- Kohlenhydrateinheit
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Eine Broteinheit (BE), ist eine Berechnungseinheit des Gehalts an bestimmten Kohlenhydraten von Speisen, die meist im Rahmen einer Ernährung bei Diabetes mellitus Anwendung findet. Sie bezeichnet eine Menge von 10 - 12 Gramm Kohlenhydrate. Synonym wird seit einiger Zeit auch der Begriff Kohlenhydrateinheit (KE, oder KHE) verwendet.
Das Nebeneinander dieser beiden Einheiten führt immer wieder zu Unsicherheiten. Folgende Definitionen zur Bemessung von Kohlenhydraten liegen vor:
- Broteinheit (BE): Die deutsche Diätverordnung definiert eine Broteinheit als die Menge eines Nahrungsmittels, die 12 Gramm an verdaulichen und damit blutzuckerwirksamen Kohlenhydraten in unterschiedlicher Zucker- und Stärkeform enthält. 12 Gramm Kohlenhydrate entsprechen einem Energiewert von 200 kJ.
- eine Broteinheit wird in der Schweiz mit 10 Gramm Kohlenhydrate bemessen.
- Kohlenhydrateinheit (KE): zur leichteren Berechnung wird in den letzten Jahren zunehmend die Bezeichnung Kohlenhydrateinheit verwendet, die ebenfalls 10 Gramm Kohlenhydraten entspricht.
In Kohlenhydrat-Austauschtabellen lässt sich nachschauen, wie viel Gramm eines kohlenhydrathaltigen Lebensmittels einer Broteinheit oder Kohlenhydrateinheit entsprechen. Diese Einschätzung ist für die Anpassung der Insulindosis im Rahmen einer Insulintherapie erforderlich.
Mit Hilfe der Kohlenhydratberechnung lassen sich alle Lebensmittel erfassen, die den Blutzucker beeinflussen. So kann das zu spritzende, schnell wirkende Insulin (vgl. Basis-Bolus-Therapie) auf die Nahrung abgestimmt werden.
Kohlenhydrate kommen überwiegend in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Aber auch die Kohlenhydratmengen in tierischen Nahrungsmitteln müssen berechnet werden (z.B. Joghurt, Dickmilch, Kefir und Buttermilch). Bei Käse und Quark erfolgt keine BE-Berechnung, da der Milchzucker wenig wirksam auf den Blutzucker langsam abgebaut wird.
Nicht berechnet werden die meisten Gemüse und Salat, da sie einen hohen Wassergehalt aufweisen und die hier enthaltenen Kohlenhydrate überwiegend unverdaulich oder langsam verdaulich sind und somit auf den Blutzucker keine bedeutsamen Auswirkungen haben.
Neben der BE-Berechnung muss auch die über das Fett aufgenommene Kalorienmenge berücksichtigt werden. Sie wirkt sich zwar nicht unmittelbar auf den Blutzucker aus, führt aber bei zu hoher Zufuhr zum Übergewicht und damit zur Insulinresistenz. Eine ausgewogene Mischkost setzt sich aus 50-60% Kohlenhydraten, 10-15% Eiweiß und 20-30% Fett zusammen.
Eine übliche Diabetes-Reduktionsdiät beim übergewichtigen Typ-2-Diabetiker enthält beispielsweise 13 BE verteilt auf 5 Mahlzeiten.
- 3 BE morgens
- 2 BE Zwischenmahlzeit
- 3 BE mittags
- 2 BE Zwischenmahlzeit
- 3 BE abends
Der normalgewichtige Typ-1-Diabetiker braucht deutlich mehr BE, um eine ausreichende Kohlenhydratversorgung sicherzustellen (z.B. 18-22 BE/Tag)Bei niedrigen Blutzuckerwerten ist das Essen von kohlenhydratreichen Lebensmitteln sinnvoll, die der Körper schnell zu Blutzucker umwandeln kann ("schnelle BE").
Beispiele
Die nachfolgenden Beispiele verstehen sich als Schätzwerte. Sie weichen je nachdem, auf welche Kohlehydrataustauschtabelle man sich bezieht, ab. So wird teilweise für Erdbeeren eine Menge von 200 g für eine BE genannt; dementsprechend für Äpfel 110 g. Fertigprodukte müssen jeweils nach den durchschnittlichen Nährwertangaben des Herstellers auf der Packung pro Portion berechnet werden.
- Ein durchschnittliches, paniertes Schnitzel hat 3 BE
- 5 Fischstäbchen haben circa 2 BE
- 100 ml Bier haben 0.3 BE (0,33 l Bier entsprechen ziemlich genau einer BE)
- 4-5 gebackene Tintenfischringe entsprechen 1 BE.
- Pizza
- eine übliche Tiefkühlpizza (350 g) enthält zirka 6 BE
- Pizza beim Italiener bis 10 BE
- Ein Stück Kuchen kann 3-5 BE enthalten
- Ein Döner-Kebap hat 4-5 BE
- Pfirsich (1 mittelgroße Frucht) enthält etwa 1 BE
- Spätzle: 250 g Mehl (= 12,5 BE) / 2 Eier / 1 TL Salz / 1/8 l Wasser / zum Schmälzen 1 EL Butter, 1 EL Semmelbrösel (= 1 BE)
- Roggenschrotbrot (Roggenvollkorn)(ca. 1 dünne Scheibe) 26 g =1 BE
- Mischbrot, (1 dünne Scheibe) 25 g =1 BE
- Weißbrot, Pumpernickel, Steinmetzbrot, Simonsbrot 24 g =1 BE
- 1 Brötchen (Semmel), ca 2 BE
- Zwieback, 16 g =1 BE
- Knäckebrot (2 Scheiben) 16 g =1 BE
- Trinkmilch Magermilch, ca. 1/4 Liter 240 g =1 BE
- Buttermilch, Saure Milch 300 g =1 BE
- Joghurt 240 g =1 BE
- Äpfel, Aprikosen, Pflaumen ohne Stein, Kirschen sauer mit Stein 100 g =1 BE
- Birnen, Heidelbeeren, Kirschen, süß, Zwetschgen mit Stein 90 g =1 BE
- Bananen, ohne Schale 60 g =1 BE
- Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, roh 150 g =1 BE
- Orangen Direktsaft, ca. 100 ml 100g =0,8 BE
Kritik am BE-Konzept
BE (bzw. KHE) gibt es nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das korrekte Abschätzen der BE-Gehalte von Nahrungsmitteln kann einige Erfahrung erfordern, die aber mit Hilfe von Waagen und BE-Tabellen schnell gewonnen werden kann.
Der Fettgehalt und die Art der Kohlenhydrate in der Nahrung stellen in der Diätologie nicht unbedeutende Größen dar (wegen zeitverzögerter oder beschleunigter Resorption der Kohlenhydrate), die im BE-Konzept nicht erfasst werden, sondern vom Patienten als zusätzliche Faktoren behandelt werden müssen. Deshalb muss der glykämische Index der Lebensmittel zusätzlich beachtet werden.
Vor allem aus diesem Grund werden immer häufiger auch andere Systeme propagiert, darunter auch Systeme, die auf der Zählung von Fettkalorien oder Kohlenhydratkalorien basieren.
Weblinks
- Die Lebensmittel-Tabelle im Internet: Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate (KH), Broteinheiten (BE) und Brennwerte
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