- Kohlmannvilla
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Die Villa Kolbe, später auch „Kohlmannvilla“ [1] beziehungsweise „Schramm-Klinik“ genannt, ist ein unter Denkmalschutz stehendes Wohnhaus in der Zinzendorfstraße 16 im Stadtteil Alt-Radebeul der sächsischen Stadt Radebeul. Die 1890–1891 nach Entwürfen des Berliner Architekten Otto March erbaute Villa im Stil der Neorenaissance ist „eine der aufwendigsten und architektonisch qualitätsvollsten Villen von Radebeul und seiner weiteren Umgebung“. [2]
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Die große, aufwändige Villa im Stil eines deutschen Renaissanceschlosses steht in einem weitläufigen Grundstück, das als Englischer Park konzipiert wurde und dessen Baumbestand inzwischen ausgewachsen, jedoch verwildert ist. Das Gebäude hat ein hohes Sockelgeschoss, zwei Vollgeschosse sowie ein leicht ausgebautes, hohes Walmdach. Es besteht aus roten Verblendziegelfassaden mit Gliederungen aus Sandstein.
Die Hauptansicht zur Rathenaustraße zeigt auf der linken Seite einen Seitenrisalit mit einem Volutengiebel und auf der rechten Seite einen Turmvorbau mit geschweifter Haube und Spitze. Davor befindet sich eine Terrasse zum Garten. Die Ansicht zur Meißner Straße zeigt ebenfalls einen Volutengiebel, einen polygonalen Turm mit Haube sowie einen Söller mit einer Brüstung aus Maßwerk. Die Eingangsseite zur Zinzendorfstraße zeigt zwei Krüppelwalmgiebel und mehrere Vorbauten im Erdgeschoss.
Das Gebäude hat im Inneren eine zentrale Halle mit dem Treppenhaus.
Der umgebende Park gilt als Werk der Landschafts- und Gartengestaltung.
Geschichte
Bauherr des Hauses war der Chemiker Carl Kolbe (1855–1909), Generaldirektor der Chemischen Fabrik von Heyden. Die Ausführung der Maurerarbeiten übernahm das örtliche Baugeschäft Gebrüder Ziller. 1893 entstand, ebenfalls von Otto March entworfen, das dazugehörige Gärtnerhaus auf der nördlichen Straßenseite der Meißner Straße.
Ab 1932 lebte und arbeitete in dem ab da auch „Kohlmannsche Villa“ genannten Haus der Chirurg und Hauseigentümer Dr. Anton Johannes Kohlmann (1886–1949). Er war seit 1921 mit Brunhilde geb. Weich (1897–1984) verheiratet, sie hatten zwei Kinder. Nach 1933 durfte Kohlmann in seinem Haus weiter die Klinik betreiben, jedoch wurde es seiner Frau untersagt, die Praxis zu betreten, da die Ehe als „Mischehe“ mit einer jüdischen Ehefrau galt. Auch wenn Frau und Kinder aufgrund der damaligen Gesetze keinen Judenstern tragen mussten, wurde Brunhilde Kohlmann im März 1941 wegen der eingeführten Zwangsarbeitspflicht dazu gezwungen, in einer Kartonagenfabrik zu arbeiten, wohin sie nicht mit öffentlichen Verkehrsmittel fahren durfte. Ihrer beider Sohn kam 1944 mit 19 Jahren zur Zwangsarbeit. Johannes Kohlmann verstarb 1949 in Radebeul, seine Frau Brunhilde überlebte den Holocaust und starb 1984 in Altbach in Baden-Württemberg. [3]
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der Chirurg Schramm darin eine Klinik eingerichtet. Später waren dort ein Orthopäde und ein Heim für Behinderte untergebracht.[4]
2008 ist die sanierungsbedürftige Villa mit 66 Zimmern unbewohnt.
Literatur
- Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Stadt Radebeul. [Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen.] SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3
- Ingrid Lewek; Wolfgang Tarnowski: Juden in Radebeul 1933–1945. Erweiterte und überarbeitete Ausgabe. Große Kreisstadt Radebeul/ Stadtarchiv, Radebeul 2008. ISBN 978-3-938460-09-2
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Verzeichnis der Kulturdenkmale der Stadt Radebeul. Große Kreisstadt Radebeul, 17. April 2008, S. 27. Abgerufen am 4. Februar 2009. (PDF)
- ↑ Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Stadt Radebeul. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen, SAX-Verlag, Beucha 2007
- ↑ Ingrid Lewek; Wolfgang Tarnowski: Juden in Radebeul 1933–1945. Erweiterte und überarbeitete Ausgabe. Große Kreisstadt Radebeul/ Stadtarchiv, Radebeul 2008. S. 47 f.
- ↑ mündliche Auskunft der Zeitzeugin Müller
51.10083333333313.683888888889Koordinaten: 51° 6′ 3″ N, 13° 41′ 2″ O
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