben sich dabei großflächig entzündet. Jährlich verbrennen in China so 20 Millionen Tonnen Kohle. Weitere 200 Millionen Tonnen werden für den bergmännischen Abbau unbrauchbar. Die weit verbreiteten Kohlebrände gefährden die Gesundheit und das Leben der Menschen in unmittelbarer Nähe.
Der Bergbau in China hat von Bergwerk zu Bergwerk sehr große Unterschiede, was die Arbeitsbedingungen betrifft. In den wenigen staatlich betriebenen Gruben wird oftmals „relativ“ moderne Technik angewandt, die häufig aus Deutschland stammt. Die Großzahl der Bergwerke, die auch die größte geförderte Menge ausmachen, sind kleine Betriebe mit oftmals nur einer Handvoll Bergleuten. Oft sind Gruben nicht genehmigt. Der unkontrollierte Bergbau verschärft die Lage bei den Kohlebränden und führt oft zur Entstehung neuer Brände.
Die Zahl der im Bergbau getöteten Bergleute ist seit Jahren auf hohem Niveau stabil. So kommen pro Jahr ungefähr 6.000 Bergleute in den Kohleminen um. In den Jahren 1992 bis 2002 starben 59.543 Bergleute im Schacht. Sicherheitseinrichtungen sind nicht oder nur spärlich vorhanden. Staatsbergwerke sind auch nur geringfügig besser ausgestattet. Berichte über Zwangsarbeit von Gefangenen oder „Sklaven“ sind des Öfteren in den vergangenen Jahren in den Medien zu finden gewesen. Um von den in den letzten Jahren gestiegen Kohlepreisen zu profitieren, versuchen die Minenbetreiber so viel Kohle wie möglich zu fördern, dies auf Kosten der Sicherheit. Die Arbeitszeit beträgt in manchen Minen 20 Stunden, am Tag darauf folgen 16 Stunden Pause, Feiertage gibt es oftmals nicht.
Steinkohlenbergbau in Kolumbien
Kolumbien förderte im Jahr 2005 55 Millionen Tonne Steinkohle (2004 = 56 Millionen Tonnen). Es war damit nach geförderter Menge auf Platz 12 der Rangliste der Fördernden Länder (Deutschland Platz 14). Der Anteil am Weltkohleexport beträgt 10% mit 39 Millionen Tonnen vom gesamten gehandelten Volumen. Hauptabsatzmarkt der kolumbianischen Kohle ist Europa und Israel. Davon Großbritannien 6 Millionen Tonnen und Deutschland 3 Millionen Tonnen.
Der Steinkohlenbergbau ist im Ganzen sehr schlecht organisiert. Die Infrastruktur lässt keine wesentliche Steigerung der Förderung erwarten. Bevor die Kohleförderung gesteigert werden könnte, müssen große Investitionen in die Transportwege getätigt werden. Der gesamte Förderungsprozess ist kaum maschinell gestaltet. In den Bergwerken fehlen häufig rudimentärste Sicherheitseinrichtungen. Um neue Reviere für den Kohlenabbau zu gewinnen, wurden in den vergangenen Jahren häufig Indigene Völker aus ihren angestammten Gebieten vertrieben. Die Arbeiter arbeiten oft unter niedrigsten Löhnen. Kinderarbeit ist in den Minen keine Seltenheit. Gewerkschaften werden von den Betreibern der Minen nicht geduldet und bekämpft.
Literatur
- Wilhelm Hermann und Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. Reihe „Die Blauen Bücher“. 6. Auflage, aktualisiert von Christiane Syré und Hans-Curt Köster. Mit einem Foto-Exkurs von Udo Haafke: Zollverein Weltkulturerbe. K. R. Langewiesche, Königstein im Taunus 2008, 336 S. (mit 438 Abbildungen und Plänen, davon 93 farbig; mit zwei Karten), ISBN 978-3-7845-6994-9 oder ISBN 3-7845-6994-3.
- Hans Röhrs: Der Ibbenbürener Bergbau des 20. Jahrhunderts in Bildern. Ibbenbürener Vereinsdruckerei, Ibbenbüren 1998, ISBN 3-921290-94-5.
- Hans Röhrs: Der Ibbenbürener Steinkohlen- und Erzbergbau und seine Mineralien. Bode, Haltern in Westfalen 1991.
- Hubert Rickelmann und Hans Röhrs: Der Ibbenbürener Steinkohlenbergbau von den Anfängen bis zur Gegenwart. Schöningh, Paderborn, München, Wien und Zürich 1987, ISBN 3-506-77223-6.
Einzelnachweise
Siehe auch
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